Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage

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Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage, Ansicht nach Westen

Die "Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage" (früher: Englische Anlage, neuzeitlich: Stadtgarten) ist ein Platz in der Fürther Innenstadt und befindet sich an der Rudolf-Breitscheid-Straße, gegenüber der Fürther Freiheit.


Entstehung

1827 entstand als erste städtische Anlage in Fürth die sog. "Englische Anlage" auf einem Teil des Pfarrfeldes der St.-Michaels-Kirche. Die Initiative ging von den damaligen Bürgermeistern von Bäumen und Schönwald aus. Der zweite Bürgermeister Adolph Schönwald beantragte am 13. Juli 1827 im Magistrat der Stadt, dass ein Teil der Pfarrfelder "zu einer öffentlichen Promenade benützt und entsprechend angelegt werde."[1] Dieser Antrag war für die Zeit durchaus ungewöhnlich, da die Kommune eine öffentliche Anlage für alle Bürger zugänglich machen wollte, nicht nur für wohlhabende. Der Zweck der Anlage war ebenfalls dem Antrag zu entnehmen: die Anlage sollte zum Spazierengehen (=Promenade) dienen. Nach Ansicht Schönwalds und der Stadt war die Zielgruppe der Anlage klar definiert, nämlich die arbeitende Bevölkerung, um nach getaner Arbeit sich in der Anlage bewegen und neue Kraft für den nächsten Tag sammeln zu können.

Verschiedene Varianten

1. Variante für den Englischen Garten (1827)

Dem Antrag Schönwalds wurde zugestimmt und bereits Ende August 1827 legte der Kunstgärtner Friedrich Jobst Foerster zwei Entwürfe für die künftige Anlage vor. Der erste Vorschlag, in dem es keine geraden Wege und geometrische Anlagen mehr geben sollte, folgte einer neuen "Gartenmode". Deshalb beinhaltete der Vorschlag nur runde Wege. Dazwischen plante Foerster "zweckmässige Fruchtbäume", z. B. Zwetschgen und Weichseln (=Sauerkirsche). Zusätzlich sollten Vogelbeerbäume, weißblühende Buschakazien und Sträucher gepflanzt werden. Als Kostenrahmen wurden 245 Gulden und 45 Kreuzer veranschlagt.

2. Variante für den Englischen Garten (1827)

Die zweite Variante unterschied sich gänzlich von der ersten. Hier wurde ein in regelmäßigen Abständen mit Bäumen bepflanzter Platz vorgesehen, ähnlich dem Lindenhain, lediglich mit mehr Bäumen. Foerster bezeichnete die Anlage als "eine Allee mit Frucht- und anderen Bäumen". Aufgrund der einfacheren Struktur der Anlage war die Umsetzung der Variante 2 deutlich billiger als die erste mit den runden Wegen. Die Kosten beliefen sich lediglich auf 96 Gulden und 3 Kreuzer, also über die Hälfte günstiger als die Variante 1.

Der Kunstgärtner favorisierte aus pragmatischen Gründen die Variante 2, da seiner Meinung nach "ein englischer Garten zu sehr Beschädigungen großer und kleiner Kinder ausgesetzt sei und alle Blüten gleich bei ihrem Erscheinen abgerissen würden." Diese Befürchtung Foersters sollte sich leider bewahrheiten.

Der Magistrat lehnte beide Pläne ab, entschied sich aber gleichzeitig am 30. August 1827 für eine Anlage, die wie folgt aussehen sollte:

"Der ganze Platz soll ... auf allen vier Seiten eine 12 Schuh (ca. 3,6 m) breite Allee von Vogelbeerbäumen und weißen Buschakazien erhalten", dann soll der "innere Raum" mit einer Kreuzallee von Maulbeerbäumen "ausgefüllt" werden und an der Kreuzung der Allee eine "ovale Rotunde ... mit steineren Ruhsitzen umgeben" entstehen.[1] In einem späteren Plan, ohne Jahresangabe, aber vermutlich um 1887, ist die Anlage in der oben beschriebenen Form zu erkennen. Die Anlage wird durch zwei Hauptwege durchkreuzt (Nord-Süd & Ost-West), dazwischen sind in regelmäßigen Abständen kurze Spazierwege eingezogen - das vermeintlich "Englische Element" der Anlage.[1] Barbara Ohm beschreibt den "Englischen Charakter" der Anlage in den Fürther Heimatblättern wie folgt: Der Name (Englische Anlage) gibt den Hinweis, dass die neuen Vorstellungen für Garten- und Park-Anlagen aus England kamen. Die Fürther "Englische Anlage" ist aber viel zu klein, um an ihr Theorien der Gartengestaltung festmachen zu können. Aber man sieht, dass nun nicht mehr die Geometrie vorherrscht, dass es keine barocken Kunstformen mehr gibt, sondern "natürlich" geschwungene Wege, sozusagen mehr "Natur" oder das, was man dafür hielt. Es ist ja eine vom Menschen gemachte Natur."[1]

