Niederbronner Schwestern
Der Verein zur Krankenpflege durch Niederbronner Schwestern wurde durch die Ordenschwester Elisabeth Alphonsa Maria Eppinger in ihrem Heimatort Bad Niederbronn (Elsass) am 28. August 1849 gegründet. Die Gemeinschaft ist ein Frauenorden in der römisch-katholischen Kirche und nennt sich heute "Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser".
Fürther Bezüge
In Fürth wurde die Gemeinschaft am 20. Oktober 1895 von fünf Schwestern gegründet und war eng verbunden zunächst mit der Pfarrei Zu Unserer Lieben Frau und ab 1989 mit der kath. Pfarrei St. Heinrich. 1910 konnte der Verein sich ein eigenes Heim mit Anschrift in der Lessingstraße 2 leisten. Von dort aus übten sieben Schwestern die Krankenpflege in der Stadt aus, ein Religionsbekenntnis spielte bei der Behandlung nach eigenen Angaben keine Rolle. Die Behandlung der Patienten war stets unentgeltlich.
Für das Jahr 1911 liegen genaue Leistungszahlen vor. So versorgten die sieben Niederbronner Schwestern im Jahr 1911 155 kranke Menschen an 775 Tagen in 1.278 Nachtwachen und bei 175 Krankenbesuchen. Dabei leisteten sie 190 Stunden Beihilfe in der städtischen Poliklinik für die Versorgung der Volksschüler. Insgesamt konnte der Verein im Jahr 1911 3.860 Mark einnehmen, daraus resultierten 2.377 Mark durch Mitgliedsbeiträge. Dem gegenüber standen 3.860 Mark an Ausgaben. Die Stadt Fürth unterstützte den Einsatz der Schwestern durch die Übernahme der Fahrgelder mit der Straßenbahn.[1][2]
Im Jahr 1918 ist belegt, dass die Niederbronner Schwestern auch einen Kindergarten in der Winklerstraße 33 mit betrieben. 1931 ist unter dieser Anschrift kein Kindergarten mehr im Adressbuch der Stadt Fürth verzeichnet. Allerdings betrieb die St.-Heinrich-Gemeinde stets ihren Kindergarten unter der Leitung einer oder mehrerer Ordensschwestern bis zur Abberufung dieser im Jahr 2009.
Personal in Fürth
Das Personal innerhalb der Niederbronner Schwestern unterlag offenbar einer gewissen Fluktuation. Innerhalb von nur vier Jahren (1931 - 1935) erfolge ein vollständiger Austausch der Schwestern, mit Ausnahme einer Diakonisse names Rosalie Lang.
Im Adressbuch der Stadt Fürth aus dem Jahr 1931 werden unter der Anschrift folgende Personen aufgelistet:[3]
- Brendl, Maria; Krankenschwester
- Hauser, Marie; Ordensschwester
- Hörrlein, Barbara; Ordensschwester
- Karch, Auguste; Ordensschwester
- Lang, Rosalie; Diakonisse
- Luber, Franziska; Krankenschwester
- Lutz, Franziska; Ordensschwester
- Obermeier, Ursula; Kinderschwester
- Reichel, Margarete; Krankenschwester
- Schmitt, Eva; Ordensschwester
Vier Jahre später werden die Ordensschwestern erneut im Adressbuch der Stadt Fürth (1935) mit aufgelistet mit folgenden Personen:[4]
- Bucher, Emma; Ordensschwester
- Dörfler, Antonie; Ordensschwester
- Endres, Emma; Ordensschwester
- Jäger, Anna; Ordensschwester
- Kalb, Elisabeth; Ordensschwester
- Lang, Rosalie; Schwester (Diakonisse)
- März, Cäcilia; Krankenschwester
- Sieber, Viktoria; Ordensschwester
- Schmitt, Anna; Ordensschwester
- Walter, Theresia; Krankenschwester
- Wimmer, Katharina; Krankenschwester
- Ziegelmüller, Helene; Oberin
Neben der Lessingstraße 2, offensichtlich weiterhin der Stammsitz des Vereins, wird im Adressbuch 1935 auch die Königstraße 113 als Anschrift für die Niederbronnner Schwestern mit angegeben. Letzteres war das Pfarrhaus der katholischen Kirche "Zu Unserer Lieben Frau".[5]
Nachkriegszeit
Es ist anzunehmen, dass die Vereinstätigkeit durch die sog. Gleichschaltung aller Organisationen und Vereine Mitte der 1930er Jahre durch den Nationalsozialismus ein jähes Ende fand oder zumindest einem Wandel in seinen Aufgaben unterlag - zumal die Krankenpflege von Patienten in den besonderen Bereich der sog. "Rassenhygiene" hineinreichte und für den Nationalsozialismus eine Schlüsselrolle inne hatte. Belegt ist, dass die Schwesternschaft bis 1933 auch Patienten im Jüdischen Krankenhaus mit versorgten - dies wurde ihnen aber 1933 mit der Machtübernahme durch die Nationalsozialisten künftig untersagt.
