Kapitulation von Fürth: Unterschied zwischen den Versionen

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Die US Division drang über die heutige [[Hardhöhe]] und [[Schwand]] kampflos am Vormittag des [[18. April]] [[1945]] in das Stadtgebiet ein und gelangte über die [[Billinganlage]], bei nur geringem Widerstand, über die Reste der verbarrikadierten [[Maxbrücke]] vor bis zur [[Königstraße]], während die weitere US-Panzer über die noch verbliebenen Reste der Ludwigsbrücke Richtung Stadt einwärts fuhren. Kampfkommandant [[Georg Flierl]], der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied die Truppen bis Abends aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls Fürth kampflos zu übergeben, hatte nach eigenen Angaben verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf Kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich dran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine Widerstandsgruppe bewusst die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "''... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>. Am [[19. April]] [[1945]] verläßt um 4 Uhr Früh der Kampfkommandant den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzt sich Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wird er schließlich gefangen genommen.
Die US Division drang über die heutige [[Hardhöhe]] und [[Schwand]] kampflos am Vormittag des [[18. April]] [[1945]] in das Stadtgebiet ein und gelangte über die [[Billinganlage]], bei nur geringem Widerstand, über die Reste der verbarrikadierten [[Maxbrücke]] vor bis zur [[Königstraße]], während die weitere US-Panzer über die noch verbliebenen Reste der Ludwigsbrücke Richtung Stadt einwärts fuhren. Kampfkommandant [[Georg Flierl]], der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied die Truppen bis Abends aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls Fürth kampflos zu übergeben, hatte nach eigenen Angaben verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf Kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich dran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine Widerstandsgruppe bewusst die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "''... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können.''"<ref>Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.</ref>. Am [[19. April]] [[1945]] verläßt um 4 Uhr Früh der Kampfkommandant den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzt sich Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wird er schließlich gefangen genommen.
== Fürth - die Bronx von Nürnberg ==
Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliiertensicht die "''letzte große Aufgabe''". Die 3. US Infanteriedivision schrieb [[1945]]: "''The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison''"<ref>Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg</ref>. Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der "fünf Städte des Führers". Sie war ideologisch als "''Stadt der Reichsparteitage''" bekannt und bot jährlich der Wehrmacht für spektakuläre Auftritte eine dankbare Kulisse. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "''principal breeding ground of Nazism''" oder als "''shrine of Nazism''"<ref>NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.</ref>.
Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am [[20. April]] [[1945]] - wurde als psychologisch Kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, das durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine "Alpenfestung" entstehen könnte, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solches spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US Infanterie Divison deklarierte Fürth wie folgt: "''The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City.''"<ref>Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantary Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84</ref>.
Auch aus Sicht des Stellv. NS-Gauleiters Karl Holz spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth als "''westliches Fort''" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die Rednitz sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden<ref>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.</ref>. In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom 12. April 1945 hin, in dem er sagte, dass alle Städte Stein für Stein zu verteidigen sein, sozusagen in einem Zentimeterkrieg<ref>Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33</ref>. Gleichzeitig ermahnte Holz den anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. Bürgermeister Dr. [[Karl Häupler]] und die Stadtspitze, dass falls ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen. Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei<ref>Fußnotentext hier einfügen>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.</ref>.


== Die letzte Phase des Krieges ==
== Die letzte Phase des Krieges ==

Version vom 22. April 2014, 00:10 Uhr

Kapitulationsschreiben vom 19. April 1945

Die Kapitulation von Fürth erfolgte am Sonntag, den 19. April 1945 gegen 11 Uhr am Vormittag. Lange Zeit wurde in Fürth wenig bis gar nicht darüber berichtet. Die Quellenlage schien am Anfang noch etwas schwierig, da die städtischen Behörden viele Akten in den letzten Kriegstagen bewusst vernichtet hatten. Zusätzlich gibt es kaum eine Dokumentation der Deutschen Truppen, da diese in dem Chaos der letzten Kriegstage kaum noch stattfand[1]. Ein weiterer Grund des "Schweigens" war sicherlich auch darin begründet, dass die "Täter", Parteimitglieder und Nazis nach wie vor in Fürth lebten, und wenig bis kein Interesse an einer Aufarbeitung "ihrer Geschichte" hatten. Während Gerhard Pfeiffer, der Direktor des Stadtarchives in Nürnberg, immerhin 10 Jahre nach Kriegsende bemüht war strukturiert die Geschichte der Kapitulation in Nürnberg aufzuarbeiten, war in Fürth eher "Funkstille" um das Thema. Auch hier mag der Verdacht naheliegen, dass der Fürther Archivleiter Adolf Schwammberger als ehemaliges NSDAP Mitglied wenig Interesse an einer echten Aufarbeitung haben konnte. In seiner 1967 erschienen Stadt-Chronik "Fürth A-Z" sucht man zumindest vergeblich nach dem 2. Weltkrieg. Dieser hat scheinbar laut Adolf Schwammberger entweder in Fürth nicht stattgefunden, oder war aus "seiner Sicht" kaum eine Erwähnung wert.