Die geäußerten Bedenken des Kunstgärtners Foersters bestätigten sich bereits in den Anfangsjahren der Anlage, so dass sich der Magistrat genötigt sah, am 7. Juni 1830 im "Intelligenzblatt der Stadt Fürth" einen Aufruf zu veröffentlichen: "Man hat wahrgenommen, dass die neue Promenade nicht allein durch Knaben, welche ihre mutwilligen Spiele allda treiben, sondern auch durch Kinder, welche die Mägde ohne alle Aufsicht herum laufen lassen, ruiniert werde. Man macht daher zu Jedermanns Warnung bekannt, dass - da die Älteren für die strafbaren Handlungen ihrer Kinder und Dienstboten unter allen Umständen verantwortlich bleiben - unnachsichtlich Strafen gegen diejenigen eintreten werden, welche mittel- oder unmittelbar zur Beschädigung dieses dem öffentlichen Vergnügen gewidmeten Platzes beitragen."[2] Allerdings schien der Appell ins Leere zu laufen, da immer wieder von "mutwilligen Knaben" die Rede war, von Beschädigungen der Bänke und von Abschneiden ganzer Ästen an den Bäumen. Ein "schändlicher Frevel, der jeden redlichen Menschen mit Abscheu erfüllt", so die Chronisten der damaligen Zeit.

Entwicklung nach der Ludwigseisenbahn

Der Ludwigsbahnhof gegenüber der Englischen Anlage

Durch den Bau der Ludwigseisenbahn 1835 im südlich angrenzenden Teil der Anlage wurde die Englische Anlage deutlich aufgewertet und bekam eine zentral gelegene Position. Während die Anlage noch Jahre zuvor eher den Südostrand der Stadt Fürth abbildete, wurde durch die Eisenbahn die Anlage zum "Filetstück" der Stadt Fürth - und somit auch erstmals zum "Objekt der Begierde".

Bereits kurz nach der Eröffnung der Ludwigseisenbahn berichtete der Stadtchronist Fronmüller vom drohenden Aus der Anlage:

Derselben (Englischen Anlage) drohte bald nach Eröffnung der Ludwigsbahn eine große Gefahr, indem ein Verein sich diesen Platz gegen ein zu bestimmendes Reichniß abtreten lassen wollte. Allein diesen Anforderungen trat Bürgermeister Bäumen energisch entgegen. "Diese schöne Anlage zerstören wollen, hieße eine Todsünde gegen guten Geschmack begehen; ihn aber gar gegen eine Rente von wenigen Gulden auf das Privateigenthum zu übertragen, würde eine empfindliche Verletzung des gemeindlichen Interesses zur Folge haben, da er nach dem durch die Zeitverhältnisse gesteigerten Werthe der Bauplätze dortiger Gegend einen Werth von 5-6000 fl. hat. Ein Verein als solcher kann vor dem größeren Publikum, welchem der Genuß der Annehmlichkeiten der Promenade zusteht, keine Begünstigung ansprechen." Dadurch wurde dem Ludwigsbahnhof die freundliche Nachbarschaft und den Einwohnern der Stadt eine segenbringende Anlage erhalten.[3]

Gemeint war wohl auch ein Wirt, der den Antrag stellte Tische und Bänke auf der Anlage aufstellen zu dürfen, da "seit der Einrichtung der Nürnberg-Fürther Eisenbahn sich der Besuch meiner Wirtschaft auf diejenigen Personen, welche mit den Fahrten der Eisenbahn nach Fürth ankommen" beschränken. Der Wirt erhielt die Erlaubnis inkl. Gartenanlagenerweiterung, allerdings mussten die Sitzgelegenheiten abends wieder abgebaut werden.

