Kirchweih-Postkarten: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

Keine Bearbeitungszusammenfassung
 
(79 dazwischenliegende Versionen von 3 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
... und natürlich gibt es jede Menge '''Postkarten von der Kärwa''', einerseits als Werbung - andererseits um alle Lieben neidisch zu machen, die das Spektakel gerade nicht selbst miterleben können.</br>
[[Datei:Erntedankumzug, Postkarte nach C.F. Fues.jpg|350px|right|Erntedankumzug, Postkarte nach C.F. Fues]]
Die Idee einer „Correspondenz-Karte“ wurde am 1. Oktober 1869 von der österreich-ungarischen Post eingeführt - quasi als Vorläufer der heutigen und damaligen Postkarte bzw. Ansichtskarte. Auch in Deutschland fand das Medium große Beliebtheit, so wurden in Berlin am ersten Verkaufstag am 25. Juni 1870 mehr als 45.000 Karten verkauft und in den Umlauf gebracht. Dabei wurden meist allgemeine Motive oder Firmennamen als erweiterte Visitenkarten verwendet, ehe ortsspezifische Motive adaptiert wurden.<ref>Museum für Kommunikation Berlin: Mehr als Worte - 150 Jahre Poskartengrüße, online abgerufen am 17. September 2023</ref>
 
Als Prototyp - und als eine der ersten bekannten Fürther Kirchweihkarte - kann das Blatt von [[Christian Friedrich Fues|Maler Fues]] aus dem Jahr 1887 gelten, der ''ein hübsches illuminirtes Kunstblatt mit Abbildung des Festzuges'' (lieferte), ''wovon in Fürth allein 230 Exemplare abgesetzt wurden.''<ref>[[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 228 f. Fronmüller kann eine detaillierte Beschreibung des ersten Erntedankfestzuges wiedergeben, da er mit anwesend war und etwaige Erinnerungslücken durch seinen Großvater, den Stadtpfarrer [[Georg Tobias Christoph I. Fronmüller|G.T.C. Fronmüller]], gefüllt bekam.</ref>
 
Dabei kann zunächst in zwei Arten von Postkartenarten unterschieden werden. Allgemein gültige Postkarten, die auf jeder Kirchweih oder Rummel im deutschsprachigem Raum genutzt werden konnten und lediglich durch einen Stempel oder individuellen Eindruck auf einer Freifläche zum Beispiel die „Fürther“ Prägung herstellten. Häufige Motive dieser Art von Postkarten waren meist zeitgenössische Attraktionen oder Kuriositäten, oder meist bierselige Begebenheiten mit zum Teil frivolen Einschlägen. Dem Gegenüber standen eigens für Fürth hergestellte Postkarten - anfänglich noch gezeichnet - später mit Fotografien ergänzt oder vollständig versehen. Dabei konnte beobachtet werden, dass gerade der Einsatz der damals noch jungen Technik der Fotografie erst als Ergänzung galt - und Baukastenförmig hinzugezogen wurde bzw. in zum Teil immer wieder neuen Kompositionen gleiche oder ähnliche Motive im Wechsel die Motive auf der Karte prägten. Gegen Ende der 1910er Jahre löst allerdings das Fotomotiv zunehmend die gezeichneten Postkarten ab. Dabei wurde das Fotografieren als solches zum Teil selbst Gegenstand des Postkartenmotivs - da die Portraitfotografie als Kirchweihattraktion Gefallen beim Publikum fand. Ein Trend, der sich bis in die 1960er noch hielt, und dann durch die zunehmende Verfügbarkeit für breite Schichten in der Bevölkerung wieder fast gänzlich abnahm.   
 
