Heiligenstraße 33-59: Unterschied zwischen den Versionen

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Die Reihenhäuser Zeile mit 30 Einheiten wurden 1998 als Ersatz für die hier geplante Lärmschutzwand (die von der Stadt zu zahlen gewesen wäre) als Trennung und Lärmschutz zwischen der vielbefahrenen [[Nordspange]] und der Altstadt von der Firma „Kleeblatt Wohnbau“ für 10 Millionen DM erbaut. Durch die Bauweise bekam die Häuserzeile schnell die Bezeichnung „Stadtmauer“ und bekam viel negative Meinungen, wie auch im unten aufgeführten Zeitungsartikel (einer von vielen) nachzulesen ist.
Die Reihenhäuser-Zeile mit 30 Einheiten wurde [[1998]] als Ersatz für die hier geplante Lärmschutzwand, die von der Stadt zu zahlen gewesen wäre, als Trennung und Lärmschutz zwischen der vielbefahrenen [[Nordspange]] und der Altstadt von der Firma „Kleeblatt Wohnbau“ für 10 Millionen DM erbaut. Durch die Bauweise bekam die Häuserzeile schnell die Bezeichnung ''Stadtmauer''.


== Lokalberichterstattung ==
== Kritische Meinungen ==
'''„Ein Korsett für die Altstadt“'''
Seit die ''Stadtmauer'' an der Nordspange Gestalt angenommen hatte, mehrten sich kritische Stimmen, die zum Beispiel von einem ''Korsett für die Altstadt'' sprachen. Nicht wenige sahen durch die Reihenhauszeile mit den 30 Wohneinheiten, die gleichzeitig als Lärmschutzwall fungiert, die Altstadtkulisse beeinträchtigt. Anwohner fühlten sich durch den Komplex vor ihrer Haustür regelrecht erschlagen. Die Stadtheimatpflegerin [[Barbara Ohm]] zeigte sich entsetzt. Bedenken gegen das "kasernenartige" Erscheinungsbild hatte sie zwar schon im Rahmen der Baugenehmigung vorgebracht, jedoch ohne Wirkung.
Bei der Stadt hatte man die Firma ''Kleeblatt Wohnbau'', die sich kurzfristig zu den Zehn-Millionen DM Projekt entschlossen hatte, jedoch gerne beauftragt. Beim Baureferat und beim Stadtrat war die Erleichterung groß, sparte sich die Kommune doch auf diese Art selbst einen Millionenbetrag. Denn wären die Reihenhäuser nicht entstanden, hätte Fürth auf eigene Kosten eine Lärmschutzwand entlang der [[Pegnitzstraße]] hochziehen müssen, um die Altstadt vor dem zunehmenden Autolärm abzuschirmen, der durch den vierspurigen Ausbau der Nordspange zu erwarten gewesen war. 


'''Seit die „Stadtmauer“ an der Nordspange Gestalt annimmt, mehren sich kritische Stimmen
Doch noch vor den finanziellen Aspekten rangierten städtebauliche Überlegungen. Von einem bewohnten Lärmschutzwall versprach man sich auch eine ansprechendere Ästhetik als durch eine schmucklose Mauer. Entsprechende Pläne hatte die Stadt schon Anfang der 1990er Jahre entwickelt. Durch das Überangebot auf dem Immobilienmarkt nach dem Abzug der [[US Army|Amerikaner]] waren zunächst interessierte Investoren wieder abgesprungen. Bis die ''Kleeblatt Wohnbau'' in letzter Minute auf den Plan trat und die alten Ideen wieder aufgriff. Selbst Stadträte gestanden, dass sie bei Ansicht der neuen Häuserzeile nicht gerade erbaut waren. Und Barbara Ohm versicherte, dass ihr selten so viel Negativurteile zu einem Bauprojekt zu Ohren gekommen seien, wie in diesem Fall. Dabei gab Ohm zu, dass auch sie sehr davon angetan war, statt der Lärmschutzwand eine Wohnbebauung als sinnvollem Abschluss des nördlichen Altstadtrandes zu realisieren. Allein die Ausführung entspreche nicht ihren Vorstellungen. Kein Verständnis für die Empörung zeigte die ausführende Firma ''Kleeblatt Wohnbau''. Deren Geschäftsführer Werner Frischbier widersprach insbesondere der Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm, der er sogar den nötigen Sachverstand absprach.
'''Stadtheimatpflegerin und Anwohner klagen – Baufirma kontert, Baureferent zeigt Verständnis''''''


