Marx Oppenheimer: Unterschied zwischen den Versionen

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Im Jahr [[1855]] hatte Mayer Selbing, der Bruder von Sarah Grünauer, den ''Sabbath-Ofen'' von Grünauer übernommen und bot fortan seine Dienste der jüdischen Gemeinde an <ref>siehe dazu die Anzeige im [[Fürther Tagblatt]] vom 8.2.1855. Auch der Onkel von Marx Oppenheimer übernahm die Werbemaßnahme mit dem ''Schiffzwieback'' für Amerika-Auswanderer.</ref>
Im Jahr [[1855]] hatte Mayer Selbing, der Bruder von Sarah Grünauer, den ''Sabbath-Ofen'' von Grünauer übernommen und bot fortan seine Dienste der jüdischen Gemeinde an <ref>siehe dazu die Anzeige im [[Fürther Tagblatt]] vom 8.2.1855. Auch der Onkel von Marx Oppenheimer übernahm die Werbemaßnahme mit dem ''Schiffzwieback'' für Amerika-Auswanderer.</ref>


[[1846]] erklärte Marx Oppenheimer, dass er bereits im vergangenen Jahr auf Maschinen-Matzen umgestellt hatte. Diese offerierte er dann auch in den Folgejahren.
[[1846]] erklärte Marx Oppenheimer, dass er bereits im vergangenen Jahr auf Maschinen-Matzen umgestellt hatte. Diese offerierte er dann folglich in den Folgejahren.
Seinen Aktionsradius hatte er auch erweitert. So inserierte Oppenheimer auch im „Bamberger Tagblatt“ vom 20. Januar 1847 mit: „Briefe und Gelder werden franco erbeten“.
Seinen Aktionsradius hatte er auch erweitert. So inserierte Oppenheimer auch im „Bamberger Tagblatt“ vom 20. Januar 1847 mit: „Briefe und Gelder werden franco erbeten“.



Version vom 5. August 2023, 10:08 Uhr

Marx (Mordechai) Oppenheimer (geb. 27. März 1807 in Fürth; gest. 11. November 1870 in Fürth), Sohn des Hirschel Oppenheimer und dessen Ehefrau Sara, geb. Ullmann, war von Beruf Bäcker und Matzenbäcker, später auch Wirt. Er war verheiratet mit Jeanette, geb. Löwenstein (geb 14. Januar 1819 in Fürth; gest. 28. August 1878 in Fürth) mit der er u.a. die Söhne Hermann Hirsch Oppenheimer (1837 - 1874) und Leo Oppenheimer (geb. 24 August 1848; gest. 11 September 1914) hatte [1].


Leben

Marx Oppenheimer macht sich als Matzenbeck selbständig; Fürther Tagblatt 23.1.1841
Oppenheimer stellt auf Maschinen um; Fürther Tagblatt 18.2.1846

Der Matzenbeck von Fürth

Marx Oppenheimer war Zögling im israelitischen Waisenhaus [2]. Dies dürfte irgendwann nach dem Tod des Vaters Hirschel Oppenheimer am 30. Dezember 1808 erfolgt sein, bei dem das Kind Marx Oppenheimer gerade einmal ein Jahr alt war. Die Mutter heiratete erneut: Gumperz Grünauer [3]. Grünauer war damit Marx Oppenheimers Stiefvater. Bei ihm stieg Marx Oppenheimer in die Matzenbäckerei ein, die sich im sog. Doktorshof, Königstraße 68, befand [4].

Mit 33 Jahren machte sich Marx Oppenheimer selbständig und bot selber seit dem 8. März 1841 Matzen in Fürth an. Seine Bäckerei befand sich in der Königstraße 120 (nach der Hausnummernrevision Königstraße 93, seit 2018 damit auf dem Grund des Neubaus vom Jüdischen Museum Fürth [5]). Die Matzenbäckerei Grünauer bestand aber zu diesem Zeitpunkt ebenso. Damit existierten in Fürth zwei Matzenbäckereien. Als im Jahr 1844 Gumperz Grünauer starb, führte die Witwe Sarah Grünauer (verwitwete Oppenheimer, geborene Ullmann - also die Mutter von Marx Oppenheimer) nicht nur die Garküche, sondern auch die Bäckerei fort und gab dies in einer Anzeige im Fürther Tagblatt vom 19. November 1844 [6] ihren Kunden bekannt. Bereits 1849 stellte Grünauer die Matzenbäckerei auf Maschinen um [7]. Sarah Grünauer scheint noch bis 1854 im Geschäft gewesen zu sein und pries zuletzt ihren Matzen auch als Reiseproviant für Amerika-Auswanderer (Schiffzwieback) an.
Im Jahr 1855 hatte Mayer Selbing, der Bruder von Sarah Grünauer, den Sabbath-Ofen von Grünauer übernommen und bot fortan seine Dienste der jüdischen Gemeinde an [8]