Die ersten Zeitungsberichte erschienen 1955 in den Fürther Nachrichten, doch es dauerte über 20 Jahre, bis der erste Versuch einer umfangreicheren Geschichtsdarstellung zum Thema "Kapitulation von Fürth 1945" erfolgte. Der Fürther Chronist Gottlieb Wunschel veröffentlichte in den Fürther Heimatblätter 1/1965 seinen Bericht zu diesem Thema. Wunschel hatte während des 2. Weltkrieges ein Tagebuch geführt, dass er nun als Aufsatz um die Geschehnisse des 19. April 1945 veröffentlichte. In der Folge erschienen verschiedene Artikel in den Fürther Nachrichten, bis Dr. Manfred Mümmler 1995 das Buch "Fürth 1933 - 1945" veröffentlichte, in dem das Thema erstmalig umfangreicher beleuchtet wurde. Im gleichen Jahr erschien auch von der DGB-Geschichtswerkstatt Fürth im Städtebilder Verlag eine Zusammenfassung der Ereignisse aus dem Jahr 1945. Weitere umfangreiche Publikationen über das Wirken der NSDAP in Fürth und über die Kriegsgeschehnisse speziell bis zur Kapitulation am 19. April 1945 sind bis dato nicht erschienen, mit Ausnahme einiger Bildbände aus dem Städtebilder Verlag und Schriften in den Fürther Heimatblätter.

Fürth - die Bronx von Nürnberg

Vormarsch der US Streitkräfte am 19. April 1945, hier in der Gustavstraße

Die meiste Literatur zu den Kriegsgeschehnissen in Fürth findet man in den Aufzeichnungen der Kampfhandlungen um die Stadt Nürnberg. Die Eroberung Nürnbergs war aus Alliiertensicht die "letzte große Aufgabe" vor Kriegsende. Die 3. US Infanteriedivision schrieb 1945: "The Battle of Nuernberg was the Marne Division´s last great test of World War II. Still the Victory at Nuernberg ranks as one of the best in the combat history of the divison"[2]. Nürnberg war neben Berlin, München, Hamburg und Linz eine der "fünf Städte des Führers". Sie war ideologisch als "Stadt der Reichsparteitage" bekannt und bot jährlich der Wehrmacht für spektakuläre Auftritte eine dankbare Kulisse. In den amerikanischen Aufzeichnungen ist deshalb von Nürnberg häufig nur die Rede als "principal breeding ground of Nazism" oder als "shrine of Nazism"[3].

Anordnung des Komm. Gauleiters Holz, vom 12. April 1945

Eine schnelle Einnahme der Stadt Nürnberg - noch dazu an Hitlers 56. Geburtstag am 20. April 1945 - wurde als psychologisch Kriegswichtig eingestuft. Zusätzlich hatte die US-Armeeführung die Befürchtung, das durch den Rückzug wesentlicher Teile der deutschen Truppen in den südlichen Raum Bayerns eine "Alpenfestung" entstehen könnte, die ein schnelles Kriegsende zum Scheitern bringen könnte. Die Stadt Fürth als solches spielte deshalb in diesem Szenario keine gewichtige Rolle. Die 42. US Infanterie Divison deklarierte Fürth wie folgt: "The city of Furth, which normally has a population of about 100.000 adjoins Nurnberg and is as much a part of it as is the Bronx a part of New York City."[4].

Auch aus Sicht des Stellv. NS-Gauleiters Karl Holz spielte Fürth keine bedeutende Rolle. Vielmehr sollte Fürth als "westliches Fort" für die Stadt der Reichsparteitage herhalten. Die Rednitz sollte die erste starke Befestigungslinie Nürnbergs werden[5]. In einem Gespräch Mitte April wies der Gauführer auf den letzten Führerbefehl vom 12. April 1945 hin, in dem er sagte, dass alle Städte Stein für Stein zu verteidigen sein, sozusagen in einem Zentimeterkrieg[6]. Gleichzeitig ermahnte Holz den anwesenden "hohen Herren" - gemeint war wohl der komm. Bürgermeister Dr. Karl Häupler und die Stadtspitze, dass falls ihr Widerstandswille wankend werde, jeder Untergebene das Recht hätte diese hohen Herren zu erschießen. Holz gab deshalb nochmal ausdrücklich den Befehl, dass Fürth niemals zur freien Stadt erklärt werden darf, sondern bis zum letzten Meter zu verteidigen sei[7].

Die letzte Phase des Krieges

Das Abzeichen der 42. Inf. Div. Rainbow

Am 7. März 1945 erreichten die Alliierten südlich von Bonn in Remagen den Rhein, so dass sie direkt am Rhein einen Brückenkopf errichten konnten. Mit der "Operation Plunder" trat am 23. März 1945 die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am 1. April 1945 der sog. Ruhrkessel geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen[8]. Auch die 42. Infanterie Division "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquert hier am 31. März 1945 den Rhein[9]. In der Folge wird die 42. Division Rainbow am 1. April 1945 Wertheim am Main einnehmen, dann vom 2. bis zum 6. April 1945 Würzburg und anschließend vom 9. bis zum 12. April 1945 Schweinfurt. Nach Fürth und Nürnberg führte der Krieg die 42. Infanterie noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg[10].

