Ferdinand Vitzethum: Unterschied zwischen den Versionen
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Im Jahr 1997 erschien eine Publikation mit Nachkriegsfotografien Vitzethums aus Nürnberg, in der erstmalig eine biografischer Abriss seines Lebens abgebildet wurde. Autor der Publikation war der Patensohn Vitzethums, Kurt Müller. Vitzethum hatte die Patenschaft 1927 angenommen und es ist zu vermuten, dass die Beziehung beider bis zu seinem Tod angehalten hat. Im Januar 2024 tauchten drei Fotoalben aus dem direkten Nachlass von Ferdinand Vitzethum bei zwei Auktionen auf. Unter anderem ist in einem der drei Alben die Familiengeschichte abgebildet, inkl. biografischer Daten, so dass sich inzwischen ein relativ detailliertes Bild von Vitzethum ableiten kann. | Im Jahr 1997 erschien eine Publikation mit Nachkriegsfotografien Vitzethums aus Nürnberg, in der erstmalig eine biografischer Abriss seines Lebens abgebildet wurde. Autor der Publikation war der Patensohn Vitzethums, Kurt Müller. Vitzethum hatte die Patenschaft 1927 angenommen und es ist zu vermuten, dass die Beziehung beider bis zu seinem Tod angehalten hat. Im Januar 2024 tauchten drei Fotoalben aus dem direkten Nachlass von Ferdinand Vitzethum bei zwei Auktionen auf. Unter anderem ist in einem der drei Alben die Familiengeschichte abgebildet, inkl. biografischer Daten, so dass sich inzwischen ein relativ detailliertes Bild von Vitzethum ableiten kann. | ||
Vitzethum kam 1903 im Eckhaus Pfisterstraße 22 als zweites Kind der Familie Leonhard und Eleonore Vitzethum auf die Welt. Der Vater war Möbelpolier, die Mutter arbeitete als Metallzurichterin. Gemeinsam mit der Schwester Anna besuchte er die Volksschule in der Pfisterstraße. | |||
So war Vitzethum entgegen den bisherigen Aussagen doch verheiratet. Er heiratete am 11. Februar 1942 in Nürnberg [[Emilie Strauber]] (geb. 30. August 1905; gest. 23. September 1964). Das Paar wohnte zunächst zusammen in Nürnberg, allerdings wurde die Ehe am 11. Juli 1960 geschieden. Demnach soll ein unehelicher Sohn namens Kurt existiert haben, der in der in mündlichen Überlieferungen und in der Publikation Fürther Meisterfotos angeblich erstmalig zur Überraschung aller bei der Beerdigung Ferdinand Vitzethums in Erscheinung getreten sein soll. Hierbei scheint es sich aber um eine Verwechslung mit dem Patensohn Kurt Müller zu handeln, zumal in den persönlichen Melde- und Registerunterlagen der Stadt Fürth kein Sohn verzeichnet war.<ref>Stadtarchiv Fürth, Meldekarte und Sterbeurkunde, eingesehen am 9. Februar 2024</ref> | So war Vitzethum entgegen den bisherigen Aussagen doch verheiratet. Er heiratete am 11. Februar 1942 in Nürnberg [[Emilie Strauber]] (geb. 30. August 1905; gest. 23. September 1964). Das Paar wohnte zunächst zusammen in Nürnberg, allerdings wurde die Ehe am 11. Juli 1960 geschieden. Demnach soll ein unehelicher Sohn namens Kurt existiert haben, der in der in mündlichen Überlieferungen und in der Publikation Fürther Meisterfotos angeblich erstmalig zur Überraschung aller bei der Beerdigung Ferdinand Vitzethums in Erscheinung getreten sein soll. Hierbei scheint es sich aber um eine Verwechslung mit dem Patensohn Kurt Müller zu handeln, zumal in den persönlichen Melde- und Registerunterlagen der Stadt Fürth kein Sohn verzeichnet war.<ref>Stadtarchiv Fürth, Meldekarte und Sterbeurkunde, eingesehen am 9. Februar 2024</ref> |
Version vom 9. Februar 2024, 13:54 Uhr
- Vorname
- Ferdinand
- Nachname
- Vitzethum
- Geschlecht
- männlich
- Geburtsdatum
- 16. April 1903
- Geburtsort
- Fürth
- Todesdatum
- 7. August 1968
- Todesort
- Fürth
- Beruf
- Fotograf
Person | Verwandtschaftsgrad |
---|---|
Anna Braun | Schwester |
Emilie Vitzethum | Ehefrau |
Heinrich Vitzethum | Onkel |
Ferdinand Vitzethum (geb. 16. April 1903 in Fürth, gest. 7. August 1968 in Fürth/Stadtkrankenhaus) war ein bekannter Fürther Hobbyfotograf, der das Gesicht seiner Heimatstadt in zahlreichen, sorgsam ausgewählten und oftmals farbigen Fotos dokumentierte und so der Nachwelt bewahrte.
