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'''[[Vorname::Hedwig]] [[Nachname::Regnart]]''' (geb. Laufner) (* [[Geburtstag::25. Oktober]] [[Geburtsjahr::1908]] in [[Geburtsort::Fürth]], † [[Todestag::17. Januar]] [[Todesjahr::2001]] in [[Todesort::Fürth]]), war Mitglied der [[Partei::KPD]] und Widerstandskämpferin und Friedensaktivistin. Als Kind wurde sie von dem Elend des 1. Weltkrieges und den zurückkehrenden Soldaten nachhaltig geprägt. | [[Datei:Hedwig Regnart jungalt.jpg|thumb|right|Hedwig Regnart 1933/1990]]'''[[Vorname::Hedwig]] [[Nachname::Regnart]]''' (geb. Laufner) (* [[Geburtstag::25. Oktober]] [[Geburtsjahr::1908]] in [[Geburtsort::Fürth]], † [[Todestag::17. Januar]] [[Todesjahr::2001]] in [[Todesort::Fürth]]), war Mitglied der [[Partei::KPD]] und Widerstandskämpferin und Friedensaktivistin. Als Kind wurde sie von dem Elend des 1. Weltkrieges und den zurückkehrenden Soldaten nachhaltig geprägt. | ||
== Leben und politische Arbeit bis 1933 == | == Leben und politische Arbeit bis 1933 == |
Version vom 4. April 2014, 17:04 Uhr
Hedwig Regnart (geb. Laufner) (* 25. Oktober 1908 in Fürth, † 17. Januar 2001 in Fürth), war Mitglied der KPD und Widerstandskämpferin und Friedensaktivistin. Als Kind wurde sie von dem Elend des 1. Weltkrieges und den zurückkehrenden Soldaten nachhaltig geprägt.
Leben und politische Arbeit bis 1933
1922 begann Regnart mit 14 Jahren, die von den Freunden lediglich "Hed" genannt wurde, ihr Berufsleben. Sie arbeitete zunächst als Dienstmädchen, danach in verschiedenen Fabriken. Mit 15 begann Regnart Esperanto[1] zu lernen, eine sog. "Plansprache" zur besseren internationalen Verständigung. Sie korrespondierte mit ausländischen Brieffreunden und las politisch linksorientierte internationale Esperanto-Zeitungen. So erfuhr Regnart von Arbeitskämpfen in anderen Städten, so dass sie z.B. 1929 in einer Schuhfabrik den ihr altersgemäß zustehenden Lohn einforderte. Die Folge ihres Handelns war zunächst die Kündigung ihres Arbeitsverhältnisses. Mit der Hilfe der Gewerkschaft konnte sie die Wiedereinstellung vor Gericht erzwingen, wurde jedoch ein paar Tage später erneut gekündigt - dieses Mal wegen angeblichen Mangels an Arbeit.
Ihre politische Karriere begann Regnart bei den Jungsozialisten (SAJ). Dort besuchte sie Seminare über die Arbeiterbewegung und den Sozialismus. Den Eintritt in die SPD lehnte sie jedoch ab. Stattdessen trat sie 1930 der KPD bei und leitete fortan die örtliche Pioniergruppe.
Bereits am 19. Oktober 1930 musste sie im Alter von 22 Jahren für zehn Tage ins das Fürther Gefängnis, wegen "kommunistischer Tätigkeit". Bei einer Hausdurchsuchung wurde ein antifaschistischer Liedtext von Karl-Heinz Weichert gefunden: „Drohend stehen die Faschisten, drüben am Horizont. Proletarier, ihr müßt rüsten! Rot Front! Rot Front!“[2]. Die Haftstrafe schreckte Regnart jedoch nicht ab. Stattdessen verstärkte sie ihre politische Arbeit, z.B. vor Fabriken um mit Arbeitern zu diskutieren. Gleichzeitig verkaufte sie Broschüren und instruierte Jugendgruppen in der Region.
