Georg Beer: Unterschied zwischen den Versionen

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Am 15. August 1906 ersuchte er beim Stadtmagistrat für sich und seine Ehefrau um Verleihung des Fürther Heimat- und Bürgerrechts und um die bayerische Staatsangehörigkeit. Sogleich wurden die üblichen Recherchen gepflogen: So rapportierte der „Distriktsvigilant“, Schutzmann Leonhard Breiter, dass sich Beer in politischer Beziehung nicht hervorgetan habe, weder als Führer noch als Anhänger irgendeiner Partei; auch hinsichtlich seiner körperlichen und geistigen Gesundheit bestünden keine Bedenken. Der Jahresverdienst als selbstständiger Baumeister wurde von ihm mit ca. 5000 Mark angegeben. Das Strafregister erfragte man beim Geheimen Sekretariat des [[wikipedia:Reichsjustizamt|Reichsjustizamt]]s in Berlin: Beer war ohne Vorstrafen. Daraufhin beschloss der Magistrat am 13. September, das Bürgerrecht gegen eine Gebühr von 160 Mark vom Tage der [[wikipedia:Naturalisation|Naturalisation]] an zu verleihen. Die kgl. Regierung von Mittelfranken beurkundete die bayerische Staatsangehörigkeit für Georg und Maria Beer am 1. November 1906. Ein Vierteljahr später teilte Beer der Stadtverwaltung mit, dass er nunmehr die Entlassung aus dem österreichischen Staatsverband herbeiführen werde.<ref name="B 1945"/> Noch im Jahr 1906 wurde er wegen Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Bedrohung zu einer Strafe von 25 Mark oder ersatzweise 5 Tage Gefängnis verurteilt.<ref name="Krstr.">Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 9023 1G; 9035 8; 9113 7</ref>
Am 15. August 1906 ersuchte er beim Stadtmagistrat für sich und seine Ehefrau um Verleihung des Fürther Heimat- und Bürgerrechts und um die bayerische Staatsangehörigkeit. Sogleich wurden die üblichen Recherchen gepflogen: So rapportierte der „Distriktsvigilant“, Schutzmann Leonhard Breiter, dass sich Beer in politischer Beziehung nicht hervorgetan habe, weder als Führer noch als Anhänger irgendeiner Partei; auch hinsichtlich seiner körperlichen und geistigen Gesundheit bestünden keine Bedenken. Der Jahresverdienst als selbstständiger Baumeister wurde von ihm mit ca. 5000 Mark angegeben. Das Strafregister erfragte man beim Geheimen Sekretariat des [[wikipedia:Reichsjustizamt|Reichsjustizamt]]s in Berlin: Beer war ohne Vorstrafen. Daraufhin beschloss der Magistrat am 13. September, das Bürgerrecht gegen eine Gebühr von 160 Mark vom Tage der [[wikipedia:Naturalisation|Naturalisation]] an zu verleihen. Die kgl. Regierung von Mittelfranken beurkundete die bayerische Staatsangehörigkeit für Georg und Maria Beer am 1. November 1906. Ein Vierteljahr später teilte Beer der Stadtverwaltung mit, dass er nunmehr die Entlassung aus dem österreichischen Staatsverband herbeiführen werde.<ref name="B 1945"/> Noch im Jahr 1906 wurde er wegen Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Bedrohung zu einer Strafe von 25 Mark oder ersatzweise 5 Tage Gefängnis verurteilt.<ref name="Krstr.">Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 9023 1G; 9035 8; 9113 7</ref>