Leben und Wirken
Über das Leben Vitzethums war lange Zeit nur wenig bekannt. In der Publikation "Fürther Meisterfotos" wurden Teilaspekte aus seinem Leben rekonstruiert bzw. ein Nachruf zu seinem Tod zitiert. Aus diesem ging hervor, dass Vitzethum stets unverheiratet blieb. Eine allzu strenge Mutter hätte dies stets zu verhindern gewusst.[1] Allerdings hatte er demnach eine langjährige Freundin, die er häufig auf seinen Fotos mit ablichtete. Diese wurde fast jahrzehntelang mit der Fürther Künstlerin Gudrun Kunstmann verwechselt, da man bei dem Foto mit dem Kunstwerk der Bremer Stadtmusikanten im Stadtpark in der "unbekannten Schönen" stets die Künstlerin vermutete.[2] Tatsächlich abgebildet ist wohl die langjährige Freundin Vitzethums. Strittig ist bis heute, ob aus der Beziehung ein Sohn stammt.
Im Jahr 1997 erschien eine Publikation mit Nachkriegsfotografien Vitzethums aus Nürnberg, in der erstmalig eine biografischer Abriss seines Lebens abgebildet wurde. Autor der Publikation war der Patensohn Vitzethums, Kurt Müller. Vitzethum hatte die Patenschaft 1927 angenommen und es ist zu vermuten, dass die Beziehung beider bis zu seinem Tod angehalten hat. Im Januar 2024 tauchten drei Fotoalben aus dem direkten Nachlass von Ferdinand Vitzethum bei zwei Auktionen auf. Unter anderem ist in einem der drei Alben die Familiengeschichte abgebildet, inkl. biografischer Daten, so dass sich inzwischen ein relativ detailliertes Bild von Vitzethum ableiten kann.
Vitzethum kam 1903 im Eckhaus Pfisterstraße 22 als zweites Kind der Familie Leonhard und Eleonore Vitzethum auf die Welt. Der Vater war Möbelpolier, die Mutter arbeitete als Metallzurichterin. Gemeinsam mit der Schwester Anna besuchte er die Volksschule in der Pfisterstraße.
