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Um [[1800]] bot Fürth verkehrstechnisch noch ein klägliches Bild. Die allermeisten Straßen waren ungepflastert und unbeleuchtet. Mit der [[Königreich Preußen|preußischen Verwaltung]] änderte sich allerdings das Bild. Die gepflasterte [[Nürnberger Straße|Nürnberger Chaussee]], die um [[1801]] begonnen und vier Jahre später vollendet wurde, galt als große technische Leistung und entwickelte sich bald zur wichtigsten und vielbefahrenen Verbindung zwischen Fürth und Nürnberg. In den folgenden Jahren wurden weitere Straßen gepflastert und [[1822]] gab es mit 85 Öllampen die erste Straßenbeleuchtung. Ab [[1858]] kamen die ersten Gaslampen und ab [[1908]] die elektischen Bogenlampen in Gebrauch.<ref>{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=351}}</ref>
 
Um [[1800]] bot Fürth verkehrstechnisch noch ein klägliches Bild. Die allermeisten Straßen waren ungepflastert und unbeleuchtet. Mit der [[Königreich Preußen|preußischen Verwaltung]] änderte sich allerdings das Bild. Die gepflasterte [[Nürnberger Straße|Nürnberger Chaussee]], die um [[1801]] begonnen und vier Jahre später vollendet wurde, galt als große technische Leistung und entwickelte sich bald zur wichtigsten und vielbefahrenen Verbindung zwischen Fürth und Nürnberg. In den folgenden Jahren wurden weitere Straßen gepflastert und [[1822]] gab es mit 85 Öllampen die erste Straßenbeleuchtung. Ab [[1858]] kamen die ersten Gaslampen und ab [[1908]] die elektischen Bogenlampen in Gebrauch.<ref>{{BuchQuelle|Fürth von A bis Z (Buch)|Seite=351}}</ref>
 
Nach Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwig-Donau-Main-Kanals]] im Jahr [[1843]], der Nürnberg mit Bamberg verband, verfügte Fürth über einen Kanalhafen. Der Güterumschlag des Fürther Kanalhafens betrug 1853/1854 insgesamt 13.495 t, wobei 11.769 t Fürth erreichten und 1.726 t abgingen.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=7}}</ref> Wesentlich wichtiger für die Stadt war jedoch die Entwicklung der [[Eisenbahn]]. Mit der Eröffnung der [[Ludwigseisenbahn]] im Dezember [[1835]] bekam der Nürnberger Wirtschaftsraum einen entscheidenden verkehrstechnischen Impuls. Die Eisenbahn ermöglichte durch relativ geringe Transportkosten den billigen Bezug von Rohstoffen, vor allem Kohle, und die günstigen Massenlieferungen von Fertigprodukten in alle Welt. Allerdings war Fürth von der weiteren Entwicklung der Bahn zwischenzeitlich abgehängt, denn mit der [[1844]] fertiggestellten [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] war Fürth nur umständlich über die [[Fürther Kreuzung]] angebunden, worunter der Warentransport lange Zeit litt. Erst durch die Eröffnung der [[Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg]] im Jahr [[1865]] und die Umgestaltung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn über Fürth-Vach-Gründlach [[1876]] konnte das Fürther Gewerbe die Errungenschaften des neuen Verkehrsmittels uneingeschränkt nutzen und in eine neue Phase der Industrialisierung eintreten.
 
