Fürther Buntpapierfabrik
Die Fürther Buntpapierfabrik wurde 1852 von dem aus Aschaffenburg stammenden Wilhelm Stern in der damaligen Hirschengasse gegründet.
1846 erhielt Wilhelm Stern eine Konzession zum Betrieb einer Buntpapierfabrik. Im Juni 1847 begann er in Fürth mit der Herstellung von buntem, gepresstem Papier sowie Goldpapier, dabei beschäftigte er zunächst 17 Arbeiter.[1]. Das Jahr 1852 gilt als offizelles Gründungsjahr der Firma. Stern bezog mit seinen Arbeitern ein neues Fabrikgebäude an der Ecke Hirschenstraße und Rosenstraße.[2] Damals beschäftigte der Betrieb 40 Mitarbeiter.
Nach den eher handwerklichen Anfängen wurde bereits 1855 eine "Dampf- und Streichmaschine in Betrieb genommen".[3] Diese strich erstmalig maschinell Papier in Endlosrollen. Es wurden u. a. Glanz- und Chromopapiere hergestellt. Von großer Bedeutung war auch der Einsatz von Graviermaschinen, die der Gewerbeverein Fürth bereits 1845 in Fürth hatte aufstellen lassen. Sie waren mit Walzen für Papier- und Kattundruck und Goldpapierborten sowie Stanzen für Prägwerke ausgerüstet und konnten gepachtet werden. 1864 kaufte die Buntpapierfabrik von Wilhelm Stern die Maschinen.[4] Das Absatzgebiet der Waren erstreckte sich inzwischen von Deutschland, Italien und der Schweiz bis nach Amerika. In den siebziger Jahren führten wirtschaftliche Umbrüche und eine verstärkte Mechanisierung dazu, dass die Anzahl der beschäftigten Arbeitnehmer bei der Buntpapierfabrik von 85 im Jahr 1872 auf 47 im Jahr 1879 zurückging. Immer größere Teile des Produktionsablaufs übernahmen Maschinen.
Bis 27. September 1873 leitete Wilhelm Stern seine Fabrik als Alleininhaber, dann trat Josef Kaufmann als Teilinhaber ein. Dieser übernahm die alleinige Leitung ab dem 22. August 1876, nach dem Tod von Wilhelm Stern.
In den achtziger Jahren deckten die Fürther Fabriken von Walz und Stern nahezu Dreiviertel des gesamten Bedarfs an Gold- und Silberpapier auf dem Weltmarkt. Infolge des großen Erfolgs wurde 1889 in der Südstadt (Kaiserstraße/Ecke Karolinenstraße) eine zeitgemäße Fabrik mit Gleisanschluss gebaut und der Maschinenpark erweitert. Ein wichtiges Produkt war das sog. "Stannyn-Papier", das als Ersatz für Staniol in der ganzen Welt patentiert war.
Die Söhne von Josef Kaufmann, Berthold Kaufmann und Dr. Ludwig Kaufmann übernahmen die Firma um 1900. Ludwig schied um 1903 aus der Firma aus, so dass Berthold Kaufmann sie alleine weiterführte. Die Universität Erlangen verlieh ihm für seine Verdienste in der Buntpapierfabrikation die Ehrendoktorwürde.
Am 2. September 1911 wurde das Unternehmen als Wilhelm Stern & Co., G.m.b.H. mit einem Stammkapital von einer halben Million Mark in das Handelsregister Fürth eingetragen, erfuhr aber bald mehrfache Veränderungen, weil nach dem ersten Weltkrieg die Preise stark fielen und auch das Stannyn-Papier aufgrund alternativer Produkte nicht mehr so gefragt war.
1933 wurde die Firma an die New Yorker "A.G. Kupfer Bros. Co., New York", verkauft. Dr. Berthold Kaufmann war zunächst Generalbevollmächtigter der europäischen Fabriken und später dann Präsident. 1937 trat ein neuer Geschäftsführer, Dr. Walter Lenger, in das Fürther Werk ein. Maschinenpark, Arbeitsprozesse und Rezepturen wurden vollständig überholt bzw. erneuert. Dadurch gelang es, die Produktion wieder zu steigern. Obwohl Kupfer die amerikanische Staatsbürgerschaft besaß, fiel die Fürther Fabrik unter das Arisierungsgesetz. Kupfer war gezwungen, seinen Anteil von 95 Prozent am Stammkapital zu verkaufen.
Nach dem zweiten Weltkrieg war das Werk bis Februar 1946 von Besatzungstruppen belegt. Danach konnte die Fabrikation von Papier in zunächst kleinem Maßstab wieder aufgenommen werden und mit der Zeit gesteigert werden. Im Jahr 1970 waren in der Fabrik in der Kaiserstraße 65 Arbeitnehmer, davon 27 Frauen, beschäftigt. Die Firma, die inzwischen zur Aktiengesellschaft umgebildet worden war, ging im Jahr 1981 in Konkurs.[5] Die Firma wurde am 23. März 1981 abgemeldet.
Literatur
- August Jegel: "Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806", S. 267 ff
- Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Selbstverlag, Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach (Mittelfränkische Studien, Band 9), 1993, S. 179-183.
- Bernd Windsheimer: Geschichte der Stadt Fürth. C. H. Beck, 2007, S. 98-99.
Siehe auch
Einzelnachweise
- ↑ Stadtarchiv Fürth, Fach 204, Nr. 2
- ↑ Fronmüllerchronik, 1871, S. 293 und 301
- ↑ August Jegel: "Die wirtschaftliche Entwicklung von Nürnberg-Fürth, Stein und des Nürnberger Raumes seit 1806", S. 268
- ↑ Druckschrift zum 50-jährigen Jubiläum des Gewerbevereins der Stadt Fürth, Fürth 1893, S. 8
- ↑ Gewerberegister (III/OA/Gw-3,4) des Ordnungsamts der Stadt Fürth, 5. März 1991