Hirschenstraße 27: Unterschied zwischen den Versionen

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In der künstlerisch überzeugenden Synthese verschiedener architektonischer Strömungen des beginnenden 20. Jhs. und an sich widersprüchlicher Gestaltungsmittel ein charakteristisches Beispiel kommunalen Bauens aus der Ära des bedeutenden Baurates Otto Holzer (Pläne des Stadtbauamtes signiert von Holzer, [[Josef Zizler|Zizler]], Popp, Mauerer). Malerisch asymmetrische Gruppierung verbindet sich mit neuklassizistischer Monumentalität, traditionelle Stilzitate wie die schwere Erdgeschossrustika, der heimatstilige Polygonalerker und das Mansarddach sind mit modernen vertikalen Fentstergruppen kombiniert. Ovales Treppenhaus (erneuert). In einem Vorraum (Erdgeschoss links) hölzerner Innenerker mit zwei Schnitzfiguren. Im 1. Stock polygonales Vertibül mit Rankenmalerei und den Wappen der Regierungsbezirke Bayerns an der Wölbung; im Amtszimmer in dem Eckerker Wandvertäfelung, Voutendecke und Art-Deco-Schrank.<ref>[[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)|Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth]], S. 156</ref>
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==Geschichte==
==Geschichte==
Das Verwaltungsgebäude an der [[Hirschenstraße]] mit Flügelbau an der [[Blumenstraße]] erbaute die Stadt Fürth vom Oktober [[1909]] bis Dezember [[1910]]. [[Oberbürgermeister]] war [[Theodor Kutzer]] und [[Stadtbaurat]] [[Otto Holzer]]. Im Erdgeschoss zur Linken der Eingangshalle lagen die Räume für die städtische [[Sparkasse]]. Deren Betrieb wurde im Januar [[1911]] aufgenommen. Hinter der Schalterhalle gab es in Zwischengeschossen unten eine „feuer- und diebessichere Tresoranlage“; oben ein Vorstandszimmer mit Erker gegen den Saal hin. Dieser Zimmererker mit holzgeschmückten Figuren bildete einen Schmuck für den Publikumsraum.<ref>Jesussek, Bernd: Käppner-Chronik, Teil 2 für 1901-1910, Städtebilder - Fotoarchiv & Verlag Fürth</ref>
Das Verwaltungsgebäude an der [[Hirschenstraße]] mit Flügelbau an der [[Blumenstraße]] erbaute die Stadt Fürth vom Oktober [[1909]] bis Dezember [[1910]]. [[Oberbürgermeister]] war [[Theodor Kutzer]] und [[Stadtbaurat]] [[Otto Holzer]]. Im Erdgeschoss zur Linken der Eingangshalle lagen die Räume für die städtische [[Sparkasse Fürth|Sparkasse]]. Deren Betrieb wurde im Januar [[1911]] aufgenommen. Hinter der Schalterhalle gab es in Zwischengeschossen unten eine „feuer- und diebessichere Tresoranlage“; oben ein Vorstandszimmer mit Erker gegen den Saal hin. Dieser Zimmererker mit holzgeschmückten Figuren bildete einen Schmuck für den Publikumsraum.<ref>Jesussek, Bernd: Käppner-Chronik, Teil 2 für 1901-1910, Städtebilder - Fotoarchiv & Verlag Fürth</ref>


Im größeren Flügel an der [[Hirschenstraße]], rechts der Eingangshalle, lagen die an die [[Post]] vermieteten Räume mit Schaltern und ein Abfertigungsraum. Die Postzweigstelle I öffnete am 28. Dezember 1910 ihren Betrieb in diesen Räumen. An die Eingangshalle gegen den Hof zu schließt sich die Haupttreppe zum 1. und 2. Obergeschoss an. Sie ist als Wendeltreppe mit elliptischem Grundriss aus Eichenholz gefertigt.
Im größeren Flügel an der [[Hirschenstraße]], rechts der Eingangshalle, lagen die an die [[Post]] vermieteten Räume mit Schaltern und ein Abfertigungsraum. Die Postzweigstelle I öffnete am 28. Dezember 1910 ihren Betrieb in diesen Räumen. An die Eingangshalle gegen den Hof zu schließt sich die Haupttreppe zum 1. und 2. Obergeschoss an. Sie ist als Wendeltreppe mit elliptischem Grundriss aus Eichenholz gefertigt.


