Bilderbücherfabrik Löwensohn

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Bilderbücherfabrik Löwensohn
Briefkopf Bilderbücherfabrik Löwensohn.PNG
Gründung: 1844
Schließung: 1937 (Verkauf an die Kunstanstalten May)
Daten
Hauptsitz: Sternstraße 19 (1852-1876)

Blumenstraße 15 (1876-1883)

Sommerstraße 16 / 18 / 20 (1883-1937)

Neubauten: Sommerstraße 16 / 18 / 20 (1882)
Gesellschaftsform: seit 1890: OHG

Die Bilderbücherfabrik Löwensohn produzierte von 1882 bis 1937 in der Fürther Sommerstraße 16, 18 u. 20 Bilderbücher in zahlreichen Sprachen.


Geschichte

In der Sternstraße 19 war von 1852 bis 1876 der Firmensitz
Originalunterschrift Löwensohn (vermutlich Gustav) auf einem Vertrag vom 14. Januar 1925
Firmenstempel Löwensohn auf einem Vertrag vom 3. März 1932
Firmenstempel Pestalozziverlag auf einem Vertrag vom 10. Januar 1938

Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn in Fürth im Jahre 1844 zurück. Der Firmenname lautete G. Löwensohn Buchhandlung Lithographische Anstalt & Druckerei. Er produzierte ab 1856 Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher. Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung nach der Übernahme 1871 weiter aus. 1883 verlegte die Firma ihre lithographische Kunstanstalt von der Blumen- in die Sommerstraße.[1] 1890 erfolgte die Umwandlung in eine OHG. Albert Rosenfelder stieg mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma ein. 1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment. Bernhard Löwensohn formulierte prägnant in seiner Festrede zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1894: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“[2] Anlässlich ihres Firmenjubiläums haben die Brüder Löwensohn in diesem Jahr ein Arbeiterstiftung mit einem Betrag von je 15.000 Mark begründet.[3] 1919 übernehmen die beiden Söhne von Theodor Löwensohn, Robert und Gustav Löwensohn, zusammen mit Ernst Rosenfelder, der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater Albert Rosenfelder nach dessen Tod 1916 erbte, die Leitung der Bilderbücherfabrik.

Arisierung

Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten. Gustav und Robert Löwensohn mussten 1937 den Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkaufen und erhielten ledliglich 5 % des Kaufpreises, den Rest der Verkaufssumme behielt der NS-Staat.[4] Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und trat nun unter dem Namen Pestalozzi-Verlag auf, den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernahm die Geschäftsführung.

Gustav Löwensohn, sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth wurden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber, Ernst Rosenfelder, überlebte im Londoner Exil.

Nachkriegszeit

1949 wurden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhielten 50 %, die anderen 50 % verblieben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt hatten, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 1960er Jahren entwickelte sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und war Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollten ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich waren jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschloss sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wurde die Produktion nach Erlangen verlagert; im April war die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth.

Die damals vom Verlag herausgegebenen Serien an Kinderbüchlein im einheitlichen Heftformat vom 12,5 cm x 9 cm mit kindgerechten Texten und herrlichen Illustrationen waren in den 1970er Jahren ein Renner. Die zeittypischen Themen waren u. a. Heidi, Walt Disneys Aristocats, Mogli-Büchlein aus Walt Disneys „Das Dschungelbuch“, Robin Hood. Aus der Micky-Maus-Buchreihe mit Donald Duck und Onkel Dagobert erschienen 52 Büchlein.

Nach der Umsiedelung nach Erlangen kaufte der Pestalozziverlag den Scholz-Mainz-Verlag (1972), den Stuttgarter Boje-Verlag (1983) und den Kinderbuchbereich von Mulder BV (1988). Nach Umsatzrückgängen erwarb 1998 die dänische Egmont-Medienholding den Verlag und führte ihn ein Jahr lang als "Egmont-P." weiter. Seit 1999 gehört er zum Egmont-Franz-Schneider-Verlag in München.

Einige ehemalige Erlanger Mitarbeiter betrieben die Druckerei dort als "BoardBook GmbH" weiter.

Leitung

Gegründet von Gerson Löwensohn, fortgeführt von Bernhard und Theodor Löwensohn, zuletzt geführt von Enkel Gustav Löwensohn. 1937/38 übernimmt der langjährige Prokurist Emil Franke die Geschäfte, 1949 setzt ein Verwaltungsrat die Leitung fort (als einziger Überlebender der Eigentümerfamilien ist Ernst Rosenfelder mit vertreten).