Am 20. April 1866 vermerkt das Fürther Tagblatt: "Dem Apotheker Merkel aus Nürnberg wird auf sein Ansuchen ein Platz in der Anlage, gegen die Mostgasse zu, zur Aufstellung einer Trinkhalle angewiesen."

Bauland vs. Gartenanlage

Blick durch die Anlage auf den Ludwigsbahnhof, ca. 1910

Die Anlage wurde mehrmals von bauwilligen Investoren "ins Visier" genommen, da gerade das Bauen entlang der Eisenbahnlinie zu dieser Zeit sehr beliebt war (siehe Hornschuchpromenade/Rudolf-Breitscheid-Straße). Erneut musste sich der Erste Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen vor die Anlage stellen und diese verteidigen. Die Anlage sei, nach Meinung Bäumens, "größerem Publikum, welchem der Genuß der Annehmlichkeiten der Promenade zusteht" vorbehalten. Er stellte damit das öffentliche Interesse vor private Einzelinteressen, was für damalige Zeit sicherlich eine ungewöhnliche Vorgehensweise war.

Die Englische Anlage im Hintergrund, um 1935

Bereits 1879 gab es die nächsten Interessenten für die Englische Anlage. Dieses Mal stand die Frage an, an welcher Stelle die Unterbringung einer Realschule möglich wäre. Unter anderem wurde als Standort die Englische Anlage diskutiert. In der Magistratssitzung vom 21. Oktober 1879 wurde der Antrag auf die teilweise Überbauung der Englischen Anlage abgestimmt. Lediglich zwei Magistratsräte fanden sich, die für den Antrag stimmten, der Rest entschied sich gegen eine Bebauung der Anlage.[4] Doch es blieb nicht dabei, ein weiterer, offensichtlich kontrovers geführter Versuch der Bebauung, welcher auch ein breites Echo in den Journalen der Stadt Fürth fand, ereignete sich 1886. Die Hotelaktiengesellschaft beantragte bei dem Magistrat den Ankauf eines Teils der Anlage, um hier einige Neubauten zu erstellen. Der Antrag wurde von Seiten des Magistrats abgelehnt, aber von der breiten Öffentlichkeit in einem "heftigen Journalkampf" wahrgenommen.[5]

Erster Pavillon um 1900
Erstes Wetterhäuschen von 1883, Standort am heutigen Fontänenhof nahe der Friedrichstraße

Und ein weiteres Mal stand die Englische Anlage zur Disposition: Um die Jahrhundertwende gründete sich eine Bürgerinitiative gegen die Zerstörung der Englischen Anlage, da erste Pläne des Theater-Neubaus offensichtlich diesen Platz für den Neubau vorgesehen hatten. Am Ende konnte sich wohl die Initiative gegen die Zerstörung durchsetzen, und das heutige Theater wurde fast in Sichtweite 1902 fertig gestellt.[6]

Erste Umgestaltungen

Erster Pavillon der Adenaueranlage, ca. 1905
Erster Pavillon, ca. 1910
Erste Veränderungen der Anlage, ca. (1887)

1883 spendete der Ehrenbürger der Stadt Fürth Dr. Wilhelm Königswarter der Stadt Fürth 3.000 Mark, von denen 1.000 Mark für eine neue Ferienkolonie bestimmt waren. Die Restsumme stellte Königswarter dem Magistrat frei zur Verfügung, der sich für "Aufstellung eines Wetterhäuschens in der englischen Anlage entschied, welches sodann von der Firma Kamotzi und Schlößer in Frankfurt a. M., die Instrumente von Heller in Nürnberg besorgen würden."[7]

Die Fürther "Nagelsäule" um 1916
Das zweite Wetterhäuschen von 1911

Die Verschönerungskommission des Stadtmagistrats beriet 1886 über eine Umgestaltung der Anlage. Die Kommission vertrat die Ansicht, dass "in der hiesigen Bevölkerung (sich)... der Wunsch verbreitet, dass die englische Anlage eine hübschere Gestaltung erhalte. Vor allem ein Springbrunnen sollte gebaut werden, um die Anlage wirklich zur Zierde der Stadt zu machen.

