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Version vom 17. Februar 2018, 18:43 Uhr
Der jüdische Schulhof - Israelitischer Schulhof in Fürth war das Gemeindezentrum der altehrwürdigen Jüdischen Gemeinde Fürth.
Begriff
Schulhof hieß er da die jiddisch Bezeichnung der Synagoge, "Schul" ist, hebräisch "Beth ha knesset" - "Haus der Vesammlung". Die "Schul" ist Bet- und Gotteshaus, Lehr- und Versammlungshaus.
Lage
Der Schulhof erstreckte sich von der Königstraße zur Mohrenstraße. Der Schulhof war mit einer Mauer umgeben und wurde an beiden Straßen mit Toren begrenzt, die nur nachts verschlossen wurden.
Die Seitengasse, die über den Schulhof zwischen der Königstraße und der Mohrenstraße führte, nannte man deshalb auch Israelitischer Schulhof, die Umbenennung erfolgte am 14. Mai 1889.
Geschichte
Der Schulhof entstand ab 1617 mit dem Bau der ersten Synagoge, die später sogenannte Altschul, der Hauptsynagoge und Lehrstätte des Oberrabbiner. Im Laufe der Zeit entwickelte sich daraus das jüdische Gemeindezentrum mit allem was zum jüdisch Sein gehört.
Im Schulhof gab es zu der "Altschul" von 1617, da die Gemeinde schnell weiter wuchs die "Neuschul" von 1697 und die privaten Stiftungen "Klausschul" von 1708 und die "Mannheimer Schul" von 1896.
Im Schulhof waren neben den Synagogen desweiteren noch Gemeindekanzlei mit Bibliothek, Rabbinerwohnung, Hausmeisterwohnung, Scharre (Schächterei) und Mikwe (Ritualbad).
Nach dem November-Pogrom von 1938 war im Bereich des Schulhofs eine große Freifläche geschaffen, da der "Schulhof" abgebrannt und abgerissen worden war. Die jüdische Gemeinde Fürth wurde enteignet und musste für die Enteignung noch zahlen, das Grundstück fiel an die Stadt Fürth. Nach dem Krieg wurde die Gemeinde "entschädigt".
Im Zuge der Flächensanierung wurde das Areal völlig verändert und überbaut.
Gedenken
Heute erinnert daran nur noch seit 1986 das Synagogendenkmal in der Geleitgasse, am westlichen Rand des früheren Schulhof an dieses Zentrum der Jüdischen Kultur und Glaubens in Fürth.
Seit 2007 erinnert auch in der Königstraße gegenüber des ehemaligen Eingangs - heute etwa zwischen Königstraße 54/56 - die Tafel 7 - Ehemaliger Eingang zum israelitischen Schulhof, der Fürther Jubiläumsmeile des Geschichtsvereins an diesen untergegangen bedeutenden historischen Ort in der Fürther Geschichte.
Literatur
- Juden. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 186-189
- Schulhäuser. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 331 f.
- Schulhof. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 332
- Manfred Mümmler: Der Pogrom zu Fürth. Die Nacht vom 9. auf den 10. November 1938. In: Fürther Heimatblätter, 1988/4, S.101 - 112
- Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Mikwe im Haus Schulhof 5, Bärmann-Fränkel'sche Klaus (um 1694). In: Fürther Geschichtsblätter, 2/2011, S.46 - 49
- Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Mikwe im Gebäude Schulhof 2, Neuschul, Kaalschul. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2011, S.63 - 69
- Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Nur geplante Mikwe im Haus Schulhof 1, Scharre bis 1804. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2011, S.70 - 71
- Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Nur geplante Mikwe im Haus Königstraße 48. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2011, S.74 - 75
- Gisela Naomi Blume: Mikwen in Fürth - "Die Kellerquellenbäder der Israelitinnen". Mikwe im Gebäude Schulhof 5 1/2, Mannheimer Schul. In: Fürther Geschichtsblätter, 3/2011, S.76 - 77
Siehe auch
Weblinks
Bilder
Ehem. Schulhof der jüdischen Synagoge, im Hintergrund Kirche St. Michael, 1974
Häuserrückseite zum ehem. Schulhof (Synagoge), links im Hintergrund Kirche St. Michael, 1969
(über der Königstraße das schieferverkleidete Anwesen Königstraße 45 mit ehem. 2. Zufahrt zum Gasthof "Zum Goldenen Schwan")Die jüd. Synagoge nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938; Blick von der Südseite
Die jüd. Synagoge nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938, rechts der zerstörte Westgiebel der Hauptsynagoge (=Altschul), gleich daneben, links hinten die zerstörte Mannheimer Schul
Die jüd. Synagoge nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938; auf der linken Seite die niedergebrannte Neuschul oder Kaalsschul und dahinter die Ruine der Hauptsynagoge, der Altschul.
Die jüd. Synagoge nach der Pogromnacht vom 9. auf den 10. November 1938. Blick von der Mohrenstraße; links die Neuschul, Mitte die Altschul, rechts das intakte Gebäude die Mohrenstraße 26
Blick auf den Eingang zum "Schulhof" der Synagoge von der damaligen Lilienstraße aus, (links das Haus mit Gaststätte Blaue Grotte), vermutlich 10. oder 11. November 1938
Foto vom Schulhof nach der Reichspogromnacht; Ansicht von der Mohrenstraße, hinter dem Tor links Schulhof 2 ("Neuschul"), rechts die "Altschul"
Ausgang vom Schulhof zur Königstraße, ca. 1935, links: Schulhof 6 (Rabbinat); Mitte: Schulhoftor, Königstraße 45 im Hintergrund die Michaeliskirche; rechts: Königstraße 54, 52, Mohrenstraße 20 (weißer Giebel) und 22
Eingang zum jüd. Schulhof und Synagoge vor der Zerstörung im April 1932 von der Toreinfahrt Königstraße 45 aus. Heute steht hier das Anwesen Königstraße 54.
Schulhof, Blick in Richtung Königstraße
Nordansicht der Hauptsynagoge 1838, Zeichnung von J.G. Leonhard Dorst von Schatzberg
Steindruck der "Alt Schul" und im Hintergrund der "Neu Schul" auf dem Schulhof, Ansicht von Nordost
"Neue Schul" (links, Schulhof 2) und "Alte Schul" (rechts, Schulhof 3) von außen bzw. von Osten gesehen, Postkarte, Boenerstich