David Einhorn

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David Einhorn, Dr. phil., (geb. 10. November 1809 in Diespeck, gest. 2. November 1879 in New York), jüdischer Theologe und einer der Gründerväter und führenden Figuren der jüdischen Reformbewegung in Amerika, war Sohn des Maier Mendel Einhorn und dessen Frau Karoline (geb. 1776; gest. am 2. Mai 1855 in Fürth). Er war seit 1844 mit Julia Julie Henriette, geb. Ochs aus Kreuznach verheiratet, mit der er neun Kinder hatte.[1]

Leben und Wirken

Die Zeit in Europa

David Einhorn war seit seinem zehnten Lebensjahr Schüler von Wolf Hamburger[2] und Josua Moses Falkenau an der Jeschiwa in Fürth. Bereits mit 17 Jahren erwarb er sich den Morenu-Titel.[3] 1829 wurde er in Fürth zum Rabbiner ordiniert.[4] Nach weiteren Studien in Würzburg, München und Erlangen erlangte er die Promotion im Februar 1834. Er war stark beeinflusst von Abraham Geiger und erklärte öffentlich, dass der Talmud keine göttliche Autorität habe und drängte darauf den Gottesdienst in Deutsch zu halten.[5]

  • Als er 1838 zum Rabbiner der Gemeinde in Welbhausen berufen wurde, weigerte sich die bayerische Regierung aufgrund seiner radikalen Positionen, seine Ernennung zu bestätigen.[5]
  • Von 1842 bis 1847 war er Rabbiner von Hoppstädten und dazu noch Landesrabbiner des Fürstentums Birkenfeld. Auf der Breslauer Konfernz 1846 wurde Einhorn zum Vorsitzenden des Ausschusses für Speisevorschriften (Kaschrut) ernannt[3]
  • 1844 heiratete David Einhorn Henriette Ochs. Aus der Ehe gingen neun Kinder hervor.
  • 1847 wurde David Einhorn Oberrabbiner von Mecklenburg-Schwerin.
  • 1851 Ruf an die Reformgemeinde zu Pest, den die neoabsolutistische Regierung Österreichs 1852 aussetzte.[6] Der Tempel wurde daraufhin sogar geschlossen.


Die Zeit in Amerika

עלת תמיד - Olat Tamid, Gebetbuch von David Einhorn
  • 1855 wurde er Rabbiner der Har-Sinai Gemeinde in Baltimore. Dort schrieb er ein Gebetbuch (עלת תמיד - Olat Tamid), das Samuel Hirsch in seinem Nekrolog auf David Einhorn zu dessen Hauptwerken zählte.[7] Dieses neue jüdisch reformierte Gebetbuch war größtenteils in deutscher Sprache, verkürzte den traditionellen Gottesdienst, brachte die Universalität der Menschheit zum Ausdruck, schwächte Israel als auserwähltes Volk ab und entfernte alle Hinweise auf einen persönlichen Messias, die Rückkehr nach Israel oder gar die Wiederaufnahme des Opferkultes.[5]
  • 1861, mit Beginn des Sezessionskrieges, stellte sich Einhorn klar auf die Seite der Unionisten und gegen die Slaverei.[8] In dem sklavenfreundlichen Maryland war er seines Lebens nicht mehr sicher und floh in der Nacht des 22. April 1861 nach Philadelphia.
  • 1861 bis 1866 wurde er Rabbiner der Kongregation Keneseth Israel in Philadelphia. Einhorn kämpfte von seiner Kanzel und in seiner Zeitschrift "Sinai"[9], die er bis 1863 in Deutsch fortführte, für liberalere Ansichten.
  • 1866 Rabbiner der Gemeinde Adath Yeshurun in New York[10].
  • 1874 bis 1879 Rabbiner der Gemeinde Beth El in New York.
  • 1879 am 2. November starb David Einhorn und wurde auf dem Green-Wood-Friedhof in New York/Brooklyn begraben.

Sonstiges

David Einhorn hatte zusammen mit Julia, geb. Ochs fünf Töchter und vier Söhne. Johanna, die dritte Tochter heiratete den Fürther Dr. Kaufmann Kohler, der die Beth-El Gemeinde ihres Vaters übernahm. Mathilda, die vierte Tochter heiratete Dr. Emil G. Hirsch.
Sussmann Sigmund Max Einhorn, der Bruder von David, war Lederhändler in Fürth und liegt seit 1883 auf dem alten Jüdischen Friedhof in Fürth begraben.[11]

Werke

  • David Einhorn: Trauerrede anlässlich des Tods von Abraham Lincoln, Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika, gehalten im Tempel der Keneseth Israel Gemeinde zu Philadelphia - online verfügbar
  • David Einhorn: Das Princip des Mosaismus - und dessen Verhältnis zum Heidenthum und rabbinischen Judenthum, Leipzig 1854 - online verfügbar

Weblinks

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Biographische Angaben nach "David Einhorn" - Geni
  2. Christian Wiese: "Priestervolk einer universalen Vernunftreligion", in: Gerhard Schreiber (Hrsg): "Interesse am Anderen - Interdisziplinäre Beiträge zum Verhältnis von Religion und Rationalität", 2019, Seite 190 online verfügbar
  3. 3,0 3,1 siehe Cyrus Adler, Kaufmann Köhler: "Einhorn, David" Jewish Encyclopedia
  4. siehe Rabbiner David Einhorn
  5. 5,0 5,1 5,2 siehe "Jewish Virtual Library" zu David Einhorn - online verfügbar
  6. Vermutlich auch als Ergebnis des sog. Silvesterpatentes, eines kaiserlichen Patentes, das die Verfassung aufhob und damit eine restriktive Judenpolitik Österreichs auslöste. Siehe dazu: Hannelore Burger: "Heimatrecht und Staatsbürgerschaft österreichischer Juden - vom Ende des 18. Jahrhunderts bis in die Gegenwart", Studien zu Politik und Verwaltung, Bd 108, 2014, Seite 64 ff online verfügbar
  7. siehe Nekrolog auf David Einhorn, S. 6
  8. "Jeder Jude, der seine Hand gegen die Union erhebt, ist als Jude einem Vatermord gleichzusetzen." David Einhorn, Sinai , VI, Nr. 7, p. 208, August 1861. Er schrieb als Entgegnung zu Rabbi Raphall, der die Sklaverei in der Bibel schon als gegeben vorfand - mit Verweis auf Noahs Sohn Ham in Gen 9,25 oder den Zehn Geboten in Ex. 20, 10 ("Knecht/Magd" = Sklave/Sklavin) - "The Jew, a descendant of the race that offers daily praises to God for deliverance out of the house of bondage in Egypt, and even today suffers under the yoke of slavery in most places of the old world, crying out to God, undertook to designate slavery as a perfectly sinless institution, sanctioned by God!"; in: "Remember that you were a slave" Jewish Museum of Maryland
  9. Monatszeitschrift im Interesse eines radikalen Reformjudentums in deutscher Sprache
  10. Die Gemeinde Adath Yeshurun vereinigte sich später mit Ansche Chesed und wurde schließlich in "Beth-El" umbenannt. Siehe Kestenbaums Text anlässlich Auktion vom 19. Januar 2023 zu "David Einhorn - Carte de visite Photograph": "Eventually Einhorn relocated to New York, where he became rabbi of a new congregation Adas Jeshurun, which later merged with Ansche Chesed and was renamed Congregation Beh-El, the flagship of Reform Judaism in New York City".
  11. siehe Gisela Naomi Blume: Der alte jüdische Friedhof in Fürth, 2007, Seite 326

Bilder