Kaum hat die neue „Stadtmauer“ entlang der Nordspange Formen angenommen, mehren sich die kritischen Stimmen. Nicht wenige sehen durch die Reihenhauszeile mit 30 Wohneinheiten die gleichzeitig als Lärmschutzwall fungiert, die Altstadtkulisse verschandelt. Anwohner fühlen sich durch den Komplex vor ihrer Haustür regelrecht erschlagen.
Immerhin Verständnis für die Kritik am Erscheinungsbild der neuen Häuserzeile ließ der städtische Baureferent [[Joachim Krause]] erkennen. "Etwas mehr Individualität" bei der Gestaltung der jetzt "sehr schlichten Reihenhäuser" hätte auch er sich gewünscht. Die Häuserzeile stehe etwas "hart in der Landschaft", sei ein "monolithisches Bauwerk". Allerdings habe man froh sein müssen, überhaupt noch Investoren für das Projekt zu finden und deshalb Abstriche in Kauf genommen. Auch wenn nicht das Optimale herausgekommen sei ließ Krause an seiner Haltung keinen Zweifel. Die "bewohnte Stadtmauer" sei ihm selbst in dieser Form allemal lieber als eine reine Lärmschutzmauer.<ref>Fürther Nachrichten vom 5. Februar 1999 - Druckausgabe</ref>    
 
„Ich bin entsetzt“, sagt Stadtheimatpflegerin [[Barbara Ohm]], die an vorderster Front der Kritiker steht. „Die Mauer legt sich wie ein Korsett um unsere Stadt. Das ist eine ganz schlimme Sache.“ Bedenken gegen das „kasernenartige“ Erscheinungsbild habe sie zwar schon im Rahmen der Baugenehmigung vorgebracht, doch ohne Wirkung.
Bei der Stadt hatte man die Firma „Kleeblatt Wohnbau“ mit offenen Armen aufgenommen, die sich kurzfristig zu den Zehn-Millionen DM Projekt entschloss. Beim Baureferat und beim Stadtrat war die Erleichterung groß, sparte sich die Kommune doch auf diese Art selbst einen Millionenbetrag. Denn wären die Reihenhäuser nicht entstanden, hätte Fürth auf eigene Kosten eine Lärmschutzwand entlang der [[Pegnitzstraße]] hochziehen müssen, um die Altstadt vor der zunehmenden Autolawine abzuschirmen, die durch den vierspurigen Ausbau der Nordspange zu erwarten ist. 
 
Doch noch vor den finanziellen Aspekten rangierten städtebauliche Überlegungen. Von einem bewohnten Lärmschutzwall versprach man sich auch eine ansprechendere Ästhetik als durch eine schmucklose Mauer. Entsprechende Pläne hatte die Stadt schon Anfang der 90er Jahren entwickelt. Durch das Überangebot auf dem Immobilienmarkt nach dem Abzug der Amerikaner waren zunächst interessierte Investoren wieder abgesprungen. Bis die „Kleeblatt Wohnbau“ in letzter Minute auf den Plan trat und die alten Ideen wieder aufgriff – sehr zur Freude aller Beteiligten, die jedoch bei manchen angesichts des Ergebnisses Ernüchterung gewichen ist. Selbst Stadträte gestehen hinter vorgehaltener Hand, dass sie bei Ansicht der neuen Häuserzeile nicht gerade erbaut sind. Und Barbara Ohm versichert, dass ihr selten so viel Negativurteile zu einem Bauprojekt zu Ohren gekommen seien, wie in diesem Fall. Dabei gab Ohm zu, dass auch sie sehr davon  angetan war, statt der Lärmschutzwand eine Wohnbebauung als sinnvollem Abschluss des nördlichen Altstadtrandes zu realisieren. Allein die Ausführung entspricht nicht ihren Vorstellungen.
Kein Verständnis für die Empörung zeigt die ausführende Firma „Kleeblatt Wohnbau“. Deren Geschäftsführer Werner Frischbier schießt insbesondere gegen Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm scharf zurück, der er sogar den nötigen Sachverstand abspricht.
 
Immerhin Verständnis für die Kritik am Erscheinungsbild der neuen Häuserzeile lässt der städtische Baureferent [[Joachim Krause]] erkennen. „Etwas mehr Individualität“ bei der Gestaltung der jetzt „sehr schlichten Reihenhäuser“ hätte auch er sich gewünscht. Die Häuserzeile stehe etwas „hart in der Landschaft“, sei ein „monolithisches Bauwerk“. Allerdings habe man froh sein müssen, überhaupt noch Investoren für das Projekt zu finden und deshalb Abstriche in Kauf genommen. Auch wenn nicht das Optimale herausgekommen ist lässt Krause an seiner Haltung keinen Zweifel. Die „bewohnte Stadtmauer sei ihm selbst in dieser Form allemal lieber als eine reine Lärmschutzmauer.    
 
