Brillenfabrik Abraham Schweizer: Unterschied zwischen den Versionen

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== Geschichte ==
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Messingbrillen drohten durch die besseren Stahlbrillen aus französischer und schweizer Produktion verdrängt zu werden. Der [[Industrie- und Gewerbeverein|Gewerbeverein Fürth]] erwog, entweder einen französischen Brillenmacher nach Fürth zu holen, oder sich das nötige "Know How" in Frankreich selbst anzueignen. [[Abraham Schweizer]] erbot sich freiwillig und ging im Mai 1852 nach Paris um dort "Industriespionage" zu betreiben. Da er jedoch immer wieder aus seinen Stellen entlassen wurde, macht er über einen Mittelsmann Eduard Buverier, bei dem er zuletzt beschäftigt gewesen war, das Angebot, mit ihm zusammen eine Fabrik in Bayern zu gründen. Das Angebot war für Buverier sehr gut: Schweizer trug alleine das finanzielle Risiko, Buverier bekam ein Mindestgehalt von 1&#x202F;000 fl. zugesichert und einen einmaligen Zuschuß für den Umzug. Buverier sagte zu und übersiedelte mit seiner Familie nach Fürth. Das Unternehmen wurde ein großer Erfolg: [[1857]] produzierten 25 Arbeiter 5&#x202F;000 Dutzend Brillen pro Jahr. Um auch die preisgünstige Massenware anbieten zu können, die das Hauptgeschäft der Konkurrenz ausmachte, ging Schweizer nach Morez und warb die in der dortigen Stahlbrillenfabrikation tätigen Gebrüder Vendel ab, denen er jeweils einen Jahreslohn 622 fl. - als Vorarbeiter in Fürth - versprach. Außerdem gewann er von dort noch den Mechaniker Bailly, der ihm die notwendigen Stanz- und Schneidwerkzeuge sowie kleine Drehbänke anfertigte.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=175}}</ref>  
Messingbrillen drohten durch die besseren Stahlbrillen aus französischer und schweizer Produktion verdrängt zu werden. Der [[Industrie- und Gewerbeverein|Gewerbeverein Fürth]] erwog, entweder einen französischen Brillenmacher nach Fürth zu holen, oder sich das nötige "Know How" in Frankreich selbst anzueignen. [[Abraham Schweizer]] erbot sich freiwillig und ging im Mai 1852 nach Paris um dort "Industriespionage" zu betreiben. Da er jedoch immer wieder aus seinen Stellen entlassen wurde, macht er über einen Mittelsmann Eduard Buverier, bei dem er zuletzt beschäftigt gewesen war, das Angebot, mit ihm zusammen eine Fabrik in Bayern zu gründen. Das Angebot war für Buverier sehr gut: Schweizer trug alleine das finanzielle Risiko, Buverier bekam ein Mindestgehalt von 1&#x202F;000 fl. zugesichert und einen einmaligen Zuschuß für den Umzug. Buverier sagte zu und übersiedelte mit seiner Familie nach Fürth.</br>
Die Königlich Bayerisch Privilegierte Stahlbrillen-Fabrik produzierte überwiegend Nickelbrillen und. [[wikipedia:Lorgnon|Lorgnetten]]. Das Unternehmen wurde ein großer Erfolg: [[1857]] produzierten 25 Arbeiter 5&#x202F;000 Dutzend Brillen pro Jahr. Um auch die preisgünstige Massenware anbieten zu können, die das Hauptgeschäft der Konkurrenz ausmachte, ging Schweizer nach Morez und warb die in der dortigen Stahlbrillenfabrikation tätigen Gebrüder Vendel ab, denen er jeweils einen Jahreslohn 622 fl. - als Vorarbeiter in Fürth - versprach. Außerdem gewann er von dort noch den Mechaniker Bailly, der ihm die notwendigen Stanz- und Schneidwerkzeuge sowie kleine Drehbänke anfertigte.<ref>{{BuchQuelle|Vom Handwerkerort zur Industriemetropole (Buch)|Seite=175}}</ref>  