Nach Eröffnung des [[Ludwigskanal|Ludwig-Donau-Main-Kanals]] im Jahr [[1843]], der Nürnberg mit Bamberg verband, verfügte Fürth über einen Kanalhafen. Der Güterumschlag des Fürther Kanalhafens betrug 1853/1854 insgesamt 13.495 t, wobei 11.769 t Fürth erreichten und 1.726 t abgingen.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=7}}</ref> Wesentlich wichtiger für die Stadt war jedoch die Entwicklung der [[Eisenbahn]]. Mit der Eröffnung der [[Ludwigseisenbahn]] im Dezember [[1835]] bekam der Nürnberger Wirtschaftsraum einen entscheidenden verkehrstechnischen Impuls. Die Eisenbahn ermöglichte durch relativ geringe Transportkosten den billigen Bezug von Rohstoffen, vor allem Kohle, und die günstigen Massenlieferungen von Fertigprodukten in alle Welt. Allerdings war Fürth von der weiteren Entwicklung der Bahn zwischenzeitlich abgehängt, denn mit der [[1844]] fertiggestellten [[Ludwig-Süd-Nord-Bahn]] war Fürth nur umständlich über die [[Fürther Kreuzung]] angebunden, worunter der Warentransport lange Zeit litt. Erst durch die Eröffnung der [[Bahnstrecke Nürnberg–Würzburg]] im Jahr [[1865]] und die Umgestaltung der Ludwig-Süd-Nord-Bahn über Fürth-Vach-Gründlach [[1876]] konnte das Fürther Gewerbe die Errungenschaften des neuen Verkehrsmittels uneingeschränkt nutzen und in eine neue Phase der Industrialisierung eintreten.
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== Industriegleise der Bahn in der Südstadt ==
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Das erste, von der Staatsbahn zu einem Betrieb abzweigende Gleis, wurde 1866 von der Maschinenfabrik J. W. Engelhardt errichtet. Es führte über die Gebhardtstraße zur dortigen Fabrik zwischen Luisenstraße und Jakobinenstraße. Westlich davon lag die Villa der Firmeninhaber an der Königswarterstraße. Ab 1877 und nach dem Tod des Vaters Johann Wilhelm Engelhardt 1878 führten die Söhne Eduard und Philipp Engelhardt die Firma weiter. 1889 bauten sie jenseits des Eisenbahngeländes in der Südstadt, da es dort mehr Ausdehnungsmöglichkeiten gab. Das Areal für Werkstätten, Maschinenräume, Lager, Büros usw. erstreckte sich zwischen Karlstraße und Gießereistraße bis hin zur Herrnstraße. Als 1889 ein Schienengleis über die öffentliche Straße (Karolinenstraße) ohne Genehmigung der Stadt angelegt wurde, stellte die Stadt den Bau ein (Verfügung des Stadtmagistrats vom 22.6.1889). Erst nachdem das Kgl. Oberbauamt Nürnberg „keine Erinnerungen“ erhob, erteilte der Stadtmagistrat Fürth die Baukonzession am 2.7.1889. Bis 1910 bestand die Maschinenfabrik J. W. Engelhardt & Cie.
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Insgesamt gab es folgende Anschlüsse von Betrieben an die Staatsbahn:
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1. Industriegleis Bach/Bergmann östlich der Adlerstraße. Die Firma J. Bach importierte Zedernholz und sonstige ausländische Hölzer. Die Spiegelglasfabrik hatte ihren Sitz in der Gebhardtstraße 33-35. Der Bergmann’sche Lagerplatz diente für Kohlen und Koks.
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2. Industriegleis der Firma Büchenbacher, Spiegelglasfabrik von Siegmund Büchenbacher, Karolinenstraße 90 - Lagerhaus östlich der Karlstraße ab 1904(Umbau des Gleisanschlusses, s. Plan der Eisbahndirektion Nürnberg von 1908).
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3. Industriegleis zur Maschinenfabrik von J. W. Engelhardt, Karolinenstr. 106/108 mit Weiche im Fabrikhof, westlich der Gießereistraße. Die Gleise wurden 1908 erneuert und zwar ersetzte man sowohl die Schienen, als auch deren Einbettung in das Straßenpflaster Zwei Pläne der Kgl. Eisenbahndirektion Nürnberg verdeutlichten dies.
