Marstall: Unterschied zwischen den Versionen

Aus FürthWiki

Keine Bearbeitungszusammenfassung
(Ergänzungen)
 
(32 dazwischenliegende Versionen von 7 Benutzern werden nicht angezeigt)
Zeile 1: Zeile 1:
{{Gebäude
{{Gebäude
|Bild=Marstall 2018 1.jpg
|Bild=Marstall 2018 1.jpg
|Gebäude=Marstall
|Gebaeude=Marstall
|Straße=Schloßhof
|Strasse=Schloßhof
|Hausnummer=23
|Hausnummer=23
|Objekt=Marstall
|Objekt=Marstall
|Akten-Nr=D-5-63-000-1503
|AktenNr=D-5-63-000-1503
|Teil des Ensembles=Ortskern Burgfarrnbach
|TeilDesEnsembles=Ortskern Burgfarrnbach
|Baujahr=1734
|Baujahr=1734
|Baustil=Barock
|Baustil=Barock
|Architekt=Johann Georg Kuchen
|Architekt=Johann Georg Kuchen
|GebaeudeBesteht=Ja
|DenkmalstatusBesteht=Ja
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
|lat=49.48674
|lat=49.48674
|lon=10.92597
|lon=10.92597
|Gebäude besteht=Ja
|Denkmalstatus besteht=Ja
|Quellangaben=[http://www.geodaten.bayern.de/denkmal_static_data/externe_denkmalliste/pdf/denkmalliste_merge_563000.pdf BLfD - Denkmalliste Fürth]
}}
}}
Schlossartiger, langgestreckter und zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Mansardwalmdach, rundbogiger Durchfahrt, rustiziertem Erdgeschoss und Lisenengliederung, Barock, von [[Johann Georg Kuchen]], bez. [[1734]].  
Schlossartiger, langgestreckter und zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Mansardwalmdach, rundbogiger Durchfahrt, rustiziertem Erdgeschoss und Lisenengliederung, Barock, von [[Johann Georg Kuchen]], bez. [[1734]], im Fürther Stadtteil [[Burgfarrnbach]].


Der Grundstein für den Marstall wurde am [[26. September]] [[1731]] in unmittelbarer Nachbarschaft zum einstigen Wasserschloss gelegt. Architekt des bedeutenden Barockhauses ist wahrscheinlich Ingenieur-Leutnant [[Johann Georg Kuchen]]. Außer der Funktion als Marstall (er bot 28 Pferden Platz) diente es auch als repräsentativer Erweiterungsbau des Schlosses.
== Geschichte ==
Der Grundstein für den Marstall wurde am [[26. September]] [[1731]] in unmittelbarer Nachbarschaft zum einstigen [[Wasserschloss]] gelegt. Architekt des bedeutenden Barockhauses ist wahrscheinlich Ingenieur-Leutnant [[Johann Georg Kuchen]]. Der lange Bau mit dem Mansarddach ist durch drei symmetrisch angelegte Portale strukturiert. Das mittlere ist durch das Pücklersche Wappen und die Umschrift ''[[Grafen von Pückler und Limpurg|Christian Wilhelm Carl 1734]]'' herausgehoben. Außer der Funktion als Marstall (er bot 28 Pferden Platz) diente es auch als repräsentativer Erweiterungsbau des Schlosses. Im Erdgeschoss befanden sich die Pferde und die Kammern der Stallburschen. Das Obergeschoss wurde für Beamtenwohnungen und als Witwensitz der Gräfinnen genutzt.<ref>{{BuchQuelle|Durch Fürth geführt - Band 2 (Buch)|Seite=143}}</ref>


Der Maler [[Johann Georg Schlütter]] hatte im Jahr [[1736]] Wappen auf dem Marstall bemalt.<ref>Rechnung des Hofmalers Schlütter vom 7. November 1736; StadtAFÜ Biogr. Slg</ref>
Der Maler [[Johann Georg Schlütter]] hatte im Jahr [[1736]] Wappen auf dem Marstall bemalt.<ref>Rechnung des Hofmalers Schlütter vom 7. November 1736; StadtAFÜ Biogr. Slg</ref>


Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden im Marstall Wohnräume für Flüchtlinge und obdachlose Einheimische eingerichtet. Im Jahr [[1970]] wurde das Gebäude von der Stadt Fürth erworben. Vorübergehend, ab den 1980er Jahren bis [[2001]], war hier der Sitz des [[Rundfunkmuseum]]s, seit [[2003]] wird es vom [[Museum Frauenkultur Regional – International]] im Sommer als Ausstellungsraum genutzt. Zwar wurde das Gebäude [[2006]] umfangreich gesichert und der Dachstuhl [[2011]] ertüchtigt, allerdings droht durch den weitgehenden Leerstand der Verfall.
Anfang des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude als Verwaltungsstelle der Mittelfänkischen Kreis-Darlehenskasse. Nach dem [[Zweiter Weltkrieg|Zweiten Weltkrieg]] wurden im Marstall Wohnräume für Flüchtlinge, [[Heimatvertriebene]] und obdachlose Einheimische eingerichtet. Im Jahr [[1970]] wurde das Gebäude von der Stadt Fürth erworben. Vorübergehend, ab den 1980er Jahren bis [[2001]], war hier der Sitz des [[Rundfunkmuseum]]s, seit [[2006]] wird es vom [[Museum Frauenkultur Regional – International]] im Sommer als Ausstellungsraum genutzt. Zwar wurde das Gebäude [[2006]] umfangreich gesichert und der Dachstuhl [[2011]] ertüchtigt, allerdings droht durch den weitgehenden Leerstand der Verfall.
 
In seiner letzten Sitzung am [[22. Dezember]] [[2021]] beschloss der [[Stadtrat]] den Verkauf des Gebäudes an die Firma MIP, dessen Miteigentümer der gebürtige Fürther [[Philipp Streng]] ist. Der Verkauf war umstritten, da das Gebäude eines der ältesten noch vorhandenen Gebäude in Fürth und gleichzeitig Teil des [[Schloss Burgfarrnbach|Schlosses Burgfarrnbach]] ist - mithin in den Augen einiger in der Stadtgesellschaft nicht in "private Hände" gehört. Dem stand gegenüber, dass das Gebäude seit über 30 Jahren in einem "Dornröschenschlaf" schlummerte und zusehends verfiel, während sich die Stadt Fürth aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen auch weiterhin nicht in der Lage sah, mittel- bis langfristig eine Sanierung in Aussicht zu stellen. Aus diesem Grund entschied sich der Stadtrat mehrheitlich, dem Verkauf zuzustimmen, nicht ohne dem dort angesiedelten Frauenmuseum zumindest noch für mindestens ein Jahr eine weitere Perspektive in dem Gebäude zu geben und das Vorkaufsrecht der Stadt Fürth im Falle einer Wiederveräußerung mit in das Grundbuch zu schreiben.<ref>Wolfgang Händel: Die Stadt verkauft den historischen Marstall. In: Fürther Nachrichten vom 23. Dezember 2021, S. 25 (Druckausgabe)</ref> Der Vollzug des Verkaufes an die MIP Immobilenverwaltungs GmbH wurde 26. Juli 2023 gegenüber der Öffentlichkeit bekannt gegeben.<ref>Pressemitteilung der Stadt Fürth: Historischer Marstall beim Schloss Burgfarrnbach: Altes Gemäuer, neuer Eigentümer. 24. Juli 2023 - 244/23</ref>