Nach dem 2. Weltkrieg nahmen die Schwestern erneut ihre Arbeit im Stadtgebiet auf, konzentrierten sich aber zunehmend auf die Arbeit als Pfarrschwestern in der Gemeinde und die Erledigung der Arbeiten im Pfarramt. Die Krankenpflege und Kinderbetreuung war zwar weiterhin ein wesentlicher Aspekt der Arbeit der Schwesternschaft, verlor aber mangels Nachwuchs zunehmend an Bedeutung.
Zuletzt waren in Fürth bis 2009 noch drei Schwestern der Kongregation der Schwestern vom Göttlichen Erlöser in der Gemeinde St. Heinrich im Einsatz. Es handelte sich um die Schwestern Gisela, Christiane und Dominicia. Im Juli 2009 wurden alle noch verbliebenen Schwestern abberufen. Während Schwester Gisela noch in Nürnberg tätig war, wurde Schwester Domenicia nach München und Schwester Christiane nach Chemnitz abberufen. Damit endete die Geschichte der Niederbronner Schwestern in Fürth nach knapp 115 Jahren.[6] Insgesamt waren während dieser 114-jährigen Zeit 123 Schwestern in Fürth im Einsatz, dienstälteste Schwester war Schwester Gerwalda, die von 1950 bis 2004 in Fürth tätig war bzw. bis 1994 aktiv noch als Krankenschwester arbeitete. Zur Abberufung der damals noch drei aktiven Schwestern kam eigens die Provinzoberin Schwester Marie Petra Beck aus Neumarkt nach Fürth. Bei ihrer Rede auf der Feier zur Verabschiedung sagte sie: Es gibt eine Zeit zu säen und eine Zeit zu ernten, eine Zeit des Abschieds und eine Zeit, Neues zu wagen. Allerdings gab sie gegenüber der örtlichen Presse unumwunden auch den wahren Grund der Abberufung der noch verbliebenen Schwestern an: von derzeit 870 Niederbronner Schwestern waren zu diesem Zeitpunkt (2009) lediglich 14 noch jünger als 50 Jahre.[7]
Heute existieren die Schwestern vom Göttlichen Erlöser weiterhin in Nürnberg, zum Beispiel als Träger des St.-Theresien-Krankenhauses. In Fürth sind aktuell keine Aktivitäten bekannt.
Lokalberichterstattung
- E. H.: Abschied nach 114 Jahren Dienst. In: Fürther Nachrichten vom 8. August 2009 - online abrufbar
Literatur
- Ernst Krentz: Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, K. B. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Jung & Sohn, Erlangen, 1915
- Stadt Fürth: Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1915
Siehe auch
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Ernst Krentz: Öffentliche und private Wohlfahrtseinrichtungen allgemeiner Art in der Stadt Fürth, K. B. Hof- und Universitätsbuchdruckerei von Jung & Sohn, Erlangen, 1915, S. 39ff
- ↑ Stadt Fürth: Einrichtungen zur Bekämpfung sozialer Krankheiten in Fürth, Eigenverlag, Fürth, 1915, S. 117
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1931 - Lessingstraße 2
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Lessingstraße 2
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth 1935 - Anstalten, Krankenkassen und sonstige Einrichtungen - Niederbronner Krankenschwestern
- ↑ Homepage St. Heinrich, online abgerufen am 31. Dezember 2021, 1:01 Uhr
- ↑ fn: Abschied nach 114 Jahren Dienst. In: Fürther Nachrichten vom 8. August 2009