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Nach Übergang 1917 an die Firma Bauernfreund, Konservenfabrik, diente das Industriegleis für den Transport von Schlachtvieh in die Stallungen und Schlachträume und für den Transport der Konserven „aller Art“. Die benachbarte Firma Arnold & Co. stellte Obst- und Gemüsekonserven her sowie Marmeladen und Fruchtsäfte. Auch diese Firma benötigte das Industriegleis für den Transport der leeren Dosen ins Lager und die „Expedition“ der hergestellten Dosen mit den Konserven.
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4. Industriegleis zum neuen Gaswerk der Stadt Fürth, Leyher Straße 69 (s. Plan der Eisenbahndirektion Nürnberg vom Januar 1909). Ein Anschlussgleis führte zum städtischen Bauhof. Dieses wurde verlängert über die Leyher Straße bis zum Kasernenareal.
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1936 beantragte die Firma Schickedanz eine Abzweigung zu ihrem Fabrikanwesen in der Artilleriestraße. Zwei Entwürfe wurden der Reichsbahn und der Stadt vorgelegt: a) Abzweigung durch eine Weiche, b) Abzweigung durch eine Drehscheibe. Wie das Verfahren ausgegangen ist, kann aus der Akte im Stadtarchiv Fürth nicht ersehen werden. Es heißt im Abschlussvermerk des Stadtbaurats Schreyer vom 27.4.1936 lapidar: „Ratsherr Schickedanz wurde vom Ergebnis der Verhandlungen mündlich verständigt. Weiteres ist nicht veranlasst.“
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5. Industriegleis zur Speditionsfirma C. Wolfram, Karolinenstr. 146, Lagerhaus (Plan vom Nov. 1913, ab 1927 Internationale Spedition Apfelbaum & Wolfram.
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6. Industriegleis zur Speditionsfirma Weber & Co., Karolinenstr. 148, zu einer Wellblech-Güterhalle sowie offenen Lagerhalle.
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7. Industriegleis der Firma Ammersdörfer & Haas, Fabrik für Möbel- und Spiegelrahmen mit Sägewerk, Karolinenstr. 156, 1901 hergestellt bis zur Waldstraße; anschließend Streit mit der Stadt wegen der Pflasterung der Flächen zwischen den Gleisen. Die Kosten übernahm die Stadt. Nach Konkurs der Firma 1913: Spiegel- und Spiegelglasmanufaktur Hermann Schön; Einbau von Rillenschienen, System Phönix; Waldstraße zwischen Balbierer- und Humbserstraße 8 Tage lang gesperrt. Umbau 1926 wegen des zunehmenden Autoverkehrs.
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Außerdem hatten die Deutsche Glas- und Spiegelfabriken AG (DEGUS) Anschluss an die Bahn (Schreiben vom Nov. 1926 – Kosten von den Gleisteilnehmern gemeinsam zu tragen!)
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8. Industriegleich der Firma Stern und Co., Kaiserstraße 168/170, mit 3 Weichen innerhalb des Fabrikgeländes (Plan von 1908 der Eisenbahndirektion Nürnberg).
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9. Industriegleis zur Firma N. Wiederer & Comp., Fabrikbesitzer Gebrüder Georg und Konrad Schwarz, Besitzer ab 1913 Georg Eugen Schwarz, Leyher Straße 4, zuerst Rillenschienen System Phönix (1912, Plan der Bauinspektion Fürth vom Juli 1913).
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Heutige Reste der Industriegleise finden wir:
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Zu Karolinenstraße 102 – Bauunternehmung Joseph Hubert (noch intakte Gleisanlage!);
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Zu Karolinenstraße 136 – Karo-Druck (früher zu Fa. Wiederer / Stern);
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Zu Karolinenstraße 146 – Auto-Teile Schreiter (ein Gleis führt in ein Rolltor) und Fahrzeug-Verwertung/Recycling ATS, Abschleppservice; Gleisreste noch auf dem Gehweg entlang der Bahn, Gleis führte hinüber zur Ecke Flößaustraße, wo jetzt  das Centro Italia (italienische Fahrzeuge) ist.
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Bei der Infra nur mehr Gleise innerhalb des Betriebshofs für die Busse von infra-verkehr. Die ehemaligen Gleise über die Karolinenstraße wurden zurückgebaut bzw. entfernt.
      
