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Die Familie [[Kunreuther]] symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, dessen Söhne | Die Familie [[Kunreuther]] symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, die dessen Söhne weiterführten und zu einer der erfolgreichsten Spiegelfabrikfirmen der 1930er in Fürth ausbauten. Die "[[Vereinigte Spiegelfabriken|Vereinigte Spiegelwerke]]" wurden von Karl Kunreuther und seinen drei Brüdern geführt. Karl Kunreuther war gleichzeitig Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des [[Centralverein]]s der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens und Leiter seiner Veranstaltungen. Für ihn und seine Brüder war es selbstverständlich, am [[Erster Weltkrieg|Ersten Weltkrieg]] als Freiwillige für ihr Vaterland an der Front mit zu dienen. Paula Kunreuther, ebenfalls aus der Familie Kunreuther, erhielt während des 1. Weltkrieges die Auszeichnung "König-Ludwig-Kreuz", eine Auszeichnung für besonders um die allgemeine Wohlfahrt des Landes Bayern bemühte Personen. | ||
Im Jahr [[1913]] ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten [[Fritz Landauer]] in der [[Kutzerstraße 47]] sein Wohnhaus errichten - die [[Villa Kunreuther]]. Nach dem | Im Jahr [[1913]] ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten [[Fritz Landauer]] in der [[Kutzerstraße 47]] sein Wohnhaus errichten - die [[Villa Kunreuther]]. Nach dem Ersten Weltkrieg war Kunreuther für kurze Zeit Mitglied des Stadtrates. Er war von 1924 bis 1929 gewählter [[Stadtrat 1924 - 1929|Stadtrat]] für die Wählergemeinschaft „Sparerverband-Demokraten-Einzelhandel“. Davor war Kunreuther bereits in einem anderen Bereich tätig, nämlich bei der Spielvereinigung Fürth. Er setzte sich, wie viele andere innerhalb des Vereins, bereits 1919 dafür ein, wieder sportlichen Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen, um Deutschland wenigstens sportlich wieder aus der Isolierung zu helfen. Hierzu wurde in einer Hauptausschusssitzung am 21. März 1919 das Projekt zur Platzerweiterung trotz finanzieller Bedenken einstimmig genehmigt. Im Anschluss gründete sich sowohl eine Platzbebauungskommission als auch eine Finanzkommission. In letzterer war Kunreuther Mitglied und beantragte auch sogleich "die sich mit dem Ausbau des Platzes bezw. der Aufbringung der hierzu erforderlichen Mittel zu beschaffen hatte".<ref>Kleeblatt-Chronik - die stürmischen 20er Jahre - online abgerufen am 21. November 2020 | 0:34 Uhr - [http://www.kleeblatt-chronik.de/v3/chronik/geschichte_04.php online abrufbar]</ref> | ||
Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele seiner weitverzweigten Familie die | Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele in seiner weitverzweigten Familie die politisch wie persönlich bedrohliche Situation für ihn und seine Familie und entschloss sich kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration. Bereits im September 1934 verließen Karl Kunreuther, seine Frau und seine Söhne Deutschland. Das Haus mit Grundstück in der [[Kutzerstraße 47]] wurde von einem Anwalt verkauft, die Spiegelfirma dem Bruder [[Stefan Kunreuther]] als alleinigem Besitzer übergeben.<ref>JMF: Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg. Online abgerufen auf judentum.net am 22. November 2020 | 0:24 Uhr - [http://www.judentum.net/kultur/landauer.htm online abrufbar]</ref> | ||
Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem Nationalsozialmus zu entkommen. Einige Verwandte wohnen noch heute in den Vereinigten Staaten. | Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem Nationalsozialmus zu entkommen. Einige Verwandte wohnen noch heute in den Vereinigten Staaten. |
Version vom 22. November 2020, 13:21 Uhr
Karl Kunreuther, Stadtrat |
- Vorname
- Karl
- Nachname
- Kunreuther
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 1875
- Beruf
- Fabrikant, Kaufmann
Adressart | VonObjekt |
---|---|
Wohnadresse | Kutzerstraße 47 |
Karl Kunreuther (geb. 1875; gest. ) war Kaufmann und Spiegelfabrikbesitzer in Fürth.
