Naturfreunde Fürth
Der Touristenverein "Naturfreunde Fürth" e. V. - Sektion Fürth - wurde ursprünglich 1909 gegründet. Ziel des Vereins sind Wanderungen in geselliger Umgebung. In wöchentlichen Vereinsabenden wird den Mitgliedern ein abwechslungsreiches Angebot offeriert. In der Anfangszeit wurden überwiegend Bergwanderungen, Wintersport sowie Wandern und Faustball angeboten. Inzwischen hat sich das Angebot deutlich erweitert. So werden auch Theaterbesuche, Kajakwochenenden und Fotografiegruppen angeboten. Im Jahr 2016 hatten die Naturfreunde Fürth 215 Mitglieder.
Geschichte
Die Wurzeln der Naturfreunde liegen in der Arbeiterbewegung im späten 19. Jahrhundert. Sie verstehen sich als „Verband für Umweltschutz, sanften Tourismus, Sport und Kultur“. In ihrer Satzung bekennen sie sich zum demokratischen Sozialismus und sind somit von überwiegend bürgerlichen Gebirgs- und Wandervereinen oder den kurze Zeit später entstandenen jugendlichen Wandervögeln abzugrenzen. Bekannt sind sie vor allem durch ihr europaweites Netz von fast 1000 Naturfreundehäusern: preisgünstigen, naturnah gelegenen öffentlichen Gast- und Übernachtungsstätten, die für Einzelgäste und Gruppen zur Verfügung stehen. Naturfreunde-Organisationen bestehen in 48 Ländern, hauptsächlich in Europa. Mit einer halben Million Einzelmitgliedern gehören die Naturfreunde zu den weltweit größten NGOs.[1]
Nach der Gründung 1909 baute der Verein bereits 1925 in der Fränkischen Schweiz in Veilbronn ein Vereinshaus. Das Vereinshaus wurde größtenteils in Eigenleistung über dem Leindingshofer Tal gebaut. Das Gelände war damals von keiner Straße erschlossen, deshalb mussten jedes Wochenende die Fürther mit dem Zug nach Veilbronn fahren und das Baumaterial wurde anschließend vom Bahnhof mit Kuhgespannen bis zur Baustelle gebracht.
1933 gab es eine jähe Zäsur im Vereinsleben. Der Verein wurde während des Nationalsozialismus - wie alle anderern Vereine auch - "gleichgeschaltet" bzw. aufgelöst. Das Vereinsvermögen wurde durch das NS-Regime beschlagnahmt, so auch die Herberge in der Fränkischen Schweiz. Das Haus wurde zunächst als SA-Wachlager genutzt, ehe es 1936 dem Jugendherbergsverband übergeben wurde. Während des 2. Weltkrieges diente das Haus als Herberge für die sog. "Kinderlandverschickungen".
1949 gründete sich erneut der Touristenverein "Die Naturfeunde", Sektion Fürth-West. Gründungsvorstand war der Wanderfreund Herrmann Stütz, zweiter Vorstand der Ortsgruppe. Die ersten Vereinsabende fanden im Gasthaus "Neue Heimat" statt. Durch diverse Eingaben beim Bay. Landesamt für Vermögensverwaltung, die treuhänderisch das Vereinsheim in Veilbronn übernommen hatten, konnte 1948 die Übergabe bereits erfolgen. Allerdings konnten sich die Sektion Fürth noch nicht das Haus wieder alleine leisten, da die Schäden und notwendigen Umbauarbeiten für den Verein zu kostspielig waren. Deshalb übernahm zunächst der Landesverband der Naturfreunde das Vereinsheim, ehe es 1956 wieder in Fürther Regie kam.
1952 zog der Verein in das Naturfreundeheim in der Heilstättensiedlung ein. Durch freiwillige Spenden und Eigenleistung der Mitglieder konnte das neue Domizil geschaffen werden. Mit Einzug in das neue Heim wurden auch Kinder-, Jugend-, Musik- und Volkstanzgruppen ins Leben gerufen.
Ab 1960 hatte der Verein bereits die stärkste Jugendgruppe von Mittelfranken unter der Leitung von Sepp Sacher. Die Kindergruppe führte Ria Jugl an. Letztere unternahm viele Reisen, vor allem mit Kindern, und errang dabei viele Urkunden und Pokale. 1962 konnte das Heim bereits vergrößert werden. Zu den Vergrößerungen gehörten auch eine Theaterbühne und eine Theke im Vereinsheim. Damit konnte ab 1963 eine Laienspielgruppe unter der Leitung von Ria Jugl etabliert werden.
