1857
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Ereignisse
- Februar: In der Nähe der Wolfsschlucht wurde ein älterer Mann namens Heinlein (aus Seckendorf) erfroren aufgefunden.[1]
- Am 13. Juli abends um 9 Uhr wütete, ausgehend vom Habermeier´schen Anwesen, in der Liliengasse ein Feuer, das auch das Haus des Lederhändlers Eckart sowie anliegende Wohnungen, eine Remise und einen Stadel vernichtete und auch teilweise auf ein Fachwerk im Frau von Liershof übergriff.[2]
- Im Sommer herrscht eine Mumps-Epidemie.[3]
- 29. September: Dr. Wolfring wechselt zu seiner neuen Bestimmung als kgl. Medizinalassessor nach München. Der praktische Arzt Dr. Fronmüller wird mit der Verwesung des Physikats beauftragt.[4]
- Am 2. November wird die von Dr. Wolfring in's Leben gerufene Dampfwaschanstalt an der Rednitzstraße Nr. 7 eröffnet.
- 5. November: Dr. Adolf Mair tritt die Nachfolge von Dr. Wolfring als kgl. Bezirksgerichtsarzt an.[5]
Personen
Geboren
Person | Geburtstag | Geburtsort | Beruf |
---|---|---|---|
Sigmund Adelung | 1857 | Hopfenhändler | |
Bernhard Bauer | 2. März 1857 | Bamberg | Lehrer, Stadtschulrat, Schulreferent, Bezirksschulinspektor |
Leopold Heilbronn | 22. Oktober 1857 | Fürth | Spiegelglasfabrikant |
Sigmund Heymann | 22. Februar 1857 | Fürth | Fabrikant, Kaufmann |
Ludwig Hugo Kleefeld | 22. März 1857 | Fürth | Fabrikant, Kaufmann, Unternehmer |
Julius-Ludwig Mailaender | 11. Juni 1857 | Fürth | |
Leonhard, Michael Schickedanz | 1857 | Fabrikant, Angestellter, Werkmeister | |
Ferdinand Schildknecht | 18. Mai 1857 | Fürth | Maler |
Karl Strauß | 16. Januar 1857 | Fürth | Lehrer |
Otto Vornberg | 17. Januar 1857 | Neuenbürg/Württemberg | Bauunternehmer, Architekt |
Gestorben
Person | Todestag | Todesort | Beruf |
---|---|---|---|
Simon Engert | 7. Juli 1857 | Fürth | Schneidermeister, Seidenraupenzüchter |
Joachim Christoph Wilhelm Fronmüller | 1857 | Fürth | Kaufmann, Munizipalrat |
Leopold Lemmel Heilbronn | 5. Mai 1857 | Fürth | Spiegelglasfabrikant |
Johann Christian Reich d. J. | 11. Juni 1857 | Nürnberg | Fabrikant, Erfinder, Dreher |
Bauten
- Blumenstraße 16, Wohnhaus (Architekt: Johann Andreas Korn) wird errichtet.
- Fischerberg 10 wird errichtet.
- Friedrichstraße 19, Wohnhaus (Architekt: Caspar Gran) wird errichtet.
- Friedrichstraße 26, Wohnhaus in Ecklage (Architekt: Johann Andreas Korn) wird errichtet.
- Gustavstraße 63, Wohnhaus (Architekt: Philipp Krieger) wird errichtet.
- Helmstraße 6, Wohnhaus (Architekt: Johann Georg Schmidt) wird errichtet.
- Hirschenstraße 24 (Architekt: Architekturbüro Peringer und Rogler) wird errichtet.
- Maxstraße 25, Wohn- und Geschäftshaus in Ecklage (Architekt: Johann Andreas Korn) wird errichtet.
- Vacher Straße 81, Wohnhaus (Architekt: Johann Georg Christoph Loehr, Melchior Kiesel) wird errichtet.
