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Die 8 verbliebenen, teils beschädigten Häuser, alle nächst der Würzburger Straße, wurden bald nach der Einnahme von Fürth von den amerikanischen Besatzungstruppen belegt<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Volkswohnungen an der Wehlauerstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Allgemeines, Aufstellung vom 9.01.1946</ref> und die gesamte Siedlung wurde von der amerikanischen Militärregierung als Sperrzone auch für die ehemaligen Bewohner bestimmt. Nach der nachträglichen Freigabe zum [[11. Februar]] [[1946]]<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Bescheid „Release of Requisitioned Property“ vom 26.04.1946</ref> ließ die Stadt diese 8 Häuser im Rahmen der damaligen Möglichkeiten nach und nach wiederherstellen, sie konnten zwischen Oktober 1946 und November 1947 wieder belegt werden.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Verzeichnis vom 12.06.1951</ref> So beschreibt einer der Mieter im November 1947 die Situation: ''... ich bitte das Städt. Bauamt um Bewilligung das Gelände um das Haus Wehlauerstr. 50/52 von Schutt und Unrat, welcher von dem Fliegerangriff am 8. April 1945 noch nicht beseitigt wurde aufzuräumen. Ich würde diese Fläche welche ungefähr 30 – 40 m² beträgt in einen Wäschetrockenplatz und nutzbares Gartenland anzulegen, dadurch wäre die alte Lage von 1945 wieder hergestellt.''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260</ref> Die Stadt entschied sich die völlig zerstörten Häuser nicht mehr aufzubauen, sondern „mit Beschluss des Grundstücksausschusses vom 5.11.1947 wurde das gemeindliche Gelände an der Wehlauer Straße für Industrieunternehmungen bestimmt“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Mitteilung des Grundstücksamts vom 28.11.1947</ref> In der Folge siedelten sich mehrere Gewerbebetriebe in der Straße an, darunter so bekannte Firmen wie | Die 8 verbliebenen, teils beschädigten Häuser, alle nächst der Würzburger Straße, wurden bald nach der Einnahme von Fürth von den amerikanischen Besatzungstruppen belegt<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Volkswohnungen an der Wehlauerstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Allgemeines, Aufstellung vom 9.01.1946</ref> und die gesamte Siedlung wurde von der amerikanischen Militärregierung als Sperrzone auch für die ehemaligen Bewohner bestimmt. Nach der nachträglichen Freigabe zum [[11. Februar]] [[1946]]<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Bescheid „Release of Requisitioned Property“ vom 26.04.1946</ref> ließ die Stadt diese 8 Häuser im Rahmen der damaligen Möglichkeiten nach und nach wiederherstellen, sie konnten zwischen Oktober 1946 und November 1947 wieder belegt werden.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Verzeichnis vom 12.06.1951</ref> So beschreibt einer der Mieter im November 1947 die Situation: ''... ich bitte das Städt. Bauamt um Bewilligung das Gelände um das Haus Wehlauerstr. 50/52 von Schutt und Unrat, welcher von dem Fliegerangriff am 8. April 1945 noch nicht beseitigt wurde aufzuräumen. Ich würde diese Fläche welche ungefähr 30 – 40 m² beträgt in einen Wäschetrockenplatz und nutzbares Gartenland anzulegen, dadurch wäre die alte Lage von 1945 wieder hergestellt.''<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260</ref> Die Stadt entschied sich die völlig zerstörten Häuser nicht mehr aufzubauen, sondern „mit Beschluss des Grundstücksausschusses vom 5.11.1947 wurde das gemeindliche Gelände an der Wehlauer Straße für Industrieunternehmungen bestimmt“.<ref>Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Mitteilung des Grundstücksamts vom 28.11.1947</ref> In der Folge siedelten sich mehrere Gewerbebetriebe in der Straße an, darunter so bekannte Firmen wie die BINDULIN H.L. Schönleber GmbH, ein Fürther Hersteller für Klebstoffe, und die Hertel AG, heute Kennametal. Im Juli 2018 standen von den ursprünglich 34 Siedlungsgebäuden noch vier nahe der Würzburger Straße und beim Brunnen, Nr. 25/27 schon leer. | ||
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==Einzelnachweise== | ==Einzelnachweise== | ||
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==Bilder== | ==Bilder== |
Aktuelle Version vom 12. November 2024, 11:47 Uhr
Die Wehlauer Straße ist eine Straße im Fürther Ortsteil Hardhöhe. Sie ist eine Verbindungsstraße zwischen Hardstraße und Würzburger Straße und liegt zwischen der Bahnlinie nach Bamberg und der früheren Flugplatzbahn. Sie wurde als Wohnstraße für die 1937 bis 1939 entstandene städtische Wohnsiedlung gebaut.
