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Dr. '''Heinrich Brentano''' gab im Oktober [[1835]] die Eingabe zu einem weiterführenden allgemeinbildenden Privaterziehungsinstitut für Knaben christlicher und israelitischer Konfession in Fürth ab. Allerdings lehnte die Schulkommission eine religiös gemischte Schule ab. Sonderlich der evangelische Stadtpfarrer [[Friedrich Ludwig Hofmann]] schrieb seitenlange Stellungnahmen gegen Brentano <ref>Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 172 </ref>. Im März [[1836]] legte Brentano daraufhin einen Lehrplan vor, der sich auf jüdische Kinder beschränkte und daher eine Genehmigung erfuhr.</br> | Dr. '''Heinrich Brentano''' gab im Oktober [[1835]] die Eingabe zu einem weiterführenden allgemeinbildenden Privaterziehungsinstitut für Knaben christlicher und israelitischer Konfession in Fürth ab. Allerdings lehnte die Schulkommission eine religiös gemischte Schule ab. Sonderlich der evangelische Stadtpfarrer [[Friedrich Ludwig Hofmann]] schrieb seitenlange Stellungnahmen gegen Brentano <ref>Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 172 </ref>. Im März [[1836]] legte Brentano daraufhin einen Lehrplan vor, der sich auf jüdische Kinder beschränkte und daher eine Genehmigung erfuhr.</br> | ||
Als Unterrichtsfächer wurden in dieser Privatschule Religion, Sprachen (Deutsch, Latein, Französisch, Italienisch), Arithmetik, Mathematik, Geographie, Geschichte und Physik angeboten <ref>Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 173</ref>. Der Unterricht begann [[1836]] und wurde im November von 20 Schülern besucht. Der Ruf des Institutes mit einer freiheitlichen und fortschrittlichen Pädagogik verbreitete sich schnell, sodass Brentano [[1839]] auch eine Schule für jüdische Mädchen eröffnen wollte. Aufgrund einer ablehnenden Stellungnahme von Pfarrer [[Friedrich Ludwig Hofmann]] erhielt er aber dazu keine Genehmigung <ref>ebenda</ref> | Als Unterrichtsfächer wurden in dieser Privatschule Religion, Sprachen (Deutsch, Latein, Französisch, Italienisch), Arithmetik, Mathematik, Geographie, Geschichte und Physik angeboten <ref>Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 173</ref>. Der Unterricht begann [[1836]] und wurde im November von 20 Schülern besucht. Der Ruf des Institutes mit einer freiheitlichen und fortschrittlichen Pädagogik verbreitete sich schnell, sodass Brentano [[1839]] auch eine Schule für jüdische Mädchen eröffnen wollte. Aufgrund einer ablehnenden Stellungnahme von Pfarrer [[Friedrich Ludwig Hofmann]] erhielt er aber dazu keine Genehmigung <ref>ebenda</ref> | ||
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Ab [[1849]] erhielt Brentano die Berechtigung als "''Lehramtsverweser mit der Erteilung des Buchhaltungsunterrichts an der Handelsabteilung der Gewerbeschule''" und ab dem [[30. Juli]] [[1853]] erhielt er die Besoldungsgleichstellung mit seinen Lehrerkollegen, jedoch versagte man ihm weiterhin die Ernennung zum "''Lehrer''", aufgrund seines jüdischen Glaubens. Erst [[1863]] berief ihn die Königliche Regierung "''in Anerkennung seiner verdienstvollen Leistungen zum Lehrer für Deutsch, Buchhaltung, kaufmännisches Rechnen und Handelskunde''". Dies war erst durch die Gleichstellung der Juden in Bayern möglich. | Ab [[1849]] erhielt Brentano die Berechtigung als "''Lehramtsverweser mit der Erteilung des Buchhaltungsunterrichts an der Handelsabteilung der Gewerbeschule''" und ab dem [[30. Juli]] [[1853]] erhielt er die Besoldungsgleichstellung mit seinen Lehrerkollegen, jedoch versagte man ihm weiterhin die Ernennung zum "''Lehrer''", aufgrund seines jüdischen Glaubens. Erst [[1863]] berief ihn die Königliche Regierung "''in Anerkennung seiner verdienstvollen Leistungen zum Lehrer für Deutsch, Buchhaltung, kaufmännisches Rechnen und Handelskunde''". Dies war erst durch die Gleichstellung der Juden in Bayern möglich. | ||
Version vom 3. Dezember 2021, 18:50 Uhr
- Namenszusatz
- Dr.