Veröffentlichungen
Untertitel | Autor | Genre | Verlag | Ausfuehrung | ISBNnr | |
---|---|---|---|---|---|---|
Adreßbuch der Handels- und Fabrikberechtigten der Stadt Fürth | Herausgegeben vom Handelsrath daselbst | Adressbuch | Julius Volkhart |
Fronmüllerchronik
- [...]. Sonntag den 4. Januar 1857 fand die erste feierliche Vertheilung der von Dr. W. Königswarter, zum ehrenden Andenken an seinen Vater Simon Königswarter, gestifteten Simonspreise an brave und fleißige Gesellen und Lehrlinge durch den Gewerbverein statt. Die ersten Preisträger waren: Lorenz Gottlieb Dietz, Schreinergeselle, und Johann Hofmann, Gürtlergeselle, von denen jeder 40 fl. in einem Sparkassaschein erhielt, sodann die Lehrlinge Johann Georg Leber und Johann Christoph Samuel Röß [...]. - Chirurg Pförringer vermachte dem christlichen Hospitale, worin er als Wundarzt angestellt war, 100 fl. und ebensoviel den Stadtarmen. - Am 9. Januar erließ der Gewerbverein einen Aufruf zur Gewinnung einer mechanischen Kraft für die hiesigen Gewerbe (Central-Dampfmaschine). Die Anmeldung hierzu erwies sich nicht als genügend. - Bürgermeister Bäumen erklärte am 2. Februar aus Anlaß vorgerückten Lebensalters seinen Rücktritt vom Amte. Er war 38 Jahre unermüdet und pflichtgetreu der hiesigen Gemeinde vorgestanden. Die königliche Genehmigung hiezu erfolgte am 18. April. - Am 31. März hielt der bekannte Franz Bacherl, ehemals Schullehrer, poetische Vorträge im Gasthause zur Eisenbahn [...]. - Eine unter dem 10. April veröffentlichte Uebersicht über die Verhältnisse der städtischen Sparkasse ergab, daß seit Entstehung der Anstalt von Ziel Lichtmeß 1827 bis zum Schlusse der Rechnungsjahre 1855/56 im Ganzen 7493 Einlagen gemacht wurden, [...]. 5678 Einlagen wurden von 1 fl. bis 50 fl., 1815 von 51 bis 100 fl. gemacht. [...]. Am 2. Mai wurde wieder ein menschliches Skelet beim Neubau der Brandeis'schen Fabrik gefunden (Schwabacherstraße Nr. 31). - Den 29. Mai wurde Dr. Götz, vorher in Burgfarrnbach, als Arzt hieher versetzt. - Den 3. Juni war Riedinger von Augsburg hier, um sich wegen der beabsichtigten Einführung der Gasbeleuchtung mit der betreffenden Commission ins Benehmen zu setzen. - Am 16. Juni wurde von dem Gemeindekollegium der bisherige erste rechtskundige Magistratsrath Adolf John zum ersten rechtskundigen Bürgermeister der Stadt gewählt; [...]. - Technischer Baurath der Stadt wurde Baupraktikant Eduard Philipp Otto aus Nürnberg. - Am 19. Juni wurde von der hiesigen Gemeinde nach vielen Vorverhandlungen mit dem Fabrikanten L. A. Riedinger von Augsburg ein Vertrag wegen Einführung der Gasbeleuchtung in Fürth abgeschlossen. Demselben wurden zu diesem Behufe 180,000 fl. zugesichert, wovon 120,000 fl. von Seite der Stadtgemeinde, der Rest durch eine Aktiengesellschaft aufgebracht wurde. [...]. Ingenieur Spreng in Nürnberg hatte noch in der letzten Stunde ein Mindergebot von 147,000 fl. gelegt, welches aber nicht mehr berücksichtigt wurde. - Am 13. Juli Abends 9 Uhr kam Feuer im Anbau des Habermeier'schen Anwesens im Frau von Lier'shof aus; es brannte das Lederhändler Eckart'sche Haus (Liliengasse Nr. 14) ab, sowie der als Trödlerladen und Remise verwandte Anbau und die angrenzenden zum Habermeier'schen Anwesen gehörenden Wohnungen. [...]. Am 31. Juli wurde Bürgermeister John durch Regierungsrath Vogel in sein Amt eingesetzt, nachdem ihm am Abend vorher ein solenner Fackelzug von 300 Flammen durch die Innungen der Stadt gebracht worden war. - Stadtgerichtsarzt Dr. Wolfring, welchem die Stadt wichtige sanitätische Einrichtungen verdankt, wie [...] das Leichenhaus, die Bade- und Waschanstalt an der Ludwigsbrücke wurde zum Medizinalassessor bei der Regierung von Oberbayern befördert. - Sonntag den 31. August war die 25jährige Jubelfeier der Gesanggesellschaft Liedertafel. [...]. Die Festproduktion war im Pfarrgarten, vorher gemeinschaftliches Mittagsmahl im Gasthause zur Eisenbahn. Die Ersatzwahlen für den Magistrat hatten zum Resultate, daß zu bürgerlichen Räthen gewählt wurden: Apotheker Fleischhauer, Bronzefabrikant Erhard Segitz, Privatier Peter Voit, Kaufmann Leonhard Tauber und Privatier Leonhard Kißkalt. - Großhändler Jakob Brandeis stiftete zur Unterstützung israelitischer Handwerker in Fürth als Fundationszuschuß zur Max-Joseph-Stiftung in Fürth 200 fl. - [...]. Im September wurden für das neuorganisirte Bezirksgericht dahier folgende Beamte ernannt: zum Direktor der bisherige Stadtgerichtsdirektor Fenk, zum ersten Rath W. Hammer, [...]