Benennung
Die Straße wurde während der NS-Zeit kurz nach der damals neu entstandenen "Hardsiedlung" angelegt und ist am 12. Mai 1937 nach der damals ostpreußischen Stadt Wehlau (heute: Snamensk, russische Enklave Kaliningrad) benannt. Die Namensgebung folgte dem Schema der 1934 gebauten Straßen der Hardsiedlung.
Städtische Wohnsiedlung an der Wehlauer Straße
Planung
Die Planungen für eine städtische Wohnsiedlung mit einfachen Volkswohnungen auf zwei städtischen Grundstücken zwischen der Hardstraße und der Würzburger Straße entlang der Bahnlinie nach Bamberg begannen im Herbst 1936. Auf den ersten Plänen des Hochbauamts zweigt die Wehlauer Straße in der heutigen Straßenführung von der Hardstraße ab, endet aber vor der Würzburger Straße als Sackstraße; dorthin sollte nur der heute noch vorhandene Fußweg führen. Drei platzartige Erweiterungen sollten den Eindruck einer Wohnstraße vermitteln.[1] Am mittleren Platz wurde von der Stadt ein Teilgrundstück zur privaten Errichtung eines Geschäftshauses mit Läden abgegeben (Nr. 90).[2] Bezüglich der Anordnung und Anzahl der Häuser änderten sich die Pläne wiederholt. Erst nachdem zuletzt die Anzahl der Zweiraumwohnungen zu Gunsten der Schaffung von Wohnungen für Kinderreiche vermindert worden war, wurde das Projekt vom Staatsministerium in München genehmigt.[3] Es waren nun 34 Gebäude in 3 Bautypen mit insgesamt 166 Volkswohnungen: 17 1 ½-geschossige Doppelwohnhäuser mit zwei Erdgeschosswohnungen und zwei Dachgeschosswohnungen, jede mit separatem Eingang (Bautyp A), 12 1 ½-geschossige Reihenhäuser mit 4 Wohnungen - die an den beiden Giebelseiten waren größere für Kinderreiche - (Bautyp B) und 5 2 ½-geschossige Doppelwohngebäude mit 10 Wohnungen und zwei Eingängen (Bautyp C).[4] Auch wurde der Anschluss der geplanten Wehlauer Straße an die Würzburger Straße notwendig, weil man feststellte, dass die Eisenbahnüberbrückung im Zuge der Hardstraße für den schweren Lastwagenverkehr nicht tragfähig genug war.[5] Der Anschluss erfolgte wegen der Auffahrt zur Brücke über die Bahnlinie versetzt durch zwei Kurven mit einer kleinen Anlage. Auf den Plänen dazu taucht erstmals ein „Schmuckbrunnen“ auf.[6]
Bauausführung
Die endgültige Anordnung zum Bau der Siedlung erließ OB Franz Jakob nach Anhörung der Ratsherren am 3. Juni 1937, doch durfte mit den Bauarbeiten, d. h. mit der Vermessung und Absteckung von Straße und Bauten, erst dann begonnen werden, wenn das auf dem Gelände stehende Getreide abgeerntet war.[7] Beim Richtfest am 21. Dezember 1937 führte Oberbaurat Herrenberger aus: … daß in Fürth eine Wohnungsnot herrscht, … sieht man am besten daran, daß sich um die im Entstehen begriffenen 166 Volkswohnungen mehr als 900 Volksgenossen beworben haben. (…) Eine größere Anzahl von Wohnungen ist für kinderreiche Familien bestimmt. Die reine Wohnfläche beträgt pro Wohnung zwischen 30 und 50 qm, der monatliche Mietpreis beträgt je nach Größe der Wohnung 22 bis 28 RM. (…) Jede Wohnung erhält einen kleinen Hausgarten. (…) Die Bauten wurden nach der Fürther Kirchweih begonnen [d. h. nach dem 13.10.1937].[8] Die Häuser wurden am 30. Juni 1938 bezogen.[9] Erst danach wurde die Straße fertiggestellt, die Arbeiten an den Außenanlagen und Gärten zogen sich bis ins Jahr 1939 hin. Nachträglich wurde noch angeordnet: "Für die Haustypen A und B sind Luftschutzräume … herzustellen, da die Häuser in einer stark luftgefährdeten Lage errichtet werden."