Da die bisherigen Räumlichkeiten in der [[Alexanderstraße]] zu klein wurden, wurden die Produktionsräume [[1859]] in die damalige [[Hirschengasse]] verlegt (heute Nr. 18) und 1863 erweitert (heute Nr. 16)<ref>[[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)]], S. 152.</ref><ref>[[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)]], S. 333 f.</ref>. Um [[1859]] produzierte man bereits 1&#x202F;200, später sogar bis 2&#x202F;000 Dutzend Brillen pro Woche bei 50-60 Arbeitern allein in Fürth. Im Fürther Tagblatt vom 12. Januar 1866 ist vermerkt: "Fabrikant Scheidig in der Mostgasse erhält die Bewilligung zur Aufstellung und zum Betrieb eines Dampfkessels."
Da die bisherigen Räumlichkeiten in der [[Alexanderstraße]] zu klein wurden, wurden die Produktionsräume [[1859]] in die damalige [[Hirschengasse]] verlegt (heute Nr. 18) und 1863 erweitert (heute Nr. 16)<ref>[[Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch)]], S. 152.</ref><ref>[[Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch)]], S. 333 f.</ref>. Um [[1859]] produzierte man bereits 1&#x202F;200, später sogar bis 2&#x202F;000 Dutzend Brillen pro Woche bei 50-60 Arbeitern allein in Fürth. Im Fürther Tagblatt vom 12. Januar 1866 ist vermerkt: "Fabrikant Scheidig in der Mostgasse erhält die Bewilligung zur Aufstellung und zum Betrieb eines Dampfkessels."

Version vom 10. Dezember 2022, 11:30 Uhr

Die Fürther Brillenfabrik Abraham Schweizer wurde 1852 von Abraham Schweizer und Eduard Buverier gegründet. Als "ASiF" - Abraham Schweizer in Fürth) existierte sie bereits seit 1840 und produzierte anfänglich Metallspielzeug[1] und optische Spielwaren, bald danach Brillengestelle aus unterschiedlichen Materialien.

Geschichte

Messingbrillen drohten durch die besseren Stahlbrillen aus französischer und schweizer Produktion verdrängt zu werden. Der Gewerbeverein Fürth erwog, entweder einen französischen Brillenmacher nach Fürth zu holen, oder sich das nötige "Know How" in Frankreich selbst anzueignen. Abraham Schweizer erbot sich freiwillig und ging im Mai 1852 nach Paris um dort "Industriespionage" zu betreiben. Da er jedoch immer wieder aus seinen Stellen entlassen wurde, macht er über einen Mittelsmann Eduard Buverier, bei dem er zuletzt beschäftigt gewesen war, das Angebot, mit ihm zusammen eine Fabrik in Bayern zu gründen. Das Angebot war für Buverier sehr gut: Schweizer trug alleine das finanzielle Risiko, Buverier bekam ein Mindestgehalt von 1 000 fl. zugesichert und einen einmaligen Zuschuß für den Umzug. Buverier sagte zu und übersiedelte mit seiner Familie nach Fürth.
Die Königlich Bayerisch Privilegierte Stahlbrillen-Fabrik produzierte überwiegend Nickelbrillen und. Lorgnetten. Das Unternehmen wurde ein großer Erfolg: 1857 produzierten 25 Arbeiter 5 000 Dutzend Brillen pro Jahr. Um auch die preisgünstige Massenware anbieten zu können, die das Hauptgeschäft der Konkurrenz ausmachte, ging Schweizer nach Morez und warb die in der dortigen Stahlbrillenfabrikation tätigen Gebrüder Vendel ab, denen er jeweils einen Jahreslohn 622 fl. - als Vorarbeiter in Fürth - versprach. Außerdem gewann er von dort noch den Mechaniker Bailly, der ihm die notwendigen Stanz- und Schneidwerkzeuge sowie kleine Drehbänke anfertigte.[2]