1846 erklärte Marx Oppenheimer, dass er bereits im vergangenen Jahr auf Maschinen-Matzen umgestellt hatte. Diese offerierte er dann folglich in den Folgejahren. Seinen Aktionsradius hatte er auch erweitert. So inserierte Oppenheimer auch im „Bamberger Tagblatt“ vom 20. Januar 1847 mit: „Briefe und Gelder werden franco erbeten“.

Nach dem Tode Marx Oppenheimers führte seine Witwe die Matzenbäckerei - erstmalig mit Anzeige in der Fürther Abendzeitung vom 11.3.1871 bis zu ihrem Tode 1878 fort. Dabei musste sie sich gegen Konkurrenz wehren [9]. Weitere Anbieter auf dem Fürther "Matzenmarkt" waren nun Rosenbusch und Wechsler.
Unterstützung hatte die Witwe von Marx Oppenheimer von dessen Sohn aus erster Ehe: Hermann Hirsch Oppenheimer (1837 - 1874). Dieser war beruflich in die Fußspuren seines Vaters getreten. Als auch er gestorben war übernahm Therese Oppenheimer, eine Schwiegertochter von Marx Oppenheimer und eben Ehefrau von Hermann Hirsch Oppenheimer, den Betrieb.

Marx Oppenheimers israelitische Restauration in Bad Streitberg

Zweites Standbein: Die Sommer-Restauration in Bad Streitberg

Im Sommer 1868 begann Marx Oppenheimer in der Sommersaison einen israelitischen Restaurationsbetrieb in Bad Streitberg zu errichten. Hintergrund dafür dürfte die Tatsache gewesen sein, dass er die normale Brotbäckerei mangels Kundschaft aufgeben musste, da er von den orthodoxen Juden Fürths gemieden wurde [10]. Das Restaurationsangebot tat er durch Annoncen in den Zeitschriften "Der Israelit" vom 20. Mai 1868 und "Allgemeinen Zeitung des Judentums" vom 26. Mai 1868 kund. Dabei sicherte er den Besuchern feine Küche und prompte Bedienung zu, in den Folgejahren auch noch hübsch eingerichtete Zimmer.

Im Staatsarchiv Bamberg befindet sich in den archivierten Unterlagen des Bezirksamts/Landratsamts Ebermannstadt unter der Aktenrubrik "Konzession für Gaststätten- und Beherbergungsgewerbe" eine Schankerlaubnis für Marx Oppenheimer, Streitberg (1868) [11].

Die Witwe Jeanette führte in Fürth nicht nur die Matzenbäckerei weiter, sondern auch den sommerlichen Restaurationsbetrieb in Bad Streitberg. Dafür gab sie nun auch Inserate in Bamberger Tagblatt [12] auf.

Der Restaurationsbetrieb von Marx Oppenheimer dürfte auch die Ursache für die Beziehung von Ignaz Bing und Streitberg gewesen sein.

Der Fürther Matzenstreit

Die Auseinandersetzung 1849

Die erste Runde im Fürther Matzenstreit 1849 hatte ihren Ausgangspunkt auf finanziellem Gebiet. Das ursprüngliche Monopol der koscheren Mehlbeschaffung eines Institutes des israelischen Vereins schien gefährdet, wenn die Bäcker unter Umgehung dieses Institutes selbst für entsprechendes Mehl sorgten. Damit wäre nicht nur der Preis gefährdet, sondern auch die Sicherstellung rituell geeigneten Mehles [13].

Die Auseinandersetzung 1870

Replik zum Matzenstreit in Fürther Nachrichten 16.1. 1870
Anschuldigungen in der Zeitschrift: Der Israelit

In der zweiten Runde 1870 wurde die Spaltung innerhalb der jüdischen Gemeinde in Fürth offensichtlicher. Diese war ja bereits bei der Schulfrage deutlich geworden. Hintergrund war wohl die Auseinandersetzung mit dem liberalen Rabbiner Isaak Loewi und der „neologischen“ („Neologie“ = griechisch für „neue Lehre“) Cultusverwaltung.
In einem längeren Beitrag im Fürther Tagblatt wurde Stellung bezogen zu Verdächtigungen gegenüber der Fleischscharre und der Matzenbäckerei in Fürth. Anlass zur der Auseinandersetzung [14] gab besonders ein Artikel in der Nummer 1, 1870 in dem in Mainz erscheinenden Organ der Orthodoxie Der ISRAELIT:

... daß die Bäckerei im Allgemeinen und die Matzenbäckerei ins Besondere von einem Juden dahier so gehandhabt wird, daß man diesem nicht zutrauen kann, daß bei Ersterer die nöthigen Ceremonialvorschriften beobachtet werden, und daß bei der Matzenbäckerei die nöthige Aufsicht fehlt. „Wer nun – fügt jener Korrespondent bei – bei dem Backen seiner Matzen nicht zugegen sein kann, muß sie sich von Auswärts schicken lassen.“ Liegt die Perfidie schon darin, daß jener Korrespondent wider besseres Wissen sich den Anschein gibt, als würde die Brod- und Matzenbäckerei von ein und derselben Person betrieben, so liefert einen Maßstab für den Jesuitismus und Heuchelei die Klage, daß man hier kein Brod, nach den Ceremonialvorschriften gebacken, haben kann, die Thatsache: daß gerade jener ältere Bäcker (gemeint ist hier Marx Oppenheimer) der jetzt die Matzenbäckerei allein betreibt, schon vor ein paar Jahren die Brodbäckerei aufgeben mußte, weil trotzdem dieser allen Anforderungen der strengsten Religiösität Genüge leistete, von all´ den Frommen auch nicht Einer war, der seinen vollen Bedarf von demselben bezogen hätte.

Wer aber glauben würde, daß man sich damit begnügte, jenen Mann ohne die geringste Veranlassung durch einen verläumderischen Artikel in dem Organ der jüdischen Orthodoxie in dessen Nahrungsstande zu schädigen, der würde sich sehr irren. Statt ihren Mitbürger, dan all´die Frommen hier als einen charaktervollen, konsequent religiösen Mann kennen, gegen jenen Verläumder, wie es ihre Schuldigkeit gewesen wäre, in Schutz zu nehmen, wurde dieser Bäcker vor ein Vehmgericht der „Frommen“ geladen, wo ihm die Zumuthung gemacht wurde, daß, wenn er von nun an nicht unter extraordinärer Aufsicht seine Matzen backe, sie ihm die Kundschaft entziehen würden.

Umsonst erinnerte sie der Bäcker daran, daß sie sich mit einer solchen Handlungsweise selbst in´s schlechte Licht stellen würden, da sie doch so lange Zeit ohne Bedürfniß einer besonderen Aufsicht die Matzen von ihm bezogen haben. Vergebens machte der Bäcker sie darauf aufmerksam, daß er als Sachverständiger und als streng religiöser Mann, wie sie ihn doch anerkennen, viel mehr Garantie für die vorgeschriebene Zubereitung, als eine bezahlte, der nöthigen Sachkenntniß entbehrende Person biete. Umsonst stellte derselbe ihnen die Proposition, wie doch ohnehin jeder beim Backen selbst dabei sein könne, er sich verbindlich mache, wenn sie zusammen in einer Woche die Matzen bezögen, er vom Anfang bis zum Ende zugegen bleiben wolle. Alles vergebens! Er müsse eine Aufsichtsperson die ganze Dauer der Arbeitszeit, die er (der Bäcker) mit der Kleinigkeit von 50 Preußenthalern zu honorieren habe, anstellen, und erst wenn er dies zugesagt, wolle man ihm den namen jener Person bezeichnen, die man in petto habe (denn dies komme, wie der „Hauptmann“ sich ausdrückte, erst im zweiten Theile). Als nun der Bäcker, wie sich von selbst versteht, die Unterordnung unter die Botmäßigkeit zurückwies, machten sie alsbald ihre Drohung zur Wahrheit. Aber man begnügte sich nicht damit, daß ein Theil die schon gemachten Bestellungen wieder zurücknahm, man sendete sogar eine Deputation von Haus zu Haus, um die Leute zu veranlassen, keine Bestellungen bei dem Bäcker zu machen, beziehungsweise wieder zurückzunehmen, und ging sogar so weit, hiezu Personen aufzufordern, denen vermöge ihrer sonstigen religiösen Lebensweise die ganze Sache gewiß höchst gleichgiltig war.