[10] Die Kosten für die Errichtung der ganzen Siedlung ohne Einrechnung des Grundstückswerts beliefen sich auf 768.948,53 RM.[11] Offiziell eingeweiht wurde die Siedlung am 29. August 1939, drei Tage vor Ausbruch des Zweiten Weltkriegs, mit der Übergabe des Mutterbrunnens: In den gestrigen Nachmittagsstunden wurde in einer schlichten Form die von der Stadt errichtete neue Siedlung in der Wehlauerstraße in Anwesenheit des Oberbürgermeisters und Kreisleiters Jakob, der Ratsherren, des Stadtbaurats Herrenberger, des Oberamtmannes Maurer und des Bildhauers Professor Zeidler [Zeitler], Stuttgart-Fürth, eingeweiht. Aus diesem Anlaß hatten die schmucken Häuser zum größten Teil Flaggenschmuck angelegt.[12]
Zerstörung im Zweiten Weltkrieg
Durch die unmittelbare Nähe zum Rüstungsbetrieb Bachmann, von Blumenthal & Co. Flugzeugbau, der früheren "Waggon", der im 2. Weltkrieg mehrfach Ziel von Luftangriffen war, wurden auch die meisten Häuser in der Wehlauer Straße und vermutlich die Brunnenfigur zerstört. Beim Luftangriff am 10. September 1944 gab es erstmals viele Schäden, die bis auf die zwei total beschädigten Wohnungen wieder beseitigt wurden.[13] Beim Luftangriff auf Fürth am 8. April 1945 wurde der Großteil der Siedlung - 26 der 34 Gebäude, 120 der verbliebenen 164 Wohnungen - total zerstört, weitere Gebäude erlitten mittlere Schäden, so die Häuser Nr. 25/27 und Nr. 45/47 an der kleinen Anlage mit dem Mutterbrunnen. Schwer beschädigt wurde auch das Geschäftshaus.[14] Bei diesem Angriff kamen 10 Bewohner der Siedlung ums Leben.[15]
Nutzung nach dem Zweiten Weltkrieg
Die 8 verbliebenen, teils beschädigten Häuser, alle nächst der Würzburger Straße, wurden bald nach der Einnahme von Fürth von den amerikanischen Besatzungstruppen belegt[16] und die gesamte Siedlung wurde von der amerikanischen Militärregierung als Sperrzone auch für die ehemaligen Bewohner bestimmt. Nach der nachträglichen Freigabe zum 11. Februar 1946[17] ließ die Stadt diese 8 Häuser im Rahmen der damaligen Möglichkeiten nach und nach wiederherstellen, sie konnten zwischen Oktober 1946 und November 1947 wieder belegt werden.[18] So beschreibt einer der Mieter im November 1947 die Situation: ... ich bitte das Städt. Bauamt um Bewilligung das Gelände um das Haus Wehlauerstr. 50/52 von Schutt und Unrat, welcher von dem Fliegerangriff am 8. April 1945 noch nicht beseitigt wurde aufzuräumen. Ich würde diese Fläche welche ungefähr 30 – 40 m² beträgt in einen Wäschetrockenplatz und nutzbares Gartenland anzulegen, dadurch wäre die alte Lage von 1945 wieder hergestellt.[19] Die Stadt entschied sich die völlig zerstörten Häuser nicht mehr aufzubauen, sondern „mit Beschluss des Grundstücksausschusses vom 5.11.1947 wurde das gemeindliche Gelände an der Wehlauer Straße für Industrieunternehmungen bestimmt“.[20] In der Folge siedelten sich mehrere Gewerbebetriebe in der Straße an, darunter so bekannte Firmen wie die BINDULIN H.L. Schönleber GmbH, ein Fürther Hersteller für Klebstoffe, und die Hertel AG, heute Kennametal. Im Juli 2018 standen von den ursprünglich 34 Siedlungsgebäuden noch vier nahe der Würzburger Straße und beim Brunnen, Nr. 25/27 schon leer.