Im 1. Obergeschoss befanden sich 14 Räume des Stadtbauamtes. Stadtbaurat [[Otto Holzer|Holzer]] als Vorstand hatte das Eckzimmer.  Im 2. Obergeschoss gab es weitere Arbeitszimmer des Bauamtes sowie einen Ausstellungsraum für den Kunstverein (mietweise überlassen). Die erste Gemäldeausstellung dort war am 25. Dezember 1910 für das Publikum unentgeltlich zugänglich.  
Im 1. Obergeschoss befanden sich 14 Räume des Stadtbauamtes. Stadtbaurat [[Otto Holzer|Holzer]] als Vorstand hatte das Eckzimmer.  Im 2. Obergeschoss gab es weitere Arbeitszimmer des Bauamtes sowie einen Ausstellungsraum für den [[Kunstverein]] (mietweise überlassen). Die erste Gemäldeausstellung dort war am 25. Dezember 1910 für das Publikum unentgeltlich zugänglich.  


Für Fürth bedeutete dies einen „sehr erfreulichen Fortschritt“, urteilte [[Paul Käppner]] in seiner Stadtchronik. Den Vorsitz des Kunstvereins hatte in den 1930er Jahren Oberstadtbaurat [[Hermann Herrenberger]] inne, der Vorstand des Hochbauamts von [[1920]] bis [[1945]] war und im Haus amtierte.
Für Fürth bedeutete dies einen „sehr erfreulichen Fortschritt“, urteilte [[Paul Käppner]] in seiner Stadtchronik. Den Vorsitz des Kunstvereins hatte in den 1930er Jahren Oberstadtbaurat [[Hermann Herrenberger]] inne, der Vorstand des Hochbauamts von [[1920]] bis [[1945]] war und im Haus amtierte.
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In das ausgebaute Dachgeschoss kamen eine Hausmeisterwohnung, ein Lichtpausenraum für das Bauamt und ein Modellsaal. Das Äußere des in Sandstein ausgeführten Gebäudes mit einem klaren Pfeilersystem und großen Fensterflächen sollte die Zweckbestimmung als Bürogebäude erkennen lassen.<ref>Käppner-Chronik</ref>  
In das ausgebaute Dachgeschoss kamen eine Hausmeisterwohnung, ein Lichtpausenraum für das Bauamt und ein Modellsaal. Das Äußere des in Sandstein ausgeführten Gebäudes mit einem klaren Pfeilersystem und großen Fensterflächen sollte die Zweckbestimmung als Bürogebäude erkennen lassen.<ref>Käppner-Chronik</ref>  


