Bambergisches Amtshaus (älteres vor 1683)

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Das ehemals alte Bambergische Amtshaus nach 1900 (Königstr. 6, alte Haus-Nr. 21 von 1792)
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Objekt
Ehemaliges bambergisch-dompropsteiliches Amtshaus
Bauherr
Dompropst zu Bamberg
Geokoordinate
49° 28' 46.70" N, 10° 59' 1.03" E
Abbruchjahr
1945, 1982

In dem Donationsbrief Konrad des Frommen vom 2. Februar 1303 heißt es "So haben wir auch gemacht und geschaffet, wo ein Domprobtey ist, daß der einen Amtmann setzen soll, der sein Pfleger sei."[1] Als der Flecken Fürth Größenordnungen angenommen hatte, dass der bambergisch-dompropsteilichen Verwaltung eine angemessene Präsenz vor Ort im Sinne dieser Schenkungsurkunde angeraten schien, errichtete sie an der Unteren Frankfurter Straße, nahe der Brücke über die Rednitz, als Dienstsitz des Amtmanns ein Amtshaus.


Geschichte

Das bambergisch-dompropsteiliche Amtshaus

Die genauen Ursprünge sowie das Baudatum sind bisher nicht eruiert, doch gehen Vermutungen zur Bauzeit anhand der massiven Grundmauern ins frühe 17. Jahrhundert, evtl. sogar ins frühe 16. Jahrhundert zurück.[2] Der Amtmann übte in Fürth die niedere Gerichtsbarkeit aus.[3] Die solide Bauweise des Amtsitzes könnte die Ursache sein, dass dieser Verwüstungen - sonderlich im Dreißigjährigen Krieg - einigermaßen überstand. Zumindest eigneten sich die massiven Grundmauern Wiedererrichtungen und Reparaturmaßnahmen darauf auszuführen.
Im Paterre des Hauses befanden sich die Arrestzellen mit den KettenringeN an der Wand, die bis ins 20. Jahrhundert zu sehen waren und unzweifelhaft auf den dompröpstischen Kerker in Fürth hinwiesen.[4]

Bis 1683 wurden die amtlichen Verhandlungen noch in diesem Haus vorgenommen.[5] Offensichtlich bewirkten u. a. die Baumaßnahmen am brandenburgischen Geleitsamt[6] nach dem Dreißigjährigen Krieg, dass auch die Bamberger einem gesteigerten Repräsentationsbedürfnis Rechnung trugen und einen Neubau ihres Amtssitzes in Fürth am oberen Grünen Markt bzw. dem Beginn der Bauernstraße seit 1681 erstellten. 1683 kam es dann zur Verlegung, das alte Amtshaus war überflüssig und wurde verkauft.

Maxbrücke und untere Königstraße; rot markiert das ehemalige bambergische Amtshaus

Der bambergische Amtssitz als Privathaus

Gottlieb Wunschel gibt in seinem "Alt-Fürth"[7] als ersten bekannten Eigentümer

  • Agidy Gelan, einen Weißgerber an.[8]
  • 1723: Johann Meßelhäußer, Müller und Melber
  • 1751: Johann Leonhard Rulein
  • 1772: Matthäus Steeger[9]
  • 1786: Matthäus Steeger, Sohn
  • 1788: Matthäus Meyer
  • 1799: Maria Meyer, verwitwete Besitzerin, die wieder verheiratet Helmreich heißt[10]
  • 1817: Peter Helmreich, Melber
  • 1846: J. G. Helmreich, Spezereihändler[11]
  • 1859: Johann Georg Helmreich, Spezereihändler[12]
  • 1867: Friedrich Kohler, Metzgermeister
  • 1890: Friedrich und Anna Schneider, Privatierseheleute[13]
  • 1891: Friedrich Schneider, Metzgermeister[14]
  • 1893: Johann Ullrich Habel, Metzgermeister[15]
  • 1895: Johann Andreas Bäuerlein, Metzgermeister[16]

Das Bambergische Amtshaus als Metzgerei bis zum Untergang

Charcutier im ehem. Amtshaus um 1910
Eichenholz Anschlagsbrett des bamb. Amtshauses

Seit 1895 war das ehemalige Amtshaus im Eigentum der Familie Bäuerlein. Aus dem Metzgermeister war nun ein Charcutier geworden. Neben dem Metzgermeister und seiner Familie führte Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth 1895 noch 14 weitere Familien als Bewohner der Königstraße 6 über drei Stockwerke verteilt auf.[17]

  • 1895 Johann Andreas Bäuerlein, Metzgermeister
  • 1935 Stefan Bäuerlein, Metzgermeister

Das Straßenniveau wurde in der unteren Königstraße im näheren Umfeld der Brücke - vermutlich schon mit dem Bau der Maxbrücke - angehoben. Die entsprechenden Dammarbeiten sollten wohl auch die häufigen Hochwasser zurückhalten. Der Effekt war aber, dass die Häuser (u.a. Königstraße 2, Königstraße 4, Königstraße 6) tiefer zu liegen kamen. In der Königstraße 6 musste man z.B. von der Eingangstüre aus zwei Stufen nach unten treten[18].

