Gabriel Löwenstein: Unterschied zwischen den Versionen

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'''Gabriel Löwenstein''' (geb. [[7. November]] [[1825]] in [[Fürth]]; gest. [[17. Januar]] [[1911]] in [[Nürnberg]]) war [[SPD]]-Gründungsmitglied in Fürth und von Beruf [[Weber]], [[Handwerk in Fürth|Handwerk]]er bzw. [[Fabrikant]]. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung der SPD in Fürth und zog für die SPD [[1893]] mit vier weiteren SPD-Mitgliedern als erstes SPD-Mitglied in den Bay. Landtag.  

Aktuelle Version vom 29. Januar 2024, 00:47 Uhr

Gabriel Löwenstein (geb. 7. November 1825 in Fürth; gest. 17. Januar 1911 in Nürnberg) war SPD-Gründungsmitglied in Fürth und von Beruf Weber, Handwerker bzw. Fabrikant. Er spielte eine zentrale Rolle bei der Gründung der SPD in Fürth und zog für die SPD 1893 mit vier weiteren SPD-Mitgliedern als erstes SPD-Mitglied in den Bay. Landtag.

Leben und Wirken

Als Sohn einer armen jüdischen Familie lernte Löwenstein bereits in seiner Jugend die bitterste Not kennen. Löwenstein erlernte den Beruf des Webers, gleichzeitig bildete er sich privat kontinuierlich weiter, so dass er zur damaligen Zeit als höchst intelligent galt. Sein Schulentlassungszeugnis weist 1839 aus, dass er sehr fleißig sei, sehr gut Lesen und Schönschreiben konnte, sowie seine Rechtschreibkünste und gemeinnützige Kenntnisse sehr gut waren. Der Schulbesuch wurde insgesamt mit "sehr fleißig" bezeichnet.[1] Gleiches wurde ihm in der israelitischen Religionsschule nachgesagt: Löwenstein hat sehr gute Kenntnisse, viele Fähigkeiten und großen Fleiß. Die Sonntagsschule.[2] verließ er 1845 mit der Gesamtnote "vorzüglich".

Während der sog. Märzrevolution 1848/49 schloss sich Löwenstein den Revolutionären an und gehörte dem "linken Flügel der radikalen Demokraten" an. Das Ziel, das Deutsche Reich in einen demokratisch verfassten einheitlichen deutschen Nationalstaat zu verändern, wurde im Sommer 1849 von überwiegend preußischen und österreichischen Truppen mit militärischer Gewalt niedergeschlagen.[3]

Gründung der SPD

Plakat zu einer Arbeiterversammlung, 3. März 1871

Nach der ersten Enttäuschung durch die gewaltsame Niederschlagung der Demokratiebewegung engagierte sich Löwenstein dennoch weiter im Raum Nürnberg/Fürth und wurde u. a. zu einem der Wortführer der "radikalen Demokraten" im mittelfränkischen Raum. So gründete er 1863 mit einigen anderen Demokraten den ersten Fürther Arbeiterverein, der ihm jedoch nicht politisch genug war. Daraufhin gründete er mit seinem Freund und Bekannten Dr. Beckendahl am 13. Mai 1868 den Verein Zukunft in der Gaststätte Zum Gambrinus in der Marienstraße 24. Im Anschluss nahm er als Delegierter an dem Eisenacher Arbeiterkongress vom 8. August 1869 teil, der mit als Gründungsdatum der heutigen SPD gilt.

Gasthof Grüner Baum

Vom Eisenacher Arbeiterkongress brachte u. a. Löwenstein das Programm der Sozialdemokratischen Partei nach Fürth. Die Sozialdemokraten in Fürth gründeten sich am 20. August 1872 im Gasthaus Grüner Baum, unter aktiver Mitwirkung von Gabriel Löwenstein und Dr. Beckendahl.

