Brauerei Humbser-Geismann: Unterschied zwischen den Versionen
K (→Geschichte) |
K (→Geschichte) |
||
Zeile 24: | Zeile 24: | ||
== Geschichte == | == Geschichte == | ||
Schickedanz hatte sich in den 1930er Jahren mit Hilfe der Dresdner Bank, begünstigt durch die Weltwirtschaftskrise und zu Lasten der überwiegend jüdischen Anteilseigner der Mehrheit an der Brauerei Geismann AG bemächtigt. Hierbei standen Vorwürfe der Börsenmanipulation gegen Schickedanz und die Dresdner Bank im Raum, die auch im Kontext der Entnazifizierungsverfahren gegen Gustav Schickedanz erneut aufgegriffen wurden, jedoch nach Ansicht der Spruchkammer als nicht (mehr) belegbar angesehen wurden. | Schickedanz hatte sich in den 1930er Jahren mit Hilfe der Dresdner Bank unter Filialdirektor [[Hans Böhner]], begünstigt durch die Weltwirtschaftskrise und zu Lasten der überwiegend jüdischen Anteilseigner der Mehrheit an der Brauerei Geismann AG bemächtigt. Hierbei standen Vorwürfe der Börsenmanipulation gegen Schickedanz und die Dresdner Bank im Raum, die auch im Kontext der Entnazifizierungsverfahren gegen Gustav Schickedanz erneut aufgegriffen wurden, jedoch nach Ansicht der Spruchkammer als nicht (mehr) belegbar angesehen wurden. | ||
Sowohl über die Geismann AG als auch direkt persönlich erlangte Schickedanz die Mehrheit an der Nürnberger Lederer-Brauerei. So erwarb er im Januar 1940 große Aktienpakete über die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank aus vormalig jüdischem Besitz. Die Lederer Bräu AG ihrerseits war Mehrheitseigner der Brauerei Joh. Humbser. Im April 1962 verkaufte die Familie Humbser ihre verbliebenen Anteile an Lederer. | Sowohl über die Geismann AG als auch direkt persönlich erlangte Schickedanz die Mehrheit an der Nürnberger Lederer-Brauerei. So erwarb er im Januar 1940 große Aktienpakete über die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank aus vormalig jüdischem Besitz. Die Lederer Bräu AG ihrerseits war Mehrheitseigner der Brauerei Joh. Humbser. Im April 1962 verkaufte die Familie Humbser ihre verbliebenen Anteile an Lederer. | ||
1967 wurde die gesamte Produktion der Brauerei Geismann GmbH sowie der ''Gebr. Maisel GmbH'', Ansbach auf die Humbser-Braustätte übertragen. Mittels Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln wurde das Aktienkapital der ''Brauerei Joh. Humbser AG'' im Verhältnis 8:3 um 750 000 Mark erhöht und im Wege der Teilfusion das gesamte Bier- und Getränkegeschäft von Geismann als Sacheinlage durch Humbser übernommen. Geismann erhielt aus einer weiteren Kapitalerhöhung 750 000 DM neue Humbser-Aktien, so dass das Grundkapital der Gesellschaft von 2,0 auf 3,5 Millionen DM stieg. Gleichzeitg wurde die Firmierung in ''Brauerei Humbser-Geismann AG'' geändert. Die Verschmelzung trat mit Wirkung zum 1. Juni 1967 in Kraft. Vorstände waren Dr. Wilhelm Menzler ( Lederer ), Dr. Ulrich Ost ( Geismann ) und Günther Dettenhofer ( Humbser ). Aufsichtsratsvorsitzender wurde | 1967 wurde die gesamte Produktion der Brauerei Geismann GmbH sowie der ''Gebr. Maisel GmbH'', Ansbach auf die Humbser-Braustätte übertragen. Mittels Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln wurde das Aktienkapital der ''Brauerei Joh. Humbser AG'' im Verhältnis 8:3 um 750 000 Mark erhöht und im Wege der Teilfusion das gesamte Bier- und Getränkegeschäft von Geismann als Sacheinlage durch Humbser übernommen. Geismann erhielt aus einer weiteren Kapitalerhöhung 750 000 DM neue Humbser-Aktien, so dass das Grundkapital der Gesellschaft von 2,0 auf 3,5 Millionen DM stieg. Gleichzeitg wurde die Firmierung in ''Brauerei Humbser-Geismann AG'' geändert. Die Verschmelzung trat mit Wirkung zum 1. Juni 1967 in Kraft. Vorstände waren Dr. Wilhelm Menzler ( Lederer ), Dr. Ulrich Ost ( Geismann ) und Günther Dettenhofer ( Humbser ). Aufsichtsratsvorsitzender wurde Hans Böhner. | ||
[[1971]] machte die neue, vollelektronische Flaschenabfüllung der Humbser-Geismann als »größte und modernste Abfüllstraße der Welt» Schlagzeilen<ref name="FN134">Fürth erhält größte Abfüllstraße der Welt, Fürther Nachrichten vom 12.06.1971</ref>. Mit 20 Flaschen pro Sekunde, also einem Kasten Bier, gingen an der Schwabacher Straße maximal 72.000 Flaschen pro Stunde vom Band. Die Anlage kostete rund 3,5 Millionen DM. | [[1971]] machte die neue, vollelektronische Flaschenabfüllung der Humbser-Geismann als »größte und modernste Abfüllstraße der Welt» Schlagzeilen<ref name="FN134">Fürth erhält größte Abfüllstraße der Welt, Fürther Nachrichten vom 12.06.1971</ref>. Mit 20 Flaschen pro Sekunde, also einem Kasten Bier, gingen an der Schwabacher Straße maximal 72.000 Flaschen pro Stunde vom Band. Die Anlage kostete rund 3,5 Millionen DM. |
Version vom 17. Juli 2022, 17:32 Uhr
Brauerei Humbser-Geismann | |
---|---|
Gründung: | 1. Juni 1967 |
Daten | |
Anschrift: | Tucherstraße 10 |
früher: | Schwabacher Str. 106 |
Gesellschaftsform: | ab 1967 AG |
seit xxxx GmbH |
Die Fürther Brauerei Humbser-Geismann AG entstand 1967 durch die Verschmelzung der Brauerei Joh. Humbser AG und der Brauerei Geismann GmbH, die sich zu diesem Zeitpunkt beide im Besitz der Schickedanz-Gruppe befanden.
