Bambergisches Amtshaus (älteres vor 1683)
- Objekt
- Ehemaliges bambergisch-dompropsteiliches Amtshaus
- Bauherr
- Dompropst zu Bamberg
- Geokoordinate
- 49° 28' 46.70" N, 10° 59' 1.03" E
In dem Donationsbrief Konrad des Frommen vom 2. Februar 1303 heißt es "So haben wir auch gemacht und geschaffet, wo ein Domprobtey ist, daß der einen Amtmann setzen soll, der sein Pfleger sei."[1] Als der Flecken Fürth Größenordnungen angenommen hatte, dass der bambergisch-dompropsteilichen Verwaltung eine angemessene Präsenz vor Ort im Sinne dieser Schenkungsurkunde angeraten schien, errichtete sie an der Unteren Frankfurter Straße, nahe der Brücke über die Rednitz, als Dienstsitz des Amtmanns ein Amtshaus.
Das bambergisch-dompropsteiliche Amtshaus
Die genauen Ursprünge sowie das Baudatum sind bisher nicht eruiert, doch gehen Vermutungen zur Bauzeit anhand der massiven Grundmauern ins frühe 17. Jahrhundert, evtl. sogar ins frühe 16. Jahrhundert zurück.[2] Der Amtmann übte in Fürth die niedere Gerichtsbarkeit aus.[3] Die solide Bauweise des Amtsitzes könnte die Ursache sein, dass dieser Verwüstungen - sonderlich im Dreißigjährigen Krieg - einigermaßen überstand. Zumindest eigneten sich die massiven Grundmauern Wiedererrichtungen und Reparaturmaßnahmen darauf auszuführen.
In den Tiefen des Kellers befanden sich Kettenringe und Kettenschlösser, die bis ins 20. Jahrhundert zu sehen waren und unzweifelhaft auf den dompröpstischen Kerker in Fürth hinwiesen.[4]
Bis 1683 wurden die amtlichen Verhandlungen noch in diesem Haus vorgenommen.[5] Offensichtlich bewirkten u. a. die Baumaßnahmen am brandenburgischen Geleitsamt[6] nach dem Dreißigjährigen Krieg, dass auch die Bamberger einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis Rechnung trugen und einen Neubau ihres Amtssitzes in Fürth am oberen Grünen Markt bzw. dem Beginn der Bauernstraße seit 1681 erstellten. 1683 kam es dann zur Verlegung, das alte Amtshaus war überflüssig und wurde verkauft.
Der bambergische Amtssitz als Privathaus
Gottlieb Wunschel gibt in seinem "Alt-Fürth"[7] als ersten bekannten Eigentümer
- Agidy Gelan, einen Weißgerber an.[8]
- 1723: Johann Meßelhäußer, Müller und Melber
- 1751: Johann Leonhard Rulein
- 1772: Matthäus Steeger[9]
- 1786: Matthäus Steeger, Sohn
- 1788: Matthäus Meyer
- 1799: Maria Meyer, verwitwete Besitzerin, die wieder verheiratet Helmreich heißt[10]
- 1817: Peter Helmreich, Melber
- 1846: J. G. Helmreich, Spezereihändler[11]
- 1859: Johann Georg Helmreich, Spezereihändler[12]
- 1867: Friedrich Kohler, Metzgermeister
- 1890: Friedrich und Anna Schneider, Privatierseheleute[13]
- 1891: Friedrich Schneider, Metzgermeister[14]
- 1893: Johann Ullrich Habel, Metzgermeister[15]
- 1895: Johann Andreas Bäuerlein, Metzgermeister[16]
Das Bambergische Amtshaus als Metzgerei bis zum Untergang
Seit 1895 war das ehemalige Amtshaus im Eigentum der Familie Bäuerlein. Aus dem Metzgermeister war nun ein Charcutier geworden. Neben dem Metzgermeister und seiner Familie führte Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth 1895 noch 14 weitere Familien als Bewohner der Königstraße 6 über drei Stockwerke verteilt auf.[17]
- 1895 Johann Andreas Bäuerlein, Metzgermeister
- 1935 Stephan Bäuerlein, Metzgermeister
Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Königstraße 6 am 21. Februar 1945, nachmittags 16:30 Uhr, ein Opfer der alliierten Luftangriffe. Das Haus wurde total zerstört und damit ging das alte, ehemalige bambergisch-dompröpstische Amtshaus endgültig unter.
Wiederaufbau der Königstraße 6 nach dem Zweiten Weltkrieg
In den Jahren 1948/49 wurde das Haus Königstraße 6 erneut aufgebaut. Jedoch verlangten die Auflagen der Stadt Fürth, den Neubau um etwa fünf bis sechs Meter von der Königstraße aus einzurücken. Damit sollte die Engstelle in diesem Bereich der Königstraße endgültig beseitigt werden. Hintergrund war wohl eine zweispurige Straßenbahnführung bis zur Endhaltestelle "Billinganlage" zu ermöglichen. Bis dahin endete die Zweispurigkeit der Straßenbahn nämlich am "Grünen Markt" und führte bis zur Maxbrücke und Billinganlage nur einspurig weiter.
