Robert Wild

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Dr. Robert Wild (geb. 28. Dezember 1875 in Klingenberg a. M.; gest. 26. Februar 1950 in Regensburg) war Oberbürgermeister und ein engagierter Förderer der Stadt Fürth.

Leben

Wild studierte nach der Schulzeit Rechtswissenschaften und Volkswirtschaft in Erlangen und promovierte zum Dr. jur. in Heidelberg. Im Jahr 1901 begann Wild seine Verwaltungslaufbahn bei der Regierung der Oberpfalz. Es folgte ein Wechsel zum Bezirksamt (heute Landratsamt) in Donauwörth. Ab 1906 arbeitete Wild als Rechtsrat der Stadt Regensburg, bis er schließlich am 12. Februar 1914 zum Bürgermeister der Stadt Fürth gewählt wurde. Die 41 Gemeindebevollmächtigten stimmten einstimmig für Dr. Wild. Er wurde am Freitag, den 13. März 1914 in sein Amt als 1. rechtskundiger Bürgermeister der Stadt Fürth eingeführt. Die Bezeichnung "Oberbürgermeister" erhielt Dr. Wild erst am 2. Februar 1917 durch König Ludwig III.[1]

Kurz nach Dienstantritt begann der Erste Weltkrieg, für die exportorientierte Industrie der Stadt Fürth eine Katastrophe. Über 1/5 der erwerbsfähigen Männer mussten in den Krieg ziehen. Wild leitete große Hilfssammlungen ein, an denen er sich persönlich mit großem Einsatz beteiligte. So verzichtete er auf ein halbes Jahresgehalt zu Gunsten einer Hilfssammlung für Angehörige gefallener Soldaten. Nach dem Krieg konnte Wild einige Wirtschaftbetriebe erneut in Fürth ansiedeln, sodass der wirtschaftliche Erfolg auch der Bevölkerung zugute kam. So gelangen ihm u. a. die Ansiedlungen der Süddeutschen Lebensmittelwerke, des Filialbetriebs der Gothaer Waggonfabrik auf der späteren Hardhöhe und der Dessauer Junkers-Flugzeugwerke. Der 1916/17 angelegte Flugplatz in Atzenhof konnte 1920 zu einem Zivilluftverkehrshafen umgewandelt werden, eine Flugüberwachungsstelle entstand. Weitere verkehrspolitische Entscheidungen fielen in seine Amtszeit. Die Einstellung der Ludwigseisenbahn am 1. November 1922 und der damit verbundenen Einführung des Schnellbahnverkehrs/Straßenbahn, sowie den Ausbau der Wasserstraßen in Fürth. Als erster Vorsitzender der Ortsgruppe Fürth des "Vereins zur Hebung der Fluss- und Kanalschifffahrt in Bayern" und als Aufsichtsratsmitglied der Rhein-Main-Donau AG trieb er den Ausbau des neuen Kanals voran.

Rücktritte als OB

Insgesamt trat Dr. Wild dreimal als Oberbürgermeister zurück, sicherlich einmalig in der Fürther Geschichte. Die Rücktritte waren stets nicht freiwillig, sondern durch politische Bewegungen eingeleitet worden.

1. Rücktritt

Als am 7. April 1919 in München die Räterepublik ausgerufen wurde, kam es auch in Fürth auf Initiative der USPD zur Gründung eines Arbeiter- und Soldatenrates, woraufhin Dr. Wild kurzzeitig zurücktreten musste. Doch bereits am 11. April 1919 endete dieser kurze Systemwechsel. Durch eine erneute Wahl kam Dr. Wild bereits am 7. September 1919 in das Amt des Oberbürgermeisters.

2. Rücktritt

In einer Volksabstimmung am Sonntag, den 22. Januar 1922 stimmten von 10 bis 17 Uhr alle Wahlberechtigten Fürths mit bayerischer Staatsangehörigkeit über 20 Jahren und seit sechs Monaten in Fürth lebend in der Frage der „Eingemeindung der Städte Nürnberg und Fürth“ wie folgt ab: 64,8 % stimmten gegen einen Zusammenschluss der Städte Fürth und Nürnberg. Der Stadtrat, der sich zuvor mehrheitlich für den Zusammenschluss entschieden hatte, trat gemeinsam mit dem OB Dr. Wild aufgrund des Ergebnisses noch im Februar 1922 geschlossen zurück. Am 14. Mai 1922 fanden die Neuwahlen statt, Dr. Wild wurde erneut zum OB gewählt, obwohl er sich vorher noch für die Eingemeindung stark gemacht hatte.[2]

3. Rücktritt

Der 3. Rücktritt war eher ein erzwungener Rücktritt, der in den vorzeitigen Ruhestand führte - und dieses Mal endgültig war. Von Hitler und dessen nationalsozialistischen Parteigenossen in Fürth hielt Dr. Wild bekanntlich nicht sonderlich viel und vertrat diese Position auch öffentlich: so weigerte er sich u. a. im Februar 1933 Adolf Hitler am Flugplatz Fürth-Atzenhof zu empfangen. Am 16. März 1933 wurde er durch die Nationalsozialisten zum Rücktritt gezwungen. Der 57-jährige Wild wurde am 17. März 1933 mit sofortiger Wirkung beurlaubt und am 1. Mai 1933 in den Ruhestand versetzt. Sein Nachfolger wurde der NSDAP-Stadtrat Franz Jakob, der maßgeblich seinen Rücktritt mit erzwungen hatte.

Wirken und Leistungen

In Dr. Wilds Ära erweiterte sich die Fläche des Stadtgebietes dank einiger Eingemeindungen von 2445 auf 4444 ha. Die Einwohnerzahl konnte sich u. a. auch deshalb von 67.000 auf 77.000 Einwohner erhöhen. Zu den eingemeindeten Ortschaften gehörten Unterfarrnbach (1918), Burgfarrnbach (1923), Kronach und Ronhof (1927). Die veraltete Ludwigseisenbahn wurde durch eine zeitgemäße Straßenbahn ersetzt. Zudem entstanden viele bedeutende Bauten, darunter das neue Krankenhaus, die Jahnturnhalle und der Hans-Lohnert-Sportplatz. Er unterstützte den sozialen Wohnungsbau und die Ansiedlung der Junkers Flugzeugwerke sowie der Gothaer Waggonfabrik. Zudem war er u. a. Gründungsmitglied von Alt-Fürth.

Am 26. Februar 1950 verstarb Dr. Wild im Alter von 74 Jahren in Regensburg. Seine Beisetzungsfeier fand am 1. März 1950 im Krematorium des Nürnberger Westfriedhofs statt.

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuster Zeit. Vandenhoeck & Ruprecht Göttingen, 1974, S. 170 ff.
  2. Manfred Mümmler: Das Volk sagte nein. In: Fürther Nachrichten vom 15. Februar 1995

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