Lageplan der Anlage 1908

Auch ein Pavillon für Konzerte wurde auf Initiative und Kosten des Verschönerungsvereins in der Anlage gebaut.[2] Er entstand im April 1902 im östlichen Teil der Anlage, wo sich heute der Kinderspielplatz befindet. Hier spielten vor allem Sonntagmorgens von 11 bis 12 Uhr die Kapellen der in Fürth stationierten Regimenter. Die Zuhörer promenierten danach den Weg hinauf zur Hornschuch-Promenade. Die Promenadenkonzerte erfreuten sich bei der Fürther Bevölkerung größter Beliebtheit, so dass die Englische Anlage stets gut besucht war. Das erste Konzert im neu errichteten Pavillon gab das hiesige 1. Bataillon des 21. Infanterieregiments unter dem Musikdirigenten Julius Schreck am 6. April 1902.[8] Sie „boten den zahlreich anwesenden Musikfreunden wirklichen Kunstgenuss… Den in der Anlage und auf den Gehsteigen lustwandelnden Vertreterinnen des schönen Geschlechtes gaben und geben die Musikaufführungen willkommene Gelegenheit zu einem unterhaltenden Stelldichein.“[9]

Am 4. April 1904 wurde in der Anlage der Königswarter-Gedenkstein zum Andenken an den 1887 verstorbenen Ehrenbürger der Stadt Fürth Dr. Wilhelm Königswarter aufgestellt: Der Gedenkstein – ein Felsblock ca. 100 Zentner schwer, aus Hohenstadt bei Hersbruck stammend – zu Ehren des Ehrenbürgers von Fürth, Dr. W. Königswarter mit dessen Reliefportrait ist heute in der englischen Anlage am Ludwigsbahnhofe aufgestellt worden.[10] Am 6. Januar 1911 beschloss der Stadtmagistrat den Gedenkstein in den neuen Stadtpark umzusetzen, … dies im Hinblick darauf, daß aus Mitteln Königswarter der neue Stadtpark geschaffen worden ist, somit das Gedächtnis Königswarters besser in diesem Teil der öffentlichen Anlagen geehrt wird.[11] Die Umsetzung an die Weggabelung zwischen Klostergarten und Wasserfall erfolgte am 15. März 1911.

Im September 1911 wurde das alte Wetterhäuschen abgebrochen und bis November ein neues fertiggestellt.

Englische Anlage 1916, hier ist der Pavillon noch rechts (Osten), in der Mitte ein Springbrunnen
Blick vom Parkhotel auf die Anlage, rechts der Ludwigsbahnhof

Am 9. Juli 1916 wurde eine Nagelsäule errichtet. Die Bevölkerung konnte hier mittels einer finanziellen Gegenleistung einen oder mehrere Nägel in die Holzsäule einschlagen. Der Erlös dieser Aktion ging an die Kriegsopfer, Hinterbliebene und Verwundete des Krieges. Auf ihrer Spitze stand ein steinerner Reiter des Bildhauers Josef Mitterer, die Säule wurde von Stadtbaurat Josef Zizler entworfen und war mit folgenden Durchhalteparolen versehen: "Viel Feind, viel Ehr" und "Lieber Not, als Feindes Gebot".[12] 1938 wurde die Säule wieder aus der Anlage entfernt und an das damalige Heimatmuseum übergeben.

Veränderungen während der NS-Zeit

Im Hintergrund die Englische Anlage, bereits 1933 durch die NSDAP verunstaltet als Aufmarschplatz
NS-Propagandaveranstaltung "Eintopfsonntag", ca. 1942 - im Hintergrund der neue Pavillon

1933 wurde das Mittelstück der Anlage in einen kiesbestreuten Aufmarschplatz umgewandelt. Zuvor stand hier noch ein Springbrunnen.[12] Im Ostteil entstand der heutige Kinderspielplatz und im Westteil der Fontänenhof.[13] Vermutlich nutzte die NSDAP den Platz für Aufmärsche, bis sie 1938 den ehem. Ludwigsbahnhof abreißen und die heutige Freiheit als geeigneteres Aufmarschgelände nutzen konnte.