Im Frühjahr 1931 kam sie erneut für zwei Tage in Haft, diesmal wegen "Verstoßes gegen das Hausierergesetz". Als sie im Herbst 1931 eine Versammlung der KPD-Frauengruppe zum Thema Schwangerschaftsabbruch (§ 218) leitete waren offensichtlich Zivil-Polizisten unter den Besuchern. Es kam zur erneuten Verhaftung und zu einer Gerichtsverhandlung, in der Hedwig Regnart am 26. Oktober 1931 zu einem Viertel Jahr Haft im Fürther Gefängnis verurteilt wurde. Nach zehn Wochen amnestiert, übernahm sie die Bezirksleitung der KPD-Jugend in Nordbayern und besuchte Kurse der KPD, die auf politische Arbeit in der Illegalität vorbereiteten. So lernte sie auch das Klopfalphabet, welches ihr später während ihrer Einzelhaft im Gefängnis sehr helfen sollte.
Kriegsjahre 1933 - 1945
Nach der Machtergreifung am 30. Januar 1933 durch die NSDAP betätigte sich Regnart weiterhin politisch. Am 10. oder 11. März 1933 nahm die Sturmabteilung der NSDAP (SA) sie erneut in ‚Schutzhaft’. ‚Schutzhaft’ bedeutete in dieser Zeit für den Gefangenen, dass sie sich in einem rechtsfreien Raum befand, ohne eine Anklage oder Angabe über die Haftdauer. Zunächst wurde Regnart im Fürther Polizeigefängnis festgehalten, anschließend kam sie für kurze Zeit in das Fürther Gefängnis. Am 1. Mai 1933 wurde sie in das Frauengefängnis Aichach überführt. Da sie die Aussage verweigerte, wurde sie dort nach eigenen Schilderungen mittels Peitsche und Drohung der Auslieferung an die SA unter Druck gesetzt. Die Auslieferung an die SA erfolgte nicht, stattdessen kam sie von Juni bis Dezember 1933 in Isolierhaft. 1935, schon seit einigen Monaten im Landshuter Gefängnis, wurde erneut Isolierhaft über Regnart verhängt. Sie hatte mit Hilfe ihres Bruders einen Kassiber hinausgeschmuggelt, um einem Genossen das Leben zu retten. Während der Haft in Aichach wurde Regnart krank. Sie bekam eine Tuberkulose, die sie noch lange beeinträchtigen wird.
Neujahr 1936 wurde Regnart gemeinsam mit fünf Kameradinnen erneut verlegt. Zunächst ging es ein Viertel Jahr in das Gefängnis nach Fürth bis sie schließlich im März 1936 nach einer mehrtägigen Fahrt per Gefangenenzug und Auto in das Frauen-KZ Moringen (nördlich von Göttingen) verbracht wurde. Nach Krankheit und Einzel- bzw. Isolierhaft war Regnart zunächst von den vielen inhaftierten Menschen überfordert. Die Unterbringung erfolgte im sog. Bayernsaal und ihr wurde die Aufgabe übertragen, den anderen Frauen die Haare zu schneiden. Das Leid der Frauen, sowie die psychischen Probleme und der Selbstmordversuch ihrer Freundin Herta Cronheim, welche ebenfalls nach einiger Zeit aus dem Fürther Gefängnis nach Moringen kam, belasteten sie zunehmend.
Mit strengen Meldeauflagen wurde Hedwig Regnart am 29. Januar 1937 nach Fürth entlassen. Das Schicksal um ihre Freundin Herta Cronheim begleitete sie, und auch im KZ Dachau waren noch Freunde von ihr. Zusätzlich wurde sie ständig durch das NS Regime überwacht, so dass sie kaum noch Möglichkeiten einer politischen Betätigung hatte. Als ehemaliger Häftling verweigerte ihr das Wohlfahrtsamt Kleidung, und das Arbeitsamt vermittelte ihr keine Arbeit. Ihr Überleben versuchte sie mit Heimarbeit und anschließend mit einer Haushaltsanstellung ohne Bezahlung. Schließlich fand sie mit Hilfe von Freunden eine Haushaltsanstellung im Kleinwalsertal in Österreich.