. Am 31. Oktober wurde Julius Wilhelm Aldinger, Accessist am Bezirksgerichte dahier, zum zweiten rechtskundigen Magistratsrathe gewählt. [...]. Montag den 2. November wurde die durch Dr. Wolfring in's Leben gerufene Dampfwaschanstalt (Rednitzstraße Nr. 7), das erste Unternehmen der Art in Bayern, der allgemeinen Benutzung übergeben; sie hat den dreifachen Zweck der Beschaffung von Wannen- und Dampfbädern, sowie des Betriebes der Schnellwäscherei. Eine Aktiengesellschaft lieferte die Kapitalien und leitete die Anstalt durch einen Verwaltungsrath, an dessen Spitze Fabrikant Engelhardt stand. [...]. Zahl der Neubauten: 9. - Ludwigseisenbahn-Frequenz: 611,380 Passagiere [...]. - Zahl der persönlichen Gewerbe: 517, [...]; Zahl der freien Gewerbe: 868, [...]; Zahl der Handelsgewerbe: 481, [...].[6]
Beschreibung des Brandes am 13. Juli in der Tageszeitung
- Fürth. Am Abend des 13. Juli, ungefähr um 9 Uhr, drang aus einem Anbau des Habermeier'schen, vormals Zink'schen Anwesens in der Liliengasse Rauch und bald darauf Feuer, das so schnell die in der Nähe befindlichen von Fachwerk erbauten Gebäude ergriff, daß bis die Löschrequisiten in Wirksamkeit gebracht werden konnten, das erwähnte Gebäude und ein gefüllter Stadel in hellen Flammen standen und auch das Eckart'sche Anwesen höchlichst bedroht war. Nun entstand der Kampf des Menschen mit dem fesssellosen, mit rasender Schnelligkeit um sich greifenden, Alles verzehrenden Elemente – der Kampf war furchtbar und der Sieg blieb lange unentschieden: das Eckart'sche Haus wurde von den Flammen ergriffen, und die Inwohner, denen durch die stellenweise in Brand gerathene Treppe der Ausweg versperrt war, mußten sich und insoweit möglich ihre Habe, durch die Fenster retten. Im sog. Frau von Liershof fand die Lohe an dem von Fachwerk erbauten schmalen Häuschen die beste Nahrung, daher auch hier trotz der energischsten Hilfe mehrere Wohnungen ein Raub der Flammen wurden. Erst um Mitternacht gelang es, dem weiteren Umsichgreifen des Feuers Einhalt zu thun, trotzdem, daß es auf dem nun begrenzten Raum so fürchterlich wüthete, daß man in einer Entfernung von dreißig Schritten vor Hitze kaum athmen konnte. Als abgebrannt oder durch das Feuer total beschädigte Gebäude können bezeichnet werden: das Lederhändler Eckart'sche Haus, der als Trödlerladen und als Remise benützte Anbau, dann der Stadel und die angrenzenden Wohnungen, den Habermeier'schen Relikten gehörig. Wie viele Familien durch diesen Brand theilweise ihre bewegliche Habe verloren, können wir nicht angeben, wenn man aber die Masse Effekten sah, welche aus den Gebäuden geschafft wurde, so ist anzunehmen, daß bei dem raschen Umsichgreifen des Feuers gar vieles Mobiliar zu Grunde ging. – Rühmend muß man die aufopfernde Hingebung vieler Einwohner, namentlich der Jüngeren erwähnen, die unter einiger Leitung alles Mögliche leisteten, und der Bauhandwerker, die mit wahrer Todesverachtung ihren Platz behaupteten. Aber Indignation rief es hervor, zu sehen, wie Hunderte kräftiger Männer und Jünglinge, die theure Ehehälfte, oder die holde Geliebte am Arm, die Pfeife oder Cigarre im Munde, dem Brande zusahen wie einem Schauspiele, und der Aufforderung, doch wenigstens durch Zulangen von Wassereimern einige Hülfe zu leisten, nicht nur keine Folge gaben, sondern auch Andere durch ihr Beispiel abhielten. – Unsere neu errichtete Rettungs-Anstalt, gab dießmal noch kein Lebenszeichen, und ist zu erwarten, daß sie mit Gottes Hülfe bei der nächsten Feuersgefahr insoweit organisirt ist, daß wenigstens einige fachkundige Männer die Leitung in die Hand nehmen, damit man doch weiß, wer Koch oder Kellner ist.[7]
Bilder
Zeitungsanzeige von Max Neubauer, Firma Georg Benda, Februar 1857
Zeitungsanzeige des Bildhauers Jean Engert, Mai 1857
Traueranzeige für Simon Engert, Juli 1857
Veranstaltung im Hotel Kütt, März 1857
Anzeige von Lemmel Arnstein im Fürther Tagblatt, 22.4.1857
Wirtschaftseröffnung in der Blumenstraße bei Tochtermann, September 1857
Einzelnachweise
- ↑ Fürther Tagblatt vom 18. Februar 1857
- ↑ Fürther Tagblatt vom 15. Juli 1857
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 33.
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 33.
- ↑ Hermann Ott: Fürth zu Beginn des Industriezeitalters. Geschichtsverein Fürth, 1989, S. 33.
- ↑ Fronmüllerchronik, 1887, S. 305 ff
- ↑ Fürther Tagblatt vom 15. Juli 1857 - online-Digitalisat