Vorbereitung auf die Kampfhandlungen

Der Einmarsch der US Streitkräfte in Fürth im April 1945

Im März 1945 wurde ein Verteidigungsplan für Mittelfranken aufgestellt, in der u.a. die Stadt Fürth gem. dem Stellv. Gauleiter Karl Holz als vorgelagerter Verteidigungsring für die Stadt der Reichsparteitage um jeden Preis gehalten werden sollte. Diese Haltung unterstrich er zuletzt nochmals in einer der letzten Ausgaben der Nordbayrischen Zeitung - Fürther Anzeiger vom 14./15. April 1945: "Karl Holz: Für die Ehre und Freiheit zu kämpfen ist niemals eine aussichtslose Sache". Er wird weiter mit den Worten zitiert: "Ich bin Reichsverteidigungskommissar, nicht Reichsunterwerfungskommissar"[11]. Nur kurze Zeit später, wirft Holz den gesamten Verteidigungsplan über den Haufen. Die vorgeschobenen Verteidigungslinien sollen aufgegeben werden, stattdessen soll in den Städten "bis zum letzten Stein gekämpft werden."[12]

Anfang April 1945 wurde alle Mütter mit Kleinkindern aufgerufen die Stadt Fürth zu verlassen bzw. sich in weniger gefährdete Gebiete zu begeben. Allerdings konnte keine Behörde den Müttern mitteilen, welches diese Gebiete sind - und wie sie dann ggfls. dahin kommen würden. Die politische Kreisleitung und der Kampfkommandant Major Georg Flierl hatte als Anlaufstelle eine militärische Stadtkommandantur in der Sahlmannvilla am Bahnhofsplatz 4 errichtet. Ebenfalls zu den Verteidigungsvorbereitungen zählte es, die bestehenden Brücken in Fürth zu sprengen, um die Alliierten an einem weiteren Vorkommen zu hindern. Hierzu wurden folgende Brücken gesprengt[13]:

Als Letztes wurde der Turm der Alten Veste am 17. April 1945 gegen 14.30 Uhr gesprengt. Das Wahrzeichen sollte den Feinden nicht als Aussichtsposten in die Hände fallen. Alles Maßnahmen, die sich anschließend als völlig sinnlos bzw. im Kriegskontext als völlig bedeutungslos herausstellten.

Zuvor wurden im November 1944 alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum Volkssturm eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung die Schanzarbeiten verrichten, z.B. durch Errichten von Panzersperren durch gefällte Bäume. Am 15. März 1945 musste ein Großteil des Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April 1945 in Kriegsgefangenschaft gerieten[14]. Die Stadtverteidigung ging nun auf den noch verbliebenen Männern und Kindern über. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile der Luftwaffenfeldregiments 21 zur Verteidigung von Fürth vorgesehen.

Die letzten Kriegstage in Fürth

Skizze über die US Armee, Stand 17. April 1945

Am 13. April 1945 wird der gesamte Bahnverkehr einstellt und das noch vorhandene "rollende Material" wird weggeschafft. Das Ernährungsamt lässt am Samstag, den 14. April 1945 noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation läuft allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden kann. Nachdem am 16. April 1945 Erlangen kapituliert hatte[15], machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt wird - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wird dieses Gerücht, als am Mittwoch, den 18. April 1945 um 1 Uhr Früh die Kommandobefehlsstelle in der Sahlmannvilla und der Bunker Ecke Bahnhofplatz und Gebhardtstraße von den Führungsstäben geräumt wird. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und der Panzeralarm ertönte gegen Mittag am 17. April 1945. Der Fürther Anzeiger als Sprachorgan der NSDAP kann diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - sie erschien vor Kriegsende am 16. April 1945 letztmalig.

Verlauf der Kampflinie vom 17. bis 20. April 1945

Die 42. Infanterie Division "Rainbow" rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatten sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn und in Cadolzburg. Am 17. April 1945 gelang es Ihnen sich bis an den Stadtrand heranzurücken und Burgfarrnbach, Stadeln, Ronhof und Poppenreuth einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie außer einer Flugabwehrkanone (Flak) nur noch ein Panzerabwehrkanone (Pak) an der Ludwigsbrücke zur Verfügung stand[16]. Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am 18. April 1945. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.

Die US Division drang über die heutige Hardhöhe und Schwand kampflos am Vormittag des 18. April 1945 in das Stadtgebiet ein und gelangte über die Billinganlage, bei nur geringem Widerstand, über die Reste der verbarrikadierten Maxbrücke vor bis zur Königstraße, während die weitere US-Panzer über die noch verbliebenen Reste der Ludwigsbrücke Richtung Stadt einwärts fuhren. Kampfkommandant Georg Flierl, der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied die Truppen bis Abends aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls Fürth kampflos zu übergeben, hatte nach eigenen Angaben verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf Kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich dran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine Widerstandsgruppe bewusst die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können."[17]. Am 19. April 1945 verläßt um 4 Uhr Früh der Kampfkommandant den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzt sich Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wird er schließlich gefangen genommen.

