Albert Rosenfelder (Kommerzienrat): Unterschied zwischen den Versionen

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Version vom 16. August 2015, 10:32 Uhr

Kommerzienrat Albert Rosenfelder (geb. 9. September 1864 in Fürth; gest. 1. Juli 1916 auf dem Truppenübungsplatz Hainberg, Oberasbach) war ein Fürther Kaufmann, Handelsrichter und Mitinhaber der Bilderbücherfabrik Löwensohn.

Leben

Albert Rosenfelder wurde am 9. September 1864 als Sohn des Fürther Kaufmanns Emanuel Rosenfelder und Berta geb. Heim in Fürth geboren. Nachdem sein Vater breits zwei Jahre später starb, zog Albert Rosenfelder mit seiner Mutter nach Nürnberg, wo er zuerst die Lateinschule besuchte und anschließend 3 (von 4) Kursen des Realgymnasiums Nürnberg. Danach arbeitete er bei der Nürnberger Kunst- und Matgarinebutterfabrik Heinrich Lang und Söhne, den späteren Vereinigten-Margarine-Werken Nürnberg, als Disponent mit einem jährlichen Gehalt von 2400 Reichsmark; er wohnte in der Fürther Straße 25a in Nürnberg. Von 1883 bis 1884 leistete er seine Wehrplicht beim 14. bayerischen Infanterieregiment als Einjährig Freiwilliger ab. 1886 wurde er auf Empfehlung seiner Vorgesetzten als einer der wenigen jüdischen Reserveoffiziere in Bayern zum Leutnant der Reserve, 1890 sogar zum Oberleutnant der Rerserve befördert. Mitte der 1880er Jahre kam Albert Rosenfelder wieder nach Fürth, um dort bei der jüdischen Spielefabrik L. Kleefeld & Co. in der Fürther Oststadt zu arbeiten, die 1884 von seinem Halbbruder Ludwig Kleefeld gegründet wurde. 1890 stieg Albert Rosenfelder mit der für damalige Verhältnisse großen Summen von 100.000 Goldmark in der Firma der Brüder Bernhard und Theodor Löwensohn, die 1844 in Fürth gegründete Lithographische Kunstanstalt G. Löwensohn, ein.

"Evora-Haus" in der Königswarterstraße 52 (1907)

1893 heiratete er in Heidelberg die aus Würzburg stammende, jüdische Bankierstochter Dora Heim. Das Paar bekommt 3 Kinder, die zwei Töchter Johanna und Lisbeth Rosenfelder, sowie den Sohn Ernst Rosenfelder, der ab 1916 die Bilderbücherfabrik Löwensohn bis zu ihrem Verkauf 1937 zusammen mit den Brüdern Robert und Gustav Löwensohn leitete. Die Familie wohnte in der Hornschuchpromenade 5 und später, etwa ab 1898, im 2. Stock der Königswarterstraße 52, dem sogenannten „Evora-Haus“, benannt nach dem Erbauer Wilhelm Evora, Mitinhaber der Fürther Brauerei Evora & Meyer. Als während des Ersten Weltkriegs immer mehr Soldaten, vor allem Offiziere, an der Front benötigt wurden, verpflichtete man auch ältere Offiziere für die Abteilungen in den Garnisonen. Albert Rosenfelder, der sich bereits bei Kriegsausbruch 1914 als Offizier zur Verfügung gestellt hatte, wurde am 9. Januar 1915 mit seinem Dienstantritt zum Hauptmann befördert und kommandierte die Rekruten-Ausbildungskompanie im Ersatzbataillon des 21. bayerischen Infanterieregiments und war so für die Schulung neuer Soldaten zuständig. Dabei wurde er am 1. Juli 1916 auf dem Übungsplatz 3 des Truppenübungsplatzes Hainberg auf seinem Pferd sitzend durch einen Kopfschuss getötet.

Soziales Engagement

Kommerzienrat Albert Rosenfelder war während seiner Zeit in Fürth in einer Vielzahl von Vereinen und Organisationen aktiv und unterstützte diese vor allem auch finanziell. Bis zu seinem Tod 1916 war er:

Todesumstände

Grab von Albert Rosenfelder am Neuen Jüdischen Friedhof in Fürth

Bei einer Rede zum Tod Albert Rosenfelders versprach der 1. Bürgermeister Fürths Dr. Wild, “dass die Erinnerung an den Verstorben in der Stadt Fürth nie erlöschen werde.”[1]Am 1. Juli 2016 jährt sich der Tod Albert Rosenfelders zum 100-sten Mal. Doch heute, fast hundert Jahre später, erinnert - abgesehen von seinem Grab am Neuen Jüdischen Friedhof - nichts mehr an Albert Rosenfelder in Fürth. Und das obwohl sein Schicksal noch heute viele Fragen aufwirft und die Todesumstände nie vollständig geklärt wurden. So existieren zwei Versionen über diesen Vorfall:

  • Die Fürther Zeitung berichtet, Rosenfelder habe sich bereits von seiner Kompanie verabschiedet und sei auf dem Heimritt gewesen,
  • die militärische Untersuchung spricht stattdessen davon, Rosenfelder sei mit seiner Kompanie zwischen den ehemaligen Dörfern Neumühle und Gebersdorf in Stellung gegangen, als ihn der Schuss traf.

