Karl Kunreuther: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Familie [[Kunreuther]] symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, die dessen Söhne weiterführten und zu einer der erfolgreichsten Spiegelfabrikfirmen der 1930er in Fürth ausbauten. Die "[[Vereinigte Spiegelfabriken|Vereinigte Spiegelwerke]]" wurden von Karl Kunreuther und seinen drei Brüdern geführt. Karl Kunreuther war gleichzeitig Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des [[Centralverein]]s der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens und Leiter seiner Veranstaltungen. Für ihn und seine Brüder war es selbstverständlich, am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] als Freiwillige für ihr Vaterland an der Front mit zu dienen. Er rückte am 14. Juli 1917 als Landsturmmann in Grafenwöhr beim Ersatzbataillon des kgl. bayer. [[wikipedia:Königlich Bayerisches 3. Fußartillerie-Regiment|3. Fußartillerieregiment]]s ein.<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 15623, 8</ref> Paula Kunreuther, seine Ehefrau, erhielt während des 1. Weltkrieges die Auszeichnung "König-Ludwig-Kreuz", eine Auszeichnung für besonders um die allgemeine Wohlfahrt des Landes Bayern bemühte Personen.
Die Familie [[Kunreuther]] symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, die dessen Söhne weiterführten und zu einer der erfolgreichsten Spiegelfabrikfirmen der 1930er in Fürth ausbauten. Die "[[Vereinigte Spiegelfabriken|Vereinigte Spiegelwerke]]" wurden von Karl Kunreuther und seinen drei Brüdern geführt. Karl Kunreuther war gleichzeitig Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des [[Centralverein]]s der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens und Leiter seiner Veranstaltungen. Für ihn und seine Brüder war es selbstverständlich, am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] als Freiwillige für ihr Vaterland an der Front mit zu dienen. Er rückte am 14. Juli 1917 als Landsturmmann in Grafenwöhr beim Ersatzbataillon des kgl. bayer. [[wikipedia:Königlich Bayerisches 3. Fußartillerie-Regiment|3. Fußartillerieregiment]]s ein.<ref>Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 15623, 8</ref> Paula Kunreuther, seine Ehefrau, erhielt während des 1. Weltkrieges die Auszeichnung "König-Ludwig-Kreuz", eine Auszeichnung für besonders um die allgemeine Wohlfahrt des Landes Bayern bemühte Personen.


Im Jahr [[1913]] ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten [[Fritz Landauer]] in der [[Kutzerstraße 47]] sein Wohnhaus errichten - die [[Villa Kunreuther]]. Nach dem Ersten Weltkrieg war Kunreuther für kurze Zeit Mitglied des Stadtrates. Er war von 1924 bis 1929 gewählter [[Stadtrat 1924 - 1929|Stadtrat]] für die Wählergemeinschaft „Sparerverband-Demokraten-Einzelhandel“. Davor war Kunreuther bereits in einem anderen Bereich tätig, nämlich bei der Spielvereinigung Fürth. Er setzte sich, wie viele andere innerhalb des Vereins, bereits 1919 dafür ein, wieder sportlichen Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen, um Deutschland wenigstens sportlich wieder aus der Isolierung zu helfen. Hierzu wurde in einer Hauptausschusssitzung am 21. März 1919 das Projekt zur Platzerweiterung trotz finanzieller Bedenken einstimmig genehmigt. Im Anschluss gründete sich sowohl eine Platzbebauungskommission als auch eine Finanzkommission. In letzterer war Kunreuther Mitglied und beantragte auch sogleich "die sich mit dem Ausbau des Platzes bezw. der Aufbringung der hierzu erforderlichen Mittel zu beschaffen hatte".<ref>Kleeblatt-Chronik - die stürmischen 20er Jahre - online abgerufen am 21. November 2020 | 0:34 Uhr - [http://www.kleeblatt-chronik.de/v3/chronik/geschichte_04.php online abrufbar]</ref>  
Im Jahr [[1913]] ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten [[Fritz Landauer]] in der damaligen [[Kutzerstraße 47|Espanstraße 72]] sein Wohnhaus errichten - die [[Villa Kunreuther]]. Nach dem Ersten Weltkrieg war Kunreuther für kurze Zeit Mitglied des Stadtrates. Er war von 1924 bis 1929 gewählter [[Stadtrat 1924 - 1929|Stadtrat]] für die Wählergemeinschaft „Sparerverband-Demokraten-Einzelhandel“. Davor war Kunreuther bereits in einem anderen Bereich tätig, nämlich bei der Spielvereinigung Fürth. Er setzte sich, wie viele andere innerhalb des Vereins, bereits 1919 dafür ein, wieder sportlichen Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen, um Deutschland wenigstens sportlich wieder aus der Isolierung zu helfen. Hierzu wurde in einer Hauptausschusssitzung am 21. März 1919 das Projekt zur Platzerweiterung trotz finanzieller Bedenken einstimmig genehmigt. Im Anschluss gründete sich sowohl eine Platzbebauungskommission als auch eine Finanzkommission. In letzterer war Kunreuther Mitglied und beantragte auch sogleich "die sich mit dem Ausbau des Platzes bezw. der Aufbringung der hierzu erforderlichen Mittel zu beschaffen hatte".<ref>Kleeblatt-Chronik - die stürmischen 20er Jahre - online abgerufen am 21. November 2020 | 0:34 Uhr - [http://www.kleeblatt-chronik.de/v3/chronik/geschichte_04.php online]</ref>  


Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele in seiner weitverzweigten Familie die politisch wie persönlich bedrohliche Situation für ihn und seine Familie und entschloss sich kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration. Bereits im September 1934 verließen Karl Kunreuther, seine Frau und seine Söhne Deutschland. Das Haus mit Grundstück in der [[Kutzerstraße 47]] wurde von einem Anwalt verkauft, die Spiegelfirma dem Bruder [[Stefan Kunreuther]] als alleinigem Besitzer übergeben.<ref>JMF: Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg. Online abgerufen auf judentum.net am 22. November 2020 | 0:24 Uhr - [http://www.judentum.net/kultur/landauer.htm online abrufbar]</ref>  
Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele in seiner weitverzweigten Familie die politisch wie persönlich bedrohliche Situation für ihn und seine Familie und entschloss sich kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration. Bereits im September 1934 verließen Karl Kunreuther, seine Frau und seine Söhne Deutschland. Das Haus mit Grundstück in der [[Kutzerstraße 47]] wurde von einem Anwalt verkauft, die Spiegelfirma dem Bruder [[Stefan Kunreuther]] als alleinigem Besitzer übergeben.<ref>JMF: Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg. Online abgerufen auf judentum.net am 22. November 2020 | 0:24 Uhr - [http://www.judentum.net/kultur/landauer.htm online]</ref>  


Er wohnte zuletzt in 251 Fort Washington Ave im Stadteil Washington Heights von New York City.<ref name="fs"/> Karl Kunreuther starb am [[13. März]] [[1941]] in Manhattan/New York und wurde am 16. des Monats auf dem Linden Hill Jewish Cemetery in Queens/New York beerdigt.<ref>Internetportal: Find a Grave (abgerufen am 22.11.2020) - [https://de.findagrave.com/memorial/131717395/karl-kunreuther Karl Kunreuther]</ref>
Er wohnte zuletzt in 251 Fort Washington Ave. im Stadteil Washington Heights von New York City.<ref name="fs"/> Karl Kunreuther starb am [[13. März]] [[1941]] in Manhattan/New York und wurde am 16. des Monats auf dem Linden Hill Jewish Cemetery in Queens/New York beerdigt.<ref>Internetportal: Find a Grave (abgerufen am 22.11.2020) - [https://de.findagrave.com/memorial/131717395/karl-kunreuther Karl Kunreuther]</ref>


Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem nationalsozialistischen Regime zu entkommen. Einige Verwandte leben heute noch in den USA.
Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem nationalsozialistischen Regime zu entkommen. Einige Verwandte leben heute noch in den USA.
== Familie<ref name="fs"/> ==
Karl Kunreuther heiratete seine Frau Paula Weinberger (geb. 28. Februar 1882 in [[wikipedia:Františkova Studánka|Franzbrunnhütte]]) am 26. Februar 1905. Das Ehepaar hatte drei Söhne:
* Richard Kunreuther, geb. 18. November 1906
* Ernst Kunreuther, geb. 4. April 1913
* Friedrich Kunreuther, geb. 25. September 1916


==Siehe auch ==
==Siehe auch ==

Aktuelle Version vom 26. Januar 2024, 23:17 Uhr

Karl Kunreuther (geb. 19. August 1874 in Fürth; gest. 13. März 1941 in Manhattan, New York/USA)[1] war Kaufmann und Spiegelfabrikbesitzer in Fürth.