Die letzte Phase des Krieges

Am 7. März 1945 erreichten die Alliierten südlich von Bonn in Remagen den Rhein, so dass sie direkt am Rhein einen Brückenkopf errichten konnten. Mit der "Operation Plunder" trat am 23. März 1945 die letzte Phase des Krieges ein. Die britischen, amerikanischen und kanadischen Truppen überquerten den Rhein, so dass am 1. April 1945 der sog. Ruhrkessel geschlossen werden konnte. Spätestens ab diesem Zeitpunkt war der Krieg im Westen militärisch gesehen für das Deutsche Reich nicht mehr zu gewinnen[18]. Auch die 42. Infanterie Division "Rainbow" vom XXI. Corps der 7. US Armee, die später Fürth einnehmen wird, überquert hier am 31. März 1945 den Rhein[19]. In der Folge wird die 42. Division Rainbow am 1. April 1945 Wertheim am Main einnehmen, dann vom 2. bis zum 6. April 1945 Würzburg und anschließend vom 9. bis zum 12. April 1945 Schweinfurt. Nach Fürth und Nürnberg führte der Krieg die 42. Infaterie noch nach Donauwörth, Dachau, München und Salzburg[20].

Vorbereitung auf die Kampfhandlungen

Im März 1945 wurde ein Verteidigungsplan für Mittelfranken aufgestellt, in der u.a. die Stadt Fürth gem. dem Stellv. Gauleiter Karl Holz als vorgelagerter Verteidigungsring für die Stadt der Reichsparteitage um jeden Preis gehalten werden sollte. Diese Haltung unterstich er zuletzt nochmals in einer der letzten Ausgaben der Nordbayrischen Zeitung - Fürther Anzeiger vom 14./15. April 1945: "Karl Holz: Für die Ehre und Freiheit zu kämpfen ist niemals eine aussichtslose Sache". Er wird weiter mit den Worten zittiert: "Ich bin Reichsverteidigungskommissar, nicht Reichsunterwerfungskommissar"[21]. Nur kurze Zeit später, Anfang April, wirft Holz den gesamten Verteidiungsplan über den Haufen. Die vorgeschobenen Verteidigungslinien sollen aufgegeben werden, stattdessen soll in den Städten "bis zum letzten Stein gekämpft werden."[22]

Anfang April 1945 wurde alle Mütter mit Kleinkindern aufgerufen die Stadt Fürth zu verlassen bzw. sich in weniger gefährdete Gebiete zu begeben. Allerdings konnte keine Behörde den Müttern mitteilen, welches diese Gebiete sind - und wie sie dann ggfls. dahin kommen würden. Die politische Kreisleitung mit Major Flierl als Leiter hatte als Anlaufstelle eine militärische Stadtkommandantur in der Sahlmannvilla am Bahnhofsplatz 4 errichtet. Ebenfalls zu den Verteidigungsvorbereitungen zählte es, die bestehenden Brücken in Fürth zu sprengen, um die Alliierten an einem weiteren Vorkommen zu hindern. Hierzu wurden folgende Brücken gesprengt:

  • Alter Fromüllersteg - Sprengung am 12. April 1945 gegen 15 Uhr
  • Alte Dambacher Brücke - Sprengung am 12. April 1945 gegen 16 Uhr
  • Karlsteg, Engelhardsteg, Friedhofsteg, Hardsteg und Käppnersteg - Sprengung zwischen 13. und 16. April 1945
  • Neue Dambacher Brücke - Sprengung am 17. April 1945 um 14 Uhr
  • Ein Bogen der Siebenbogen Brücke, Teile der Max- und Ludwigsbrücke - Sprengung am 17. April 1945 Nachmittag

Als Letztes wurde der Turm der Alten Veste am 17. April 1945 gegen 14.30 Uhr gesprengt. Das Wahrzeichen sollte den Feinden nicht als Aussichtsposten in die Hände fallen. Alles Maßnahmen, die sich anschließend als völlig sinnlos bzw. im Kriegskontext als völlig bedeutungslos herausstellten.

Zuvor wurden im November 1944 alle nicht mehr wehrpflichtigen Männer bis 60 Jahre zum Volkssturm eingezogen. Diese mussten neben der Gefangenenbewachung die Schanzarbeiten verrichten, z.B. durch Errichten von Panzersperren durch gefällte Bäume. Am 15. März 1945 musste ein Großteil des Volkssturms die Militärgefangenen in Richtung München abtransportieren, wo sie Ende April 1945 in Kriegsgefangenschaft gerieten[23]. Die Stadtverteidigung ging nun auf den noch verbliebenen Männern und Kindern über. Darüber hinaus waren noch Teile des Regiments 38 der 17. SS-Panzergrenadierdivision "Götz von Berlichingen" und Teile der Luftwaffenfeldregiments 21 zur Verteidigung von Fürth vorgesehen.

