Jüdisches Krankenhaus: Unterschied zwischen den Versionen
Zeile 26: | Zeile 26: | ||
==Neues jüdisches Hospital== | ==Neues jüdisches Hospital== | ||
Wegen Baufälligkeit wurden bereits ab [[1828]] Pläne für einen Neubau geschmiedet. Hierzu stifteten viele jüdische Bürger Geld, darunter bekannte Namen wie [[Heinrich Berolzheimer]] (1000 Gulden) und [[ | Wegen Baufälligkeit wurden bereits ab [[1828]] Pläne für einen Neubau geschmiedet. Hierzu stifteten viele jüdische Bürger Geld, darunter bekannte Namen wie [[Heinrich Berolzheimer]] (1000 Gulden) und [[Hermann Königswarter]] (3000 Gulden). Die jüdische Gemeinde selbst konnte zu dieser Zeit keinen finanziellen Beitrag leisten, da sie selbst mit 72.000 Gulden verschuldet war. [[1839]] wurde in der Theaterstraße für den späteren Bau des neuen Hospitals ein Obstgarten für 1.580 Gulden gekauft. Die Genehmigung für den Bau erfolgte am [[26. März]] [[1842]], nach den Plänen des Stadtbaurates Kapeller. Bereits vier Jahre später, am [[15. Januar]] [[1846]], meldeten der Maurermeister Jordan und der Zimmermeister Riedheimer die Fertigstellung des Hospitals in der [[Theaterstraße| Theaterstraße 36]]. Die Baukosten betrugen 19.056 Gulden.<ref>* Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 107 f.</ref> Bei der feierlichen Einweihung waren neben dem amtierenden Oberrabbiner [[Isaak Loewi|Loewi]] auch der damalige Bürgermeister [[Franz Joseph von Bäumen]] anwesend. Das Hospital war eine nicht konfessionell gebundene medizinische Einrichtung, die auf Wunsch eine rituell - koschere Verpflegung ermöglichte. Auch hatte das Hospital eine eigene kleine [[Synagoge]] - Hospitalschul. | ||
Bereits [[1864]] musste das Hospital vergrößert werden, hierzu wurde ein zweites Obergeschoss gebaut.<ref>* Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 240 </ref> Eine andere Quelle berichtet, dass das Hospital erst am [[1. November]] [[1846]] eröffnet wurde. Weiterhin heißt es hier: ''Der städtische Baurat Kapeller hatte den Plan dazu entworfen, schlechter als schlecht zu nennen, da lauter Abtritte.''<ref>* Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 32 f.</ref> | Bereits [[1864]] musste das Hospital vergrößert werden, hierzu wurde ein zweites Obergeschoss gebaut.<ref>* Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 240 </ref> Eine andere Quelle berichtet, dass das Hospital erst am [[1. November]] [[1846]] eröffnet wurde. Weiterhin heißt es hier: ''Der städtische Baurat Kapeller hatte den Plan dazu entworfen, schlechter als schlecht zu nennen, da lauter Abtritte.''<ref>* Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 32 f.</ref> |
Version vom 26. Mai 2019, 10:41 Uhr
- Objekt
- Ehemaliges Jüdisches Hospital, jetzt Wohnhaus
- Baujahr
- 1846
- Baustil
- Klassizismus
- Bauherr
- Jüdische Gemeinde
- Architekt
- Wilhelm Ney, Konrad Jordan
- Geokoordinate
- 49° 28' 29.92" N, 10° 59' 1.44" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Das erste Jüdische Krankenhaus Fürth - Jüdisch Hospital stand an der Nördlichen Friedhofsmauer direkt am Jüdischen Friedhof (Rosenstraße/ Schlehenstraße). Das Hospital hatte den Namen "Hekdesch", was soviel bedeutet wie den Armen und Kranken gehörend. Das hebräische Wort bedeutet das Geweihte bzw. die mildtätige Stiftung und ist eine veraltete Bezeichnung für ein jüdisches Armen- und Krankenhaus. Der Name bürgerte sich in Fürth ein, so dass viele heute das Wort Judenhekkisch als Synonym für den Jüdischen Friedhof verwenden, auch wenn das eigentliche Krankenhaus schon lange nicht mehr existiert.
Altes jüdisches Hospital
Bebaut wurde das zweigeschossige Hospital um 1653. Im Erdgeschoss versorgte man die Wöchnerinnen und weiblichen Kranken, während im 1. Stock die männlichen Kranken untergebracht waren. Die Verpflegungskosten wurden teilweise von der Gemeinde und von der jüdischen Gemeinde übernommen. Angestellt waren zu diesem Zeitpunkt ein jüdischer Arzt, ein christlicher Wundarzt und eine jüdische Hebamme. Während in der Bevölkerung die Hausgeburt die Regel war, entschieden sich viele jüdische Frauen, schon frühzeitig zur Geburt in das Hospital zu gehen. Davon profitierten nicht nur das Hospital, sondern auch die entbindende Frau und das Neugeborene. Die Säuglingssterblichkeit innerhalb der jüdischen Gemeinde war deutlich geringer als in der christlichen Bevölkerung.
