Willy Seidl

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Willy Seidl (geb. 1900 in Wien; gest.) war Theaterintendant am Stadttheater Fürth. Seidl war seit dem 30. April 1933 überzeugtes Mitglied der NSDAP mit der Mitgliedsnummer 2.614.198.[1]

Leben und Wirken

Nach der Schulzeit schloss Seidl eine Ausbildung am "Neuen Wiener Konservatorium" in Wien als Kapellmeister ab. Dieser Tätigkeit ging er einige Jahre als "ausübender Künstler" nach, bis er schließlich in den Mittelfränkischen Raum kam.[2] Seidl arbeitete zunächst am Opernhaus in Nürnberg als musikalischer Leiter der Operette, ehe er 1933 nach Fürth als Intendant wechselte. Der Wechsel erfolgte aufgrund des Auslaufen der Zusammenarbeit der beiden Häuser - Fürth entschied sich für die Eigenständigkeit und warb Seidl als neue Leitung ab.[3] Vermutlich hat bei der Entscheidung zur Übertragung der Führung des Hauses die Parteimitgliedschaft in der NSDAP mit beigetragen - da der selbsternannte Theaterreferent und künftige Oberbürgermeister der Stadt Fürth, Franz Jakob, ebenfalls Mitglied der NSDAP war. Seidl selbst begrüßt die Fürther Theaterfreunde in einer 1933 erschienen Broschüre des Stadttheaters mit folgenden Wort:

Als Nationalsozialist liegt es mir nicht, ein weitschweifiges Programm zu entwickeln. Wir haben ja auf allen Gebieten des Arbeits- und Geisteslebens nur ein Leitstern, nur ein Richtsatz: Für Volk und Vaterland im Geiste unseres Führers Adolf Hitler![4]

Zu seinem Stellvertreter wird Fritz Bernet ernannt, der selbst Sänger und Darsteller am Fürther Theater war.

1938 wird Seidl vom Reichspropagandaminister Joseph Goebbels nach Wien in das Raimundtheater versetzt.[5] Das wirtschaftlich in Schieflage geratene Traditionshaus im 6. Wiener Gemeindebezirk Mariahilf in der Wallgasse 18–20 wurde dem neuen Eigentümer übertragen, der Kulturabteilung (D.A.F.) und NS-Gemeinschaft "Kraft durch Freude". Goebbels wollte bei der Leitung nichts dem Zufall überlassen und versetzte den parteitreuen Fürther Intendanten Seidl an die parteieigene Operettenbühne. Seidl dankte es Goebbels damit, dass er in Wien neu zu schaffende "arische" Operetten als eigentliches Ziel seiner Spielplanpolitik anstrebte. Dabei sollte mit "eingeführter und geschulter Spielgemeinde" vorallem nationalsozialistische Künstler aus dem sog. "Altreich" den Vorzug bekommen.[6]

Seidl musste noch bis Mitte der 1940er Jahre Kontakt zu seinem ehem. Theaterreferenten aus Fürth, Franz Jakob, im besetzten Polen gehabt haben. So nahm er von seinem Hauskomponisten Erik Jaksch im Juni 1944 die neue Operette "Veronika" im Sommerprogramm auf, dass eigens zuvor erstmals bei der "Thorner Urauführungswochen" gezeigt wurde, neben anderen "ostmärkischen" Stücken.[7] Das Stück "Veronika", dass von der Presse als "Bäuerliches Spiel um ein angeblich uneheliches Kind" beschrieben wurde, war das letzte Bühnenstück, dass den politischen Ansprüchen der Nationalsozialisten im Rahmen der Wehrmachtsvorstellungen im Auftrag der NS-Organisation "Kraft durch Freude" am Raimundtheater in Wien produziert und gespielt wurde.

Seidl führte das Theater noch bis zu seiner Schließung am 30. August 1944.[8] Dabei soll er noch bis zum Schluß selbst immer wieder als Dirigent von Konzerten mitgewirkt haben. Danach verliert sich die Spur. Über den weiteren Werdegang Seidls ist aktuell noch nichts bekannt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Michael Wladika (Hg.): Die Musikschule der Stadt Wien im Nationalsozialismus - Eine "ideologische Lehr- und Lerngemeinschaft". Wien, Hollitzer Verlag, 2020, S. 165
  2. Willy Seidl übernimmt das Theater in der Wein. In: Neues Wiener Abendblatt vom 13. Juli 1938, S. 5 - online abrufbar
  3. Emil Ammon, Josef Peter Kleinert: Stadttheater Fürth 1902 - 2002, in: 100 Jahre Stadttheater Fürth, Cadolzburg, ars vivendi, 2002, S. 65 ff.
  4. Stadttheater Fürth i. B. - Intendant Willy Seidl - Spielzeit 1933 - 34, Fürth, Eigenverlag, S. 4 ff.
  5. Opera Lounge - Homepage: Auch Landser hätten´s gern frivol! Online abgerufen am 10. Juni 2021 | 23.14 Uhr online abrufbar
  6. Michael Wladika (Hg.): Die Musikschule der Stadt Wien im Nationalsozialismus - Eine "ideologische Lehr- und Lerngemeinschaft". Wien, Hollitzer Verlag, 2020, S. 166
  7. Michael Wladika (Hg.): Die Musikschule der Stadt Wien im Nationalsozialismus - Eine "ideologische Lehr- und Lerngemeinschaft". Wien, Hollitzer Verlag, 2020, S. 173
  8. WienGeschichteWiki; Raimundtheater, online abgerufen 10. Juni 2021 | 23.12 Uhr - online abrufbar

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