== Fürther Motive ==
Zu den beliebtesten Fürther Motiven zählten verschiedene Bilder:
 
* Gaststätten wie z.B. Die Mistn, Hotel National, Fischhäusla, Hotel Kütt
* Gebäude: Rathaus, Kirche "Zu Unserer Lieben Frau", Hauptbahnhof
* Veranstaltungen: Aussteuerziehung bzw. Heiratslotterie, Heringsdorf
* Unternehmen - insbesondere die der Fürther Brauereien
* Musiker - insbesondere Harfenspielerinnen
 
Ebenfalls hinzukommen zeithistorische Anspielungen bzw. Bezüge zu zeithistorischen Ereignissen. So wurden Zeppeline als das Transportmittel der Zukunft genauso in den Fokus genommen wie z.B. die vermeintliche Emanzipation der Frau in der Gesellschaft. Wesentlich häufiger als Motiv waren aber zeitgenössische Attraktionen, seien es Fahrgeschäfte oder Kuriositätenkabinette wie z.B. die Frau ohne Unterleib, oder der größte bzw. kleinste Mensch der Welt etc. Eine besondere Rolle bei den Postkartenmotiven nahmen zwei weitere Motive ein. Der übermäßige Alkoholkonsum - meist bei Männern - und den damit verbundenen vermeintlichen Konsequenzen - und den Bezug aus den studentischen Burschenschaften mit dem Hinweis auf § 11. Insbesondere der Hinweis auf einen § 11 erklärt sich heute nicht mehr ohne weiteres. Wikipedia schreibt hierzu: ''Der Paragraph 11 ist der bekannteste und am weitesten verbreitete Paragraph in Bier-Comments von Studentenverbindungen. Gebräuchlich war der Begriff auch unter den mancherorts als „Knoten“ bezeichneten Gesellen. Er lautet traditionell „Es wird fortgesoffen!“, „Es wird weitergesoffen!“ oder lateinisch „porro bibitur!“… Alten Überlieferung nach ist der § 11 nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in den deutsch-baltischen Studentenverbindungen, zum Beispiel bei der Selonia bekannt gewesen.''<ref>Wikipedia: Paragraph 11 - online abgerufen am 17. September 2023</ref> Häufig erscheinen in dem Kontext auf der Karte auch ein Affe oder eine Katze mit Buckel - eine genaue Erklärung hierfür ist aktuell noch nicht bekannt. Ebenfalls noch unbekannt ist der überdurchschnittlich hohe Anteil von Abbildungen von Musikerinnen mit einer Harfe. Gerade das Instrument der Harfe spielte in diesem Kulturraum keine übergeordnete Rolle - dennoch ist besonderes dieses Instrument sehr häufig auch auf Fürth spezifischen Ansichtskarten zur Kirchweih zur sehen.


[[Datei:Erntedankumzug, Postkarte nach C.F. Fues.jpg|350px|right|Erntedankumzug, Postkarte nach C.F. Fues]]
Eine Sonderrolle nehmen die Ansichtskarten aus der Zeit des Nationalsozialismus ein. Neben einer Vielzahl von Fotografieren von Kirchweihstraßenszenen, die reichlich beflaggt sind mit der Hakenkreuzflagge, tauchen erstmals auch wieder gezeichnete Postkartenmotive auf. Nach dem 2. Weltkrieg wurden zunächst schwarz-weiß Fotopostkarten in den Umlauf gebracht, bis in den 1960er Jahren die Farbfotokarte den Markt dominierte. Bis Heute (Stand 2023) werden weiterhin Postkarten zur Kirchweih bzw. mit Kirchweihmotiven aufgelegt und Verkauft - der Absatz dürfte sich aber deutlich reduziert haben. Gleiches gilt auch für die Motivvielfalt. Wurden Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine Vielzahl von Motiven unterschiedlichster Art in den Umlauf gebracht, beschränken sich die neuen Postkarten meist auf nur wenige Motive und wiederholen sich jährlich.  
Als Prototyp der Fürther Kirchweihkarte kann das Blatt von [[Christian Friedrich Fues|Maler Fues]] gelten, der ''ein hübsches illuminirtes Kunstblatt mit Abbildung des Festzuges'' (lieferte), ''wovon in Fürth allein 230 Exemplare abgesetzt wurden.''<ref>[[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)|Fronmüllerchronik]], 1887, Seite 228 f. Fronmüller kann eine detaillierte Beschreibung des ersten Erntedankfestzuges wiedergeben, da er mit anwesend war und etwaige Erinnerungslücken durch seinen Großvater, den Stadtpfarrer [[Georg Tobias Christoph I. Fronmüller|G.T.C. Fronmüller]], gefüllt bekam.</ref>
__TOC__
<br clear="all" />