Im Zweiten Weltkrieg wurde das Haus Königstraße 6 am 21. Februar 1945, nachmittags 16:30 Uhr, ein Opfer der alliierten Luftangriffe. Das Haus wurde total zerstört und damit ging das alte, ehemalige bambergisch-dompröpstische Amtshaus endgültig unter.
Als einziges Überbleibsel des Bombenangriffs blieb das Anschlagsbrett der Haustüre, das noch an das alte Amtshaus erinnert. Das Brett weist Schnitzereien auf und ist in Eiche gearbeitet.


Wiederaufbau der Königstraße 6 in den Jahren 1948/49
Metzgerei Bäuerlein/Bär
Königstr. 6; Gemälde Fritz Kleemann 1949

Wiederaufbau der Königstraße 6 nach dem Zweiten Weltkrieg

  • Gunda Bäuerlein und Leonhard Bär

In den Jahren 1948/49 wurde das Haus Königstraße 6 erneut aufgebaut. Jedoch verlangten die Auflagen der Stadt Fürth, den Neubau um etwa fünf bis sechs Meter von der Königstraße aus einzurücken. Damit sollte die Engstelle in diesem Bereich der Königstraße endgültig beseitigt werden. Hintergrund war wohl, eine zweispurige Straßenbahnführung bis zur Endhaltestelle "Billinganlage" zu ermöglichen. Bis dahin endete die Zweispurigkeit der Straßenbahn nämlich am "Grünen Markt" und führte bis zur Maxbrücke einspurig weiter; um nach der Brücke bis zur Billinganlage wieder zweispurig weiter zu führen.

Der eingerückte Neubau der Königstraße 6 kam daher auch teilweise auf den Grund der ehemaligen Wirtschaft "Schwarzer Bock" (vgl. Wunschelplan oben) in der Rednitzstraße 1 zu stehen. Der "Schwarze Bock" war dem Fliegerangriff vom 21. Februar 1945 ebenfalls zum Opfer gefallen.
1949 heiratete der Poppenreuther Leonhard Bär die Metzgerstochter Gertrud Bäuerlein. Der Hobbymaler Fritz Kleemann, der ebenfalls aus Poppenreuth stammte[19], schenkte dem Brautpaar zur Hochzeit ein selbstgemaltes Bild mit dem alten "Bambergischen Amtshaus" als Reminiszenz.
Der Metzgereibetrieb wurde am 16. Februar 1974 eingestellt.[20] Dies mochte bereits unter dem Eindruck entstanden sein, dass die Stadt Fürth das Haus unbedingt kaufen wollte, um die Stadthalle zu bauen. Nach knapp 25 Jahren Metzgereibetrieb im Neubau nach dem Zweiten Weltkrieg wurde das Haus zum reinen Wohnhaus umgestaltet.

Der Abriss des wiederaufgebauten Gebäudes Königstraße 6

Die große Flächensanierung des Gänsbergs berührte schließlich auch die Königstraße. Leonhard Bär konnte sich nicht damit abfinden, dass sein Haus - nach dem Bombenschäden im Krieg mühsam in den Jahren 1948/49 neu errichtet - diesen Plänen geopfert werden sollte. Entsprechend hartnäckig verliefen die Verkaufsverhandlungen für dieses Gebäude und zogen sich über Jahre hin.

Das Haus Königstraße 6 trotzte als Letztes dem Abriss

Rundherum wurden die Häuser abgerissen, doch die Königstraße 6 stand noch. Die Fürther Nachrichten berichteten darüber und stellten dabei den Kontrast zur Neubebauung heraus.[21]

Dreieinhalb Jahre später konnten die Fürther Nachrichten endlich Vollzug melden. Der Metzgermeister Bär wollte den Abriss seines Lebenswerkes nicht erleben. Vier Wochen bevor es tatsächlich so weit war, starb er dann. In der Ausgabe vom 4. August 1982 machte die Zeitung mit einem Abrissbild auf und schrieb unter der Überschrift:

"Platz für den Stadthallenhof:
Wo Neues entstehen soll, muß Altes weichen. In diesen Tagen wird das Haus in der Königstraße 6 dem Platzanspruch der Stadthalle weichen. Das letzte Haus zur Maxbrücke hin, ein Nachkriegsbau ehemals mit Wohnungen und Geschäften, wurde von der Stadt in langwierigen Verhandlungen erworben. Noch gerade rechtzeitig konnten alle Mieter umgesiedelt werden, um den Bautermin des neuen Prunkhaus nicht zu gefährden. Die freiwerdende Fläche wird etwa zur Hälfte für den Anliegerhof der Stadthalle genutzt. Der Rest wird in die Außenanlagen einbezogen und mit Grün und Blütenpracht versehen. Im Bereich der Bushaltestelle wird der Gehsteig einen kleinen Teil der ehemaligen Hausfläche beanspruchen."