Die letzten Kriegstage in Fürth

Bekanntmachung der Kapitulationsbedingungen

Am 13. April 1945 wird der gesamte Bahnverkehr einstellt und das noch vorhandene "rollende Material" wird weggeschafft. Das Ernährungsamt läßt am Samstag, den 14. April 1945 noch Gefrierfleisch und Butter verteilen. Die Organisation läuft allerdings so chaotisch, dass nur ein Teil der Bevölkerung mit der Ware bedacht werden kann. Nachdem am 16. April 1945 Erlangen kapituliert hatte[24], machten sich zunehmend mehr Gerüchte breit, dass Fürth nicht verteidigt wird - trotz anderslautender Propaganda. Genährt wird dieses Gerücht, als am Mittwoch, den 18. April 1945 um 1 Uhr Früh die Kommandobefehlsstelle in der Sahlmann-Villa und der Bunker Ecke Bahnhofplatz und Gebhardtstraße von den Führungsstäben geräumt wird. Zuvor war der Feind schon an den Stadtgrenzen gesehen worden, und der Panzeralarm war am 17. April 1945 gegen Mittag ertönt. Die Fürther Nachrichten als Sprachorgan der NSDAP kann diesen Gerüchten nichts mehr entgegenstellen - sie erschien vor Kriegsende am 16. April 1945 letztmalig.

Die 42. Infanterie Division "Rainbow" rückte vom Stadtwesten heran. Zuvor hatten sie zum Teil erbitterte Kämpfe hinter sich bei Neuhof a. d. Zenn und in Cadolzburg. Am 17. April 1945 gelang es Ihnen sich bis an den Stadtrand heranzurücken und Burgfarrnbach, Stadeln, Ronhof und Poppenreuth einzunehmen. Eine Gegenwehr war kaum noch möglich, da als Artillerie außer einer Flugabwehrkanone (Flak) nur noch ein Panzerabwehrkanone (Pak) an der Ludwigsbrücke zur Verfügung stand[25]. Noch am gleichen Tag setzte der Beschuss der amerikanischen Artillerie ein und endete erst am 18. April 1945. Es entstanden zahlreiche Zerstörungen und Brände im gesamten Stadtgebiet, die allerdings im Vergleich zu den letzten Luftangriffen eher gering ausfielen.

Die US Division drangen über die heutige Hardhöhe und Schwand kampflos am Vormittag des 18. April 1945 in das Stadtgebiet ein und gelangen über die Billinganlage, bei nur geringem Widerstand, über die Reste der verbarrikadierten Maxbrücke vor bis zur Königstraße, während die Panzer über die noch verbliebenen Reste der Ludwigsbrücke Richtung Stadt einwärts fuhren. Kampfkommandant Georg Flierl, der zu diesem Zeitpunkt die Truppen in Fürth führte, entschied die Truppen bis Abends aus Fürth abzuziehen. Die Entscheidung Flierls Fürth kampflos zu übergeben, hatte verschiedene Gründe. Zum einen gelang es Flierl nicht mehr mit dem Nürnberger Kampfkommandanten Oberst Wolf kontakt aufzunehmen, um weitere Befehle in Empfang nehmen zu können. Dies lag vermutlich dran, wie sich Jahre später herausstellen sollte, dass eine Widerstandsgruppe bewußt die Telefondrähte sabotiert hatte. Zum anderen sah Flierl keine militärische Chance mehr Fürth zu verteidigen. In einem Interview gab er später hierzu an: "... ob die reale Möglichkeit bestand, Fürth zu diesem Zeitpunkt und unter den neuen Umständen zu verteidigen, ist damals und heute grundsätzlich mit "Nein" zu beantworten ... Deshalb betrachtete ich die ganze Position von Fürth als einen besseren Gefechtsvorposten und ich machte auch nach der Unterstellung unter Oberst Wolf daraus keinen Hehl, der ziemlich hartnäckig befahl, um jeden Preis die Stadt zu halten. Daher entschloss ich mich, Fürth in dem Augenblick zu räumen, wo der Kampfauftrag erfüllt war. Nämlich in dem Sinne amerikanische Streitkräfte möglichst lange und so zu binden und zahlreich zu binden, um den zurückgehenden Teilen der Heeresgruppe West die Zeit und Luft zu geben, um hinter der Donau die nächste Festung errichten zu können."[26].

Ganz kampflos, wie Flierl es später darstellen wollte, hat er jedoch Fürth nicht aufgegeben. Am 18. April 1945 gegen 16 Uhr, ordnete er noch einen letzten Gegenangriff an, bei dem sein Oberleutnant Jakobs verwundet wurde. Auf beiden Seiten gab es verwundete und Tote unter den Truppen, aber auch in der Zivilbevölkerung. Am 19. April 1945 verläßt um 4 Uhr Früh der Kampfkommandant den Gefechtsstand im Bahnhofsbunker und setzt sich Richtung seiner Bataillone nach Nürnberg ab. In Schweinau wird er schließlich gefangen genommen. Der letzte Gegenstoß von Kampfkommandant Flierl hatte für Fürth nur zur Folge, dass ein verstärkter Beschuss der Stadt durch die US Streitkräfte folgte und die kommenden Übergabeverhandlungen am nächsten Vormittag außerordentlich erschwert wurden[27].