Auch das Untersuchungsergebnis des Militärs, das von einem Unfall spricht, lässt ungeklärte Fragen zurück:

  • An diesem Tag fanden auf dem Hainberg keine Schießübungen mit scharfer Munition statt, was den Tod durch eine verirrte Kugel ausschließt.
  • Der Untersuchungsbericht nahm an, der Täter habe von der etwa 300 Meter entfernten Hangseite geschossen. Die Trefferquote, und damit die Chance das Opfer tödlich zu treffen, war bei dieser Entfernung jedoch sehr gering.
  • Weder ein Soldat noch ein Zivilist kommen als Täter infrage. Ein Soldat hätte sich nie so lange unauffällig von seiner Truppe trennen können. Ein Zivilist wäre auf dem Übungsplatz sofort aufgefallen.
  • Der Schuss muss aus einer geringen Entfernung abgegeben worden sein, da der Kopf des Ermordeten laut der Obduktion völlig zertrümmert war.
  • Hätten dann andere Soldaten nicht auf den Täter aufmerksam werden müssen, da sich ein scharfer Schuss von Platzpatronenschüssen deutlich unterscheidet? Dieser Möglichkeit aber, dass der Schuss aus den eigenen Reihen gekommen sein könnte, wurde nicht weiter nachgegangen. Auch fanden keine Verhöre in der Kompanie statt. Trotzdem wurden die Gewehrläufe aller Soldaten kontrolliert. Diese Kontrolle der Gewehre, die jedoch erfolglos blieb, zeigt, dass ein Verdacht in diese Richtung bestanden hatte.

Auch einer weiteren Spur wurde nicht weiter nachgegangen. Einige Tage nach dem Mord an Albert Rosenfelder erhielt die 3. Garnisonskompanie eine anonyme Postkarte, aus der man schloss, der Absender stehe mit dem Täter in Verbindung. So wurde zwar in dieser Sache ermittelt, es konnten jedoch keine Ergebnisse erzielt werden. So blieb der Mord bis heute unaufgeklärt. Trotz des Waffenstillstands und der darauf folgenden Revolution wurden die Ermittlungen nicht eingestellt. Man hatte jedoch über die zwei Jahre hinweg keinerlei Ergebnisse erzielt. Während der Wirren der 2. Revolution und der Münchner Räterepublik verschwanden dann plötzlich die Akten über den Tod Albert Rosenfelders. Als diese später wieder auftauchten, fehlten wichtige Beweisstücke, wie die handgeschriebene Postkarte.

Trauerfeier

Zwei Tage nach seinem Tod, am 3. Juli 1916, fand die Trauerfeier im Nürnberger Krematorium statt. Die Anteilnahme war außergewöhnlich groß:

  • Abordnungen aller Vereine und Organisationen, in denen Rosenfelder tätig war, legten Blumenkränze nieder.
  • Eine Ehrenkompanie war aufmarschiert.
  • Die wichtigsten Persönlichkeiten der Stadtverwaltung, insbesondere der 1. Bürgermeister Dr. Robert Wild und alle Stadträte, waren gekommen.
  • Auch das Militär der Region Nürnberg-Fürth war durch Exzellenz General von Könitz vertreten. Am Ende der Trauerfeier spielte die Regimentsmusik, als Zeichen königlicher Wertschätzung, den Bayrischen Präsentiermarsch und die Ehrenkompanie schoss drei Salven.
  • Der Rabbiner der liberalen Hauptgemeinde Nürnberg, Dr. Max Freudenthal, und Dr. Wild hielten eine Rede, in der beide die Güte und Hilfsbereitschaft Rosenfelders betonten.

Dies alles zeugt von der Bekanntheit und dem großen Ansehen Rosenfelders in der Fürther Bevölkerung.

Literatur

  • Helmut Mahr: Oberasbach - Tausend Jahre und mehr, 1. Auflage, S. 105-108
  • Helmut Mahr: Der Mord an Hauptmann Albert Rosenfelder auf dem Hainberg 1916. In: Nachrichten des Jüdischen Bürgers Fürth, 1992, S. 34-36
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Kriegstammrollen, 1914-1918; Band: 7267. Kriegsrangliste: Bd. 1
  • Bayerisches Hauptstaatsarchiv; München; Abteilung IV Kriegsarchiv. Offiziers Personalakten 47321
  • Stadtarchiv Fürth, Rieß-Chronik 1916, 1.7.1916-5.7.1916, Bl. 116-120

Siehe auch

Weblinks

Einzelnachweise

  1. Aus: Stadtarchiv Fürth, Rieß-Chronik 1916, 3.7.1916, Bl. 119

Bilder