Patrizier Bräu: Unterschied zwischen den Versionen

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* Koch/Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, [[1987]]
* Koch/Täubrich: [[Bier in Nürnberg-Fürth (Buch)|Bier in Nürnberg-Fürth]], Hugendubel, [[1987]]
* Stefan Städler-Ley: [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier]], G&S, 2021, 208 S.
* Stefan Städtler-Ley: [[Fürther Bier (Buch)|Fürther Bier]], G&S, 2021, 208 S.


==Siehe auch==
==Siehe auch==

Version vom 10. Januar 2022, 10:44 Uhr

Logo der Brauerei Patrizier AG

Die Patrizier AG wurde am 23. Februar 1972 gegründet und entwickelte sich durch die Zusammenlegung verschiedener bestehender Brauereien in ganz Nordbayern zu einem fränkischen Brauereiriesen. Den Zusammenschluss unternahm die Schickedanz-Gruppe gemeinsam mit der Bayerischen Hypotheken- und Wechselbank. Nach nur 22 Jahren (1994) wurde die Marke wieder vom Markt genommen. Inzwischen wird die Marke Patrizier durch die Brauerei Tucher wieder geführt, allerdings eher als Bier für den Export (neue Bundesländer) statt für den heimischen Markt.

Namensgebung

Der Name der neugeschaffenen Brauerei geht auf eine Biermarke der in ihr aufgegangen Brauerei Lederer, Nürnberg zurück.

Fürther Brauereien in der Patrizier

Werbung der Patrizier Bräu

In der Patrizier Bräu gingen ab Gründung die Brauerei Humbser-Geismann und die Brauerei Grüner auf, in letztere war die Schickedanz-Gruppe erst 1969 mit 25 % eingestiegen.[1] Bis 1974 produzierte die Patrizier Bräu AG weiterhin Biere unter den aufgekauften Namen, ab 1974 wurden die ersten Produkte unter den Namen "Patrizier" auf den Markt gebracht. So gab es ab 1974 die Marken: Patrizier Pils, Patrizier Edelweizen, Patrizier Bock und Patrizier Poculator. 1975 erlangte die Patrizier Bräu AG die Mehrheitsbeteiligung an der nächsten Fürther Traditionsbrauerei: der Bergbräu. Die Bergbräu behielt noch ihren Braustandort bis 1979. Am 30. September 1979 wurde der letzte Sud gekocht. Anschließend wurde die Brauerei geschlossen und die Marke vom Markt genommen.

Ab 1989 werden von der Patrizier Bräu AG alle kleinen Standorte geschlossen, lediglich die ehem. Humbser Brauerei in der Südstadt und die Brauerei in Zirndorf werden weiterhin als Braustätte genutzt. Der Ausstoß beträgt zu dieser Zeit etwa 800.000 Hektoliter Bier.

Übernahme, Verkauf und neuer Betrieb

Aussprache zum Verkauf der Patrizier Immobilien, 1991

Ab 1991 beginnt der "Ausverkauf" der Patrizier Bräu AG. Die ersten Brauereien, über 50 Fürther Gaststätten, Immobilien und Grundstücke wurden über Nacht an die Duisburger Firmengruppe Dieter Conle verkauft, mit der Konsequenz, dass die Pachtkosten sofort massiv anstiegen.[2] Der Verkauf schien so hektisch verlaufen zu sein, dass viele Mieter der Immobilien vom Verkauf überrascht wurden. Bei einigen Mietern gab es z.B. ab dem 1. Januar 1992 plötzlich keine Telefonanschlüsse mehr, da beim Verkauf vergessen wurde die Telekom zu informieren, so dass die Kosten nicht mehr abgebucht werden konnten.[3] Bedingt durch den Verkauf der Immobilien wurde von vielen Gaststätten- und Kneipenpächtern eilends eine Sondersitzung des Hotel- und Gaststättenverbandes im Café Fürst einberufen. Der Hotel- und Gaststättenverband versuchte den betroffenen Wirten mehr Informationen zu geben. 1994 erwarb der Münchner Brauerei-Unternehmer Dr. Hans Inselkammer die Aktienmehrheit, fusionierte mit der Nürnberger Tucher Bräu AG. Dr. Inselkammer gliederte die Tucher Bräu AG und Augsburger Hasen Bräu aus. Die Marke Patrizier wurde aufgegeben.

1999 eröffnete die Inselkammergruppe im Fürther Gewerbepark Süd ein neues Logistikzentrum, ab 2003 wurde die neue Abfüllanlage in Betrieb genommen. Das Bier wurde in der ehem. Humbser hergestellt, die Abfüllanlage stand aber im Gewerbepark. Beide Orte wurden mittels einer "Pipeline" verbunden.

2003 verkauft Dr. Inselkammer die Tucher Bräu AG an die Dortmunder Brau und Brunnen AG - die später nach dem Verkauf an den Oetker-Konzern in der Radeberger Gruppe mit aufging. 2008 wurde der Standort an der Schwabacher Straße aufgegeben und die Produktion vollständig in den Gewerbepark Süd verlegt. Hierzu nahm man 2008 das sog. "Zwei-Städte-Sudhaus" in Betrieb. Das Sudhaus steht unmittelbar auf der Stadtgrenze der beiden Städte Fürth und Nürnberg. Am 29. September 2011 wird eine alte Fürther Bier-Marke wieder eingeführt: das Grüner Bier - mit großem Erfolg.

