Kronacher Bunker: Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 2. November 2021, 17:34 Uhr

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Der Kronacher Bunker am Laubenweg bzw. "Fanbunker" - im Hintergrund das Fußballstadion der Spielvereinigung, Dez. 2019
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Der Kronacher Bunker ist ein massiver Stahlbeton-Hochbunker aus der Zeit des Zweiten Weltkriegs. Er steht an der Kronacher Straße 22, im Einmündungsbereich des Laubenwegs und hätte 901 Personen Schutz bieten sollen. Erbaut wurde der Bunker während des 2. Weltkrieges von dem Architekturbüro Peringer und Rogler, das in Fürth eher für den Bau von Gebäuden im Jugendstil oder Klassizismus bekannt war. Zu vermuten wäre, dass das Architekturbüro diesen doch eher "ungewöhnlichen" Auftrag aufgrund der allgemein schwierigen wirtschaftlichen Lage während der Kriegszeit angenommen hat - und weniger aus Überzeugung bzw. gestalterischem Willen.

Beschreibung des Baudenkmals

Hochbunker, dreigeschossiger Eisenbetonbau mit hohem Walmdach, Treppenturmanbau im Westen, gewissermaßen als Kirchenbau getarnt, vom Städt. Hochbauamt Fürth, 1941/42, 1968/71 für Zivilschutz umgerüstet; mit Ausstattung.

Die Außenmauern sind ca. 2 Meter dick, die reine Nutzfläche beträgt 580 qm. Dabei wurden 9.435 Tonnen Beton verbaut, der umbaute Raum beträgt 5.650 Kubikmeter.

Im Erdgeschoss befinden sich folgende Räume:

  • Wasserversorgung
  • Stromversorgung - mit Dieseltank
  • Luftversorgung mit ABC-Filter und Sandfilter
  • Werkstätten
  • Bunkerwarträume und zwei Schleußen
  • 2 Lagerräume

Im Obergeschoss befinden sich:

  • Toiletten
  • Liege- und Sitzräume
  • Küchen- und Lagerräume
  • Sanitätsraum

Zusätzlich ist das Dachgeschoss über ein außenstehendes Treppenhaus erreichbar - das mit dem Innenbereich des Bunkers allerdings nicht verbunden ist.

Geschichte

Maßgeblich für die Standortfrage war meist das städtebauliche Umfeld eines Bunkers - bzw. die Anzahl der zu schützenden Personen. Im Bereich des Ronhofs gab es lediglich viele Einfamilienhäuser, die nur zum Teil unterkellert waren. Da für die Zivilbevölkerung primär der Schutzraum im eigenen Keller sein sollte, konnte diese Auflage für viele dort liegende Gebäude nicht erfüllt werden, sodass größere Raumeinheiten als Luftschutzraum zur Verfügung gestellt werden mussten.

Der Bunker in der Kronacher Straße wurde in der sog. II Welle der Bunkerbauten im Deutschen Reich errichtet. Die I. Welle - häufig auch benannt als "Führer-Sofortprogramm" - umfasste Bunkerbauten ab November 1940. Die Bunker aus dieser Zeit wurden meist noch unterirdisch angelegt. Nach den damals neusten Forschungsergebnissen, die im Wesentlichen an der Technischen Hochschule Braunschweig entstanden, wurden in der anschließenden II. Welle der Luftschutzbauten im Deutschen Reich meist nur noch oberirdisch gebaut. Wesentliche Erkenntnis der Forschungsergebnisse war u. a., dass oberirdische Luftschutzbauten deutlich günstiger in der Herstellung waren als unterirdische - und gegenüber Sprengbomben deutlich besser in ihrer Standhaftigkeit waren - da die Explosion bzw. Druckwelle im Freien deutlich besser entweichen konnte als bei unterirdischen Bauten. Die II. Welle begann somit in etwa ab Juli 1941 - und fiel damit auch in die Bauphase des Kronacher Bunkers, wie auch alle anderen Hochbunker im Stadtgebiet Fürths. Die Baumaßnahmen des Kronacher Bunkers fingen im Februar 1941 an, die Betonarbeiten waren bereits im September 1941 abgeschlossen, sodass der Bunker bereits im gleichen Monat als Provisorium genutzt werden konnte. Gegen Anfang 1942 war der Bunker laut Zeitzeugenaussagen bezugsfertig. Für diesen Bunker an der Kronacher Straße wurde auch eine Entbindungsstation des Nathanstiftes eingerichtet [1].

