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Zu einem großen Problem entwickelte sich in Fürth auch die Tuberkulose. Sie breitete sich schlimmer aus, als in anderen bayerischen Städten, was vor allem auf die sehr beengten Wohnverhältnisse und die dort herrschende mangelnde Hygiene zurückzuführen war. Erst [[1903]] besserte sich die Situation, als die [[Lungenheilstätte]] im Stadtwald ihre Arbeit aufnahm.  
 
Zu einem großen Problem entwickelte sich in Fürth auch die Tuberkulose. Sie breitete sich schlimmer aus, als in anderen bayerischen Städten, was vor allem auf die sehr beengten Wohnverhältnisse und die dort herrschende mangelnde Hygiene zurückzuführen war. Erst [[1903]] besserte sich die Situation, als die [[Lungenheilstätte]] im Stadtwald ihre Arbeit aufnahm.  
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Das starke Bevölkerungswachstum ließ schnell den Wohnraum in der Innenstadt knapp werden. Die reichere Mittelschicht und auch viele Unternehmen zogen in die neuen Stadtteile, die im Zuge der [[Stadterweiterung]] entstanden. Dennoch litten viele unter Wohnraummangel. Die Bevölkerung wohnte zum großen Teil eng zusammengedrängt. Räume wurden zudem an familienfremde Personen, den Schlafgängern, untervermietet, um etwas Geld dazu zu verdienen. Sanitäre Anlagen gab es kaum, viele Aborte lagen am Treppenabsatz oder im Hof und wurden von allen Bewohnern einer Etage oder eines ganzen Hauses benutzt. ''Die vielfach zu beobachtende Unsauberkeit in den Wohnungen, die mit der Unzulänglichkeit und dem gesundheitswidrigen Zustand der Aborteinrichtungen auf das Engste zusammenhängt, trägt die Hauptschuld an der hohen Säuglingssterblichkeit und den verheerenden Wirkungen der Magen- und Darmkrankheiten.''ref>Eugen Dennig: Die Ergebnisse der Wohnungserhebung in der Stadt Fürth i.B., Fürth 1907</ref> Bedingt auch durch die beengten Wohnverhältnisse hielten sich vor allem viele Männer oft in Wirtschaften auf. Sie waren Wohnzimmerersatz und ein warmer Ort, wenn das Geld für Heizmaterial fehlte. Allerdings brachte der Alkoholkonsum viele Familien in weitere Bedrängnis. Neben Bier wurde mit Vorliebe Schnaps getrunken.
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Das starke Bevölkerungswachstum ließ schnell den Wohnraum in der Innenstadt knapp werden. Die reichere Mittelschicht und auch viele Unternehmen zogen in die neuen Stadtteile, die im Zuge der [[Stadterweiterung]] entstanden. Dennoch litten viele unter Wohnraummangel. Die Bevölkerung wohnte zum großen Teil eng zusammengedrängt. Räume wurden zudem an familienfremde Personen, den Schlafgängern, untervermietet, um etwas Geld dazu zu verdienen. Sanitäre Anlagen gab es kaum, viele Aborte lagen am Treppenabsatz oder im Hof und wurden von allen Bewohnern einer Etage oder eines ganzen Hauses benutzt. ''Die vielfach zu beobachtende Unsauberkeit in den Wohnungen, die mit der Unzulänglichkeit und dem gesundheitswidrigen Zustand der Aborteinrichtungen auf das Engste zusammenhängt, trägt die Hauptschuld an der hohen Säuglingssterblichkeit und den verheerenden Wirkungen der Magen- und Darmkrankheiten.''<ref>Eugen Dennig: Die Ergebnisse der Wohnungserhebung in der Stadt Fürth i.B., Fürth 1907</ref> Bedingt auch durch die beengten Wohnverhältnisse hielten sich vor allem viele Männer oft in Wirtschaften auf. Sie waren Wohnzimmerersatz und ein warmer Ort, wenn das Geld für Heizmaterial fehlte. Allerdings brachte der Alkoholkonsum viele Familien in weitere Bedrängnis. Neben Bier wurde mit Vorliebe Schnaps getrunken.
    
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchten reiche Bürger, das Los der Arbeiter, der Kranken, der Witwen und der Kinder zu verbessern. In der Zeit der Hochindustrialisierung entstanden mehrere [[Stiftungen]], z.B. die von [[Heinrich Berolzheimer]], der die Bildung der Kinder und auch der erwachsenen Bürger verbessern wollte. Auch [[Nathanstift]] und [[Krautheimer Krippe]] sind Beispiele, wie versucht wurde, die Not der Mitmenschen zu lindern. Viele Stiftungen nahmen sich auch der Fabrikarbeiter an und unterstützten die arbeitsunfähigen und die bedürftigen Arbeiter. Die Stifter spendeten nicht nur Geld, sondern gaben oft auch einen gezielten Verwendungszweck vor. Dabei waren sie nicht als Almosen gedacht, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe.
 
Gegen Ende des 19. Jahrhunderts versuchten reiche Bürger, das Los der Arbeiter, der Kranken, der Witwen und der Kinder zu verbessern. In der Zeit der Hochindustrialisierung entstanden mehrere [[Stiftungen]], z.B. die von [[Heinrich Berolzheimer]], der die Bildung der Kinder und auch der erwachsenen Bürger verbessern wollte. Auch [[Nathanstift]] und [[Krautheimer Krippe]] sind Beispiele, wie versucht wurde, die Not der Mitmenschen zu lindern. Viele Stiftungen nahmen sich auch der Fabrikarbeiter an und unterstützten die arbeitsunfähigen und die bedürftigen Arbeiter. Die Stifter spendeten nicht nur Geld, sondern gaben oft auch einen gezielten Verwendungszweck vor. Dabei waren sie nicht als Almosen gedacht, sondern als Hilfe zur Selbsthilfe.