== Lokalberichterstattung ==
== Lokalberichterstattung ==
* Johannes Alles: ''„Bald ist hier nichts mehr zu retten”''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16. Januar 2020 (Druckausgabe)
* Johannes Alles: ''„Bald ist hier nichts mehr zu retten”''. In: [[Fürther Nachrichten]] vom 16. Januar 2020 (Druckausgabe)
* Matthias Boll: ''Marstall: MIP will sanieren''. In: Fürther Nachrichten vom 13. Mai 2021 (Druckausgabe) bzw. ''Fürther Marstall: Diese Pläne hat Investor MIP''. In: nordbayern.de vom 13. Mai 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/1.11069137 online]
* Matthias Boll: ''Marstall: Das Frauenmuseum schlägt Alarm''. In: Fürther Nachrichten vom 15. Mai 2021 (Druckausgabe) bzw. ''Marstall-Sanierung: Kann das Fürther Frauenmuseum bleiben?'' In: nordbayern.de vom 17. Mai 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/1.11073063 online]
* Matthias Boll: ''Marstall: OB will Entscheidung bis Frühjahr''. In: Fürther Nachrichten vom 23. Oktober 2021 (Druckausgabe) bzw. ''Fürther Marstall-Umbau: Fällt die Entscheidung 2022?'' In: nordbayern.de vom 23. Oktober 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.11468150 online]
* Wolfgang Händel: ''Was darf Fürth verkaufen?'' In: Fürther Nachrichten vom 2. November 2021 (Druckausgabe) bzw. ''Marstall-Debatte: Darf Fürth sein Tafelsilber verkaufen?'' In: nordbayern.de vom 2. November 2021 - [https://www.nordbayern.de/1.11494752 online]
* hän: ''Die Stadt verkauft den historischen Marstall''. In: Fürther Nachrichten vom 23. Dezember 2021 (Druckausgabe) bzw. Wolfgang Händel: ''Marstall-Deal perfekt: Fürth verkauft sein marodes Baudenkmal''. In: nordbayern.de vom 23. Dezember 2021 - [https://www.nordbayern.de/region/1.11660756 online]
* Matthias Boll: ''Marstall: Frauenmuseum bekommt Aufschub''. In: Fürther Nachrichten vom 23. Februar 2022 (Druckausgabe) bzw. ''Umzug oder Verbleib? Deshalb kann das Fürther Frauenmuseum aufatmen - ein bisschen'' In: nordbayern.de vom 25. Februar 2022 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.11870309 online]
* Matthias Boll: ''Fürther Frauenmuseum: Die Suche nach einem neuen Standort nervt alle'' In: nordbayern.de vom 29. Dezember 2022 - [https://www.nordbayern.de/region/fuerth/1.12849524 online]
* Matthias Boll: ''MIP saniert den Marstall ab Mitte 2024''. In: Fürther Nachrichten vom 29. Juli 2023 (Druckausgabe) bzw. ''Fürther Sorgenkind: Der historische Marstall hat einen neuen Eigentümer - und 2029 ein Café?'' In: nordbayern.de NN+ vom 29. Juli 2023 - [https://www.nn.de/1.13468819 online (Bezahlschranke)]


== Siehe auch ==
== Siehe auch ==
* [[Johann Georg Kuchen]]
* [[Schloss Burgfarrnbach]]
* [[Schloss Burgfarrnbach]]
* [[Rundfunkmuseum]]
* [[Rundfunkmuseum]]

Aktuelle Version vom 27. Juli 2024, 11:44 Uhr

100%
Der Marstall auf dem Gelände des Schlosses Burgfarrnbach - heute Sitz des Museums Frauenkultur Regional – International, 2018
Die Karte wird geladen …

Schlossartiger, langgestreckter und zweigeschossiger Sandsteinquaderbau mit Mansardwalmdach, rundbogiger Durchfahrt, rustiziertem Erdgeschoss und Lisenengliederung, Barock, von Johann Georg Kuchen, bez. 1734, im Fürther Stadtteil Burgfarrnbach.

Geschichte

Der Grundstein für den Marstall wurde am 26. September 1731 in unmittelbarer Nachbarschaft zum einstigen Wasserschloss gelegt. Architekt des bedeutenden Barockhauses ist wahrscheinlich Ingenieur-Leutnant Johann Georg Kuchen. Der lange Bau mit dem Mansarddach ist durch drei symmetrisch angelegte Portale strukturiert. Das mittlere ist durch das Pücklersche Wappen und die Umschrift Christian Wilhelm Carl 1734 herausgehoben. Außer der Funktion als Marstall (er bot 28 Pferden Platz) diente es auch als repräsentativer Erweiterungsbau des Schlosses. Im Erdgeschoss befanden sich die Pferde und die Kammern der Stallburschen. Das Obergeschoss wurde für Beamtenwohnungen und als Witwensitz der Gräfinnen genutzt.[1]

Der Maler Johann Georg Schlütter hatte im Jahr 1736 Wappen auf dem Marstall bemalt.[2]

Anfang des 20. Jahrhunderts diente das Gebäude als Verwaltungsstelle der Mittelfänkischen Kreis-Darlehenskasse. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Marstall Wohnräume für Flüchtlinge, Heimatvertriebene und obdachlose Einheimische eingerichtet. Im Jahr 1970 wurde das Gebäude von der Stadt Fürth erworben. Vorübergehend, ab den 1980er Jahren bis 2001, war hier der Sitz des Rundfunkmuseums, seit 2006 wird es vom Museum Frauenkultur Regional – International im Sommer als Ausstellungsraum genutzt. Zwar wurde das Gebäude 2006 umfangreich gesichert und der Dachstuhl 2011 ertüchtigt, allerdings droht durch den weitgehenden Leerstand der Verfall.