''Quelle:  Fürther Nachrichten 5. Februar 1999 Druckausgabe''    




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* [[Barbara Ohm]]
* [[Barbara Ohm]]
* [[Zum goldnen Engel]]
* [[Zum goldnen Engel]]
==Einzelnachweise==
<references />


== Bilder ==
== Bilder ==
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Version vom 20. Februar 2022, 11:09 Uhr

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Reihenhäuser Heiligenstraße 33-59, auch als "Stadtmauer" bekannt, erbaut als Lärmschutzwall 1998. Aufnahme vom Februar 1999
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Objekt
Reihenhäuser Zeile
Geokoordinate
49° 28' 49.75" N, 10° 59' 21.84" E

Die Reihenhäuser-Zeile mit 30 Einheiten wurde 1998 als Ersatz für die hier geplante Lärmschutzwand, die von der Stadt zu zahlen gewesen wäre, als Trennung und Lärmschutz zwischen der vielbefahrenen Nordspange und der Altstadt von der Firma „Kleeblatt Wohnbau“ für 10 Millionen DM erbaut. Durch die Bauweise bekam die Häuserzeile schnell die Bezeichnung Stadtmauer.

Kritische Meinungen

Seit die Stadtmauer an der Nordspange Gestalt angenommen hatte, mehrten sich kritische Stimmen, die zum Beispiel von einem Korsett für die Altstadt sprachen. Nicht wenige sahen durch die Reihenhauszeile mit den 30 Wohneinheiten, die gleichzeitig als Lärmschutzwall fungiert, die Altstadtkulisse beeinträchtigt. Anwohner fühlten sich durch den Komplex vor ihrer Haustür regelrecht erschlagen. Die Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm zeigte sich entsetzt. Bedenken gegen das "kasernenartige" Erscheinungsbild hatte sie zwar schon im Rahmen der Baugenehmigung vorgebracht, jedoch ohne Wirkung. Bei der Stadt hatte man die Firma Kleeblatt Wohnbau, die sich kurzfristig zu den Zehn-Millionen DM Projekt entschlossen hatte, jedoch gerne beauftragt. Beim Baureferat und beim Stadtrat war die Erleichterung groß, sparte sich die Kommune doch auf diese Art selbst einen Millionenbetrag. Denn wären die Reihenhäuser nicht entstanden, hätte Fürth auf eigene Kosten eine Lärmschutzwand entlang der Pegnitzstraße hochziehen müssen, um die Altstadt vor dem zunehmenden Autolärm abzuschirmen, der durch den vierspurigen Ausbau der Nordspange zu erwarten gewesen war.

Doch noch vor den finanziellen Aspekten rangierten städtebauliche Überlegungen. Von einem bewohnten Lärmschutzwall versprach man sich auch eine ansprechendere Ästhetik als durch eine schmucklose Mauer. Entsprechende Pläne hatte die Stadt schon Anfang der 1990er Jahre entwickelt. Durch das Überangebot auf dem Immobilienmarkt nach dem Abzug der Amerikaner waren zunächst interessierte Investoren wieder abgesprungen. Bis die Kleeblatt Wohnbau in letzter Minute auf den Plan trat und die alten Ideen wieder aufgriff. Selbst Stadträte gestanden, dass sie bei Ansicht der neuen Häuserzeile nicht gerade erbaut waren. Und Barbara Ohm versicherte, dass ihr selten so viel Negativurteile zu einem Bauprojekt zu Ohren gekommen seien, wie in diesem Fall. Dabei gab Ohm zu, dass auch sie sehr davon angetan war, statt der Lärmschutzwand eine Wohnbebauung als sinnvollem Abschluss des nördlichen Altstadtrandes zu realisieren. Allein die Ausführung entspreche nicht ihren Vorstellungen. Kein Verständnis für die Empörung zeigte die ausführende Firma Kleeblatt Wohnbau. Deren Geschäftsführer Werner Frischbier widersprach insbesondere der Stadtheimatpflegerin Barbara Ohm, der er sogar den nötigen Sachverstand absprach.

Immerhin Verständnis für die Kritik am Erscheinungsbild der neuen Häuserzeile ließ der städtische Baureferent Joachim Krause erkennen. "Etwas mehr Individualität" bei der Gestaltung der jetzt "sehr schlichten Reihenhäuser" hätte auch er sich gewünscht. Die Häuserzeile stehe etwas "hart in der Landschaft", sei ein "monolithisches Bauwerk". Allerdings habe man froh sein müssen, überhaupt noch Investoren für das Projekt zu finden und deshalb Abstriche in Kauf genommen. Auch wenn nicht das Optimale herausgekommen sei ließ Krause an seiner Haltung keinen Zweifel. Die "bewohnte Stadtmauer" sei ihm selbst in dieser Form allemal lieber als eine reine Lärmschutzmauer.[1]


Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Fürther Nachrichten vom 5. Februar 1999 - Druckausgabe

Bilder