===Energieversorgung===  
 
===Energieversorgung===  
Die industrielle Produktion verlangte eine immer größer werdende Anzahl von Hilfsmaschinen, deren Antrieb Energie erforderte. Diese Energie lieferten Wasserräder, später Turbinen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Heißluftaggregate, noch später Benzinmotoren. In Fürth spielten vor allem Wasser- und Dampfkraft bis zum Ende des 19. Jh. eine wichtige Rolle. Das [[Gaswerk]] der [[1858]] gegründeten [[Gaswerk|Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft]] hatte bei der gewerblichen Energieversorgung vorerst keinen großen Stellenwert. Der erste Dampfkessel wurde im Oktober [[1840]] in der Branntwein- und Spiritusfabrik Heinrich Lederer aufgestellt<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref>, die erste Dampfmaschine im August [[1842]] in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]. Während der erste Dampfkessel vermutlich noch ein Import war, hatte [[Johann Wilhelm Engelhardt]] die 3 PS starke Dampfmaschine selbst gebaut. Seit [[1853]] verfügte zudem die [[Ultramarinfabrik]] von Reichmann und Naumburger über eine 6-8 PS starke Dampfmaschine, ebenso seit Mai [[1853]] die Kammfabrik G. Hahn, beide von Engelhardt gebaut. Im Jahr [[1861]] arbeiteten in Fürth 10 Dampfmaschinen mit zusammen 76 PS, davon eine 6 PS starke bei [[J. W. Engelhardt & Co.]] und die stärkste mit 20 PS in der Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref> [[1875]] verwendeten 45 Gewerbebetriebe die Dampfkraft mit insgesamt 416 PS, davon 55 Dampfkessel. Somit erlangte die Dampfkraft die größte Bedeutung bezüglich der mechanischen Antriebe. Von je 100 PS der Leistungsfähigkeit aller Motoren entfielen auf  
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Die industrielle Produktion verlangte eine immer größer werdende Anzahl von Hilfsmaschinen, deren Antrieb Energie erforderte. Diese Energie lieferten Wasserräder, später Turbinen, Dampfmaschinen, Gasmotoren, Heißluftaggregate, noch später Benzinmotoren. In Fürth spielten vor allem Wasser- und Dampfkraft bis zum Ende des 19. Jh. eine wichtige Rolle. Das [[Gaswerk]] der [[1858]] gegründeten [[Gaswerk|Gasbeleuchtungsaktiengesellschaft]] hatte bei der gewerblichen Energieversorgung vorerst keinen großen Stellenwert. Der erste Dampfkessel wurde im Oktober [[1840]] in der Branntwein- und Spiritusfabrik [[Heinrich Lederer]] aufgestellt<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref>, die erste Dampfmaschine im August [[1842]] in der [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]. Während der erste Dampfkessel vermutlich noch ein Import war, hatte [[Johann Wilhelm Engelhardt]] die 3 PS starke Dampfmaschine selbst gebaut. Seit [[1853]] verfügte zudem die [[Ultramarinfabrik]] von [[Reichmann und Naumburger]] über eine 6-8 PS starke Dampfmaschine, ebenso seit Mai [[1853]] die Kammfabrik G. Hahn, beide von Engelhardt gebaut. Im Jahr [[1861]] arbeiteten in Fürth 10 Dampfmaschinen mit zusammen 76 PS, davon eine 6 PS starke bei [[J. W. Engelhardt & Co.]] und die stärkste mit 20 PS in der Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=24}}</ref> [[1875]] verwendeten 45 Gewerbebetriebe die Dampfkraft mit insgesamt 416 PS, davon 55 Dampfkessel. Somit erlangte die Dampfkraft die größte Bedeutung bezüglich der mechanischen Antriebe. Von je 100 PS der Leistungsfähigkeit aller Motoren entfielen auf  
 
* Wasser 39,7 PS
 
* Wasser 39,7 PS
 
* Dampf 58,8 PS
 
* Dampf 58,8 PS
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[[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen.
 
[[1889]] gab es in Fürth bereits Dampfmaschinen oder Dampfkessel mit insgesamt 1.914 PS, Ende [[1907]] mit 4.168 PS. Im gleichen Jahr wurden aber auch weitere 8.000 PS von Wasserkraft, Benzin- und Gasmotoren erzeugt, wobei immer mehr Gasmotoren in der Privatwirtschaft zum Einsatz kamen.
 
[[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg|mini|right|400px|Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums [[Stadtrecht|"200 Jahre eigenständig"]] im Jahr 2018]]
 
[[Datei:Fürth2018 eigenständig.jpg|mini|right|400px|Dieser Artikel entstand im Rahmen des Fürther Stadtjubiläums [[Stadtrecht|"200 Jahre eigenständig"]] im Jahr 2018]]
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===Bevölkerungswachstum===
 