Die Akte "Umgestaltung der Hindenburg-Anlage, nun Freiheits-Anlage" beginnt mit der Niederschrift der Ergebnisse einer als geheim eingestuften Sitzung des Oberbürgermeisters mit den Ratsherren am 25. Februar 1938, bei der die Gestaltung des neuen Platzes am alten Ludwigsbahnhof sowie vor allem die Umgestaltung der Hindenburganlage besprochen wurden. Dazu sollte das Gutachten eines namhaften (Garten-)Architekten eingeholt werden. Unabhängig davon ordnete Oberbürgermeister Jakob schon für die Hindenburganlage an, die äußeren Einfriedungen der Anlagenbeete sofort zu entfernen, die Nagelsäule abzubrechen und ins Heimatmuseum zu überweisen und "daß der Musikpavillon abgebrochen wird. Der Zeitpunkt des Abbruches wird von mir noch bestimmt."[14] Wie damals weiter vorgegangen wurde, zeigt die Abfolge der Vermerke zum Abriss des Musikpavillons in einer weiteren Akte "Die sogenannte 'Englische Anlage', dann 'Hindenburg-Anlage', nun 'Freiheits-Anlage'".[15] 15. September 1938: Nach mündlicher Anordnung des Herrn Oberbürgermeisters v. 15.9.38 soll mit dem Abbruch des Musik-Pavillons in der Hindenburg-Anlage sofort begonnen werden. Der Abbruch soll durch den städt. Bauhof vorgenommen werden. Vermerk des Tiefbauamts/Bauhof vom 16. September 1938: Nach fernmündlicher Mitteilung ... bricht den Pavillon die S. A. ab. Der Bauhof soll nur die Fundamente beseitigen. Notiz des Städt. Tiefbauamts vom 19. September 1938: In der heutigen Referentenbesprechung stellte der Oberbürgermeister in Aussicht auch das Fundament durch die SA abreißen zu lassen. Vermerk des städtischen Tiefbauamts vom 30. September 1938: In der am 26. September 38 stattgefundenen tiefbauamtlichen Betriebsbesprechung erteilte Herr Stadtrat Schreyer, nach Rücksprache mit Herrn Oberbürgermeister, Auftrag, den Unterbau des abgerissenen Musikpavillons zu beseitigen. Die Arbeiten wurden vom Bauhof in der Zeit vom 26.9.38 Mittag 1 Uhr bis 29. September 38 nachm. 3 Uhr durchgeführt ...

Am 31. März 1938 ging ein erster Vorschlag des Münchner Architekten und Gartengestalters Alwin Seifert für die Gestaltung der Hindenburganlage ein, es folgten weitere Korrespondenz und Treffen vor Ort in Fürth, immer wieder mit Korrekturen der Pläne. Dabei drängte OB Jakob stets auf einen Beginn der Arbeiten noch im Herbst. Das Stadtgartenamt begann am 31. Oktober 1938 mit vorbereitenden Arbeiten, z. B. Baumfällungen, während noch die weitere detaillierte Planung lief. Am 9. Dezember 1938 ordnete der Oberbürgermeister die Durchführung nach dem letzten Lage- und Kostenplan an: Die Umsetzung der gartentechnischen Vorschläge von Prof. Seifert wurde vom Stadtgartenamt unter Stadtgarteninspektor Dietlmeier geplant und durchgeführt, für Arbeiten und Material wurden 36.000 RM veranschlagt; die Planung zur Errichtung eines neuen Musikpavillons - dafür wurden 22.000 RM angesetzt - oblag dem Hochbauamt ebenso wie die zur Versetzung des Wetterhäuschens - Kosten mit neuem Sockel 2000 RM - und zum Bau eines Wasserbeckens 40 x 7 m sowie zweier Sandbecken für zusammen 17.700 RM; 26.300 RM waren für eine unterirdische Bedürfnisanstalt vorgesehen.[16]