Leben und Wirken

Die Familie Kunreuther symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, die dessen Söhne weiterführten und zu einer der erfolgreichsten Spiegelfabrikfirmen der 1930er in Fürth ausbauten. Die "Vereinigte Spiegelwerke" wurden von Karl Kunreuther und seinen drei Brüdern geführt. Karl Kunreuther war gleichzeitig Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des Centralvereins der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens und Leiter seiner Veranstaltungen. Für ihn und seine Brüder war es selbstverständlich, am Ersten Weltkrieg als Freiwillige für ihr Vaterland an der Front mit zu dienen. Er rückte am 14. Juli 1917 als Landsturmmann in Grafenwöhr beim Ersatzbataillon des kgl. bayer. 3. Fußartillerieregiments ein.[2] Paula Kunreuther, seine Ehefrau, erhielt während des 1. Weltkrieges die Auszeichnung "König-Ludwig-Kreuz", eine Auszeichnung für besonders um die allgemeine Wohlfahrt des Landes Bayern bemühte Personen.

Im Jahr 1913 ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten Fritz Landauer in der damaligen Espanstraße 72 sein Wohnhaus errichten - die Villa Kunreuther. Nach dem Ersten Weltkrieg war Kunreuther für kurze Zeit Mitglied des Stadtrates. Er war von 1924 bis 1929 gewählter Stadtrat für die Wählergemeinschaft „Sparerverband-Demokraten-Einzelhandel“. Davor war Kunreuther bereits in einem anderen Bereich tätig, nämlich bei der Spielvereinigung Fürth. Er setzte sich, wie viele andere innerhalb des Vereins, bereits 1919 dafür ein, wieder sportlichen Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen, um Deutschland wenigstens sportlich wieder aus der Isolierung zu helfen. Hierzu wurde in einer Hauptausschusssitzung am 21. März 1919 das Projekt zur Platzerweiterung trotz finanzieller Bedenken einstimmig genehmigt. Im Anschluss gründete sich sowohl eine Platzbebauungskommission als auch eine Finanzkommission. In letzterer war Kunreuther Mitglied und beantragte auch sogleich "die sich mit dem Ausbau des Platzes bezw. der Aufbringung der hierzu erforderlichen Mittel zu beschaffen hatte".[3]

Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele in seiner weitverzweigten Familie die politisch wie persönlich bedrohliche Situation für ihn und seine Familie und entschloss sich kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration. Bereits im September 1934 verließen Karl Kunreuther, seine Frau und seine Söhne Deutschland. Das Haus mit Grundstück in der Kutzerstraße 47 wurde von einem Anwalt verkauft, die Spiegelfirma dem Bruder Stefan Kunreuther als alleinigem Besitzer übergeben.[4]

Er wohnte zuletzt in 251 Fort Washington Ave. im Stadteil Washington Heights von New York City.[1] Karl Kunreuther starb am 13. März 1941 in Manhattan/New York und wurde am 16. des Monats auf dem Linden Hill Jewish Cemetery in Queens/New York beerdigt.[5]

Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem nationalsozialistischen Regime zu entkommen. Einige Verwandte leben heute noch in den USA.

Familie[1]

Karl Kunreuther heiratete seine Frau Paula Weinberger (geb. 28. Februar 1882 in Franzbrunnhütte) am 26. Februar 1905. Das Ehepaar hatte drei Söhne:

  • Richard Kunreuther, geb. 18. November 1906
  • Ernst Kunreuther, geb. 4. April 1913
  • Friedrich Kunreuther, geb. 25. September 1916

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 1,2 genealogische Daten nach familysearch.org (abgerufen am 22.11.2020)
  2. Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 15623, 8
  3. Kleeblatt-Chronik - die stürmischen 20er Jahre - online abgerufen am 21. November 2020 | 0:34 Uhr - online
  4. JMF: Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg. Online abgerufen auf judentum.net am 22. November 2020 | 0:24 Uhr - online
  5. Internetportal: Find a Grave (abgerufen am 22.11.2020) - Karl Kunreuther

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