Albert Neubürger: Unterschied zwischen den Versionen
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Dr. '''Albert Abraham Neubürger''' (geb. [[1881]] in Fürth; gest. [[21. Februar]] [[1942]] in Fürth) war Anwalt und Kriegsteilnehmer am 1. Weltkrieg als Vizefeldwebel beim 19. bay. Infanterieregiment in Erlangen. Im Gegensatz zu seinem Bruder [[Friedrich Neubürger]] überlebte er den [[1. Weltkrieg]] als Soldat. Er beging im Februar [[1942]] Selbstmord, in Folge der Repressalien durch das NS-Regime. | |||
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Dr. Abraham Albert war das jüngste der fünf Kinder des Rabbiners Dr. [[Jakob Immanuel Neubürger]]. Nach der Schulzeit beendete er [[1904]] sein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und promovierte zum Dr. jur. | Dr. Abraham Albert war das jüngste der fünf Kinder des Rabbiners Dr. [[Jakob Immanuel Neubürger]]. Nach der Schulzeit beendete er [[1904]] sein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und promovierte zum Dr. jur. | ||
[[1908]] erhielt er schließlich die Zulassung als Anwalt in Fürth und eröffnete seine erste Rechtsanwaltskanzlei in der [[Schwabacher Straße 7]]. Bereits [[1935]] befand sich seine Kanzlei in der [[Friedrichstraße 7]] im 2. Stock. | [[1908]] erhielt er schließlich die Zulassung als Anwalt in Fürth und eröffnete seine erste Rechtsanwaltskanzlei in der [[Schwabacher Straße 7]]. Bereits [[1935]] befand sich seine Kanzlei in der [[Friedrichstraße 7]] im 2. Stock. | ||
[[1921]] wurde er Mitglied in der Fürther Loge.<ref>[https://www.google.de/books/edition/Odd_Fellow_Adre%C3%9Fbuch/ZR1Hs7vnEkEC?hl=de&gbpv=1&dq=Jakob+Adler+F%C3%BCrth+Kantor&pg=PA238&printsec=frontcover Odd-Fellow Adressbuch 1923] 42. Jahrgang, S. 242</ref> | |||
== Verfolgung während der NS-Zeit == | == Verfolgung während der NS-Zeit == | ||
[[1933]] gab es in Bayern 440 Rechtsanwälte. Schon zum Boykott-Tag ordnete der damalige bayrische Justizminister Hans Frank an, dass den jüdischen Anwälten das Betreten der Gerichtsgebäude bis auf Weiteres verboten ist. Das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom | [[1933]] gab es in Bayern 440 Rechtsanwälte. Schon zum Boykott-Tag ordnete der damalige bayrische Justizminister Hans Frank an, dass den jüdischen Anwälten das Betreten der Gerichtsgebäude bis auf Weiteres verboten ist. Das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933 erlaubte in §1 die Zurücknahme der Zulassung „nicht arischer“ Anwälte. Als die 5. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 27. Juli 1938 erlassen wurde, die besagte, dass Juden der Beruf des Rechtsanwalts verschlossen ist, waren davon in Bayern noch 175 Personen betroffen.<ref>auch Neubürger war betroffen; vgl. [[Grete Ballin]]: ''Chronik Fürth 1933 - 1945''; 1943; S. 26</ref> Sie konnten danach die Zulassung als „Rechtskonsulent“ beantragen „nur zur Beratung und Vertretung von Juden“. | ||
Im Verlauf der sog. „Reichskristallnacht“ wurde Dr. Neubürger schwer misshandelt. Als SA-Leute dabei waren, die Synagogen-Einrichtung zu demolieren, führten „einige SA-Männer den jüdischen Rechtsanwalt Neubürger, der am Kopf blutete und dessen Kleider zerrissen waren, in die Synagoge. Sie schleppten ihn in ein Nebenhaus, in dem sich die Wohlfahrtsstelle der israelitischen Gemeinde befand. Dort versuchten sie, mit seinem Kopf die Tür einzurammen. Er entging weiterer Tortur nur, weil er inzwischen die Tür mit einem Schlüssel geöffnet hatte.“ | Im Verlauf der sog. „Reichskristallnacht“ wurde Dr. Neubürger schwer misshandelt. Als SA-Leute dabei waren, die Synagogen-Einrichtung zu demolieren, führten „einige SA-Männer den jüdischen Rechtsanwalt Neubürger, der am Kopf blutete und dessen Kleider zerrissen waren, in die Synagoge. Sie schleppten ihn in ein Nebenhaus, in dem sich die Wohlfahrtsstelle der israelitischen Gemeinde befand. Dort versuchten sie, mit seinem Kopf die Tür einzurammen... Er entging weiterer Tortur nur, weil er inzwischen die Tür mit einem Schlüssel geöffnet hatte.“<ref>Manfred Mümmler: ''Der Progrom 1938'' in [[Fürth 1933 - 1945 (Buch)|Fürth 1933 - 1945]]. 1995, Seite 252</ref> | ||
Von da an wohnte Dr. Neubürger in der [[Gabelsbergerstraße]] und bemühte sich um die Ausreise in die USA. Am 30. November 1938 wurde ihm die Zulassung als Rechtsanwalt endgültig entzogen. Mit der Bemerkung ''Auswanderung ist z.Zt. nicht möglich. (Bescheinigung der Reichsvereinigung der Juden ist noch vorzulegen)'' endet sein Polizeiakt am [[2. November]] [[1939]]. | Von da an wohnte Dr. Neubürger in der [[Gabelsbergerstraße]] und bemühte sich um die Ausreise in die USA. Am 30. November 1938 wurde ihm die Zulassung als Rechtsanwalt endgültig entzogen. Mit der Bemerkung ''Auswanderung ist z.Zt. nicht möglich. (Bescheinigung der Reichsvereinigung der Juden ist noch vorzulegen)'' endet sein Polizeiakt am [[2. November]] [[1939]]. |
Aktuelle Version vom 17. April 2024, 19:18 Uhr
- Namenszusatz
- Dr.