In seiner letzten Sitzung am 22. Dezember 2021 beschloss der Stadtrat den Verkauf des Gebäudes an die Firma MIP, dessen Miteigentümer der gebürtige Fürther Philipp Streng ist. Der Verkauf war umstritten, da das Gebäude eines der ältesten noch vorhandenen Gebäude in Fürth und gleichzeitig Teil des Schlosses Burgfarrnbach ist - mithin in den Augen einiger in der Stadtgesellschaft nicht in "private Hände" gehört. Dem stand gegenüber, dass das Gebäude seit über 30 Jahren in einem "Dornröschenschlaf" schlummerte und zusehends verfiel, während sich die Stadt Fürth aufgrund mangelnder finanzieller und personeller Ressourcen auch weiterhin nicht in der Lage sah, mittel- bis langfristig eine Sanierung in Aussicht zu stellen. Aus diesem Grund entschied sich der Stadtrat mehrheitlich, dem Verkauf zuzustimmen, nicht ohne dem dort angesiedelten Frauenmuseum zumindest noch für mindestens ein Jahr eine weitere Perspektive in dem Gebäude zu geben und das Vorkaufsrecht der Stadt Fürth im Falle einer Wiederveräußerung mit in das Grundbuch zu schreiben.[3] Der Vollzug des Verkaufes an die MIP Immobilenverwaltungs GmbH wurde 26. Juli 2023 gegenüber der Öffentlichkeit bekannt gegeben.[4]

Lokalberichterstattung

  • Johannes Alles: „Bald ist hier nichts mehr zu retten”. In: Fürther Nachrichten vom 16. Januar 2020 (Druckausgabe)
  • Matthias Boll: Marstall: MIP will sanieren. In: Fürther Nachrichten vom 13. Mai 2021 (Druckausgabe) bzw. Fürther Marstall: Diese Pläne hat Investor MIP. In: nordbayern.de vom 13. Mai 2021 - online
  • Matthias Boll: Marstall: Das Frauenmuseum schlägt Alarm. In: Fürther Nachrichten vom 15. Mai 2021 (Druckausgabe) bzw. Marstall-Sanierung: Kann das Fürther Frauenmuseum bleiben? In: nordbayern.de vom 17. Mai 2021 - online
  • Matthias Boll: Marstall: OB will Entscheidung bis Frühjahr. In: Fürther Nachrichten vom 23. Oktober 2021 (Druckausgabe) bzw. Fürther Marstall-Umbau: Fällt die Entscheidung 2022? In: nordbayern.de vom 23. Oktober 2021 - online
  • Wolfgang Händel: Was darf Fürth verkaufen? In: Fürther Nachrichten vom 2. November 2021 (Druckausgabe) bzw. Marstall-Debatte: Darf Fürth sein Tafelsilber verkaufen? In: nordbayern.de vom 2. November 2021 - online
  • hän: Die Stadt verkauft den historischen Marstall. In: Fürther Nachrichten vom 23. Dezember 2021 (Druckausgabe) bzw. Wolfgang Händel: Marstall-Deal perfekt: Fürth verkauft sein marodes Baudenkmal. In: nordbayern.de vom 23. Dezember 2021 - online
  • Matthias Boll: Marstall: Frauenmuseum bekommt Aufschub. In: Fürther Nachrichten vom 23. Februar 2022 (Druckausgabe) bzw. Umzug oder Verbleib? Deshalb kann das Fürther Frauenmuseum aufatmen - ein bisschen In: nordbayern.de vom 25. Februar 2022 - online
  • Matthias Boll: Fürther Frauenmuseum: Die Suche nach einem neuen Standort nervt alle In: nordbayern.de vom 29. Dezember 2022 - online
  • Matthias Boll: MIP saniert den Marstall ab Mitte 2024. In: Fürther Nachrichten vom 29. Juli 2023 (Druckausgabe) bzw. Fürther Sorgenkind: Der historische Marstall hat einen neuen Eigentümer - und 2029 ein Café? In: nordbayern.de NN+ vom 29. Juli 2023 - online (Bezahlschranke)

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 2005, S. 143.
  2. Rechnung des Hofmalers Schlütter vom 7. November 1736; StadtAFÜ Biogr. Slg
  3. Wolfgang Händel: Die Stadt verkauft den historischen Marstall. In: Fürther Nachrichten vom 23. Dezember 2021, S. 25 (Druckausgabe)
  4. Pressemitteilung der Stadt Fürth: Historischer Marstall beim Schloss Burgfarrnbach: Altes Gemäuer, neuer Eigentümer. 24. Juli 2023 - 244/23

Bilder