Die Außengestaltung des Bunkers waren anfänglich noch durch das Reichsluftfahrtministerium geprägt, dass eine städtebaulich angepasste Einbindung in die Umgebung verlangte. Allerdings sollte keine "Pseudo-Mittelalter"-Architektur errichtet werden, sondern eine dem Stil nach einer "Wehrhaftigkeit des Deutschen Volkes" entsprechen und den Kampfeswillen demonstrieren. Auch eine romantisch-ästhetisierende Lösung sollte nicht angestrebt werden, auch wenn der Kronacher Bunker diesem Vorbild doch relativ nahe kam. Auch Ziegelmauerverblendungen mit Dachpfannen oder eingedeckte Satteldächer mit vermeintlichen Lüftungsöffnungen oder Fensterrahmen oder Treppentürmen wurden zu Tarnzwecken angebracht. Der Aufbau eines kleinen Glockenturms - wie er z. B. am Kronacher Bunker zu sehen war - war ebenfalls keine Ausnahmeerscheinung, und sollte den Charakter einer Kirche darstellen. Da diese Maßnahmen zur Tarnung sehr aufwendig und zum Teil kostenintensiv waren, wurden die meisten Bunker ab Ende 1941 nur noch mit einem Tarnanstrich versehen.

Nutzung nach dem 2. Weltkrieg

Nach dem Ende des 2. Weltkrieges wurde der Bunker, wie viele andere Bunker im Stadtgebiet, zunächst als Notquartier für die Bevölkerung genutzt. In einigen Fällen dienten die Bunkeranlagen im Stadtgebiet auch als Lagerraum, oder im Fall des Schwandbunkers wurden hier gar Überlebende der KZs und Arbeitslager kurzzeitig einquartiert. Diese Art der Wohn- oder Lagernutzung stand im Widerspruch zu den gesetzlichen Vorgaben der Alliierten, die nach der sog. Entmilitarisierung Deutschlands eigentlich die vollständige Vernichtung der Bunker forderte. Der Beschluss der US-Militärregierung, diese Bunker unverzüglich nach Kriegsende zu sprengen, wurde zum Teil ausgesetzt auf Grund des massiven Wohnungsmangels in der Region, und erst Ende der 1940er Jahre in einigen Fällen umgesetzt. Der Kronacher Bunker blieb von dieser Beschlusslage jedoch verschont, so auch der Ronwaldbunker und der Schwandbunker.

Die örtliche Presse schrieb am 16. Oktober 1948, dass die Verhältnisse im Kronacher Bunker menschenunwürdig seien, da in dem Gebäude mehr als 50 Familien wohnen würden bzw. 166 Personen, davon 30 Kinder unter 14 Jahren. Diese Zellen, wie sie in den Nürnberger Nachrichten genannt wurden, waren damals von Flüchtlingen aus dem ehem. deutschen Reich - z. B. aus Böhmen und dem Sudetenland - bewohnt, die mit Sonderzügen nach Fürth gekommen waren. Erst im September 1950 konnte Vollzug gemeldet werden, in dem u. a. 14 freundliche Wohnungen in der Heilstättenstraße bezugsfertig den dort wohnenden Familien mit 70 Personen angeboten werden konnten. Während dieser Zeit sind auch 25 Fenster in die 2 Meter dicken Außenmauern gesprengt worden, damit Tageslicht in den Bunker eindringen konnte. Die Kosten von 12.000 DM wurden vom Bayer. Innenministerium übernommen. Während die Stadt Fürth 18.000 DM für die Instandsetzung und Einrichtung bereitstellen musste. Jede Wohnung, weiß getüncht, ist mit einem Herd, neuen elektrischen Leitungen und einem Spülklosett ausgestattet. Ein Wasseranschluss pro Stockwerk ist vorhanden. Als zentrale Heizung war ein Exhaustor im Keller mit dem Warmlufttransport in jede Wohnung im Einsatz. Im Sommer wurde mit dem gleichen Ventilator Frischluft in das Gebäude geblasen.

Weitgehend unbekannt ist, dass die zwei Kamine auf dem Dach des Bunkers sogenannte "Mimikry-Kamine" sind. Sie sind die Ummantelung von Mobilfunkantennen. Siehe auch Lokalberichterstattung von Volker Dittmar aus 2013

Kalter Krieg

Mit dem Einsetzen des sog. Kalten Krieges begann die nächste Phase des Kronacher Bunkers. Er wurde zwischen 1969 und 1971 als Atomschutzbunker umgebaut bzw. instand gesetzt. Hierzu wurden Überdruckventile eingebaut, die Schleusen verstärkt und mit neuen Türen versehen, ein Notstromaggregat installiert, sowie Sand- und Luftfilter eingebaut. Die Möblierung wurde weitestgehend ausgetauscht und die Innenräume neu gestrichen - der Bunker wurde für insgesamt 901 Personen geplant. Seit dieser Zeit unterstand der Bunker dem Zivilen Luft- und Katastrophenschutz des Bundes und wurde bis 2007 als Bunker betrieben. Erst 2007 wurde der Bunker aus der Zivilschutzbindung entlassen - und stand zunächst über die Bundesimmobilienverwaltung zum Kauf an. Da sich kein passender Käufer fand, entschied sich die Stadt zum Erwerb des Gebäudes samt Grundstück - zumal sich auf dem Grundstück eine Trafostation der Infra und ein Notwasserbrunnen der Stadt Fürth befand.