Schon zu Kaisers Zeiten waren jede Menge Kirchweih-Postkarten im Umlauf, die die Kirchweih dazu nutzten weitere Sehenswürdigkeiten - in der Regel Restaurationsbetriebe - dem geneigten Empfänger nahe zu bringen:
===Kirchweihkarten mit städtischen Restaurationsbetrieben===
===Kirchweihkarten mit städtischen Restaurationsbetrieben===
<gallery widths="250" heights="250" perrow="4" class=float-right">
<gallery widths="250" heights="250" perrow="4" class=float-right">
Zeile 21: Zeile 33:
Datei:AK Kärwa um 1905 87.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 87.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 82.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 82.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 78.jpg|
Datei:AK Kärwa Zeichnung Geismann Kütt gel 1899.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 71.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 51.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 16.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 30: Zeile 47:
Datei:Kirchweihkarte, gel. 30.9. 1907.jpg|
Datei:Kirchweihkarte, gel. 30.9. 1907.jpg|
Datei:Kirchweihkarte, gel. 6.8. 1907.jpg|
Datei:Kirchweihkarte, gel. 6.8. 1907.jpg|
Datei:AK Fürther Kirchweih 1935.png|
Datei:AK Kärwa NS Zeit Heringsbrater ngl.jpg|
Datei:AK Kirchweih gel 1908.jpg|
Datei:AK Kirchweih gel 1908.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 5.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 5.jpg|
Zeile 40: Zeile 57:
Datei:AK Kärwa um 1910 133.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 133.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 131.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 131.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 122.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 122.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 122.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 103.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 103.jpg|
Zeile 50: Zeile 66:
Datei:AK Kärwa um 1905 85.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 85.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 81.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 81.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 77.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 78.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 71.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 69.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 65.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 61.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 46.jpg|
Datei:AK Kirchweih gel 1905 koloriert.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 45.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 40.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 29.jpg|
</gallery>
</gallery>


===Kirchweih als Kuriosenkabinett===
===Kirchweih als Kuriositätenkabinett===
<gallery widths="250" heights="250" perrow="4" class=float-right">
<gallery widths="250" heights="250" perrow="4" class=float-right">
Datei:AK Kärwa 1897.jpg|
Datei:AK Kärwa 1897.jpg|
Zeile 81: Zeile 108:
Datei:AK Kärwa um 1905 89.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 89.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 80.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 80.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1897 70.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 62.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 61.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 59.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 58.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 49.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 44.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 32.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 31.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 28.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 116: Zeile 153:
Datei:AK Kärwa um 1908 91.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1908 91.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 82.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 82.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 77.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 74.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 68.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 43.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 39.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 38.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 37.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 34.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 33.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 31.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 23.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 18.jpg|
Datei:AK Kirchweih 1912.jpg|
Datei:AK Kirchweih gel 1904 koloriert.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 147: Zeile 198:
Datei:AK Kärwa um 1910 159.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 159.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 155.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 155.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 56.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 157.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 157.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 156.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 156.jpg|
Zeile 176: Zeile 228:
Datei:AK Kärwa um 1905 92.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 92.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1908 91.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1908 91.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 58.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 87.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 87.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 83.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 83.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 73.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 75.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 72.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 67.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 66.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 63.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 62.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 60.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 59.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1910 57.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1940 54.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 52.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 51.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 48.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 47.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1920 46.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 36.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 35.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 27.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 22.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 20.jpg|
Datei:AK Kirchweih 1912.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 187: Zeile 262:
Datei:AK Kärwa um 1930 120.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 120.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 90.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 90.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 69.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 65.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1940 54.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1905 53.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1930 45.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 216: Zeile 296:
Datei:Kirchweih 50er e.jpg|
Datei:Kirchweih 50er e.jpg|
Datei:Kirchweih 50er f.jpg|
Datei:Kirchweih 50er f.jpg|
Datei:Kirchweihattraktionen 1964.jpg
Datei:AK Kärwa Nacht Rathaus ngl ca 1950.jpg|
Datei:AK Kärwa Nacht ungl.jpg|
Datei:Kirchweihattraktionen 1964.jpg|
Datei:AK Kärwa Nachkriegszeit ngl.jpg|
Datei:AK Kärwa ngl 1949.jpg|
Datei:AK Kärwa Königstraße ngl ca 1950.jpg|
Datei:AK Kärwa Nacht ngl ca 1950.jpg|
Datei:AK Kärwa ULF ngl ca 1950.jpg|
Datei:AK Kärwa ngl ca 1960.jpg|
Datei:AK Kärwa farbig ngl ca 1960.jpg|
</gallery>
</gallery>