- Vorname
- Heinrich
- Nachname
- Brentano
- Geschlecht
- männlich
- Todesdatum
- 14. Februar 1887
- Todesort
- München
- Beruf
- Lehrer
Dr. Heinrich Brentano (geb. [[]] [[]]; gest. 14. Februar 1887 in München) war von Beruf Lehrer und wurde 1863 als erster Lehrer in Bayern mit jüdischem Glauben seinen Kollegen gleichgestellt. Brentano wohnte in der Fürther Friedrichstraße [1].
Leben und Wirken
Dr. Heinrich Brentano gab im Oktober 1835 die Eingabe zu einem weiterführenden allgemeinbildenden Privaterziehungsinstitut für Knaben christlicher und israelitischer Konfession in Fürth ab. Allerdings lehnte die Schulkommission eine religiös gemischte Schule ab. Sonderlich der evangelische Stadtpfarrer Friedrich Ludwig Hofmann schrieb seitenlange Stellungnahmen gegen Brentano [2]. Im März 1836 legte Brentano daraufhin einen Lehrplan vor, der sich auf jüdische Kinder beschränkte und daher eine Genehmigung erfuhr.
Als Unterrichtsfächer wurden in dieser Privatschule Religion, Sprachen (Deutsch, Latein, Französisch, Italienisch), Arithmetik, Mathematik, Geographie, Geschichte und Physik angeboten [3]. Der Unterricht begann 1836 und wurde im November von 20 Schülern besucht. Der Ruf des Institutes mit einer freiheitlichen und fortschrittlichen Pädagogik verbreitete sich schnell, sodass Brentano 1839 auch eine Schule für jüdische Mädchen eröffnen wollte. Aufgrund einer ablehnenden Stellungnahme von Pfarrer Friedrich Ludwig Hofmann erhielt er aber dazu keine Genehmigung [4]
Ab 1849 erhielt Brentano die Berechtigung als "Lehramtsverweser mit der Erteilung des Buchhaltungsunterrichts an der Handelsabteilung der Gewerbeschule" und ab dem 30. Juli 1853 erhielt er die Besoldungsgleichstellung mit seinen Lehrerkollegen, jedoch versagte man ihm weiterhin die Ernennung zum "Lehrer", aufgrund seines jüdischen Glaubens. Erst 1863 berief ihn die Königliche Regierung "in Anerkennung seiner verdienstvollen Leistungen zum Lehrer für Deutsch, Buchhaltung, kaufmännisches Rechnen und Handelskunde". Dies war erst durch die Gleichstellung der Juden in Bayern möglich.
1865 wurde Brentano zum Rektor an der Gewerbeschule Fürth ernannt und damit zum ersten jüdischen Rektor einer staatlichen Schule in Bayern überhaupt. Unter der Leitung Brentanos gewann die Königliche Gewerbeschule hohes Ansehen, wie es aus einem Bericht des Rektors hervorgeht: "Bei den Schülern der Handelsabteilung (wirkte der Umstand mit), dass wegen des Rufes, dessen sich die hiesige Anstalt bei dem Handel treibenden Publikum zu erfreuen hat, viele Kaufleute, nicht nur hiesiger Stadt, sondern sogar ferne liegende auswärtige Plätze alle Mittel aufbieten, dieselben Lehrlinge zu erhalten, weil solche Häuser dadurch nicht nur brauchbare Hilfsarbeiter bekommen, sondern dabei auch häufig einen kostspieligen Commis ersparen...".