Im Februar 1908 erwarben die Eheleute Beer von der [[Nürnberger Sodafabrik]] Grundbesitz von 1640 m<sup>2</sup> (Flurstück-Nr. 986 1/3 a–d) zwischen südlichem Pegnitzufer und Kanalstraße unweit der Stadtgrenze. Sie bebauten das Anwesen mit der Adresse Kanalstraße 49<ref>Das Wohnhaus existiert nicht mehr; das heutige Gebäude mit Adresse Kurgartenstraße 49 ist wohl ein Nachfolgebau anstelle des Fabrikgebäudes.</ref> mit einem Hofwohnhaus und einem Fabrikgebäude, welches an ein Konsortium für elektrochemische Industrie vermietet wurde. Bereits im Jahr darauf, Ende Oktober 1909, verkauften sie den Teil von ca. 660 m<sup>2</sup> – dazu gehörte offenbar der ufernahe Bereich mit der Fabrik – an das sog. „Vierer-Konsortium“, den Eigentümern der „König Ludwig-Quelle G.m.b.H.”.<ref>Kgl. Notariat Fürth I: Urkunde für Herrn Edmund und Sofie Duisberg, Kaufmannseheleute in Nürnberg. Errichtet durch den Königl. Notar und Justizrat Andeas Wäckerle in Fürth am 27. Oktober 1909 unter Geschäftsregister № 1245.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. LEG 312</ref>  
Im Februar 1908 erwarben die Eheleute Beer von der [[Nürnberger Sodafabrik]] Grundbesitz von 1640 m<sup>2</sup> (Flurstück-Nr. 986 1/3 a–d) zwischen südlichem Pegnitzufer und Kanalstraße unweit der Stadtgrenze. Sie bebauten das Anwesen mit der Adresse Kanalstraße 49<ref>Das Wohnhaus existiert nicht mehr; das heutige Gebäude mit Adresse Kurgartenstraße 49 ist wohl ein Nachfolgebau anstelle des Fabrikgebäudes.</ref> mit einem Hofwohnhaus und einem Fabrikgebäude, welches an ein Konsortium für elektrochemische Industrie vermietet wurde. Bereits im Jahr darauf, Ende Oktober 1909, verkauften sie den Teil von ca. 660 m<sup>2</sup> – dazu gehörte offenbar der ufernahe Bereich mit der Fabrik – an das sog. „Vierer-Konsortium“, den Eigentümern der „König Ludwig-Quelle G.m.b.H.”<ref>Kgl. Notariat Fürth I: Urkunde für Herrn Edmund und Sofie Duisberg, Kaufmannseheleute in Nürnberg. Errichtet durch den Königl. Notar und Justizrat Andeas Wäckerle in Fürth am 27. Oktober 1909 unter Geschäftsregister № 1245.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. LEG 312</ref>  


Mit Fertigstellung seines Bauvorhabens [[Kurgartenstraße 42]] erhielt Beer zum 1. Juli 1912 in diesem Gebäude die Konzession für den Betrieb einer Schankwirtschaft mit Branntweinausschank, welche er aber bereits am 20. des Monats aufgab.  
Mit Fertigstellung seines Bauvorhabens [[Kurgartenstraße 42]] erhielt Beer zum 1. Juli 1912 in diesem Gebäude die Konzession für den Betrieb einer Schankwirtschaft mit Branntweinausschank, welche er aber bereits am 20. des Monats aufgab.  

Version vom 15. August 2023, 12:05 Uhr

Georg Beer (geb. 20. April 1874 in Plan/Böhmen[1]; gest. ) war ein anfangs in Nürnberg tätiger Bauführer und Bauunternehmer, der bald seinen Lebensmittelpunkt nach Fürth verlegte und auch als Architekt wirkte.

Leben

Er kam als Sohn des Tagelöhners Wenzl Beer und seiner Ehefrau Anna, geborene Sollner in Plan, Kreis Eger/Böhmen (heute Planá) im Haus Nr. 134 (Petersgarten) zur Welt. Taufpate war der Taglöhner Georg König aus Plan.[1]

Bis zu seinem 14. Lebensjahr wurde er in Plan erzogen, von 1888 bis 1890 befand er sich in Eger (Cheb) und Marienbad (Mariánské Lázně). In der Zeit von April 1890 bis 8. September 1895 arbeitete er in einem Baugeschäft in Bayreuth. Dann hatte Beer bis zum 20. September 1898 seinen Militärdienst im k. k. Pionierbataillon Nr. 3 in Prag zu leisten. Nach Erfüllung dieser Dienstpflicht trat er am 8. Oktober 1898 in das namhafte Nürnberger Baugeschäft Popp & Weisheit als Bauführer ein, wo er in dieser Eigenschaft bis zum 6. Oktober 1903 tätig war. Dann machte sich Beer als Baumeister selbstständig. Zuvor, am 27. April 1903, hatte er den Meisterbrief erworben und eröffnete nun am 8. Oktober 1903 mit Geschäftssitz Humboldtstraße 45 sein eigenes Baugeschäft mit anfangs 2 Maurern und 3 Tagelöhnern.[2] Am 19. Juli 1904 zog er nach Fürth[3], behielt aber nach Verlegung des Hauptgeschäfts noch bis 1906 eine Nürnberger Filiale in der Ludwig-Feuerbach-Straße 33.[4]

Beer verlegte 1904 seinen Wohnsitz nach Fürth, weil er zwei Häuser in der Kanalstraße baute. Dabei wohnte er quasi nebenan in seinem gerade fertiggestellten Neubau Nürnberger Straße 158, wo er ab Ende November 1904 offiziell erstmal ein Filialbaubüro seines Baugeschäfts unterhielt. Ab April 1905 versuchte er sich mit einer Kaffee- und Weinwirtschaft, die er aber bald aufgab.