Zeile 224: Zeile 313:
Datei:AK Kirchweih gel 1909.jpg|
Datei:AK Kirchweih gel 1909.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1990 162.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1990 162.jpg|
Datei:AK Kärwa um 1900 41.jpg|
</gallery>
</gallery>



Aktuelle Version vom 9. April 2024, 23:12 Uhr

Erntedankumzug, Postkarte nach C.F. Fues

Die Idee einer „Correspondenz-Karte“ wurde am 1. Oktober 1869 von der österreich-ungarischen Post eingeführt - quasi als Vorläufer der heutigen und damaligen Postkarte bzw. Ansichtskarte. Auch in Deutschland fand das Medium große Beliebtheit, so wurden in Berlin am ersten Verkaufstag am 25. Juni 1870 mehr als 45.000 Karten verkauft und in den Umlauf gebracht. Dabei wurden meist allgemeine Motive oder Firmennamen als erweiterte Visitenkarten verwendet, ehe ortsspezifische Motive adaptiert wurden.[1]

Als Prototyp - und als eine der ersten bekannten Fürther Kirchweihkarte - kann das Blatt von Maler Fues aus dem Jahr 1887 gelten, der ein hübsches illuminirtes Kunstblatt mit Abbildung des Festzuges (lieferte), wovon in Fürth allein 230 Exemplare abgesetzt wurden.[2]

Dabei kann zunächst in zwei Arten von Postkartenarten unterschieden werden. Allgemein gültige Postkarten, die auf jeder Kirchweih oder Rummel im deutschsprachigem Raum genutzt werden konnten und lediglich durch einen Stempel oder individuellen Eindruck auf einer Freifläche zum Beispiel die „Fürther“ Prägung herstellten. Häufige Motive dieser Art von Postkarten waren meist zeitgenössische Attraktionen oder Kuriositäten, oder meist bierselige Begebenheiten mit zum Teil frivolen Einschlägen. Dem Gegenüber standen eigens für Fürth hergestellte Postkarten - anfänglich noch gezeichnet - später mit Fotografien ergänzt oder vollständig versehen. Dabei konnte beobachtet werden, dass gerade der Einsatz der damals noch jungen Technik der Fotografie erst als Ergänzung galt - und Baukastenförmig hinzugezogen wurde bzw. in zum Teil immer wieder neuen Kompositionen gleiche oder ähnliche Motive im Wechsel die Motive auf der Karte prägten. Gegen Ende der 1910er Jahre löst allerdings das Fotomotiv zunehmend die gezeichneten Postkarten ab. Dabei wurde das Fotografieren als solches zum Teil selbst Gegenstand des Postkartenmotivs - da die Portraitfotografie als Kirchweihattraktion Gefallen beim Publikum fand. Ein Trend, der sich bis in die 1960er noch hielt, und dann durch die zunehmende Verfügbarkeit für breite Schichten in der Bevölkerung wieder fast gänzlich abnahm.

Fürther Motive

Zu den beliebtesten Fürther Motiven zählten verschiedene Bilder:

  • Gaststätten wie z.B. Die Mistn, Hotel National, Fischhäusla, Hotel Kütt
  • Gebäude: Rathaus, Kirche "Zu Unserer Lieben Frau", Hauptbahnhof
  • Veranstaltungen: Aussteuerziehung bzw. Heiratslotterie, Heringsdorf
  • Unternehmen - insbesondere die der Fürther Brauereien
  • Musiker - insbesondere Harfenspielerinnen