Kapitulation am 19. April 1945

Noch am Morgen des 19. April 1945 wird die Stadt beschossen. Eilig wurde ein US-Gefechtsstand in der Rednitzstraße 4 aufgestanden, neben den Resten der Maxbrücke[28]. Der amerikanische Major vom 3. Bataillon des 222. Infanterie Regiements fordert förmlich die Stadt Fürth zur bedingungslosen Kapitulation auf. Doch tags zuvor wurde der frühere Sozialdemokrat Hans Teichmann in seiner Wohnung in der Cadolzburger Straße zu einem Gespräch mit dem amerikanischen Major gebeten. In der Aussprache bekam er die Anweisung alle Bewohner südlich der Würzburger Straße, rund 2500 Männer, Frauen und Kinder auf Umwegen zur Fabrik Bachmann, von Blumenthal an der Würzburger Straße zu bringen. Wieso die Wahl auf Ihn viel, läßt sich aus heutiger Sicht nicht beantworten, ebenfalls der Umstand, dass die US Alliierten ihm am 19. April 1945 den Bürgermeisterposten der Stadt Fürth anboten. Teichmann jedenfalls - soviel ist überliefert - lehnte dankend ab[29].

Gegen 7 Uhr trafen sich im Rathaus der Komm. Oberbürgermeister Dr. Häupler mit seinen noch verbliebenen Referenten zur Lagebesprechung. Die Alliierten Streitkräfte waren inzwischen schon bis zum Obstmarkt vorgedrungen. Dort standen auch inzwischen mehrere Hundert Fürther, und beobachteten scheinbar den Ausgang der Situation. Unter den Neugieren war auch ein 70-jähriger Rentner namens Friedrich Froschauer, der nach dem Krieg in der Hardstraße 12/I wohnte. Froschauer schilderte das Gesehene wie folgt:

"Am Donnerstag, 19. April 1945, waren ich und einige Hundert andere Personen schon in aller Frühe auf der Stadtseite der Maxbrücke postiert, um zu sehen, wie sich die Dinge abspielen. Plötzlich kam ein amerikanischer Soldat auf mich zu und frug mich auf deutsch, ob ich wisse, wo der Oberbürgermeister von Fürth wohne. Als ich das bejahte, forderte er mich auf, mit ihm zum amerikanischen Major zu gehen; es passiere mir nichts. Das tat ich. Beim Major angekommen, gab dieser mir einen Zettel und sagte, ich möge diesen Zettel dem Oberbürgermeister überbringen, lesen lassen und ihm den Zettel wieder bringen.... Im Rathaus angekommen, frug ich nach dem Sitzungssaal. Man wies mich dorthin und ich trat ein. Den Oberbürgermeister kannte ich persönlich nicht. Ich ging deshalb auf den mir bekannten Stadtkämmerer Schwiening zu, gab ihm den Zettel und sagte, diesen Zettel soll ich im Auftrag des amerikanischen Majors dem Oberbürgermeister geben... Stadtkämmerer Schwiening las den Zettel und wandte sich sofort an einen Herren und sagte: Herr Oberbürgermeister, lesen Sie bitte und gehen Sie doch gleich mit dem Überbringer dieses Zettels zu dem amerikanischen Major. Der Oberbürgermeister ging dann auch sofort mit mir und einem Sanitäter (Hr. Hühnlein), den ich nicht kannte, aus dem Rathaus hinaus in Richtung Maxbrücke... Bei der Maxbrücke angekommen, ging ich zu dem amerikanischen Major, gab ihm den Zettel zurück und sagte, der Oberbürgermeister ist auch dabei. Der Herr Major bedankte sich und ich ging wieder hinaus."[30]

Der Sanitätshauptführer Hühnlein von der Sanitätskolonie Fürth schildert in Ergänzung:

"... Nach Eintritt in das Zimmer stellte sich Dr. Häupler als Oberbürgermeister der Stadt Fürth vor, worauf man ihm einen Stuhl anbot, den Dr. Häupler dankend ablehnte. Der amerikanische Kommandant eröffnete dann die Aussprache, die englisch erfolgte und welcher der mit anwesende Dolmetscher übersetzte. Der amerikanische Kommandant verlangte die bedingungslose Übergabe der Stadt. Hierauf gab Oberbürgermeister Dr. Häupler dem Sinne nach folgende Erklärung ab: Meine Herren! Ich stehe hier als deutscher Mann und als Oberbürgermeister. Sie wissen, was mir bevorsteht, wenn ich den Befehl zur Hissung der weißen Fahne gebe. Was aus mir und meiner Familie wird, brauche ich nicht weiter zu sagen, nachdem ich nichtwaffentragender SS-Mann bin. Daraufhin klopfte ihm der amerikanische Kommandant auf die Schulter und sagte, sie stehen unter amerikanischem Schutz. Nun zog der Kommandant seine Uhr und sagte: Jetzt ist es 10 Uhr 20 Minuten. In einer Stunde erwarte ich eine bestimmte Antwort. Lautet diese ablehnend, werde ich die Beschießung von Fürth befehlen und außerdem noch Flieger anfordern, die schon nachmittags eintreffen und dann Fürth dem Erdboden gleich machen werden. Darauf befiel Dr. Häupler ein kleiner Schwächeanfall, der aber bald wieder vorüber war. Dr. Häupler bat dann um Schonung der Stadt und seiner Bevölkerung...Hierauf verließen Dr. Häupler, ich und der Obmann für die Fürther Militärlazarette [31] den Verhandlungsraum udn begaben uns zurück zum Rathaus... Im Rathaus angekommen unterrichtete Dr. Häupler seine auf ihn wartenden Referenten von der Übergabe der Stadt und veranlaßte sie, die inzwischen vorgefahrenen amerikanischen Autos zu besteigen und die Bevölkerung von der erfolgten Übergabe zu verständigen. Innerhalb einer halben Stunde war der Auftrag ausgeführt." [32]