===Bevölkerungswachstum===
 
Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref>  
 
Die Fürther Bevölkerung belief sich anfangs des 19. Jahrhunderts auf etwa 12.000 Einwohner (1808). Im Verlauf der nächsten 100 Jahre stieg die Einwohnerzahl geradezu explosionsartig auf über 60.000 Personen im Jahr [[1905]].<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 72</ref> Dieser demografische Zuwachs beruhte auf der Vermehrung der ansässigen Bevölkerung aber vor allem auf Zuwanderungen aus dem agrarischen Umfeld Mittel- und Oberfrankens und der Oberpfalz. Auch aus anderen deutschen Staaten und auch aus dem europäischen Ausland kamen die Neubürger. Während zwischen [[1808]] und [[1825]] der Anstieg noch gering war und auch bis [[1840]] nur langsam anstieg, ist die nachfolgende Phase bis [[1864]] gekennzeichnet durch ein sprunghaftes Anwachsen der Bevölkerung um circa 30% und in den nächsten 10 Jahren um noch einmal rund 25% auf dann über 27.000 Einwohner. Bis zur Jahrhundertwende verdoppelte sich die Bevölkerung erneut und erreichte etwa 55.000 Einwohner. Fürth war nun fünftgrößte Stadt in Bayern. Auslöser für dieses enorme Wachstum war die sehr gute gesamtwirtschaftliche Entwicklung des gesamten Raumes Nürnberg-Fürth und dabei speziell das Anwachsen der industriellen Kapazität.<ref>Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Göttingen 1974, S. 77</ref>  
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* [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]  
 
* [[J. W. Engelhardt & Co.|Maschinenfabrik Engelhardt]]  
 
* [[Ultramarinfabrik]] von Reichmann und Naumburger
 
* [[Ultramarinfabrik]] von Reichmann und Naumburger
* Kammfabrik G. Hahn
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* Kammfabrik C. G. Hahn
 
* Dochtfabrik Hahn und Burnitz
 
* Dochtfabrik Hahn und Burnitz
 
* Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co
 
* Zwirnerei und Carderie von Bernstein & Co
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Auch bei den Fürther Brauereien setzte man nun auf den Einsatz von Maschinen. Bereits Mitte der 60er Jahre führte die [[Brauerei Grüner]] als erste Dampfmaschinen ein. Für den Ferntransport schaffte die Brauerei auch sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung an.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=209}}</ref>
 
Auch bei den Fürther Brauereien setzte man nun auf den Einsatz von Maschinen. Bereits Mitte der 60er Jahre führte die [[Brauerei Grüner]] als erste Dampfmaschinen ein. Für den Ferntransport schaffte die Brauerei auch sechs Eisenbahnwaggons mit Eiskühlung an.<ref>{{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=209}}</ref>
   
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===Zweite Phase 1870 - 1914===
 
===Zweite Phase 1870 - 1914===
 
Die Entwicklung der Industrialisierung in Fürth beschleunigte sich immens, als in Bayern mit der Umsetzung eines neuen Gewerbegesetzes am [[6. Februar]] [[1868]] die Gewerbefreiheit sowie die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt wurden. Diese zweite Phase der Industrialisierung, die ''Gründerzeit'', brachte eine Zunahme und Vergrößerung der Fabriken sowie einen rasanten Bevölkerungsanstieg. Während bis zur Jahrhundertwende das Viertel hinter dem Rathaus bis zur [[Theresienstraße]] erweitert wurde, entstand jetzt jenseits der Würzburger Bahnline ab [[1870]] die ''Südstadt''.
 
Die Entwicklung der Industrialisierung in Fürth beschleunigte sich immens, als in Bayern mit der Umsetzung eines neuen Gewerbegesetzes am [[6. Februar]] [[1868]] die Gewerbefreiheit sowie die rechtliche Gleichstellung der jüdischen Bevölkerung durchgesetzt wurden. Diese zweite Phase der Industrialisierung, die ''Gründerzeit'', brachte eine Zunahme und Vergrößerung der Fabriken sowie einen rasanten Bevölkerungsanstieg. Während bis zur Jahrhundertwende das Viertel hinter dem Rathaus bis zur [[Theresienstraße]] erweitert wurde, entstand jetzt jenseits der Würzburger Bahnline ab [[1870]] die ''Südstadt''.
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==Literatur==
 
==Literatur==
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* Dr. J. Kerschensteiner: ''Die Fürther Industrie in ihrem Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter'', München 1874.
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* {{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)}}
 
* {{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=215}}
 
* {{BuchQuelle|Fürth - Geschichte der Stadt (Buch)|Seite=215}}
* {{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)}}
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* Wolfgang Wüst: ''Im Schatten der Fabrikschlöte -  Arbeiteralltag im Spiegel der Fabrikordnungen aus Fürth und Nürnberg vor dem Ersten Weltkrieg'' In: [[Fürther Geschichtsblätter]], 1/2024 S. 3 - 23
* Dr. J. Kerschensteiner: ''Die Fürther Industrie in ihrem Einfluss auf die Gesundheit der Arbeiter'', München 1874.
      
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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