Ebenfalls hinzukommen zeithistorische Anspielungen bzw. Bezüge zu zeithistorischen Ereignissen. So wurden Zeppeline als das Transportmittel der Zukunft genauso in den Fokus genommen wie z.B. die vermeintliche Emanzipation der Frau in der Gesellschaft. Wesentlich häufiger als Motiv waren aber zeitgenössische Attraktionen, seien es Fahrgeschäfte oder Kuriositätenkabinette wie z.B. die Frau ohne Unterleib, oder der größte bzw. kleinste Mensch der Welt etc. Eine besondere Rolle bei den Postkartenmotiven nahmen zwei weitere Motive ein. Der übermäßige Alkoholkonsum - meist bei Männern - und den damit verbundenen vermeintlichen Konsequenzen - und den Bezug aus den studentischen Burschenschaften mit dem Hinweis auf § 11. Insbesondere der Hinweis auf einen § 11 erklärt sich heute nicht mehr ohne weiteres. Wikipedia schreibt hierzu: Der Paragraph 11 ist der bekannteste und am weitesten verbreitete Paragraph in Bier-Comments von Studentenverbindungen. Gebräuchlich war der Begriff auch unter den mancherorts als „Knoten“ bezeichneten Gesellen. Er lautet traditionell „Es wird fortgesoffen!“, „Es wird weitergesoffen!“ oder lateinisch „porro bibitur!“… Alten Überlieferung nach ist der § 11 nicht nur im deutschen Sprachraum, sondern auch in den deutsch-baltischen Studentenverbindungen, zum Beispiel bei der Selonia bekannt gewesen.[3] Häufig erscheinen in dem Kontext auf der Karte auch ein Affe oder eine Katze mit Buckel - eine genaue Erklärung hierfür ist aktuell noch nicht bekannt. Ebenfalls noch unbekannt ist der überdurchschnittlich hohe Anteil von Abbildungen von Musikerinnen mit einer Harfe. Gerade das Instrument der Harfe spielte in diesem Kulturraum keine übergeordnete Rolle - dennoch ist besonderes dieses Instrument sehr häufig auch auf Fürth spezifischen Ansichtskarten zur Kirchweih zur sehen.

Eine Sonderrolle nehmen die Ansichtskarten aus der Zeit des Nationalsozialismus ein. Neben einer Vielzahl von Fotografieren von Kirchweihstraßenszenen, die reichlich beflaggt sind mit der Hakenkreuzflagge, tauchen erstmals auch wieder gezeichnete Postkartenmotive auf. Nach dem 2. Weltkrieg wurden zunächst schwarz-weiß Fotopostkarten in den Umlauf gebracht, bis in den 1960er Jahren die Farbfotokarte den Markt dominierte. Bis Heute (Stand 2023) werden weiterhin Postkarten zur Kirchweih bzw. mit Kirchweihmotiven aufgelegt und Verkauft - der Absatz dürfte sich aber deutlich reduziert haben. Gleiches gilt auch für die Motivvielfalt. Wurden Anfang des 20. Jahrhunderts noch eine Vielzahl von Motiven unterschiedlichster Art in den Umlauf gebracht, beschränken sich die neuen Postkarten meist auf nur wenige Motive und wiederholen sich jährlich.

Kirchweihkarten mit städtischen Restaurationsbetrieben

Kirchweihkarten mit Musikanten - insbesondere Harfenspielerin

Kirchweih als Kuriositätenkabinett

Kirchweih und Bierkonsum

Karussells und buntes Treiben

Kirchweih und Aussteuerziehung

Kirchweih mit zeitgeschichtlichen Anspielungen

Kirchweih in der NS-Zeit

Kirchweih - Hurra, wir leben noch ...

Kirchweih - Sonstiges

Einzelnachweise

  1. Museum für Kommunikation Berlin: Mehr als Worte - 150 Jahre Poskartengrüße, online abgerufen am 17. September 2023
  2. Fronmüllerchronik, 1887, Seite 228 f. Fronmüller kann eine detaillierte Beschreibung des ersten Erntedankfestzuges wiedergeben, da er mit anwesend war und etwaige Erinnerungslücken durch seinen Großvater, den Stadtpfarrer G.T.C. Fronmüller, gefüllt bekam.
  3. Wikipedia: Paragraph 11 - online abgerufen am 17. September 2023

Siehe auch