So war Vitzethum entgegen den bisherigen Aussagen doch verheiratet. Er heiratete am 11. Februar 1942 in Nürnberg Emilie Strauber (geb. 30. August 1905; gest. 23. September 1964). Das Paar wohnte zunächst zusammen in Nürnberg, allerdings wurde die Ehe am 11. Juli 1960 geschieden. Demnach soll ein unehelicher Sohn namens Kurt existiert haben, der in der in mündlichen Überlieferungen und in der Publikation Fürther Meisterfotos angeblich erstmalig zur Überraschung aller bei der Beerdigung Ferdinand Vitzethums in Erscheinung getreten sein soll. Hierbei scheint es sich aber um eine Verwechslung mit dem Patensohn Kurt Müller zu handeln, zumal in den persönlichen Melde- und Registerunterlagen der Stadt Fürth kein Sohn verzeichnet war.[3]
Aus dem privaten Nachlass geht allerdings hervor, dass sich Emilie Vitzethum im Alter von 59 Jahren am 23. September 1964 mit Leuchtgas in der eigenen Wohnung vergiftet hatte. Die Zeitung vom 24. September 1964 berichtete über den Selbstmord. Emilie Vitzethum wurde am 28. September 1964 am Westfriedhof in Nürnberg beigesetzt.[4]
Seine Eltern waren Leonhard Vitzethum (geb. 1882; gest. 6. Februar 1919) und Eleonore Vitzethum, geb. Röthenbacher (geb. 1881; gest. 16. August 1967). Ferdinand Vitzethum hatte eine Schwester: Anna Vitzethum (24. Dezember 1901 - 5. Mai 1923), sie verheiratete sich an Weihnachten 1921 mit Fritz Braun, verstarb allerdings mit nur 21 Jahren am 5. Mai 1923 im Städtischen Krankenhaus.
Beruflich war Vitzethum in der ehem. Optischen Fabrik Winter (heute: UVEX) beschäftigt, dessen Firmengeschichte er auch stets mit der Kamera begleitete.[5] Auch wenn er den meisten Fürthern als Fotograf in Erinnerung geblieben ist, so war er doch nach eigenen Angaben "nur" ein höchst ambitionierter "Hobbyfotograf", der die Stadtgeschichte weit über 30 Jahre verfolgte. Seine ersten Aufnahmen entstanden mit einer Plattenkamera der Firma C. F. Foth & Co. Optisch-Mechanische Anstalt aus der Modellreihe Foth-Flex mit 6x9-Glasnegativen.[6] Dem Nachruf zufolge nahm er sich für seine Motive sehr viel Zeit, zum Teil "schlich" er tagelang um das besagte Motiv, bis die Sonne richtig stand, der Schatten richtig fiel und alles für ihn passte. Neben der Fotografie war Vitzethum auch ein Faschingsnarr. Mit viel Fantasie gestaltete er selbst zum Teil fast groteske Verkleidungen und dokumentierte dies mit seiner Kamera.[7]
Am 7. August 1968 starb Vitzethum im Alter von 65 Jahren an den Folgen eines Schlaganfalls, den er in der Karolinenstraße um Mitternacht erlitten hatte. Dort wurde er bewusstlos aufgefunden und in das Stadtkrankenhaus verbracht, wo er ohne das Bewusstsein wieder erlangt zu haben am darauf folgenden Tag verstarb.[7][8]
Sonstiges
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Ferdinand Vitzethum hat, neben einigen wenigen anderen Fürther Fotografen, auch die Zeit während des Nationalsozialismus in Fürth fotografisch dokumentiert. So fotografierte er immer wieder Aufmärsche und Aufzüge der NSDAP in Fürth, hielt die mit Hakenkreuzen beflaggten Straßen dokumentarisch mehrfach fest, oder fotografierte auch die abgebrannte Synagoge in der Altstadt nach der Reichspogromnacht 1938. Während manche Chronisten in Vitzethum eher einen unbestechlichen Beobachter seiner Zeit sehen - könnte man im Gegenzug auch die Frage stellen, wieviel Distanz tatsächlich zum bestehenden NS-Regime da war, wenn ein Fotograf - in der Qualität und Nähe - zum Teil politisch höchst umstrittene Aufnahmen anfertigen konnte? Wie wahrscheinlich war eine gebotene Distanz zu den Herrschenden tatsächlich vorhanden, wenn Vitzethum gleichzeitig mit seiner Kamera den NS-Machthabern doch sehr "nah kommen" durfte?
