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[[Datei:1916 Anlage-Weinstraße.jpg|miniatur|links|Englische Anlage 1916, hier ist der Pavillon noch rechts (Osten), in der Mitte ein Springbrunnen]]
 
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[[Datei:Ludwigsbahnhof 1935 - A5887.jpg|miniatur|rechts|Blick vom Parkhotel auf die Anlage, rechts der Ludwigsbahnhof]]
 
[[Datei:Ludwigsbahnhof 1935 - A5887.jpg|miniatur|rechts|Blick vom Parkhotel auf die Anlage, rechts der Ludwigsbahnhof]]
Während des [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkriegs]] wurde am [[9. Juli]] [[1916]] eine [[Nagelsäule]] errichtet. Die Bevölkerung konnte hier mittels einer finanziellen Gegenleistung einen oder mehrere Nägel in die Holzsäule einschlagen. Der Erlös dieser Aktion ging an die Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete des Krieges.  In Fürth stand ein steinerner Reiter des Bildhauers [[Josef Mitterer]], die Säule wurde von [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler]] entworfen und war mit folgenden Durchhalteparolen versehen: "Viel Feind, viel Ehr" und "Lieber Not, als Feindes Gebot".<ref name="Walther-S.69">Gerd Walther: Fürth - Die Kleeblattstadt. Städtebilder-Verlag Fürth, [[1991]], S. 69</ref> Bereits [[1917]] wurde die [[Nagelsäule]] wieder aus der Anlage entfernt.
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Am [[9. Juli]] [[1916]] wurde eine [[Nagelsäule]] errichtet. Die Bevölkerung konnte hier mittels einer finanziellen Gegenleistung einen oder mehrere Nägel in die Holzsäule einschlagen. Der Erlös dieser Aktion ging an die Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete des [[Erster Weltkrieg|Krieges]]Auf ihrer Spitze stand ein steinerner Reiter des Bildhauers [[Josef Mitterer]], die Säule wurde von [[Stadtbaurat]] [[Josef Zizler]] entworfen und war mit folgenden Durchhalteparolen versehen: "Viel Feind, viel Ehr" und "Lieber Not, als Feindes Gebot".<ref name="Walther-S.69">Gerd Walther: Fürth - Die Kleeblattstadt. Städtebilder-Verlag Fürth, [[1991]], S. 69</ref> [[1938]] wurde die Säule wieder aus der Anlage entfernt und an das damalige [[Stadtmuseum|Heimatmuseum]] übergeben.
    