Nach Umzug des Bauamts in die [[Rudolf-Breitscheid-Straße 35]] war in den 1960er Jahren das Ausgleichsamt untergebracht; danach das Sozialamt. Im Herbst [[1989]] war hier im Sozialamt die Anlaufstelle der [[Wiedervereinigung|DDR-Tagesbesucher]] zur Abholung ihres Begrüßungsgeldes. [[1974]] zog die [[Sparkasse]] in das Hochhaus an der [[Maxstraße]] als neues Zentralgebäude um. Im Haus verblieb eine Zweigstelle. Nach Sanierung und Umbau [[1997]]/98 übernahm das Haus als neuer Nutzer die [[Volkshochschule|Volkshochschule Fürth eGmbH]]. Seitdem sorgt die Volkshochschule mit ihrem großen Angebot an Kursen und Lehrgängen für eine volle Auslastung des Hauses. Im Untergeschoss ist immer noch der Tresor der Sparkasse zu bewundern, der allerdings offen steht - und leider leer ist.<ref>[[Verwaltungsbericht Stadtmagistrat 1910 und 1911 (Buch)|Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für die Jahre 1910 und 1911]], erschienen 1913.  Die Grundrisse und das Foto sind darin enthalten.</ref><ref>175 Jahre Sparkasse Fürth, Festschrift von 2002</ref>
Nach Umzug des Bauamts in die [[Rudolf-Breitscheid-Straße 35]] war in den 1960er Jahren das Ausgleichsamt untergebracht; danach das Sozialamt. Im Herbst [[1989]] war hier im Sozialamt die Anlaufstelle der [[Wiedervereinigung Deutschlands|DDR-Tagesbesucher]] zur Abholung ihres [[wikipedia:Begrüßungsgeld|Begrüßungsgeldes]]. [[1974]] zog die Sparkasse in das Hochhaus an der [[Maxstraße]] als neues Zentralgebäude um. Im Haus verblieb eine Zweigstelle. Nach Sanierung und Umbau [[1997]]/98 übernahm das Haus als neuer Nutzer die [[Volkshochschule|Volkshochschule Fürth gGmbH]]. Seitdem sorgt die Volkshochschule mit ihrem großen Angebot an Kursen und Lehrgängen für eine volle Auslastung des Hauses. Im Untergeschoss ist immer noch der Tresor der Sparkasse zu bewundern, der allerdings offen steht - und leider leer ist.<ref>[[Verwaltungsbericht Stadtmagistrat 1910 und 1911 (Buch)|Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für die Jahre 1910 und 1911]], erschienen 1913.  Die Grundrisse und das Foto sind darin enthalten.</ref><ref>175 Jahre Sparkasse Fürth, Festschrift von 2002</ref>


==Siehe auch==
==Siehe auch==
* [[Volkshochschule]]
* [[Volkshochschule Fürth]]
* [[Sparkasse]]
* [[Sparkasse Fürth]]
* [[Wiedervereinigung Deutschlands]]
* [[Wiedervereinigung Deutschlands]]
* [[Postämter]]


==Einzelnachweise==
==Einzelnachweise==

Aktuelle Version vom 17. Mai 2024, 12:57 Uhr

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Die Volkshochschule in der Hirschenstraße, Sept. 2017
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Beschreibung des Baudenkmals

Dreigeschossiger Eckbau mit Mansard- und Mansardwalmdach, Sandsteinfassade mit rustiziertem Erdgeschoss, großflächigen Fensterflächen, polygonalem Eckerker und Zwerchhaus mit Dreiecksgiebel, in historisierenden Formen, von Otto Holzer, bez. 1909-10; bauliche Gruppe mit Hirschenstraße 29.[1]

In der künstlerisch überzeugenden Synthese verschiedener architektonischer Strömungen des beginnenden 20. Jhs. und an sich widersprüchlicher Gestaltungsmittel ein charakteristisches Beispiel kommunalen Bauens aus der Ära des bedeutenden Baurates Otto Holzer (Pläne des Stadtbauamtes signiert von Holzer, Zizler, Popp, Mauerer). Malerisch asymmetrische Gruppierung verbindet sich mit neuklassizistischer Monumentalität, traditionelle Stilzitate wie die schwere Erdgeschossrustika, der heimatstilige Polygonalerker und das Mansarddach sind mit modernen vertikalen Fenstergruppen kombiniert. Ovales Treppenhaus (erneuert). In einem Vorraum (Erdgeschoss links) hölzerner Innenerker mit zwei Schnitzfiguren. Im 1. Stock polygonales Vertibül mit Rankenmalerei und den Wappen der Regierungsbezirke Bayerns an der Wölbung; im Amtszimmer in dem Eckerker Wandvertäfelung, Voutendecke und Art-déco-Schrank.[2]