Befeuert wurde diese Diskussion auch durch die 2018 bei Twitter veröffentlichten Aufnahmen der Pogromnacht 1938 in Fürth und Nürnberg, bei der Aufnahmen u. a. von dem Fürther Fotografen Fritz Wolkenstörfer und seinem Nürnberger Kollegen Karl Neubauer zu sehen sind. Die in den USA lebende Elisheva Avital hatte in dem Nachlass ihres verstorbenen Großvaters zwei Fotoalben gefunden, in der die Pogromnacht zum Teil mit höchst verstörenden Bildern festgehalten wurde.[9][10] Ferdinand Vitzethum, so die Vermutung einiger, sei als Fotograf auf einem der Bilder zu erkennen. Dabei sei zu erkennen, wie offensichtlich das Ladengeschäft eines vermutlich jüdischen Inhabers in Nürnberg durch einen NS-Schergen zerstört wird. Die Passanten und Beobachter scheint dies zu amüsieren - so auch Ferdinand Vitzethum - den einige in der Menge ausgemacht haben wollen.[11] Inwieweit es sich tatsächlich bei der Person um Vitzethum handelt - und wie sein politisches Verhältnis gegenüber dem NS-Regime stand - ist aktuell nicht bekannt und somit höchst spekulativ.
Literatur
- Fürther Meisterfotos - "Die schönsten Fotografien von Ferdinand Vitzethum", Fürth, 1995, Städtebilder Verlag, 71 S., ISBN 3-927347-33-7
- Wieder Leben - Nürnberg vor 50 Jahren. "Fotografien von Ferdinand Vitzethum", Nürnberg, 1997, Verlag W. Tümmels, 104 S., ISBN 3-921590-44-2
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 7 ff.
- ↑ Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 62
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Meldekarte und Sterbeurkunde, eingesehen am 9. Februar 2024
- ↑ Privates Fotoalbum Ferdiand Vitzethum, Archiv Kamran Salimi, Jan. 2024
- ↑ Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 8
- ↑ Wikipedia: C. F. Foth & Co Optisch-Mechanische Anstalt
- ↑ 7,0 7,1 Thomas Schreiner: Fürther Meisterfotos. Städtebilder Verlag Fürth, 1995, S. 7
- ↑ fn: Er war einsam. In: Fürther Nachrichten, August 1968
- ↑ Elisheva Avital Twitter, online abgerufen am 21. November 2020 | 17:13 Uhr - online
- ↑ Chajms Sicht: Unfassbare Bilder der Pogromnacht; vom 10. November 2018; Anbieter: Chajm Guski, Leipzig; abgerufen am 8. Februar 2024 (Online)
- ↑ Fotoalbum: Pogromwoche November 1938; Gelsenzentrum - Portal für Stadt- und Zeitgeschichte; Anbieter: Andreas Jordan, Gelsenkirchen; abgerufen am 8. Februar 2024 (Online)
Bilder
Unbekannte "Schöne", Emilie Vitzethum - Ehefrau des Fotografen Ferdinand Vitzethum, vor den Bremer Stadtmusikanten von Gudrun Kunstmann (Plastik im Stadtpark), ca. 1955
Einweihung Kirche St. Martin, 22. Oktober 1950; Bildmitte Landesbischof Hans Meiser, links OKR Julius Schieder, rechts Dekan Rudolf Fürst; Kolorierte Aufnahme von Ferdinand Vitzethum
Werke
Einweihung Kleine Mainau 1961 mit Trinktempel, Aussichtspavillon und Weiher
Gelände mit Bombentrichter an der heutigen Kleinen Mainau nach dem 2. Weltkrieg, Mai 1951 – im Hintergrund Gebäude an der Dammstraße, dahinter die Poppenreuther Kirche St. Peter und Paul
Einweihung Kirche St. Martin, 22. Oktober 1950; Bildmitte Landesbischof Hans Meiser, links OKR Julius Schieder, rechts Dekan Rudolf Fürst; Kolorierte Aufnahme von Ferdinand Vitzethum
Blick von der Regnitz nach Stadeln, rechts Teil der Stadelner Brücke, damals noch Heubrücke, mit Panzerstraße 1936