== Veränderungen während der NS-Zeit ==
 
== Veränderungen während der NS-Zeit ==
[[Datei:Schlageterplatz NSDAP - A4852.jpg|miniatur|links|Im Hintergrund die Englische Anlage, bereits 1933 durch die NSDAP verunstaltet als Aufmarschplatz]] [[Datei:Hindenburganlage Eintopfsonntag.jpg|miniatur|NS-Propagandaveranstaltung "Eintopfsonntag", ca. 1942 - im Hintergrund der neue Pavillon]]
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[[Datei:Schlageterplatz NSDAP - A4852.jpg|miniatur|links|Im Hintergrund die Englische Anlage, bereits 1933 durch die NSDAP verunstaltet als Aufmarschplatz]] [[Datei:Hindenburganlage Eintopfsonntag.jpg|miniatur|NS-Propagandaveranstaltung "[[Wikipedia:Eintopfsonntag|Eintopfsonntag]]", ca. 1942 - im Hintergrund der neue Pavillon]]
[[1933]] wurde das Mittelstück der Anlage in einen kiesbestreuten Aufmarschplatz mit Pavillon umgewandelt. Zuvor stand hier noch ein Springbrunnen.<ref name="Walther-S.69"/> Im Ostteil entstand der heutige Kinderspielplatz und im Westteil der Fontänenhof.<ref>Adolf Schwammberger. Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 154</ref> Vermutlich nutzte die [[NSDAP]] den Platz für Aufmärsche, bis sie [[1938]] den ehem. [[Ludwigsbahnhof]] abreißen und die heutige [[Fürther Freiheit|Freiheit]] als geeigneteres Aufmarschgelände nutzen konnte.
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[[1933]] wurde das Mittelstück der Anlage in einen kiesbestreuten Aufmarschplatz umgewandelt. Zuvor stand hier noch ein Springbrunnen.<ref name="Walther-S.69"/> Im Ostteil entstand der heutige Kinderspielplatz und im Westteil der Fontänenhof.<ref>Adolf Schwammberger. Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 154</ref> Vermutlich nutzte die [[NSDAP]] den Platz für Aufmärsche, bis sie [[1938]] den ehem. [[Ludwigsbahnhof]] abreißen und die heutige [[Fürther Freiheit|Freiheit]] als geeigneteres Aufmarschgelände nutzen konnte.
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Ebenfalls [[1938]] wurde der ursprüngliche Pavillon in der Anlage abgerissen. Wie damals vorgegangen wurde, zeigt die Abfolge der Vermerke zum Abriss des Musikpavillons in der entsprechenden Akte "Die sogenannte 'Englische Anlage', dann 'Hindenburg-Anlage', nun 'Freiheits-Anlage'".<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/409</ref> 15. September 1938: ''Nach mündlicher Anordnung des Herrn [[Franz Jakob|Oberbürgermeisters]] v. 15.9.38 soll mit dem Abbruch des Musik-Pavillons in der Hindenburg-Anlage sofort begonnen werden. Der Abbruch soll durch den städt. Bauhof vorgenommen werden.'' Vermerk des Tiefbauamts/Bauhof vom 16. September 1938: ''Nach fernmündlicher Mitteilung ... bricht den Pavillon die S. A. ab. Der Bauhof soll nur die Fundamente beseitigen.'' Notiz des Städt. Tiefbauamts vom 19. September 1938: ''In der heutigen Referentenbesprechung stellte der Oberbürgermeister in Aussicht auch das Fundament durch die SA abreißen zu lassen.'' Vermerk des städtischen Tiefbauamts vom 30. September 1938: ''In der am 26. September 38 stattgefundenen tiefbauamtlichen Betriebsbesprechung erteilte Herr Stadtrat [[Heinrich Schreyer|Schreyer]], nach Rücksprache mit Herrn Oberbürgermeister, Auftrag, den Unterbau des abgerissenen Musikpavillons zu beseitigen. Die Arbeiten wurden vom Bauhof in der Zeit vom 26.9.38 Mittag 1 Uhr bis 29. September 38 nachm. 3 Uhr durchgeführt ...''
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Die Akte "Umgestaltung der Hindenburg-Anlage, nun Freiheits-Anlage" beginnt mit der Niederschrift der Ergebnisse einer als geheim eingestuften Sitzung des [[Franz Jakob|Oberbürgermeisters]] mit den Ratsherren am 25. Februar [[1938]], bei der die Gestaltung des neuen Platzes am alten [[Ludwigsbahnhof]] sowie vor allem die Umgestaltung der Hindenburganlage besprochen wurden. Dazu sollte das Gutachten eines namhaften (Garten-)Architekten eingeholt werden. Unabhängig davon ordnete Oberbürgermeister Jakob schon für die Hindenburganlage an, die äußeren Einfriedungen der Anlagenbeete sofort zu entfernen, die [[Nagelsäule]] abzubrechen und ins Heimatmuseum zu überweisen und "''daß der Musikpavillon abgebrochen wird. Der Zeitpunkt des Abbruches wird von mir noch bestimmt.''"<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438</ref> Wie damals weiter vorgegangen wurde, zeigt die Abfolge der Vermerke zum Abriss des Musikpavillons in einer weiteren Akte "Die sogenannte 'Englische Anlage', dann 'Hindenburg-Anlage', nun 'Freiheits-Anlage'".<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/409</ref> 15. September 1938: ''Nach mündlicher Anordnung des Herrn [[Franz Jakob|Oberbürgermeisters]] v. 15.9.38 soll mit dem Abbruch des Musik-Pavillons in der Hindenburg-Anlage sofort begonnen werden. Der Abbruch soll durch den städt. Bauhof vorgenommen werden.'' Vermerk des Tiefbauamts/Bauhof vom 16. September 1938: ''Nach fernmündlicher Mitteilung ... bricht den Pavillon die S. A. ab. Der Bauhof soll nur die Fundamente beseitigen.'' Notiz des Städt. Tiefbauamts vom 19. September 1938: ''In der heutigen Referentenbesprechung stellte der Oberbürgermeister in Aussicht auch das Fundament durch die SA abreißen zu lassen.'' Vermerk des städtischen Tiefbauamts vom 30. September 1938: ''In der am 26. September 38 stattgefundenen tiefbauamtlichen Betriebsbesprechung erteilte Herr Stadtrat [[Heinrich Schreyer|Schreyer]], nach Rücksprache mit Herrn Oberbürgermeister, Auftrag, den Unterbau des abgerissenen Musikpavillons zu beseitigen. Die Arbeiten wurden vom Bauhof in der Zeit vom 26.9.38 Mittag 1 Uhr bis 29. September 38 nachm. 3 Uhr durchgeführt ...''
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Am 31. März 1938 ging ein erster Vorschlag des Münchner Architekten und Gartengestalters Alwin Seifert für die Gestaltung der Hindenburganlage ein, es folgten weitere Korrespondenz und Treffen vor Ort in Fürth, immer wieder mit Korrekturen der Pläne. Dabei drängte OB Jakob stets auf einen Beginn der Arbeiten noch im Herbst. Das Stadtgartenamt begann am 31. Oktober 1938 mit vorbereitenden Arbeiten, z. B. Baumfällungen, während noch die weitere detaillierte Planung lief. Am 9. Dezember 1938 ordnete der Oberbürgermeister die Durchführung nach dem letzten Lage- und Kostenplan an: Die Umsetzung der gartentechnischen Vorschläge von Prof. Seifert wurde vom Stadtgartenamt unter Stadtgarteninspektor Dietlmeier geplant und durchgeführt, für Arbeiten und Material wurden 36.000 RM veranschlagt; die Planung zur Errichtung eines neuen Musikpavillons - dafür wurden 22.000 RM angesetzt - oblag dem Hochbauamt ebenso wie die zur Versetzung des Wetterhäuschens - Kosten mit neuem Sockel 2000 RM - und zum Bau eines Wasserbeckens 40 x 7 m sowie zweier Sandbecken für zusammen 17.700 RM; 26.300 RM waren für eine unterirdische Bedürfnisanstalt vorgesehen.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438</ref>
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Am 12. August 1939 wurde die "neugerichtete" Hindenburganlage vom Oberbürgermeister der Öffentlichkeit übergeben, dies wurde entsprechend inszeniert: "''Die Anlage wird kurz vor 4 Uhr geräumt und dann von Werkscharmännern des Bauamtes abgesperrt werden. Um 4 Uhr versammeln sich die Herren Referenten und Ratsherren beim Musikpavillon. Es wird dann der Referent für das Bauwesen dem Oberbürgermeister Meldung machen und verschiedene Erläuterungen mitteilen. Hierauf übergibt der Oberbürgermeister die Anlage der Öffentlichkeit. Die Musik setzt ein und die Wasserspiele treten in Tätigkeit. Als Musik wurde der älteste SA-Musikzug Deutschlands unter der Leitung des Standartenführers Lobenhofer gewonnen."''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438, Einladung vom 11. August 1939</ref>
    