Am 12. August 1939 wurde die "neugerichtete" Hindenburganlage vom Oberbürgermeister der Öffentlichkeit übergeben, dies wurde entsprechend inszeniert: "Die Anlage wird kurz vor 4 Uhr geräumt und dann von Werkscharmännern des Bauamtes abgesperrt werden. Um 4 Uhr versammeln sich die Herren Referenten und Ratsherren beim Musikpavillon. Es wird dann der Referent für das Bauwesen dem Oberbürgermeister Meldung machen und verschiedene Erläuterungen mitteilen. Hierauf übergibt der Oberbürgermeister die Anlage der Öffentlichkeit. Die Musik setzt ein und die Wasserspiele treten in Tätigkeit. Als Musik wurde der älteste SA-Musikzug Deutschlands unter der Leitung des Standartenführers Lobenhofer gewonnen."[17]

Luftaufnahme März 1945 - gut zu sehen der Fontänenhof und der Pavillon

Der heute noch existierende Pavillon aus Stein stammt also aus der Zeit des Nationalsozialismus und wurde in der ersten Jahreshälfte 1939 errichtet.

Umbenennung der Anlage

1917 erhielt die Englische Anlage anlässlich des 70. Geburtstages von Generalfeldmarschall Paul von Hindenburg (2. Oktober) den Namen "Hindenburg-Anlage". Die Anlage wurde aus patriotischen Gründen umbenannt, zum einen, weil England zu den Kriegsgegnern gehörte, zum anderen, um Hindenburg zu ehren. Zeitgleich wurde die bisherige Weinstraße in "Hindenburgstraße" umbenannt.

Im April 1946 wurde die Anlage erneut aus politischen Gründen umbenannt. Sie hieß fortan "Anlage an der Fürther Freiheit", oder kurz "Freiheitsanlage". Die Benennung nach Hindenburg erschien nach 1945 politisch als nicht mehr opportun[18], da dieser dem Nationalsozialismus maßgeblich zur Macht verholfen hat. Dies geschah einerseits durch die Ernennung Hitlers zum Reichskanzler (30. Januar 1933), andererseits durch die Verordnungen des Reichspräsidenten im Februar und März 1933,[19] mit denen verschiedene Grundrechte bis 1945 außer Kraft gesetzt wurden, was u. a. einige Aspekte des nationalsozialistischen Terrors formalrechtlich absicherte. Abgesehen davon ist Hindenburg maßgeblich verantwortlich für die Kriegsführung im Ersten Weltkrieg, die in den auch heute noch rechtsverbindlichen Versailler Friedensverträgen als völkerrechtswidrig eingestuft wird. In diesem Zusammenhang wurde es nur als Randnote angesehen, dass sich Hindenburg der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten - unter anderem aus persönlicher Abneigung gegen Hitler - zwischen Juli 1932 und Januar 1933 entgegenstellte.

Ihren heutigen Namen erhielt sie am 17. Mai 1967 zum Gedenken an Dr. Konrad Adenauer, dem ersten Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland. Adenauer war kurz zuvor (am 19. April 1967) verstorben, so dass die Stadt Fürth ihn auf diese Art und Weise ehrte.

Bombenfund 1996

1996 Fund einer amerikanischen Fliegerbombe in der Adenaueranlage ca. 10 Meter vom Milchhäusla Richtung Freiheit entfernt. Diese lag sehr flach nur ca. 50 cm unter der Oberfläche. Sprengmeister Karl-Heinz Hartmann entschärfte den Blindgänger mit zwei Zündern routiniert. [20]

Nutzung der Anlage heute

Spielplatz in der Adenaueranlage um 1960, im Hintergrund die Moststraße

Im Laufe ihres Bestehens erfuhr die Anlage mehrere Umgestaltungen. Die Gliederung in drei Teilbereiche hat jedoch seit jeher Bestand (im Westen der Springbrunnen, in der Mitte die Grünanlage und im Osten der Spielplatz). Auch die klare Abgrenzung zum städtischen Umfeld durch Einfassungen aus Stützmauern und Zaunfeldern, zumindest entlang der Seitenflügel, lassen sich ebenso wie das rationale, direkte Wegesystem historisch belegen.

Weihnachtssänger 1950 im Pavillon

Die Adenaueranlage beherbergte bis zu ihrer letzten Erneuerung das Heringsbraterdorf der Fürther Kirchweih sowie eine unterirdische öffentliche Toilettenanlage aus den späten 1930er Jahren.