Am 15. August 1906 ersuchte er beim Stadtmagistrat für sich und seine Ehefrau um Verleihung des Fürther Heimat- und Bürgerrechts und um die bayerische Staatsangehörigkeit. Sogleich wurden die üblichen Recherchen gepflogen: So rapportierte der „Distriktsvigilant“, Schutzmann Leonhard Breiter, dass sich Beer in politischer Beziehung nicht hervorgetan habe, weder als Führer noch als Anhänger irgendeiner Partei; auch hinsichtlich seiner körperlichen und geistigen Gesundheit bestünden keine Bedenken. Der Jahresverdienst als selbstständiger Baumeister wurde von ihm mit ca. 5000 Mark angegeben. Das Strafregister erfragte man beim Geheimen Sekretariat des Reichsjustizamts in Berlin: Beer war ohne Vorstrafen. Daraufhin beschloss der Magistrat am 13. September, das Bürgerrecht gegen eine Gebühr von 160 Mark vom Tage der Naturalisation an zu verleihen. Die kgl. Regierung von Mittelfranken beurkundete die bayerische Staatsangehörigkeit für Georg und Maria Beer am 1. November 1906. Ein Vierteljahr später teilte Beer der Stadtverwaltung mit, dass er nunmehr die Entlassung aus dem österreichischen Staatsverband herbeiführen werde.[3] Noch im Jahr 1906 wurde er wegen Hausfriedensbruch, Körperverletzung und Bedrohung zu einer Strafe von 25 Mark oder ersatzweise 5 Tage Gefängnis verurteilt.[5]

Im Februar 1908 erwarben die Eheleute Beer von der Nürnberger Sodafabrik Grundbesitz von 1640 m2 (Flurstück-Nr. 986 1/3 a–d) zwischen südlichem Pegnitzufer und Kanalstraße unweit der Stadtgrenze. Sie bebauten das Anwesen mit der Adresse Kanalstraße 49[6] mit einem Hofwohnhaus und einem Fabrikgebäude, welches an ein Konsortium für elektrochemische Industrie vermietet wurde. Bereits im Jahr darauf, Ende Oktober 1909, verkauften sie den Teil von ca. 660 m2 – dazu gehörte offenbar der ufernahe Bereich mit der Fabrik – an das sog. „Vierer-Konsortium“, den Eigentümern der „König Ludwig-Quelle G.m.b.H.”[7]

Mit Fertigstellung seines Bauvorhabens Kurgartenstraße 42 erhielt Beer zum 1. Juli 1912 in diesem Gebäude die Konzession für den Betrieb einer Schankwirtschaft mit Branntweinausschank, welche er aber bereits am 20. des Monats aufgab.

Im I. Weltkrieg musste er als unausgebildeter Landsturmmann am 12. Juli 1916 zum Ersatz-Bataillon des k. b. Landwehr-Infanterie-Regiments Nr. 7 in Nürnberg einrücken, wo der anfängliche truppenärztliche Befund „v. k.“ (?) lautete. Gemäß militärärztlichem Befund vom Februar 1917 wurde Beer nun als „kv“ (kriegsverwendungsfähig) eingestuft. An die Front kam er aber nicht; am 20. Juni 1917 entließ man ihn zur Arbeit in seinem eigenen Betrieb. Seine Baufirma musste ein Vanadiumwerk (womöglich für die Gesellschaft für Elektrometallurgie, Höfener Straße) errichten, er selbst hatte dabei die Bauleitung zu übernehmen. Obwohl zunächst nur zurückgestellt, wurde er wohl nicht mehr zum Kriegsdienst herangezogen.[5]

Anfang April 1922 gründete er zusammen mit Karl Gran das Baugeschäft Karl Gran & Georg Beer mit Sitz in der Königswarterstraße 62. Lange währte die Zusammenarbeit der beiden Teilhaber aber nicht, zum Jahresbeginn 1925 gingen diese wieder getrennte Wege. Beer gründete zum 1. Januar 1925 seine Unternehmung für Hoch- und Tiefbau, Eisenbeton und schuf einen neuen Geschäfts- und Wohnsitz in der Quellenstraße, bezogen am 28. Mai 1925.