Dort lernte Hedwig Regnart (geborene Laufner) ihren Ehemann kennen. Den Genossen Karl Regnart heiratete Hedwig Laufner am 19. Oktober 1939. Es folgte die Einberufung des Ehemanns als Soldat zur Wehrmacht an die Ostfront. Kurz vor dem Angriff am 22. Juni 1941 auf die Sowjetunion erlitt Karl Regnart einen Zusammenbruch und wechselte in die Genesungskompanie nach München, wo er zu Schwerstarbeit verpflichtet wurde. Zurück im Kleinwalsertal eröffnete er zusammen mit seiner Frau einen Friseursalon und führte ihn bis zum Kriegsende.
Nachkriegszeit und Engagement nach 1945
1951 kehrten das Ehepaar Regnart nach Fürth zurück und eröffneten einen Schreibwarenladen. Bis zum Verbot der KPD 1956 blieb Hedwig Regnart Parteimitglied. Anschließend trat sie der Deutschen Kommunistischen Partei (DKP) und der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN) bei. Sie setzte sich beständig mit den Themen Sozialismus, Krieg, Widerstand, Verfolgung und Haft auseinander. Sie engagierte sich aktiv gegen Krieg, sprach in Schulen über ihre Erfahrungen unter dem Nationalsozialismus und arbeitete vor ihrem Tod mit der Frauengruppe ‚Courage’ zusammen. Bei Häftlingstreffen in Moringen war Hedwig Regnart bis zuletzt immer anwesend. Am 17. Januar 2001 verstarb sie im Alter von 92 Jahren.
Bei einer dieser Veranstaltungen erzählte Hedwig Regnart über ihre Zeit in Haft: "Am nächsten Morgen wurden wir aus der Zelle gelassen. Ein Rondell von laufenden Brünnlein als Waschgelegenheit. Aber keine von uns hatte an Handtuch oder Kamm gedacht. Auf meine Frage ob derartiges zur Verfügung da wäre sagte der lange Heiner: Ihr braucht euch nicht mehr Waschen oder kämmen, ihr werdet jetzt sowieso an die Wand gestellt. Das saß, wir rechneten, tatsächlich damit, denn gehört hatten wir ja von manchen Totschlag seit dem 30. Januar 1933. Wir waren die ersten Verhafteten in Fürth und hatten noch keine Erfahrung, was über uns kommen könnte."[3]
Als Autodidaktin zeichnete Hedwig Regnart schon als Kind. Viele ihrer späteren Erlebnisse und Reflexionen hat sie in ausdrucksstarken Kohlezeichnungen dargestellt, die eigentlich nie für eine Ausstellung vorgesehen waren. Sie zeichnete „um die Erfahrungen im Gefängnis und im Konzentrationslager zu verarbeiten. Da ist vieles erst so nach und nach wieder in mir hochgekommen.“[4]
Siehe auch
Einzelnachweis
- ↑ Esperanto - Wikipedia, abgerufen am 4. April 2014 um 14:00 Uhr Wikipedia
- ↑ Karl-Heinz Weichert + Chor, Roter Wedding. In: Youtube, aufgerufen am 4. April 2014, 16.40 Uhr Youtube
- ↑ Ausstellung des Infoladen Benario im Kulturforum Schlachthof am 12. April 2013, Daten und Texte Siegfried Imholz
- ↑ KZ Gedenkstätte Moringen. Ausstellung von 35 Zeichnungen von Hedwig Regnart im November 2006. Titel: Häftling im Frauen-KZ Moringen
- Ausstellung des Infoladen Benario im Kulturforum Schlachthof am 12. April 2013, Daten und Texte Siegfried Imholz
- Bayern in der NS-Zeit Band I, Hrsg. Martin Broszat, Elke Fröhlich, Falk Wiesemann; Oldenbourg Verlag München 1983, S. 179 f.