[[Datei:Luftaufnahme Innenstadt 210345.jpg|miniatur|rechts|Luftaufnahme März 1945 - gut zu sehen der Fontänenhof und der Pavillon]]
 
[[Datei:Luftaufnahme Innenstadt 210345.jpg|miniatur|rechts|Luftaufnahme März 1945 - gut zu sehen der Fontänenhof und der Pavillon]]
Der heute noch existierende Pavillon aus Stein ist während der Zeit des [[NSDAP|Nationalsozialismus]] gebaut worden, also in den 1930er Jahren. Dafür spricht, dass der Pavillon bereits auf einem Foto zu sehen ist, das an einem sog. "Eintopfsonntag" entstanden ist - vermutlich im Jahr [[1942]]. Der Eintopfsonntag wurde ab dem [[1. Oktober]] [[1933]] als Propagandaaktion des NS-Regimes eingeführt, als ein Zeichen der Solidarisierung mit der Volksgemeinschaft. Zudem sollte die sog. Fettlücke, die nur durch devisenträchtige Importe ausgeglichen werden konnte, reduziert werden.<ref>Wikipedia: Eintopfsonntag. Online abgerufen am 3. August 18.03 Uhr - [http://de.wikipedia.org/wiki/Eintopfsonntag Wikipedia]</ref> Demzufolge muss der Pavillon nach [[1933]] (Umgestaltung der Englischen Anlage zu einem Exerzierplatz) entstanden sein, aber noch vor Februar [[1945]] - da die Gebäude in der Moststraße im Hintergrund des Fotos durch einen Luftangriff der US-Alliierten am [[21. Februar]] [[1945]] zerstört wurden.<ref>Fürther Geschichtswerkstatt: Kriegsjahre in Fürth 1939-1945. Städtebilder-Verlag & Verlag Fürth, Fürth, 2002, S. 27</ref>
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Der heute noch existierende Pavillon aus Stein stammt also aus der Zeit des [[NSDAP|Nationalsozialismus]] und wurde in der ersten Jahreshälfte 1939 errichtet.
    