Werke

Werke als Architekt

 ObjektArchitektBauherrBaujahrAkten-Nr.Baustil
Ludwigstraße 89MietshausGeorg Beer
Peter Knorz
Johann Adam Ell1904D-5-63-000-770Jugendstil

Werke als Bauherr

 ObjektBauherrArchitektBaujahrAkten-Nr.Baustil
Hornschuchpromenade 49Mietshaus in EcklageGeorg BeerFritz Walter1904D-5-63-000-487Neu-Nürnberger-Stil
Hornschuchpromenade 50MietshausGeorg BeerFritz Walter1904D-5-63-000-1768Neu-Nürnberger-Stil
Kurgartenstraße 42; Nähe Ludwig-Quellen-StraßeMietshaus mit Gaststätte „Kurgarten“Georg BeerArchitekturbüro Peringer und Rogler1911D-5-63-000-704Klassizismus
Nürnberger Straße 158Mietshaus in EcklageGeorg BeerFritz Walter1903D-5-63-000-1031Neu-Nürnberger-Stil

Außerdem

Das Fundament der Kirche St. Heinrich und Kunigunde wurde 1908 durch den Baumeister Georg Beer errichtet.[8]

Auszeichnung

Im März 1918 erhielt Georg Beer das König-Ludwig-Kreuz.[9]

Familie

Georg Beer heiratete am 13. März 1900 in Nürnberg ‚Maria‘ Babetta Helldörfer (geb. 16. Juli 1881 in Erlangen), Tochter des Erlanger Gastwirts Georg Helldörfer und seiner Ehefrau Margaretha, geborene Barthel. Die Ehe blieb kinderlos, seine Frau verstarb bereits im Alter von 37 Jahren am 3. November 1918. Etwa ein Jahr später, am 16. Dezember 1919, ehelichte Beer in Fürth Philippine Stork (geb. 9. August 1891 in Hummelstein), Tochter des bereits verstorbenen Mühlsteinarbeiters Philipp Stork und seiner Ehefrau Elisabeth.[9]

Sein jüngerer Bruder Eduard Beer (geb. 17. November 1881 in Plan/Böhmen), Schlosser und später Werkmeister, kam 1910 nach Fürth und wohnte mit seiner Familie im Haus von Georg Beer in der Promenadestraße 50. Eduard Beer war seit 1908 mit Katharina (Klara), geborene Bernet aus Leinburg verheiratet. Er wurde mit Familie 1927 aus der tschechischen Staatsbürgerschaft entlassen.[10]

Adressen

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Kirchenbücher Plan, Taufen 1869–1878, S. 81
  2. Gewerbeanmeldung Beer, Georg; Datierung 1903; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 37/4018 An
  3. 3,0 3,1 Akten des Stadtmagistrats Fürth: „Beer Georg, Baumeister, oesterreichischer Staatsangehöriger. Gesuch um Verleihung des Heimat- u. Bürgerrechts dahier und Naturalisation. 1906“; StadtAFÜ Sign.-Nr. Fach 18 a/B 1945
  4. Gewerbeabmeldung Beer, Georg; Datierung 1906; StadtAN Sign. C 22/II Nr. 1008/2883 Ab
  5. 5,0 5,1 Bayerisches Hauptstaatsarchiv München, Abt. IV Kriegsarchiv, Kriegsstammrollen 1914 - 1918; Band 9023 1G; 9035 8; 9113 7
  6. Das Wohnhaus existiert nicht mehr; das heutige Gebäude mit Adresse Kurgartenstraße 49 ist wohl ein Nachfolgebau anstelle des Fabrikgebäudes.
  7. Kgl. Notariat Fürth I: Urkunde für Herrn Edmund und Sofie Duisberg, Kaufmannseheleute in Nürnberg. Errichtet durch den Königl. Notar und Justizrat Andeas Wäckerle in Fürth am 27. Oktober 1909 unter Geschäftsregister № 1245.“; StadtAFÜ Sign.-Nr. LEG 312
  8. Christian Karl Steger: Nur neugotisch? – Das pastorale Programm im historistischen Kirchenbau 1870 bis 1914, Regensburg 2013, S. 130
  9. 9,0 9,1 9,2 9,3 9,4 9,5 Familienbogen Beer, Georg; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  10. Familienbogen Beer, Eduard; StadtAFÜ Sign.-Nr. A. 4. 5
  11. Adressbücher 1907, 1909
  12. Adressbücher 1911, 1913
  13. Adressbücher 1926, 1931, 1935

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