Am 9. November 2024 eröffnete die neue Skaterhalle The Hub Wehlauer Straße 48. Die Halle stand zuvor lange Zeit leer und war Teil der Bindulin-Werke.
Lokalberichterstattung
Siehe auch
- The Hub
- Flugplatzbahn
- Mutterbrunnen
- Bachmann, von Blumenthal & Co.
- Klein & Jacob GmbH
- Straßenbenennungen im Nationalsozialismus
- Straßennamen auf der Hardhöhe
- Graffiti in Fürth
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Errichtung von 166 Volkswohnungen an der Wehlauer Straße, Plan vom 12.10.1936
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279, Errichtung von 166 Volkswohnungen auf dem gdl. Grdst. Fl. Nr. 1401 1/5 u. 1401 1/6 Gem. Fürth, zwischen Würzburger- und Hardstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Reichsdarlehen, Kostenvoranschlag vom 24.04.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279, Bericht vom 29.04.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279, Baubeschreibung vom 26.05.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279, Bericht an die Regierung vom 1.07.1938
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Errichtung von 166 Volkswohnungen an der Wehlauer Straße, Pläne vom 15.06.1937 und 6.07.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Bericht an die Regierung vom 1.07.1938
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2262, Bescheid vom 29.12.1937
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2279, Zusammenstellung der Gesamtkosten vom 14.03.1940
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Rieß-Chronik 1939, 29. August, S. 104, Zeitungsausschnitt vom 30.08.1939
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Wunschel-Chronik 1944, S. 156, Verzeichnis der anläßlich des Luftangriffes vom 10. September 1944 auf die Stadt Fürth i. Bay. durch Spreng- und Brandbomben beschädigten Anwesen vom 3.11.1944
- ↑ Stadtarchiv Fürth Wunschel-Chronik 1945, S. 76-81, Verzeichnis der anläßlich des Luftangriffes vom 8. April 1945 auf die Stadt Fürth i. Bay. durch Spreng- und Brandbomben beschädigten Anwesen vom 26.06.1945
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 3/234, Verzeichnisse der im Krieg 1939 - 1945 gefallenen Einwohner
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Volkswohnungen an der Wehlauerstr. längs der Bamberger Bahnlinie. Allgemeines, Aufstellung vom 9.01.1946
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Bescheid „Release of Requisitioned Property“ vom 26.04.1946
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Verzeichnis vom 12.06.1951
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260
- ↑ Stadtarchiv Fürth, AGr. 10/2260, Mitteilung des Grundstücksamts vom 28.11.1947
Videoprojekt Fürther Straßen 2018
Bilder
S-Bahn Bau von der Hardtbrücke aus gesehen in Richtung Norden; im Hintergrund das Bürogebäude von Kennametal (vormals Werkzeugfabrik Karl Hertel GmbH, später Kennametal Hertel AG) im Juli 2010
S-Bahn Bau von der Hardbrücke aus gesehen Richtung Norden; im Hintergrund das Bürogebäude der Firma Kennametal im März 2010
Rechnung der Firma August Burger Wehlauer Straße 75 von 1956.