Die heutige Anlage besteht aus einer Springbrunnenanlage (Fontänenhof) mit Bänken im westlichen Teil, einer Grünanlage mit Wetterstation und Musikpavillon in der Mitte und einem Kiosk, einer unterirdischen Transformatorenstation (bis 2016) und einem Spielplatz im östlichen Teil, u. a. mit einer dem Adler nachempfundenen Kletter-Holzeisenbahn. Der Kiosk beim östlichen Zugang zur Anlage von der Moststraße hat die Adresse Moststraße 34 und wird "Milchhäusla" genannt. Im Fürther Adressbuch von 1935 wird es schon aufgeführt als "Trinkhalle" mit dem Betreiber Bayerische Milchversorgung.

Bereits 1949 wurden erste Veränderungen an der Anlage vorgenommen, 1968 wurde der in die Jahre gekommene Pavillon renoviert.[21] 1952 wurde im Pavillon das Kriegsgefangenendenkmal des Fürther Künstlers Karl Dörrfuß aufgestellt, das an die aus dem Kriege nicht Heimgekehrten bzw. in Kriegsgefangenschaft gestorbenen Fürther erinnern sollte.[12] Das Mahnmal wurde 2004 in den Stadtpark versetzt, da man eine andere Nutzung für den Pavillon vorsah. Angefragt hatte in diesem konkreten Fall die Brauerei Tucher, noch unter der Führung des Münchner Brauereibesitzers Dr. Inselkammer. Er beabsichtigte, an der Stelle des Pavillons einen Biergarten zu eröffnen, musste allerdings nach den ersten Planungen von seiner Idee Abstand nehmen, da sich aufgrund wirtschaftlicher und ökologischer Gründe zu große Bedenken ergaben.

Adenauer-Anlage heute

Dennoch wurde die Adenaueranlage im Juli 2003 für einen Umbau vollständig gesperrt.[22][23] Einen neuen Vorstoß zur Nutzung der Anlage machte in den 2000er Jahren die CSU-Frauenunion mit dem Vorschlag, hier einen Marktplatz zu etablieren. Auch diese Pläne verliefen im Sande, bis im April 2014 der Geschäftsmann Jochen Schreier einen neuen Vorschlag zur Nutzung der Anlage der Fürther Bevölkerung präsentierte. Er schlug vor, die Anlage als "Schnabuliermarkt" zu nutzen, eine Mischung aus Gastronomie und festen Marktständen. Ein Schnabuliermarkt entstand zwar nicht, allerdings setzte die Stadt ähnliche Pläne für einen Wochenmarkt um, der jedoch nur kleine Teile der Adenaueranlage belegt. Spätestens seit der Eröffnung des Wochenmarktes im Jahr 2019 gab es immer wieder Anregungen, die Anlage für weitere Events zu nutzen, sei es für Lesungen oder einen erweiterten Weihnachtsmarkt. Dies stieß jedoch auf Bedenken, dass damit irreparable Schäden an der Natur entstehen.[24]

Im Jahr 2022 hat das Grünflächenamt der Stadt Fürth im Bereich des Fontänenhofs drei neue Bänke aufgestellt und das marode gewordene Lärchenholz der umlaufenden Sitzbänke durch Hölzer regionaler Eiche ersetzen lassen. Die Hölzer lieferte die Holzwerkstatt der mudra-Drogenhilfe.[25]

Nachdem beim Weihnachtsmarkt im Jahr 2023 die Anlage als Standort der Weihnachtspyramide diente, wurden seitens des Bundes Naturschutz erheblich hinterlassene Spuren und ein unzureichender Schutz der Grünflächen und Bäume kritisiert. Wenngleich das städtische Grünflächenamt diese Schäden weniger dramatisch sieht, so mahnt es aber auch ein Nutzungskonzept an, um zu intensive Nutzungen Einhalt zu gebieten. Auch Grünflächen brauchen Erholungszeiten.[26]

Umbenennungen im Überblick

  • 1827 - Englische Anlage, Stadtgarten, Gartenanlage am Weinweg oder ab 1835 Anlage am Ludwigs-Bahnhof
  • 1917 - Hindenburg-Anlage
  • 1946 - Anlage an der Fürther Freiheit oder Freiheitsanlage
  • 1967 - Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage

Literatur

Lokalberichterstattung

  • Wolfgang Händel: Allianz zum Schutz der Adenaueranlage. In: Fürther Nachrichten vom 11. August 2011 - online
  • Birgit Heidingsfelder: Adenaueranlage so schick wie lange nicht. In: Fürther Nachrichten vom 31. Mai (Druckausgabe) bzw. nordbayern.de vom 1. Juni 2018 - online
  • Aufgemöbelte Bänke zum Verweilen. In: INFÜ, Nr. 12 vom 22. Juni 2022, S. 14 – PDF-Datei
  • Julia Ruhnau: Entsetzen über Pläne: „Adenaueranlage ist tabu”. In: Fürther Nachrichten vom 18. Februar 2023 (Druckausgabe)
  • Wolfgang Händel: Wie groß ist der Schaden fürs Grün? In: Fürther Nachrichten vom 7. März 2024 (Druckausgabe)
  • Armin Leberzammer: Adenaueranlage: Zu viele Events? In: Fürther Nachrichten vom 21. Mai 2024 (Druckausgabe)

Siehe auch

Weblinks

  • Fürther Schnabuliermarkt - Konzept und Webseite HP

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 1,3 Barbara Ohm: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.138
  2. 2,0 2,1 Barbara Ohm: Fürther Gartenkultur im 18. und 19. Jahrhundert. Die englische Anlage. In: Fürther Geschichtsblätter, 4/2013, S.139
  3. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 245
  4. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 515
  5. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 648
  6. Gerd Walther: Beidseits der Ludwigseisenbahn. Städtebilder-Verlag Fürth, 1989, S. 51
  7. Chronik der Stadt Fürth. 2. Auflage,1887; 2., vielfach vermehrte und verbesserte Ausgabe, fortgesetzt bis zur neuesten Zeit und mit Register versehen, S. 583
  8. Käppner Chronik 1901 - 1910. Bearbeitet von Bernd Jesussek, Städtebilder-Verlag Fürth, 2003, S. 10
  9. Konrad Schlegel: Geschichte des Verschönerungsvereins Fürth und Umgebung. Ein Gedenkblatt zu seinem goldenen Jubiläum am 3. Juli 1929 (Stadtarchiv Fürth), S. 6
  10. Paul Käppner, Chronik der Stadt Fürth, S. 751
  11. Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/64: Errichtung eines Gedenksteines mit Ehrentafel zur Erinnerung an den + Ehrenbürger Dr. W. Königswarter
  12. 12,0 12,1 12,2 Gerd Walther: Fürth - Die Kleeblattstadt. Städtebilder-Verlag Fürth, 1991, S. 69
  13. Adolf Schwammberger. Fürth A-Z, Fürth 1967, S. 154
  14. Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438
  15. Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/409
  16. Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438
  17. Stadtarchiv Fürth, AGr. 6/438, Einladung vom 11. August 1939
  18. Stadtratsakte Straßenbenennungen, 4. Band, Stadtarchiv Fürth (6/202), Recherche Peter Frank (Fürth), September 2007
  19. Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz des Volkes vom 4. Februar 1933, die Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat vom 28. Februar 1933 sowie das ebenfalls von Hindenburg unterzeichnete Ermächtigungsgesetz vom 24. März 1933
  20. In:Fürther Nachrichten vom 31. Oktober 1996 (Druckausgabe)
  21. Beschriftung an einer der Säulen des Pavillons: Renov. 1968 Robert Bohn
  22. In:Fürther Nachrichten Martin Möller vom 18. April 2003 (Druckausgabe)
  23. In:Fürther Nachrichten Martina Hildebrand vom 25. Juli 2003 (Druckausgabe)
  24. Julia Ruhnau: Entsetzen über Pläne: „Adenaueranlage ist tabu”. In: Fürther Nachrichten vom 18. Februar 2023
  25. Aufgemöbelte Bänke zum Verweilen. In: INFÜ, Nr. 12 vom 22. Juni 2022, S. 14
  26. Wolfgang Händel: Wie groß ist der Schaden fürs Grün? In: Fürther Nachrichten vom 7. März 2024

Videoprojekt Fürther Straßen 2018

Dr.-Konrad-Adenauer-Anlage, Aufnahmedatum 12. August 2018

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