- Vorname
- Albert Abraham
- Nachname
- Neubürger
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 3. Januar 1881
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 21. Februar 1942
- Todesort
- Fürth
- Beruf
- Jurist, Rechtsanwalt
Dr. Albert Abraham Neubürger (geb. 1881 in Fürth; gest. 21. Februar 1942 in Fürth) war Anwalt und Kriegsteilnehmer am 1. Weltkrieg als Vizefeldwebel beim 19. bay. Infanterieregiment in Erlangen. Im Gegensatz zu seinem Bruder Friedrich Neubürger überlebte er den 1. Weltkrieg als Soldat. Er beging im Februar 1942 Selbstmord, in Folge der Repressalien durch das NS-Regime.
Leben und Wirken
Dr. Abraham Albert war das jüngste der fünf Kinder des Rabbiners Dr. Jakob Immanuel Neubürger. Nach der Schulzeit beendete er 1904 sein Studium der Rechtswissenschaften in Erlangen und promovierte zum Dr. jur.
1908 erhielt er schließlich die Zulassung als Anwalt in Fürth und eröffnete seine erste Rechtsanwaltskanzlei in der Schwabacher Straße 7. Bereits 1935 befand sich seine Kanzlei in der Friedrichstraße 7 im 2. Stock.
1921 wurde er Mitglied in der Fürther Loge.[1]
Verfolgung während der NS-Zeit
1933 gab es in Bayern 440 Rechtsanwälte. Schon zum Boykott-Tag ordnete der damalige bayrische Justizminister Hans Frank an, dass den jüdischen Anwälten das Betreten der Gerichtsgebäude bis auf Weiteres verboten ist. Das „Gesetz über die Zulassung zur Rechtsanwaltschaft“ vom 7. April 1933 erlaubte in §1 die Zurücknahme der Zulassung „nicht arischer“ Anwälte. Als die 5. Verordnung zum Reichsbürgergesetz vom 27. Juli 1938 erlassen wurde, die besagte, dass Juden der Beruf des Rechtsanwalts verschlossen ist, waren davon in Bayern noch 175 Personen betroffen.[2] Sie konnten danach die Zulassung als „Rechtskonsulent“ beantragen „nur zur Beratung und Vertretung von Juden“.
Im Verlauf der sog. „Reichskristallnacht“ wurde Dr. Neubürger schwer misshandelt. Als SA-Leute dabei waren, die Synagogen-Einrichtung zu demolieren, führten „einige SA-Männer den jüdischen Rechtsanwalt Neubürger, der am Kopf blutete und dessen Kleider zerrissen waren, in die Synagoge. Sie schleppten ihn in ein Nebenhaus, in dem sich die Wohlfahrtsstelle der israelitischen Gemeinde befand. Dort versuchten sie, mit seinem Kopf die Tür einzurammen... Er entging weiterer Tortur nur, weil er inzwischen die Tür mit einem Schlüssel geöffnet hatte.“[3]
Von da an wohnte Dr. Neubürger in der Gabelsbergerstraße und bemühte sich um die Ausreise in die USA. Am 30. November 1938 wurde ihm die Zulassung als Rechtsanwalt endgültig entzogen. Mit der Bemerkung Auswanderung ist z.Zt. nicht möglich. (Bescheinigung der Reichsvereinigung der Juden ist noch vorzulegen) endet sein Polizeiakt am 2. November 1939.
Dr. Neubürger setzte seinem Leben durch eine Medikamentenüberdosierung ein Ende. Im Sterbe-Eintrag steht „der Hilfsarbeiter Doktor Albert Abraham Israel Neubürger, israelitisch, wohnhaft in Fürth, Gabelsbergerstraße 4 ist am 21. Februar 1942 um 11 Uhr in Fürth, Theaterstraße 36 verstorben. ... eingetragen auf schriftliche Anzeige der Oberstaatsanwaltschaft Nürnberg vom 23. Februar 1942. Todesursache Selbstmord durch Veronalvergiftung. Seelische Depression“.
Der Zwangsvorname Israel in seiner Sterbe-Urkunde wurde erst am 11. Juni 1951 gelöscht.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Odd-Fellow Adressbuch 1923 42. Jahrgang, S. 242
- ↑ auch Neubürger war betroffen; vgl. Grete Ballin: Chronik Fürth 1933 - 1945; 1943; S. 26
- ↑ Manfred Mümmler: Der Progrom 1938 in Fürth 1933 - 1945. 1995, Seite 252