Adema - Jean Mandel Fürth: Unterschied zwischen den Versionen
Keine Bearbeitungszusammenfassung |
K (→Siehe auch) |
||
Zeile 21: | Zeile 21: | ||
== Siehe auch == | == Siehe auch == | ||
* [[Jean | * [[Jean Mandel]] | ||
* [[Hirschenstraße 65]] | * [[Hirschenstraße 65]] | ||
Version vom 7. August 2018, 11:06 Uhr
Der 1911 in Fürth geborene Jean Mandel kam aus einer polnisch-jüdischen Familie, die bereits in Fürth die "Erste Fürther Lumpensortieranstalt" in der Lilienstraße 7 gegründet hatte. Gemeinsam mit seinem Bruder führte er den elterlichen Betrieb ab 1936 in Fürth weiter. Im Rahmen der sog. Polenaktion wurde die Familie Mandel am 28. Oktober 1938 nach Polen deportiert, das Geschäft in der Reichspogrommnacht 1938 zerstört bzw. verwüstet. Nach dem 2. Weltkrieg kam Jean Mandel als einer der ersten ehem. jüdischen Bürger der Stadt Fürth wieder aus der Vertreibung zurück, und baute das elterliche Geschäft wieder auf, sein ehem. Geschäftspartner und Bruder überlebte die Flucht nicht.
In den 1950er Jahren wandelte das Unternehmen sich zu einem Großhandels- und Exportfirma Jean Mandel - mit angegliedert die eigene Modemarke Adema - eine Wortschöpfung aus dem Anfangs- und Familiennamen der Ehefrau Adele Mandel. Die dafür notwendigen Stoffe kamen meist aus dem Ausland, z.B. aus der USA. Die Schnitte und Entwürfe wurden meist nach Zeichnungen von ihr vorgenommen. Die weitgereiste und weltgewandte Frau war Autodidaktin in dem Modefach, in dem sie eines Tages mit einem Zeichstift anfing auf Papier "verblüffend charmante Skizzen von Kleidern und Röcke" zu entwerfen. Nach eigenen Angaben brachte sie "farbenfrohe und beschwingte Modelle" nach Fürth und in alle Welt. Wem die Halsausschnitte zu gewagt erschienen, die häufig das Stamm-Mannequin Kathrin" dem Publikum präsentierte, hatte die Möglichkeit diesen mit einer feinen Spitzenstola zu verhüllen. Der seit vielen Jahren in Kanada lebende Sohn Louis Mandel erzählte gegenüber den Fürther Nachrichten: "Wir waren die ersten, die den Petticoat nach Fürth gebracht haben."
Ende der 1950er Jahre beschäftigte das Unternehmen 50 Angestellte in der Hirschenstraße 65, zusätzlich halfen etwa 200 Beschäftigte in sog. Kontaktbetrieben in der Umgebung bei der Fertigung der Modekreationen. Anfang der 1970er Jahre sanken die Umsätze, der Betrieb lief nicht mehr so gut, wie früher. Als 1974 Jean Mandel starb, entschloß sich die Ehefrau Adele Mandel den Betrieb zu schließen. Die drei Kinder, die als potentielle Nachfolger in Frage gekommen wären, waren allesamt inzwischen im Ausland, so dass diese Option offensichtlich nicht in Frage kam. Adele Mandel führte noch einige Jahre eine Stoffgroßhandel, ehe sie diese Betätigung - vermulich aus Altersgründen - ebenfalls aufgab. Die Fabrikräume wurden bis 2014 vermietet, zunächst an eine Messebaufirma, einem orthopädischen Schuhmacher sowie einem Fotostudio und Grafiker - allerdings verkaufte die Familie das Anwesen 2014 an die Nürnberger T&F Projektentwicklung GmbH, die nach einem Umbau das Gebäude zur Wohnnutzung vorgesehen hat.
Lokalberichterstattung
- Volker Dittmar: Ex-Textilfabrik: Bewohner befürchten noch mehr Ärger. In: Fürther Nachrichten vom 15. September 2016 - online abrufbar
- Volker Dittmar: Albtraum Eigenheim in der Fürther Hirschenstraße. In: Fürther Nachrichten vom 13. September 2016 - online abrufbar
- Claudia Ziob: Chic aus der Hirschenstraße kam ganz groß in Mode. In: Fürther Nachrichten vom 21. November 2013 - online abrufbar