Akzeptanz und Kritik

"Nieder mit Patrizier" - Erlanger Protestaufkleber.
"Fürth - Brauereifreie Stadt". Schuld daran war in den Augen vieler der Schritt zum Einheitsgiganten Patrizier. Postkarte von Peter Stutzmann 2011.

Nicht nur wegen der Schließungen der Grüner und Bergbräu 1979, sondern auch wegen der Tilgung aller traditionsreichen Fürther Biermarken genoss der Einheits-Braugigant in Fürth einen schlechten Ruf; galt als Symbol für die Konzentrationsbestrebungen im Braugewerbe und die zunehmende Identifikationslosigkeit der Unternehmen. In der Folge nahmen die Umsätze und die Absatzmengen stetig ab, bis zum Verkauf der Marke an die Tucher Bräu AG.

Da die meisten Bier-Abnahmeverträge der Wirtschaften von den alten Brauereien an Patrizier übergegangen waren, gerieten viele Wirtschaften in eine große Abhängigkeit - Wellen des Wirtschaftssterben fallen in die Patrizier-Ära.

Chronik der Brauerei

  • 1972: Gründung der Patrizier Bräu AG am 23. Februar 1972 unter Einbeziehung der Fürther Brauereien Humbser-Geismann und Grüner Bräu AG. Die Brauereien behalten ihre Firmennamen, Braustätten und Biermarken bei. Die Mitarbeiter werden von der neuen Gesellschaft übernommen und der Rohstoffeinkauf zentral geregelt. Die Aktienmehrheit trägt der Schickedanz-Konzern.
  • 1973: Der Bierausstoß der Patrizier Gruppe beläuft sich auf 1,43 Millionen Hektoliter.
  • 1974: Erste Produkte unter dem neuen Gruppennamen Patrizier kommen auf den Markt: „Patrizier Pils“, „Patrizier Edelweizen“, „Patrizier Bock“ und „Patrizier Poculator“. Schließung des Brauhauses Neumarkt, das schon seit 1946 zur Humbser Brauerei gehörte.
  • 1975: Mehrheitsbeteiligung der Patrizier an der Berg Bräu Fürth zum 1. Januar 1975. Patrizier schließt die Betriebsstätten Erichbräu und Henninger-Reifbräu in Erlangen. Die Marken werden fortan in Fürth gebraut. Der Bierausstoß der Gruppe beträgt 1,46 Millionen Hektoliter.
  • 1977: Schließung der Braustätten Kießling KG Georgensgmünd, Bamberger Hofbräu, Kummert in Schlicht und Grüner in Fürth. Die Marken werden in der Humbser Brauerei weitergebraut.
  • 1979: Letzter Sud der Berg Bräu Fürth am 30. September 1979, die Braustätte wird geschlossen, die Marke komplett vom Markt genommen.
  • 1980/1981: Gebraut wird noch in der Humbser Brauerei in Fürth, bei Lederer in Nürnberg, der Bürgerbräu in Würzburg sowie in der Abteilung Zirndorf. Einstellung der meisten Marken und Übergang zu einer Abfüllbezeichnung, zum Beispiel Patrizier Bräu, Braustätte Würzburg.
  • 1985: Der Ausstoß sinkt erstmalig unter eine Million Hektoliter.
  • 1987: Wiedereinführung der Marke Lederer und Aufwertung der Marke Zirndorfer.
  • 1989: Stilllegung der Braustätten in Nürnberg und Würzburg. Gebraut wird nur noch in der Humbser Brauerei und in Zirndorf (807.304 Hektoliter).
  • 1991: Verkauf der brauereieigenen Gaststätten an die Conle Immobilienverwaltung. Nur 20 Objekte werden gehalten.
  • 1994: Dr. Hans Inselkammer kauft die 97%ige Beteiligung der Schickedanz-Gruppe an der Patrizier Bräu AG sowie, ein halbes Jahr später, die Tucher Bräu in Nürnberg.
  • 1996: Zusammenlegung der beiden Brauereien unter dem Namen Tucher Bräu Nürnberg/Fürth Brauereibetriebsgesellschaft. Braustätten bestehen in Fürth, Zirndorf und am Schillerplatz in Nürnberg.

Sonstiges

  • Obwohl die Patrizier Bräu bereits 1994 in der Tucher Bräu AG aufging und als Marke auf dem Markt verschwand, war sie noch von 1994 bis 1996 Trikotsponsor der SpVgg Fürth - der letzte vor dem Beitritt der Fußballabteilung des TSV Vestenbergsgreuth.
  • Ein bekannter Werbespruch der Brauerei lautete: "Patrizier Bräu - das tanken wir Franken"

Literatur

Siehe auch

Weblinks

  • Lederer in der Patrizier Bräu AG - Wikipedia

Einzelnachweise

  1. Felix Geismann: Brauwesen in Fürth - Die Geschichte der Brauerei Geismann, 2008
  2. Harald Ehm: Die Lichter im "Volksgarten" gehen aus. In: Fürther Nachrichten vom 4. August 2013 - online abrufbar
  3. Matthias Boll: Wasserhausmusik mit kritischen Zwischentönen - Fürth vor 25 Jahren. In: Fürther Nachrichten vom 6. Januar 2017, S. 34

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