Ehrungen und Auszeichnungen

An das Wirken der Familie Löwensohn erinnert seit 1950 die Löwensohnstraße in Dambach.

Werke

  • Philipp Körber, Oscar Schaeffer: "Volksbelustigungen und Mummenschanz der alten ehemaligen Reichsstadt Nürnberg", Fürth, Druck und Verlag: Löwensohn, 1859. - online-Digitalisat
  • Heinrich Leutemann: "Illustrierte Naturgeschichte des Tierreichs" Fürth, Druck und Verlag: Löwensohn, o.J (1887). - online-Digitalisat
  • O. Staudinger, E. Schatz: "Exotische Schmetterlinge", Fürth, G. Löwensohn, 1888 - online-Digitalisat
  • Hallier, Federer: "Atlas der Pflanzenwelt" Fürth, Druck und Verlag v. G. Löwensohn, 1889/1891? - online-Digitalisat
  • J. Grundmann: "Reise um die Erde im Luftballon zur Unterhaltung und Belehrung erzählt." Löwensohn, o.J. (1894).[5]
  • A. Seyfferth: "Das Rind, sein Bau, seine innern Organe. Bildliche Darstellung mit kurzem Text." Fürth, 1895
  • Gustav Wilhelm Robert: STRUWWELPETERIADE - HERTWIG. Das bekannte Struwwelpaar und die ganze Struwwel-Schar. (...). Fürth. Löwensohn (um 1902).[6]
  • "Unsere Feldgrauen. Deutsche und Österreicher. Soldatenbilder aus dem großen Krieg." Druck und Verlag von G. Löwensohn, 1914. - online-Digitalisat
  • Dr. Julius Lütje: "Die Struwwel - Liese oder lustige Geschichten und drollige Bilder für Kinder" Loewensohn, 1920.
  • "Struwwelhannes", Löwensohn, ca. 1925.[7]
  • Walther Günther: "Sigismund und Waldemar, des Max und Moritz Zwillingspaar. Neue lustige Bubenstreiche." Löwensohn, 1932.
  • Hulda von Levetzow: "Lies und Lene. Das bekannnte Schwesternpaar. Eine Buschiade für große und kleine in sieben Streichen." Pestalozzi, 1936.

Einzelnachweise

  1. Fronmüllerchronik, 1887, S. 581
  2. Barbara Ohm: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. Nachlesbar: als PDF
  3. Fürth 1887-1900, Käppner-Chronik, Teil 1. Hrsg: Bernd Jesussek, 2015, S. 48
  4. Barbara Ohm: "...was der Staat allein nicht vollbringen kann" - Sozialmaßnahmen der Fürther Fabrikantenfamilie Löwensohn. In: Fürther Geschichtsblätter Nr. 2/2005, S. 50 ff.
  5. [1] (aufgerufen am 18.2.2016)
  6. [2] (aufgerufen am 18.2.2016)
  7. In: "Parodien und Struwwelpetriaden" der Universitätsbibliothek Johann Christian Senckenberg pdf-Datei

Literatur

  • Pestalozzi-Verlag. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 284
  • Heyduczek, Elke: Der Pestalozzi-Verlag : Geschichte und Programm. - Erlangen-Nürnberg, Univ., Mag.-Arb., 1992
  • Gutzmer, K.: Pestalozziverlag, in: Lexikon des gesamten Buchwesens, 2., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart, Bd. 5 (1999), S. 604

Siehe auch

Weblinks

  • Kunstanstalten May - Wikipedia
  • Kunstanstalten May - Home
  • Gérard Langlois: Historie de la famille Löwensohn PDF (Gérard Langlois ist ein in Frankreich lebender Nachfahre der Löwensohn-Familie)
  • Karl Arnold: Übersetzung Geschichte der Familie Löwensohn von Gérard Langlois (Gerhard Löwensohn) PDF
  • Rudolf Rühle: Pestalozzi-Verlag - Ein Stück deutscher Zeitgeschichte In: Spielebox 2-2013
  • Stadtlexikon Erlangen, Artikel über den Pestalozzi - Verlag in der Onlineausgabe, [3]

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