Der ungefähre Standort des ersten und damit älteren dompröpstisch-bambergischen Amtshauses in Fürth (rot markiert)


Einzelnachweise

  1. zitiert nach Fronmüllerchronik, 1887, S. 727
  2. Fronmüller betont das unbekannte Erbauungsdatum, Fronmüllerchronik, 1887, S. 107; das Fürther Tagblatt vom 4. April 1934 mutmaßt unter der Überschrift Ein Alt-Fürther Kerker?, dass einerseits die Ausmaße der Sandsteinquader in den Grundmauern, sowie Katasterverzeichnisse und chronistische Schätzungen (hier leider nicht näher angegeben) auf ein mindestens vierhundertjähriges, wenn nicht gar fünfhundertjähriges Alter schließen lassen.
    Ähnlich der Fürther Anzeiger vom 18. Juli 1935 (No. 165)
  3. Barbara Ohm: Fürth - Geschichte der Stadt (Buch), 2007, Seite 44
  4. vgl. dazu Fronmüller, der sich auf Egers Taschenbuch S. 181 beruft Fronmüllerchronik, 1887, S. 107 mit Verweis auf Anmerkung 321 (diese auf Seite 693)
    ebenso diverse Zeitungsartikel wie: Fürther Tagblatt vom 4. April 1934, Fürther Anzeiger vom 18. Juli 1935
  5. Fronmüllerchronik ebenda
  6. In seinem Reisetagebuch von 1791 beschreibt Johann Michael Füssel das Geleitsamt wie folgt: "Es gehört zu demselben ein besonderes herrschaftliches Gebäude ..."; Johann Michael Füssel: "Unser Tagbuch: oder, Erfahrungen und Bemerkungen eines Hofmeisters und seiner Zöglinge auf einer Reise durch einen grossen Theil des Fränkischen Kreises nach Carlsbad und durch Bayern und Passau nach Linz", Band 3, Palm, 1791, S. 11 - online-Digitalisat
  7. Gottlieb Wunschel: Alt-Fürth, 1940, Abschnitt zu Königstraße
  8. Gottlieb Wunschel gibt als ältesten Eintrag im Salbuch 1723 auf Seite 194 an: "ein großes Wohnhauß unten am Eckh gegen die Bruckhn"
  9. Gottlieb Wunschel zitiert "Albigs Chronik": "Das dompropsteiliche Amtshauß war ehehin bei der untern Brücke, der jetzige Besitzer heißet Steger"
  10. Fürther Einwohnerbuch, 1799
  11. Adressbuch der Stadt Fürth, 1846
  12. Adressbuch der Stadt Fürth, 1859
  13. Adressbuch der Stadt Fürth, 1890
  14. Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1891; hier taucht er allerdings schon als Privatier auf
  15. Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1893
  16. Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1895
  17. Schmittners Adreß- und Geschäftshandbuch von Fürth, 1895 führt neben der Familie des Johann Bäuerlein, Metzgermeister, Hausbesitzer p; noch Bauer Karl, Spezereihändler p; Schmidt Johann, Güterlader 1; Ruppert Johann Heinrich, Fabrikarbeiter 1; Dietsch Johann, Kutscher 1; Stöckl Alois, Glasschleifer 1; Schneider Friedrich, Privatier 2; Rheingruber Johann Georg Karl, Agent 2; Übelhardt Magdalena, Witwe 2; Engel Christoph, Cartonagenarbeiter 2; Wirth Johann Konrad, Schreibergehilfe 3; Betz Magdalena, Schreinerwitwe 3; Wendel Franz, Tüncher 3; Krügel Sabine, Witwe 3; Greul Christina, Witwe 3;
    Die Zahlen beziehen sich auf das Stockwerk.
  18. Dies gilt nur für das alte Gebäude "Bambergisches Amtshaus". Beim Wiederaufbau 1948/49 nach dem Zweiten Weltkrieg wurde auch der Bau Königstraße 6 angehoben.
  19. Fritz Kleemann wohnte dann laut "Adress- und Handelsbuch der Stadt Fürth" von 1956 in der Rednitzstraße 15 und wurde als Handelsvertretung geführt
  20. Die Gewerbeabmeldung erfolgte von Gunda Bäuerlein. Der Betrieb bestand also nach der Kriegsunterbrechung wieder seit dem 1. April 1949. Gleichzeitig wurde auch die Filiale in der Albrecht-Dürer-Straße 2 aufgegeben.
  21. "Versunkenes `Charcutier´-Idyll" mit der hinweisenden Leitüberschrift: "Starke Kontraste zwischen damals und heute in der Unteren Königstraße der Altstadt" in: Fürther Nachrichten vom 6. März 1979

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