Auch außerhalb von Fürth engagierte sich Löwenstein. Während der sog. Vereinstage der Dt. Arbeitervereine vom 5. - 7. September 1868 in Nürnberg wurde Löwenstein zum stellvertretenden Vorsitzenden hinter August Bebel gewählt, mit dem ihn Zeit seines Lebens eine persönliche Freundschaft verband.[4]

Die ersten fünf SPD-Abgeordneten im Bay. Landtag, 1893

Am 9. November 1869 hielt sein Freund und Vereinskollege August Bebel einen Vortrag in Fürth über "Streben und Ziele der social-demokratischen Arbeiterpartei" im Gasthof Grüner Baum. Kurz zuvor hatte sich am 6. September 1869 die Sozialdemokratische Arbeiterpartei in Fürth gegründet. Als offizieller Gründungstag der Sozialdemokratischen Arbeiterpartei in Fürth gilt jedoch der 20. August 1872.

Löwenstein erwarb sich in dieser Zeit großes Ansehen; in der Folge wurde er 1869 in das Gemeindekollegium gewählt, 1872 bis 1878 wirkte er als Magistratsrat mit. Während dieser Zeit betätigte er sich auch als "Spiegelbortenfabrikant".[5] Eine seiner größten politischen Erfolge in dieser Zeit war die Abschaffung des Volksschulgeldes.

Parallel gründete Löwenstein die Wochenzeitung "Fürther Demokratisches Wochenblatt", für die er auch als Redakteur tätig war. Die erste Ausgabe erschien in Fürth am 28. Oktober 1871.

Löwenstein war jedoch aufgrund seiner politischen Überzeugungen stets auch ein Verfolgter durch staatliche Organe und als solcher stets unter strenger Überwachung. So wurde er bereits im September 1870 durch die örtliche Polizeibehörde kriminalisiert und seine Post beschlagnahmt. Ein von ihm in Auftrag gegebenes Plakat zu einer Arbeiterversammlung vor den Reichstagswahlen wurde beschlagnahmt. Erst sein Protest und eine Anzeige der Polizeibehörde gegen den Verstoß des Briefgeheimnisses bewirkte die Freigabe seiner Post.[6]

Fränkische Tagespost, Organ für Jedermann aus dem Volke vom 15. Oktober 1878

Durch die sog. Sozialistengesetzgebung der konservativen Reichsregierung unter dem Reichskanzler Otto von Bismarck wurden alle sozialdemokratischen Vereine, Gewerkschaften und Parteien von 1878 bis 1890 verboten. Das "Fürther Demokratische Wochenblatt" war inzwischen zur Tageszeitung avanciert und aufgrund der politischen Verfolgung umbenannt worden zur Fränkischen Tagespost.

Nach der Rücknahme der Sozialistengesetze 1890 kandidierte Gabriel Löwenstein 1893 für den Bayerischen Landtag. Mit vier anderen SPD-Mitgliedern wurde er 1893 als einer der ersten SPD-Abgeordneten in den Bayerischen Landtag gewählt.[7] Sein Amt behielt er bist 1907. Bis 1884 wohnte Löwenstein noch in der Königstraße 120 in Fürth, anschließend siedelte er aber nach Nürnberg um, wo er am 17. Januar 1911 verstarb.

Auszeichungen

In der Stadtratssitzung vom 21. November 2018 wurde in einem neu geschaffenen Wohngebiet auf dem ehem. Norma-Betriebsgelände die Gabriel-Löwenstein-Straße nach ihm benannt.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

  • Gabriel Löwenstein: "Schelter contra Schöneker. Eine Verläumdungsklage vor dem königl. Bezirksgericht Fürth. Ein Beitrag zur bayerischen Justizpflege...", Verlag Naumann´sche Buchhandlung Fürth, Druck Jul. Volkhart, ca. 1869. online-Digitalisat

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Stadt Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 229
  2. Anmerkung: Bis zum 18. Lebensjahr waren alle Jugendlichen nach dem Besuch der Volksschule verpflichtet, die Sonntagsschule zu besuchen.
  3. Wikipedia - Deutsche Revolution 1848/49, Stand 20. Mai 2013, 0:30 Uhr online
  4. Barbara Ohm: Stadt Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 229
  5. Adolf Schwammberger: Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 251
  6. Stadtarchiv Fürth, Aktengruppe 025/409
  7. Stadtarchiv Fürth, Biografische Sammlung Gabriel Löwenstein, Familienbogen Gabriel Löwenstein; SPD S. 55f.