Da die bisherigen Räumlichkeiten in der Alexanderstraße zu klein wurden, wurden die Produktionsräume 1859 in die damalige Hirschengasse verlegt (heute Nr. 18) und 1863 erweitert (heute Nr. 16)[3][4]. Um 1859 produzierte man bereits 1 200, später sogar bis 2 000 Dutzend Brillen pro Woche bei 50-60 Arbeitern allein in Fürth. Im Fürther Tagblatt vom 12. Januar 1866 ist vermerkt: "Fabrikant Scheidig in der Mostgasse erhält die Bewilligung zur Aufstellung und zum Betrieb eines Dampfkessels." Weitere Produktionsstätten wurden außerhalb Fürths eingerichtet: in den Strafanstalten in Lichtenau (bei Ansbach) und Laufen. Etwa 200 Gefangene wurden dort für eine kostengünstige und konkurrenzfähige Produktion beschäftigt. Bis zum Ersten Weltkrieg behielt Schweizer die Brillenproduktion in den Strafanstalten bei. Den Absatz der Produktion gewährleisteten direkte Kontakte zu den wichtigsten europäischen Handelsstädten sowie ein eigener Vertreter in New York.[5] Nach dem Tod Abraham Schweizers im Juli 1866 übernahm dessen Sohn Max (geb. 21. Mai 1841 in Fürth) das Unternehmen. Max Schweizer gründete 1874 eine weitere Fabrik in Wien, 1890 in London und 1891 in Witebsk. Der Firmensitz befand sich immer noch in Fürth, die Fertigung wurde aber fast vollständig an andere Standorte verlagert. 1886 trat Emil Schweizer (geb. 28. Dezember 1859; gest. 22. April 1897), der Bruder von Max, als gleichberechtigter Teilhaber in das Unternehmen ein. Um die Jahrhundertwende beschäftigte die Firma ca. 600 Arbeiter, die jährlich 400 000 Dutzend Brillenfassungen und 1 Million Paar Brillengläser fertigten. Diese Waren wurden in alle europäischen Länder exportiert, weiterhin bestanden auch Handelsverbindungen in die USA, Südamerika und Asien. Die Firma leistete zum Ende des 19. Jahrhunderts, als es in Fürth an bezahlbaren Wohnungen mangelte, einen Beitrag zur Linderung des sozialen Notstands: Unter den Betrieben, welche die Wohnungsfrage für ihre Arbeiter praktisch zu lösen suchen, sind noch zu nennen: die Brillenfabrik von Schweizer in Fürth mit Wohnungen für 3 Familien, Miete 160 Mark.[6]

Nach dem Ersten Weltkrieg, in den frühen zwanziger Jahren erfolgte die Umwandlung des Unternehmens in eine Kommanditgesellschaft, rund zehn Jahre später in eine GmbH. Der Firmensitz blieb in Fürth, inzwischen in der Moststraße 31, wenngleich sich die Geschäftsleitung seit 1907 in Forchheim befand.

Heute

Der Firmensitz wurde endgültig nach Forchheim verlegt, das Unternehmen wird heute unter dem Namen Optische Fabrik A. Schweizer GmbH geführt.

Literatur

Siehe auch

Weblinks

  • Heutige Gesellschaft A. Schweizer GmbH - Homepage
  • Die Unternehmens-Chronik 1840 - 2015 - online

Einzelnachweise

  1. ASiF hatte das Patent für das Jo-Jo.
  2. Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Selbstverlag, Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach (Mittelfränkische Studien, Band 9), 1993, S. 175.
  3. Denkmäler in Bayern - Stadt Fürth (Buch), S. 152.
  4. Chronik der Stadt Fürth 1985 (Buch), S. 333 f.
  5. Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 34, Gewerbezeitung, 16. Jg. 1866, S. 63
  6. Jahresberichte der kgl. bayer. Fabrikinspektoren für das Jahr 1892, München 1893, S. 164

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