1965 vollzog sich ein Führungswechsel im Vorstand. Bis zu diesem Zeitpunkt leitete der ehemalige Gründungsvorstand Hermann Stütz die Geschicke der Sektion. Der bisherige Jugendgruppenleiter Sepp Sacher übernahm nun die Sektion Fürth, gefolgt von Michael Lerner 1970. Allerdings konnte er das Amt nur vier Jahre ausüben. 1974 mußte Lerner sein Amt wegen Krankheit wieder niederlegen. Seit 1974 leitet das Vereinsgeschehen der Sektion Wanderfreund nun Walter Frank.
1989 feierte der Verein sein 40-jähriges Vereinsjubiläum im Hermann-Stütz-Heim, das allerdings nur kurze Zeit später wegen eines neuen Bebauungsplanes der Stadt Fürth 1993 abgerissen werden musste. 10 Jahre später - 1999 - feierte der Verein sein 50-jähriges Bestehen der Sektion in der “Sportgaststätte Weiherhof”.
Aktuell treffen sich der Verein und seine Mitglieder in der Heilstättensiedlung in der „Stadtwaldschänke” in der Paul-Keller-Straße 1. Das Anwesen wurde 2016 gekauft, nachdem der Verein zuvor sein Vereinshaus in der Fränkischen Schweiz verkaufen musste.
Ausblick
Der Verein leidet nach eigenen Angaben unter einem deutlichen Mitgliederschwund und ein völligen Überalterung. Der 2017 78-jährige Vorsitzende Walter Frank gab auf der Jahreshauptversammlung zu bedenken: " Wenn ich hier heute so in die Runde schaue, bin ich sehr besorgt. Wo sind die Jungen?" Er versuche "wirklich alles, um die Jugend zu gewinnen" – aber es sei unendlich schwer. Das Freizeitangebot sei mittlerweile gewaltig und niemand müsse mehr in einem Verein sein, um etwas unternehmen zu können". Zudem lege die nachkommende Generation offensichtlich keinen Wert mehr auf die im Verein gepflegte Gemeinschaft und Geselligkeit. "Die Jugend will frei sein und das tun, was sie gerade will. Wo soll das noch hinführen?" So prognostizierte der Vorsitzende, dass die Gruppe in nicht allzu ferner Zukunft vor dem Aus stehen könnte, sollte die Trendwende nicht gelingen - auch ein Nachfolger für ihn sei nicht in Aussicht."[2] Im März 2017 musste das Vereinsheim in der Fränkischen Schweiz verkauft werden. Zwar hatte der Verein seit 2007 183.000 Euro in die Sanierung investiert, diese war aber bei weitem nicht abgeschlossen, so dass die finanziellen Mittel des Vereins erschöpft waren - und ein Verkauf unvermeidbar wurde. Für das Geld aus dem Verkauf des Vereinsheimes wurde stattdessen die Stadtwaldschänke in der Paul-Keller-Straße 1 gekauft. Immerhin dürfen die Naturfreunde Fürth das ehem. Vereinsheim in der Fränkischen Schweiz weiterhin nutzen.
Im Oktober 2018 berichtete der Verein über eine vollständige Renovierung und Modernisierung der Stadtwaldschänke, so dass das Vereinsheim weiter als Treffpunkt des Vereins, aber auch für die breite Bevölkerung zur Verfügung stehen kann.
Kontakt
- Walter Frank
- Weiherstraße 14
- 90513 Zirndorf
- Tel.: 0911 / 60 74 26
Lokalberichterstattung
- Nina Daebel: Verein mit Sorgen: Naturfreunde verkaufen Haus in Veilbronn. In: Fürther Nachrichten vom 30. März 2017 - online
- Armin Leberzammer: Ein neues Domizil für die Naturfreunde. In: Fürther Nachrichten vom 27. September 2018 - online
- Sigrun Häuser: Gemeinschaft in Wanderstiefeln. In: Fürther Nachrichten vom 29. Oktober 2019 (Druckausgabe)
Siehe auch
Weblinks
- Die Naturfreunde - Sektion Fürth - Homepage
- Naturfreunde Veilbronn - Gasthof - Homepage
- Stadtwaldschänke - Homepage
Einzelnachweise
Bilder
Schutzhütte von 1955 am Eschenaubuck als Ersatz für die zerstörte Dorotheen-Ruh. Im Vordergrund sind noch Fundamentreste eines Vorgängerbaus zu erkennen
Schutzhütte von 1955 am Eschenaubuck als Ersatz für die zerstörte Dorotheen-Ruh
Schutzhütte von 1955 am Eschenaubuck als Ersatz für die zerstörte Dorotheen-Ruh
Schutzhütte von 1955 am Eschenaubuck als Ersatz für die zerstörte Dorotheen-Ruh