Im alten Hospital wohnte nach Fertigstellung des neuen Hospitals in der Theaterstraße bis zum Abriss der jüdische Totengräber mit seiner Familie.[1]
Neues jüdisches Hospital
Wegen Baufälligkeit wurden bereits ab 1828 Pläne für einen Neubau geschmiedet. Hierzu stifteten viele jüdische Bürger Geld, darunter bekannte Namen wie Heinrich Berolzheimer (1000 Gulden) und Hermann Königswarter (3000 Gulden). Die jüdische Gemeinde selbst konnte zu dieser Zeit keinen finanziellen Beitrag leisten, da sie selbst mit 72.000 Gulden verschuldet war. 1839 wurde in der Theaterstraße für den späteren Bau des neuen Hospitals ein Obstgarten für 1.580 Gulden gekauft. Die Genehmigung für den Bau erfolgte am 26. März 1842, nach den Plänen des Stadtbaurates Kapeller. Bereits vier Jahre später, am 15. Januar 1846, meldeten der Maurermeister Jordan und der Zimmermeister Riedheimer die Fertigstellung des Hospitals in der Theaterstraße 36. Die Baukosten betrugen 19.056 Gulden.[2] Bei der feierlichen Einweihung waren neben dem amtierenden Oberrabbiner Loewi auch der damalige Bürgermeister Franz Joseph von Bäumen anwesend. Das Hospital war eine nicht konfessionell gebundene medizinische Einrichtung, die auf Wunsch eine rituell - koschere Verpflegung ermöglichte. Auch hatte das Hospital eine eigene kleine Synagoge - Hospitalschul.
Bereits 1864 musste das Hospital vergrößert werden, hierzu wurde ein zweites Obergeschoss gebaut.[3] Eine andere Quelle berichtet, dass das Hospital erst am 1. November 1846 eröffnet wurde. Weiterhin heißt es hier: Der städtische Baurat Kapeller hatte den Plan dazu entworfen, schlechter als schlecht zu nennen, da lauter Abtritte.[4]
Ab 1910 bekam das Hospital durch eine Stiftung einen gut ausgestatteten Operationssaal im 1. Obergeschoß.
Während des Nationalsozialismus
Die Deportationswellen in Fürth nahmen bis Ende September 1942 immer größere Ausmaße an. Selbst die jüdische Bevölkerung aus den Alten- und Waisenheimen waren von den sog. Abwanderungstransporten nicht sicher. So wurden Ende August 1942 159 Juden aus dem Altersheim in der Julienstraße 2 deportiert. Nachdem das Altenheim keine Bewohner mehr hatte, wurde es durch die NSDAP umgehend geschlossen.
Das Hospital in der Theaterstraße hatte zu diesem Zeitpunkt noch elf nicht transportfähige Patienten - darunter fünf Juden aus Fürth.[5] Das jüdische Hospital wurde bis zur Zwangsschließung 1943 betrieben, danach diente es der Stadt Fürth als Hilfslazarett. Hier arbeitete auch zuletzt Dr. Jakob Frank als jüdischer Behandler bis zu seiner Emigration 1939. Zuvor hatte die NSDAP ihm die Approbation entzogen.
Im Dezember 1945 ging es wieder an die Israelitische Kultusgemeinde Fürth, und wurde seither u.a. als Altenheim, Kindergarten, Religionsschule und Mazzes-Bäckerei genutzt.
Heutige Nutzung
Heute dient das Gebäude der jüdischen Gemeinde Fürth als Altenheim und Wohnhaus.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 18
- ↑ * Friedrich Marx, Fürth in Vergangenheit und Gegenwart - Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 107 f.
- ↑ * Barbara Ohm, Fürth - Geschichte der Stadt, Fürth 2007, S. 240
- ↑ * Dr. Adolf Mair, Geschichte, Topo- und Ethnographie des Physikatsbezirks Fürth, Fürth 1861 - Nachdruck 1989, S. 32 f.
- ↑ * Manfred Mümmler, Fürth 1933 - 1945, Emskirchen 1995, S. 163 f.
Bilder
Eingangstür Jüdisches Krankenhaus
Treppenhaus im Jüdischen Krankenhaus
Einführung des Tonnensystems im jüdischen Hospital; Anmeldung Gemeinde-Kanzlei, Schulhof
Alter Jüdischer Friedhof, der „Hekdesch“ – das alte Hospital von Süden (im Hintergrund links Giebel von Rednitzstr. 22)