Leben und Wirken
Die Familie Kunreuther symbolisierte das typische Leben einer gehobenen jüdischen Mittelschicht in Fürth bis in die 1930er Jahre. Wirtschaftlich, kulturell und sozial war die Familie fest im deutschen Bürgertum verankert und spielte in der Fürther Gesellschaft eine wichtige Rolle. Der Vater von Karl Kunreuther gründete eine Spiegelmanufaktur, die dessen Söhne weiterführten und zu einer der erfolgreichsten Spiegelfabrikfirmen der 1930er in Fürth ausbauten. Die "Vereinigte Spiegelwerke" wurden von Karl Kunreuther und seinen drei Brüdern geführt. Karl Kunreuther war gleichzeitig Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des Centralvereins der deutschen Staatsbürger jüdischen Glaubens und Leiter seiner Veranstaltungen. Für ihn und seine Brüder war es selbstverständlich, am Ersten Weltkrieg als Freiwillige für ihr Vaterland an der Front mit zu dienen. Paula Kunreuther, ebenfalls aus der Familie Kunreuther, erhielt während des 1. Weltkrieges die Auszeichnung "König-Ludwig-Kreuz", eine Auszeichnung für besonders um die allgemeine Wohlfahrt des Landes Bayern bemühte Personen.
Im Jahr 1913 ließ sich Kunreuther von dem damaligen bedeutenden Münchner Architekten Fritz Landauer in der Kutzerstraße 47 sein Wohnhaus errichten - die Villa Kunreuther. Nach dem Ersten Weltkrieg war Kunreuther für kurze Zeit Mitglied des Stadtrates. Er war von 1924 bis 1929 gewählter Stadtrat für die Wählergemeinschaft „Sparerverband-Demokraten-Einzelhandel“. Davor war Kunreuther bereits in einem anderen Bereich tätig, nämlich bei der Spielvereinigung Fürth. Er setzte sich, wie viele andere innerhalb des Vereins, bereits 1919 dafür ein, wieder sportlichen Kontakt mit dem Ausland aufzunehmen, um Deutschland wenigstens sportlich wieder aus der Isolierung zu helfen. Hierzu wurde in einer Hauptausschusssitzung am 21. März 1919 das Projekt zur Platzerweiterung trotz finanzieller Bedenken einstimmig genehmigt. Im Anschluss gründete sich sowohl eine Platzbebauungskommission als auch eine Finanzkommission. In letzterer war Kunreuther Mitglied und beantragte auch sogleich "die sich mit dem Ausbau des Platzes bezw. der Aufbringung der hierzu erforderlichen Mittel zu beschaffen hatte".[1]
Karl Kunreuther erkannte offenbar früher als viele in seiner weitverzweigten Familie die politisch wie persönlich bedrohliche Situation für ihn und seine Familie und entschloss sich kurz nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten zur Emigration. Bereits im September 1934 verließen Karl Kunreuther, seine Frau und seine Söhne Deutschland. Das Haus mit Grundstück in der Kutzerstraße 47 wurde von einem Anwalt verkauft, die Spiegelfirma dem Bruder Stefan Kunreuther als alleinigem Besitzer übergeben.[2]
Nicht alle Mitglieder der Familie Kunreuther schafften es, dem Nationalsozialmus zu entkommen. Einige Verwandte wohnen noch heute in den Vereinigten Staaten.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Kleeblatt-Chronik - die stürmischen 20er Jahre - online abgerufen am 21. November 2020 | 0:34 Uhr - online abrufbar
- ↑ JMF: Synagogenbau und Projekte in Fürth und Nürnberg. Online abgerufen auf judentum.net am 22. November 2020 | 0:24 Uhr - online abrufbar
Bilder
Karl Kunreuther, Stadtrat