== Umbenennung der Anlage ==
 
== Umbenennung der Anlage ==
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Im Laufe ihres Bestehens erfuhr die Anlage mehrere Umgestaltungen. Die Gliederung in drei Teilbereiche hat jedoch seit jeher Bestand (im Westen der Springbrunnen, in der Mitte die Grünanlage und im Osten der Spielplatz). Auch die klare Abgrenzung zum städtischen Umfeld durch Einfassungen aus Stützmauern und Zaunfeldern, zumindest entlang der Seitenflügel, lassen sich ebenso wie das rationale, direkte Wegesystem historisch belegen.
 
Im Laufe ihres Bestehens erfuhr die Anlage mehrere Umgestaltungen. Die Gliederung in drei Teilbereiche hat jedoch seit jeher Bestand (im Westen der Springbrunnen, in der Mitte die Grünanlage und im Osten der Spielplatz). Auch die klare Abgrenzung zum städtischen Umfeld durch Einfassungen aus Stützmauern und Zaunfeldern, zumindest entlang der Seitenflügel, lassen sich ebenso wie das rationale, direkte Wegesystem historisch belegen.
 
[[Datei:Weihnachstssänger 1950 - A3673.jpg|miniatur|rechts|Weihnachtssänger 1950 im Pavillon]]
 
[[Datei:Weihnachstssänger 1950 - A3673.jpg|miniatur|rechts|Weihnachtssänger 1950 im Pavillon]]
Die Adenaueranlage beherbergte bis zu ihrer letzten Erneuerung das Heringsbraterdorf der [[Fürther Kirchweih]] sowie eine unterirdische öffentliche Toilettenanlage.
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Die Adenaueranlage beherbergte bis zu ihrer letzten Erneuerung das Heringsbraterdorf der [[Fürther Kirchweih]] sowie eine unterirdische öffentliche Toilettenanlage aus den späten 1930er Jahren.
    
Die heutige Anlage besteht aus einer Springbrunnenanlage (Fontänenhof) mit Bänken im westlichen Teil, einer Grünanlage mit Wetterstation und Musikpavillon in der Mitte und einem Kiosk, einer unterirdischen Transformatorenstation (bis 2016) und einem Spielplatz im östlichen Teil, u. a. mit einer dem [[Ludwigseisenbahn|Adler]] nachempfundenen Kletter-Holzeisenbahn.
 
Die heutige Anlage besteht aus einer Springbrunnenanlage (Fontänenhof) mit Bänken im westlichen Teil, einer Grünanlage mit Wetterstation und Musikpavillon in der Mitte und einem Kiosk, einer unterirdischen Transformatorenstation (bis 2016) und einem Spielplatz im östlichen Teil, u. a. mit einer dem [[Ludwigseisenbahn|Adler]] nachempfundenen Kletter-Holzeisenbahn.
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* Julia Ruhnau: ''Entsetzen über Pläne: „Adenaueranlage ist tabu”''. In: Fürther Nachrichten vom 18. Februar 2023 (Druckausgabe)
 
* Julia Ruhnau: ''Entsetzen über Pläne: „Adenaueranlage ist tabu”''. In: Fürther Nachrichten vom 18. Februar 2023 (Druckausgabe)
 
* Wolfgang Händel: ''Wie groß ist der Schaden fürs Grün?'' In: Fürther Nachrichten vom 7. März 2024 (Druckausgabe)
 
* Wolfgang Händel: ''Wie groß ist der Schaden fürs Grün?'' In: Fürther Nachrichten vom 7. März 2024 (Druckausgabe)
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* Armin Leberzammer: ''Adenaueranlage: Zu viele Events?'' In: Fürther Nachrichten vom 21. Mai 2024 (Druckausgabe)
    
==Siehe auch==
 
==Siehe auch==
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==Einzelnachweise==
 
==Einzelnachweise==
 
<references />
 
<references />
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== Videoprojekt [[fuerther-strassen.de|Fürther Straßen]] 2018 ==
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[[Datei:Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage.mp4|400px]]
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Aufnahmedatum 12.08.2018
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==Bilder==
 
==Bilder==
 
{{Bilder dieser Grünanlage}}
 
{{Bilder dieser Grünanlage}}
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