Der eingerückte Neubau der Königstraße 6 kam daher auch teilweise auf den Grund der ehemaligen Wirtschaft "Schwarzer Bock" (vgl. Wunschelplan oben) in der Rednitzstraße 1 zu stehen. Der "Schwarze Bock" war dem Fliegerangriff vom 21. Februar 1945 ebenfalls zum Opfer gefallen.
1949 heiratete der Poppenreuther Leonhard Bär die Metzgerstochter Gertrud Bäuerlein. Der Hobbymaler Fritz Kleemann, der ebenfalls aus Poppenreuth stammte[18] schenkte dem Brautpaar zur Hochzeit ein selbstgemaltes Bild mit dem alten "Bambergischen Amtshaus" als Reminiszenz.
Dieses Gebäude wurde im Rahmen der Flächensanierung abgerissen.
Einzelnachweise
- ↑ zitiert nach Fronmüllerchronik, 1887, S. 727
- ↑ Fronmüller betont das unbekannte Erbauungsdatum, Fronmüllerchronik, 1887, S. 107; das Fürther Tagblatt vom 4. April 1934 mutmaßt unter der Überschrift Ein Alt-Fürther Kerker?, dass einerseits die Ausmaße der Sandsteinquader in den Grundmauern, sowie Katasterverzeichnisse und chronistische Schätzungen (hier leider nicht näher angegeben) auf ein mindestens vierhundertjähriges, wenn nicht gar fünfhundertjähriges Alter schließen lassen.
Ähnlich der Fürther Anzeiger vom 18. Juli 1935 (No. 165) - ↑ Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt (Buch), 2007, Seite 44
- ↑ vgl. dazu Fronmüller, der sich auf Egers Taschenbuch S. 181 beruft Fronmüllerchronik, 1887, S. 107 mit Verweis auf Anmerkung 321 (diese auf Seite 693)
ebenso diverse Zeitungsartikel wie: Fürther Tagblatt vom 4. April 1934, Fürther Anzeiger vom 18. Juli 1935 - ↑ Fronmüllerchronik ebenda
- ↑ In seinem Reisetagebuch von 1791 beschreibt Johann Michael Füssel das Geleitsamt wie folgt: "Es gehört zu demselben ein besonderes herrschaftliches Gebäude ..."; Johann Michael Füssel: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3, Palm, 1791, S. 11 - online-Digitalisat
- ↑ Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940, Abschnitt zu Königstraße
- ↑ Gottlieb Wunschel gibt als ältesten Eintrag im Salbuch 1723 auf Seite 194 an: "ein großes Wohnhauß unten am Eckh gegen die Bruckhn"
- ↑ Gottlieb Wunschel zitiert "Albigs Chronik": "Das dompropsteiliche Amtshauß war ehehin bei der untern Brücke, der jetzige Besitzer heißet Steger"
- ↑ Fürther Einwohnerbuch, 1799
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth, 1846
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth, 1859
- ↑ Adressbuch der Stadt Fürth, 1890
- ↑ Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1891; hier taucht er allerdings schon als Privatier auf
- ↑ Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1893
- ↑ Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1895
- ↑ Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1895 führt neben der Familie des Johann Bäuerlein, Metzgermeister, Hausbesitzer p; noch Bauer Karl, Spezereihändler p; Schmidt Johann, Güterlader 1; Ruppert Johann Heinrich, Fabrikarbeiter 1; Dietsch Johann, Kutscher 1; Stöckl Alois, Glasschleifer 1; Schneider Friedrich, Privatier 2; Rheingruber Johann Georg Karl, Agent 2; Übelhardt Magdalena, Witwe 2; Engel Christoph, Cartonagenarbeiter 2; Wirth Johann Konrad, Schreibergehilfe 3; Betz Magdalena, Schreinerwitwe 3; Wendel Franz, Tüncher 3; Krügel Sabine, Witwe 3; Greul Christina, Witwe 3;
Die Zahlen beziehen sich auf das Stockwerk. - ↑ Fritz Kleemann wohnte dann laut "Adress- und Handelsbuch der Stadt Fürth" von 1956 in der Rednitzstraße 15 und wurde als Handelsvertretung geführt
Bilder
Baugrube mit sichtbaren Köpfen der 14 m tiefen Betonbohrpfähle für die Tiefgarage der Stadthalle, März 1980 – das Gebäude links (Königstraße 6) wird später abgerissen, dahinter die bestehenden Häuser Königstraße 3 und Fachwerkhaus Königstraße 5
Das Haus Königstraße 6; rundherum der Abriss des Gänsbergs innerhalb der Flächensanierung, ca. 1975