1972 ging die Brauerei Humbser-Geismann in der Neugründung unter dem Namen Patrizier Bräu AG auf.
Geschichte
Schickedanz hatte sich in den 1930er Jahren mit Hilfe der Dresdner Bank unter Filialdirektor Hans Böhner, begünstigt durch die Weltwirtschaftskrise und zu Lasten der überwiegend jüdischen Anteilseigner der Mehrheit an der Brauerei Geismann AG bemächtigt. Hierbei standen Vorwürfe der Börsenmanipulation gegen Schickedanz und die Dresdner Bank im Raum, die auch im Kontext der Entnazifizierungsverfahren gegen Gustav Schickedanz erneut aufgegriffen wurden, jedoch nach Ansicht der Spruchkammer als nicht (mehr) belegbar angesehen wurden.
Sowohl über die Geismann AG als auch direkt persönlich erlangte Schickedanz die Mehrheit an der Nürnberger Lederer-Brauerei. So erwarb er im Januar 1940 große Aktienpakete über die Bayerische Hypotheken- und Wechselbank aus vormalig jüdischem Besitz. Die Lederer Bräu AG ihrerseits war Mehrheitseigner der Brauerei Joh. Humbser. Im April 1962 verkaufte die Familie Humbser ihre verbliebenen Anteile an Lederer.
1967 wurde die gesamte Produktion der Brauerei Geismann GmbH sowie der Gebr. Maisel GmbH, Ansbach auf die Humbser-Braustätte übertragen. Mittels Kapitalerhöhung aus Gesellschaftsmitteln wurde das Aktienkapital der Brauerei Joh. Humbser AG im Verhältnis 8:3 um 750 000 Mark erhöht und im Wege der Teilfusion das gesamte Bier- und Getränkegeschäft von Geismann als Sacheinlage durch Humbser übernommen. Geismann erhielt aus einer weiteren Kapitalerhöhung 750 000 DM neue Humbser-Aktien, so dass das Grundkapital der Gesellschaft von 2,0 auf 3,5 Millionen DM stieg. Gleichzeitg wurde die Firmierung in Brauerei Humbser-Geismann AG geändert. Die Verschmelzung trat mit Wirkung zum 1. Juni 1967 in Kraft. Vorstände waren Dr. Wilhelm Menzler ( Lederer ), Dr. Ulrich Ost ( Geismann ) und Günther Dettenhofer ( Humbser ). Aufsichtsratsvorsitzender wurde Hans Böhner.
1971 machte die neue, vollelektronische Flaschenabfüllung der Humbser-Geismann als »größte und modernste Abfüllstraße der Welt» Schlagzeilen[1]. Mit 20 Flaschen pro Sekunde, also einem Kasten Bier, gingen an der Schwabacher Straße maximal 72.000 Flaschen pro Stunde vom Band. Die Anlage kostete rund 3,5 Millionen DM.
Auch im Patrizier- und später Tucher-Konzern firmierte die Anlage an der Schwabacher Straße noch bis zur Stilllegung im Jahr 2008 als Braustätte Humbser-Geismann.
Literatur
- Stefan Städtler-Ley: Fürther Bier, G&S, 2021, 208 S.
Einzelnachweise
- ↑ Fürth erhält größte Abfüllstraße der Welt, Fürther Nachrichten vom 12.06.1971
Siehe auch
Bilder
Grete und Gustav Schickedanz sowie Wolfgang Schneider auf dem Gelände der Brauerei Humbser-Geismann. Ganz links Hans Dedi. ca. 1970
Grete und Gustav Schickedanz, Hans Dedi (links neben Grete) und Wolfgang Schneider (zweiter von links) auf dem Gelände der Brauerei Humbser-Geismann, ca. 1970
Historischer Briefkopf der Brauerei Humbser von 1968
Werbung nach Zusammenschluss der Brauerei Humbser-Geismann AG in der Schülerzeitung Die Pennalen Nr. 4 1967