Hans Böhner

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Johann Friedrich - genannt Hans - Böhner ( geb. 13. Juli 1890 in Erlangen, gest. 29. September 1974 in Nürnberg) war ein Fürther Bankier.

Leben und Wirken

Als Filialleiter der Dresdner Bank in Fürth (bis 1937) bzw. Nürnberg-Fürth (ab 1937) und finanzieller Berater von Gustav Schickedanz[1] nahm er eine Schlüsselrolle bei zahlreichen Arisierungen und Unternehmensübertragungen ab der Zeit des Nationalsozialismus ein. Er fungierte unter anderem ab 1936 als Aufsichtsrats-Vorsitzender der Brauerei Geismann AG, ab 1940 als Aufsichtsratsvorsitzender der Ledererbräu in Nürnberg sowie 1941 der Brauerei Joh. Humbser AG und späterer Unternehmenszusammenschlüsse im Firmen-Imperium Schickedanz sowie der Hercules, Carl Marschütz & Co. A.-G. Nürnberg.

Gerade über Nürnberg als einstiges Weltzentrum des Hopfenhandels, das sich zu einem Großteil aus Firmen jüdischen Eigentums zusammensetzte, geriet nicht zuletzt das fränkische Brauwesen in den 1930er Jahren stark in den Arisierungswettstreit von Deutscher und Dresdner Bank:[2]

„Das Verhalten einzelner Filialdirektoren wurde auch durch die örtlichen Bedingungen beeinflusst, unter denen die „Arisierungsverhandlungen“ abliefen. Es ist zumindest auffällig, dass gerade die Nürnberger Filiale [der Dresdner Bank] „Arisierungen“ auf Kosten ihrer jüdischen Kunden forcierte. Denn der dortige Gauleiter Julius Streicher übte durch seinen gewalttätigen Antisemitismus und wiederholte eigenmächtige Boykottaktionen besonders starken Druck auf die örtlichen Juden aus und nutzte überdies die „Entjudung“ der Wirtschaft in besonders krasser Weise zu seiner persönlichen Bereicherung und zu der seiner Günstlinge. In dieses Korruptionsnetzwerk war die Dresdner Bank inbesondere über ihren Filialdirektor Hans Böhner und dessen Beziehungen zu Gustav Schickedanz verwoben.“

Ziegler: Die Dresdner Bank und die deutschen Juden[3]

Nach dem Krieg wurde Hans Böhner suspendiert, bald jedoch rehabilitiert. In den Verfahren der Entnazifizierung wurde er trotz Vorbelastung als zentraler Entlastungszeuge zu Gunsten von Gustav Schickedanz gewürdigt. Seine damaligen Aussagen prägen bis heute das Bild von Schickedanz und dessen feindlicher Übernahmen und Arisierungen im Dritten Reich, u. a. weil sich selbst in der neueren Literatur seine Darstellungen und Wertungen ohne kritische Einordnung wiederfinden[4].

Noch bis in die Gründungszeit der Patrizier Bräu galt er - mindestens für den Brausektor - nach Aussagen ehemaliger Führungskräfte als »Spiritus Rector« der Firmenpolitik im Schickedanz-Konzern.

Sonstiges

Böhner wurde 1930 in die Freimaurerloge Zur Wahrheit und Freundschaft aufgenommen.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. vgl. Janetzko, M., Die Arisierungsvermittlung, S. 199 in Ziegler, D., Die Dresdner Bank und die dt. Juden
  2. Vgl. Janetzko, M., Die Arisierungsvermittlung, S.203 in Ziegler, D., Die Dresdner Bank und die dt. Juden.
  3. Vgl. Ziegler, D., Die Dresdner Bank und die deutschen Juden, S. 257.
  4. vgl. etwa Gregor Schöllgen: »Gustav Schickedanz. Biographie eines Revolutionär«, Berlin, 2010

Bilder