Geschichte

Das Verwaltungsgebäude an der Hirschenstraße mit Flügelbau an der Blumenstraße erbaute die Stadt Fürth vom Oktober 1909 bis Dezember 1910. Oberbürgermeister war Theodor Kutzer und Stadtbaurat Otto Holzer. Im Erdgeschoss zur Linken der Eingangshalle lagen die Räume für die städtische Sparkasse. Deren Betrieb wurde im Januar 1911 aufgenommen. Hinter der Schalterhalle gab es in Zwischengeschossen unten eine „feuer- und diebessichere Tresoranlage“; oben ein Vorstandszimmer mit Erker gegen den Saal hin. Dieser Zimmererker mit holzgeschmückten Figuren bildete einen Schmuck für den Publikumsraum.[3]

Im größeren Flügel an der Hirschenstraße, rechts der Eingangshalle, lagen die an die Post vermieteten Räume mit Schaltern und ein Abfertigungsraum. Die Postzweigstelle I öffnete am 28. Dezember 1910 ihren Betrieb in diesen Räumen. An die Eingangshalle gegen den Hof zu schließt sich die Haupttreppe zum 1. und 2. Obergeschoss an. Sie ist als Wendeltreppe mit elliptischem Grundriss aus Eichenholz gefertigt.

Im 1. Obergeschoss befanden sich 14 Räume des Stadtbauamtes. Stadtbaurat Holzer als Vorstand hatte das Eckzimmer. Im 2. Obergeschoss gab es weitere Arbeitszimmer des Bauamtes sowie einen Ausstellungsraum für den Kunstverein (mietweise überlassen). Die erste Gemäldeausstellung dort war am 25. Dezember 1910 für das Publikum unentgeltlich zugänglich.

Für Fürth bedeutete dies einen „sehr erfreulichen Fortschritt“, urteilte Paul Käppner in seiner Stadtchronik. Den Vorsitz des Kunstvereins hatte in den 1930er Jahren Oberstadtbaurat Hermann Herrenberger inne, der Vorstand des Hochbauamts von 1920 bis 1945 war und im Haus amtierte.

In das ausgebaute Dachgeschoss kamen eine Hausmeisterwohnung, ein Lichtpausenraum für das Bauamt und ein Modellsaal. Das Äußere des in Sandstein ausgeführten Gebäudes mit einem klaren Pfeilersystem und großen Fensterflächen sollte die Zweckbestimmung als Bürogebäude erkennen lassen.[4]

Nach Umzug des Bauamts in die Rudolf-Breitscheid-Straße 35 war in den 1960er Jahren das Ausgleichsamt untergebracht; danach das Sozialamt. Im Herbst 1989 war hier im Sozialamt die Anlaufstelle der DDR-Tagesbesucher zur Abholung ihres Begrüßungsgeldes. 1974 zog die Sparkasse in das Hochhaus an der Maxstraße als neues Zentralgebäude um. Im Haus verblieb eine Zweigstelle. Nach Sanierung und Umbau 1997/98 übernahm das Haus als neuer Nutzer die Volkshochschule Fürth gGmbH. Seitdem sorgt die Volkshochschule mit ihrem großen Angebot an Kursen und Lehrgängen für eine volle Auslastung des Hauses. Im Untergeschoss ist immer noch der Tresor der Sparkasse zu bewundern, der allerdings offen steht - und leider leer ist.[5][6]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Denkmalliste
  2. Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth, S. 156
  3. Jesussek, Bernd: Käppner-Chronik, Teil 2 für 1901-1910, Städtebilder - Fotoarchiv & Verlag Fürth
  4. Käppner-Chronik
  5. Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für die Jahre 1910 und 1911, erschienen 1913. Die Grundrisse und das Foto sind darin enthalten.
  6. 175 Jahre Sparkasse Fürth, Festschrift von 2002

Bilder

Höfefest 2018 Dieser Artikel war Thema beim Fürther Höfefest vom 21. - 22. Juli 2018. Unter dem Titel "200 Jahre an einem Wochenende" bot die Veranstaltung Einblick in mehr als 50 Fürther Höfe, davon 20 als Themenhöfe mit einem geschichtlichen Thema.