Seit Ende der 2000er Jahre steht der Bunker unter Denkmalschutz.

Fanbunker

Der Bunker wurde von der Stadt Fürth Anfang Dezember 2019 an die Sportfreunde Ronhof verpachtet. Die Sportfreunde werden künftig das Gebäude als Fanquartier mit Kneipen- und Lagerräumen nutzen. Hierzu werden in den Obergeschossen erneut Fenster aus den 2 Meter dicken Außenmauern herausgeschnitten, sodass erneut eine aktive Belüftung der Räumlichkeiten möglich sein wird.

Sonderführungen am 2. Jan. 2020

Im Erdgeschoss wird der Bunker größtenteils in seinem ursprünglichen Zustand bleiben und - in einer Kooperation mit dem Untergrund Fürth e. V. - als musealer Raum für Führungen und Ausstellung genutzt werden. Am 2. Januar 2020 wurde erstmals der Bunker für eine breite Öffentlichkeit durch den Verein Untergrund Fürth geöffnet. In mehreren Führungen konnten ganztägig weit über 400 Personen durch den Bunker geführt werden.

Sonstiges

Am Freitag, den 1. März 1946 fanden spielende Flüchtlingskinder im Alter von sechs bis dreizehn Jahren in der Nähe des Kronacher Bunkers einen Sprengkörper. Leider kam es im Verlauf der spielerischen Handlungen mit dem Sprengkörper zu einer Explosion, sodass drei Kinder, wovon zwei Geschwister waren, noch vor Ort verstarben. Fünf weitere Kinder erlitten schwere Splitterverletzungen am ganzen Körper.

Literatur

  • Renate Trautwein: "Heiße" Fürther Gschichtn, emwe Nürnberg, 2008, Seite 183 f.
  • Erich Hampe: Der Zivile Luftschutz im Zweiten Weltkrieg. Bernard & Graefe Verlag für Wehrwesen, Frankfurt am Main, 1963
  • Michael Foedrowitz: Bunkerwelten. Ch. Links Verlag, Berlin 1998, Auflage 2013

Lokalberichterstattung

  • Menschen, die sich nach Licht und Luft sehnen..., ein Besuch im Kronacher Bunker bei den Flüchtlingen des Sondertransportes A. In: Nürnberger Nachrichten, 16. Oktober 1948
  • Kronacher Bunker ist bezugsfertig, nicht nur asoziale Mieter, sondern auch besondere Notfälle sollen hier unterkommen. In: Fürther Nachrichten, 1. September 1950
  • mno: Ein Bunker für die Kleeblatt-Fans. In: Fürther Nachrichten vom 12. Dezember 2019, S. 31 (Druckausgabe) bzw. - online abrufbar
  • Alexander Pfaehler: Ein Vereinsheim wie kein anderes. In: Fürther Nachrichten vom 19. Dezember 2019 (Druckausgabe) bzw. Das planen die Sportfreunde Ronhof im Fürther Fanbunker. In: nordbayern.de vom 19. Dezember 2019 - online abrufbar
  • Alexander Pfaehler: Eine Jugend im Schatten des Bunkers. In: Fürther Nachrichten vom 20. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. Bewegte Geschichte: Zeitzeugin erzählt vom Fürther Fanbunker. In: nordbayern.de vom 20. Januar 2020 - online abrufbar
  • Martin Schano: Für den Fanbunker zählt jetzt jeder Euro. In: Fürther Nachrichten vom 10. August 2020 (Druckausgabe) bzw. Geldsorgen: Für den Fürther Fanbunker zählt jeder Euro. In: nordbayern.de vom 10. August 2020 - online abrufbar
  • Florian Rasp: Projekt Fanbunker im Endspurt. In: Fürther Nachrichten von 14. Oktober 2020 (Druckausgabe) bzw. Sportfreunde Ronhof: Endspurt für das Projekt Fanbunker. In: nordbayern.de vom 16. Oktober 2020 - online abrufbar
  • Volker Dittmar: Versteckten Strahlenquellen auf der Spur. In: Fürther Nachrichten vom 09. April 2013 - online abrufbar

Siehe auch

weitere, heute noch existierende Fürther Hochbunker, eine Auswahl:

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: "Das Nathanstift in der Tannenstraße" in: "Nathanstift und Frauenklinik in Fürth", 2010, Seite 44

Bilder

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