Abweichend von den beiden Aussagen, die sich in der Wunschel Chronik wiederfinden, gibt es noch einen weiteren Augenzeugenbericht, der die Geschnisse in einem etwas anderen Licht darstellt. Gemeint ist jener Obmann der Fürther Militärlazarette: Dr. Fritz Gastreich. Er schildert die Dinge in einem Schreiben vom 20. Februar 1952 an den Chefredakteur des 8-Uhr-Blattes[33] Dr. Wilsmann wie folgt, wobei Dr. Gastreich bemüht war, seinen Namen stets aus dem Geschehen rauszuhalten:

Die Übergabeverhandlungen waren äußerst schwierig, fanden auch nicht an der Maxbrücke, sondern in einem Haus der Weiherstraße statt. Anwesend war außer Dr. Häupler, der von einem Sanitäter begleitet wurde, eine "maßgebende Person der Stadt" - so beschreibt er sich. Der Häupler war auf Veranlassung der Letzteren (also ihn) durch eine Zivilperson vom Rathaus dorthin gebeten worden. Dieser Unbekannte war noch durch andere Aufgaben kurz aufgehalten, bevor er zu den Übergabeverhandlungen eilen - und was leider nötig geworden war - eingreifen konnte... Die Übergabeverhandlungen waren tatsächlich ins Stocken geraten wegen der verlangten Hissung von weißen Fahnen und den übrigen Forderungen des Amerikaners. Nun erklärte Dr. Gastreich dem amerikanischen Major, weshalb der Oberbürgermeister keine weißen Fahnen hissen wollte[34]. Gastreich beruhigte den Oberbürgermeister, zum Erstaunen des amerikanischen Kommandanten, dass er sich erlaubte, in dessen Anwesenheit als Hauptperson so frei zu reden. Zum Kommandanten sagte Gastreich, überlassen Sie mir die Frage der Hissung von Fahnen, da er wußte, dass sein Mitstreiter Josef Gleixner bereits mit der Fahne für´s Rathaus unterwegs war. Dr. Gastreich gab dem Oberbürgermeister einen Stoß und sagte zu ihm: Nun verkünden Sie ihre Bedingungen, worauf er in seiner Ängstlichkeit wegen Sippenhaft die Antwort gab: Sie sind ja bekannter als ich. Gastreich vereinbarte dann, im offenen Wagen die Stadt abzufahren, um die Bevölkerung zu verständigen.[35]

Am Donnerstag Nachmittag wehten in den Straßen Fürths überall weiße Fahnen. Auch auf dem Rathausturm war eine riesige weiße Fahne zu sehen, die die Widerstandsgruppe "Obst" & "Doktor" bereits im Vorfeld angefertigt hatten. Der Nürnberger Flaksender kommentierte die Kapitulation Fürths wie folgt: "Fürth hat schmachvoll kapituliert. Nürnberg hält sich. Es wird von Erlangen und Erlegenstegen angegriffen. Die Schmach der Stadt Fürth wird für alle Zeiten in die Geschichte eingehen."[36]

Am Nachmittag den 19. April 1945 übergab Dr. Gastreich den US Streitkräften eine Liste der Fürther Nationalsozialisten, darunter auch Hans Sandreuter und Link, die Dr. Häupler noch nach der Einnahme der Stadt Fürth zu schützen versuchte, in dem er sie am Nachmittag des 19. April 1945 erneut als Stadtrat in die Übergangsregierung eingesetzt hatte[37]. Es folgte u.a. die Verhaftung der beiden Herren und die endgültige Absetzung des Bürgermeisters Dr. Häupler. Häupler kam ebenfalls in Haft und verstarb am 21. Juni 1945 an einer Lungenentzündung in Haft. Er hatte zuvor vergeblich versucht sich mit einem damals bekannten Schlafmittel namens Veronal das Leben zu nehmen.