Auch die Regierung bestätigte Brentano mehrmals in diversen Schreiben seine Verdienste: "Mit Befriedigung wird festgestellt der gute Stand der Schule und das erfolgreiche Wirken ihres Vorstandes und des gesamten Lehrpersonals." - "Sogar französische Handelshäuser haben sich wiederholt an die Anstalt um Empfehlung von Lehrlingen gewendet. Dermalen befanden sich selbst in Paris zwei auf diese Weise von der Anstalt empfohlene Lehrlinge, die sogleich bei ihrem dortigen Eintritt ein Gehalt von 1200 Franken erhielten".
Nur einmal setzte sich Brentano über eine Anweisung der Regierung hinweg und bekam dafür sogar eine Rüge. Hintergrund dieses Vorfalls war eine Verschiebung des Schuljahresbeginns vom 1. November auf den 1. Oktober. Jedoch hatte die Regierung einen "Fürther Umstand" übersehen - nämlich den der Kirchweih in Fürth. So bezeichnete Brentano den Zeitpunkt als "äußerst ungelegen", da hier die "Kirchweih alle Fürther voll in ihren Bann ziehen". Die Regierung ließ sich davon nicht beeindrucken und blieb bei ihrer Auffassung, dass das Schuljahr zum 1. Oktober beginnt, wenn auch unter Protest des Fürther Rektors.
Leben in München
1868 schied Dr. Heinrich Brentano aus dem Staatsdienst aus und übernahm die Leitung der städtischen Handelsschule in München. Gegen Ende des Schuljahres 1874/1875 trat Brentano aus gesundheitlichen Gründen in den Ruhestand. Zwei Jahre später starb Brentano am 14. Februar 1887 in München.
Literatur
- Manfred Mümmler: Heinrich Brentano: "Erster jüdischer Rektor einer bayerischen Lehranstalt", in: Dichter, Denker, Demokraten, Emskirchen, 1991, S. 30 - 33
Werke
- Heinrich Brentano: Abécédaire. Französische Leseübungen für Kinder, nach Duponts Citolégie bearbeitet von Dr. Brentano, Vorstand einer Privat-Erziehungs-Anstalt für Knaben in Fürth. Fürth, 1848. - Online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Heinrich Brentano: Deutsche Grammatik und Stilübungen zunächst für Gewerb- und Realschulen, von Dr. Brentano, Lehrer an der kön. bayr. Gewerb- und Handelsschule in Fürth. I. Cursus. Fürth, J. Ludwig Schmid´s Buchhandlung. 1852. - Online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Blanqui, Brentano: "Briefe über die Welt-Industrie-Ausstellung in London" Aus dem Französischen von Dr. Brentano..., Fürth, J. Ludw. Schmid's Buchhandlung, 1852. - Online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Brentano: "Lehrbuch der Handelswissenschaft für Handelsanstalten... Erste Abtheilung." Fürth, J. Ludw. Schmid's Buchhandlung, 1853. - Online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Heinrich Brentano: "Die allgemeine deutsche Wechselordnung mit den gesetzlichen Modifikationen der einzelnen Staaten, nebst den neueren Gesetzen über kaufmännische Anweisungen." Fürth, J. Ludw. Schmid's Buchhandlung, 1856. - zum Online-Digitalisat der Bayerischen Staatsbibliothek
- Heinrich Brentano: Geschichtliche Momente der Nationalökonomie und Handelsproduktion, Fürth, J. Ludw. Schmid's Buchhandlung, 1849/50 - Online
Einzelnachweise
- ↑ laut Fürther Adressbuch von 1859, Seite 24 als Mieter bei dem Hopfenhändler Moriz Tuchmann, Friedrichstraße Nr. 312k, wo er als Dr., Professor an der kgl. Gewerbs- und Handelsschule u. Inhaber eines Knabenerziehungs-Instituts geführt wurde
- ↑ Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 172
- ↑ Barbara Ohm: Geschichte der Juden in Fürth. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Fürth, 2014, S. 173
- ↑ ebenda