Ein solches Gebahren richtet sich selbst! Es ist dies um so schändlicher einem sechzigjährigen Mann und Familienvater gegenüber, der, wie all´ den Leuten bekannt ist, von seiner frühesten Kindheit an mit eiserner Consequenz und unerschütterlicher Überzeugungstreue an seinen streng religiösen Glaubensansichten festgehalten hat und trotz aller bitteren Erfahrungen festhalten wird, und der für seine Überzeugungen, mit Hintansetzung aller Privatinteressen, schon große und bedeutende Opfer gebracht hat. Aber, wie alles Böse auch immer etwas Gutes mit sich bringt, so hat auch dieser Vorfall zugleich klar gelegt, daß das Häuflein der Fanatiker hier ein verhältnismäßig kleines ist, indem der größte Theil der wirklich Frommen nach wie vor ihren Bedarf von Matzen von jenem Bäcker beziehen.

Es ist damit auch offen dargethan, in welchen Zustand die hiesige isrelitische Gemeinde kommen würde, wenn die Herrschaft in die Hände von Leuten gelangen würde, die, wie der Korrespondent im "ISRAELIT" aus lauter Fanatismus, eine Trennung innerhalb der Gemeindeglieder provociren …


Marx Oppenheimer reagierte selber auch mit einer Entgegnung, die in der Zeitschrift des Israeliten am 19. Januar 1870 abgedruckt wurde. Allerdings erntete er in der nächsten Ausgabe sofort eine erneute Gegenrede. Darin wird deutlich, dass es dem Schreiber um einen Angriff auf die derzeitige Fürther Gemeinde (ףהלה) geht, die ihre Matzenbäckerei (םצות-Bäckerei) nicht entsprechend überwacht. Dies erscheint als weiterer Baustein im Streit [15] zwischen Orthodoxen und Liberalen in Fürth, zu dem nun Marx Oppenheimer mit der Matzenbäckerei auch herhalten muss.

Siehe auch


Einzelnachweise

  1. sämtliche genealogischen Angaben nach "GENi" zu "Mordechai Marx Oppenheimer" - online GENi und nach - online ancestry. Sein Enkelsohn Josef Oppenheimer kam zum Ende des Ersten Weltkrieges 1918 im Alter von 23 Jahren ums Leben.
  2. siehe Gisela Naomi Blume Gisela „Die Israelitische Waisenanstalt Fürth“, in: Fürther Geschichtsblätter 3/2010, Seite 63
  3. siehe dazu - online GENi zu Sara Oppenheimer
  4. vgl. mit Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu Königstraße 68, sowie den Fürther Adressbüchern von 1836 und 1850. Damals noch unter der Nummer 37,I und danach unter der Nummer Königstraße 34. Siehe dazu auch die Anzeige im Fürther Tagblatt vom 21.4. 1848 - online verfügbar
  5. siehe als Beleg die Annonce im Fürther Tagblatt vom 1. Mai 1870, sowie die Angaben von Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940 zu Königstraße 93 und dem Fürther Adressbuch von 1860, Seite 33
  6. siehe die Anzeige weiter unten bei der Rubrik "Bilder"
  7. vgl Annoce in Fürther Tagblatt vom 13.2.1849
  8. siehe dazu die Anzeige im Fürther Tagblatt vom 8.2.1855. Auch der Onkel von Marx Oppenheimer übernahm die Werbemaßnahme mit dem Schiffzwieback für Amerika-Auswanderer.
  9. siehe Fränkischer Kurier vom 9.11.1871 - online verfügbar
  10. vgl. dazu den Artikel beim "Fürther Matzenstreit" in Fürther Tagblatt vom 16. Januar 1870. Zu diesem Zeitpunkt war Oppenheimer 60 Jahre alt, wie auch im Artikel zum Matzenstreit zu lesen.
  11. nach Auskunft vom 16. Februar 2021 - siehe alemania judaica - online verfügbar. Von den etwa 25 Seiten sind dort drei Seiten abgebildet.
  12. so z.B. am 21.4.1877 - online verfügbar
  13. vgl. dazu die Artikel „Matzenmehl betreffend“ in Fürther Nachrichten vom 14. Februar 1849 und die Erwiderung von Marx Oppenheimer „Briefkasten-Revue“ in Fürther Nachrichten vom 24. Februar 1849
  14. erschienen im Fürther Tagblatt vom 16. Januar 1870. Der Artikel wendet sich gegen die „Jeremiade“ und der „Unfehlbarkeit jüdischer Päpste“ und die Skepsis der „sogenannten Frommen“ die unsicher sind, dass in Fürth die derzeitige Cultusverwaltung in der Lage ist, den jüdische Ritus recht zu bewahren.
  15. so z.B. auch im Schulwesen, bei den liturgischen Gottesdienstgestaltungen, dem Umbau der Haupt-Synagoge, der Fleischscharre etc. pp.

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