Widerstandsgruppe Obst & Doktor

Literatur

  • Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantary Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946
  • Hrsg. DGB Geschichtswerkstatt Fürth: Fürth 1945. Städtebilder Verlag Fürth 1995
  • Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008
  • Hrsg. Fürther Geschichtswerkstatt Fürth: Kriegsjahre in Fürth 1939 - 1945. Städtebilder Verlag Fürth 2002
  • Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995
  • Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe
  • Dr. Manfred Mümmler: Fürth. 1933 - 1945. Verlag Maria Mümmler, Emskirchen, 1995
  • Fritz Nadler: Ich sah wie Nürnberg unterging. Verlag Edelmann Nürnberg, 1959
  • Hans Woller: Gesellschaft und Politik in der amerikanischen Besatzungszone - Die Region Ansbach und Fürth. R. Oldenbourg Verlag München, 1986
  • Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965

Einzelnachweis

  1. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 1
  2. Minthorn: The Fall of Nuernberg, US-Marne Museum Würzburg
  3. NatA Wash, Record-Group 407, 45th Inf. Division Operation Report April 1945, 16. April 1945, S. 45 f.
  4. Lt. Hugh C. Daly: 42nd "Rainbow" Infantary Division - A combat History of World War II, Army and Navy Publishing Company, Louisiana, 1946, S. 84
  5. Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 88 f.
  6. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 33
  7. Fußnotentext hier einfügen>Erhard Mossack: Die letzten Tage von Nürnberg - Nach einem Tatsachenbericht, Antiquariat Buchhandlung Verlag Deuerlein, Nürnberg, ohne Jahresangabe, S. 89 f.
  8. Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr Wikipedia
  9. Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr Wikipedia
  10. Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr Wikipedia
  11. Nordbayerische Zeitung / Fürther Anzeiger - Einzige Tageszeitung in Fürth / Amtliches Organ der NSDAP und aller Behörden, 14./ 15. April 1945/ Nr. 26, S. 1
  12. W. Wolkenstörfer: Kapitulation vormittags um elf. In: Fürther Nachrichten vom 18. April 1970.
  13. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8 f.
  14. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8
  15. Anmerkung: Der Komm. Oberbürgermeiser Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittags.
  16. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255
  17. Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.
  18. Wikipedia: Zweiter Weltkrieg: Westfront 1944/45, abgerufen 21. April 2014 / 12.33 Uhr Wikipedia
  19. Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 12.30 Uhr Wikipedia
  20. Wikipedia: 42nd Infantry Division (United States), abgerufen 21. April 2014 / 15.22 Uhr Wikipedia
  21. Nordbayerische Zeitung / Fürther Anzeiger - Einzige Tageszeitung in Fürth / Amtliches Organ der NSDAP und aller Behörden, 14./ 15. April 1945/ Nr. 26, S. 1
  22. W. Wolkenstörfer: Kapitulation vormittags um elf. In: Fürther Nachrichten vom 18. April 1970.
  23. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 8
  24. Anmerkung: Der Komm. Oberbürgermeiser Dr. Herbert Ohly und der Kampfkommandant Oberstleutnant Werner Lorleberg übergaben an der Spardorfer Straße den näherrückenden Streitkräften die Stadt gegen Mittags.
  25. Karl Kunze: Kriegsende in Franken und der Kampf um Nürnberg im April 1945. Nürnberger Forschungen Band 28, Selbstverlag Stadt Nürnberg, 1995, S. 255
  26. Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.
  27. Schreiben Dr. Gastreich an das 8-Uhr-Blatt vom 20. Februar 1950 wegen mehrfach falscher Darstellung der letzten Kriegstage in Fürth in der Presse. In: Der Widerstand gegen das NS Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, von dem Stadthistoriker Peter Frank, Skript vom 4. November 2008
  28. Anmerkung: Das Gebäude viel der Sanierung des Gänsbergviertels zum Opfer. Es befand sich auf der Höhe des ehem. Gasthofes Zum goldenen Hirsch, Königstraße 5.
  29. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 11
  30. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 13 f.
  31. Anmerkung: Es handelte sich hierbei um Dr. Fritz Gastreich, der inzwischen dazu gekommen war und eine zentrale Rolle bei der Kapitulation von Fürth im verborgenen gespielt hatte
  32. Gottlieb Wunschel: Die Kapitulation von Fürth am 19. April 1945. Fürther Heimatblätter, 1/1965, S. 15 f.
  33. Anmerkung: Das 8-Uhr-Blatt brachte eine Reihe von Augenzeugenberichten zu den lezten Kriegstagen in Fürth und Nünberg. Das 8-Uhr-Blatt war die spätere Abendzeitung Nürnberg, die 2012 eingestellt wurde.
  34. Anmerkung: Aus Angst vor der Sippenhaft seiner Familie, die im süddeutschen Raum untergekommen war, fürchtete er die Rache des NS - Regime für seinen Verrat, durch die Kapitulation.
  35. Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 3
  36. Klaus Tiefel: Mannesmut vor Königsthorn. Gespräch mit dem ehemaligen Kampfkommandanten von Fürth Georg Flierl, 1975/1991, S. 1 f.
  37. Peter Frank: Der Widerstand gegen das NS-Regime und das Kriegsende 1945 in Fürth, Skript, Nov. 2008, S. 4