Heilig-Grab-Kapelle

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Kapelle zum Heiligen Grab, Kirche St. Michael, Postkarte, Boenerstich.
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Die Heilig-Grab-Kapelle stand bis 1812 auf dem Kirchhof neben der Kirche St. Michael und diente seit der Reformation als Friedhofskapelle.

Heilig-Grab-Kapellen gab es im katholischen Mittelalter viele quer durch Europa als formelhafte Nachbildung des sogenannten Heiligen Grabes Jesu Christi.[1] Das waren aber originär keine Friedhofskapellen sondern eigentlich Scheingräber, die sich am Heiligen Grab Jesu Christi im Heiligen Land[2] (Palästina) orientierten. Denn im katholischen Mittelalter vor allem zur Zeit der Kreuzzüge gaben zahlreiche Landesfürsten und private Stifter Heilige Gräber in Auftrag um dem Ort der Auferstehung Jesu Christi nahe sein zu können, ohne weite Pilgerreisen unternehmen zu müssen.[3] Erst durch die Reformation verloren die Heilig-Grab-Kapellen ihre ursprüngliche Funktion und wurden zum Beispiel wie im lutherisch gewordenen Kitzingen auch profaniert.[4]

Von der Heilig-Grab-Kapelle bekam der Heiligenberg, die Heiligenstraße, ihren Namen. Sie wurde 1812 abgerissen. Die genaue Lage der Kapelle ist nicht mehr bekannt. Wahrscheinlich stand die Kapelle auf der Nordseite des gotischen Chorhauses der Kirche St. Michael. Dies lässt zumindest ein Zeichnung von Johann Alexander Boener aus dem 18. Jahrhundert vermuten. Die Arbeitsgruppe Archäologie vom Altstadtverein Fürth e. V. hat sich im Jahr 2017 auf die Suche nach den Überresten der Kapelle gemacht und mittels einer Georadaruntersuchung die Fläche neben dem Chorhaus untersucht. In der Tat konnten klare Strukturen im Boden gefunden werden, die den Schluss nahelegen, dass hier einmal die Kapelle stand. Weitere Untersuchungen stehen noch aus.

Verwendungszweck nach der Reformation

Nachdem der größte Teil Fürths im Reformationszeitalter protestantisch geworden war, suchte Bamberg den Katholizismus in Fürth dadurch zu erhalten, dass es sich als oberster Gotteshauspfleger behauptete und für den Kultus einen sogenannten Frühmesser primissarius einsetzte, der als katholischer Geistlicher fungieren sollte. Dieser hielt Gottesdienste nicht in St. Michael, sondern in der Hl. Grabkapelle.[5] Alle diese Benefiziaten bezogen ihre Wohnung im sog. Frühmesserhaus, das ein Opfer im Dreißigjährigen Krieg wurde. Da es in Fürth seit 1570 außer dem bambergischen Amtmann und seinen wenigen Bediensteten keine Katholiken mehr gab, wurde das Frühmessbenefizium nur noch förmlich besetzt. Der präsentierte Geistliche kam aber nie nach Fürth.[6]

Durch die lange Abwesenheit eines katholischen Geistlichen nahmen die Protestanten die Hl. Grabkapelle in Besitz, allerdings lediglich dass dort einmal wöchentlich an Freitagen Betstunde abgehalten wurde und dass "die außerehelichen Kinder daselbst getauft" wurden.[7]

Überstürzter Abriss 1812

Lageplan von Kirche und Kapelle 1812

Die Kapelle wurde 1812 hastig abgerissen, da man offensichtlich fürchtete, dass sie als katholisches Bethaus Verwendung finden könnte.[8]

Der Chronist Fronmüller schreibt über den Abriss der Kapelle folgendes:

Nachdem die Bürger F. J. Borst, Andr. Felder und Konrad Neubert am 15. Juni den Bau einer katholischen Kirche auf's Neue beantragt hatten, [...] und nachdem König Maximilian I. unter dem 31. Oktober einen Curaten, der unter dem katholischen Stadtpfarrer in Nürnberg zu stehen habe, nach Fürth zu dislociren befohlen hatte, so hatte die protestantische Stiftsverwaltung die heil. Grabkapelle, um deren Verwendung zu einem katholischen Bethause zu verhindern, am 16. November unvermuthet abtragen lassen, was binnen drei Tagen geschehen war. Im Grundstein fand man einige Stücke Schwefel, einige blaßgrüne Steinperlen, sonst nichts Besonderes. Viele Gebeine wurden ausgegraben und in ein neues Grab gelegt. Das brauchbare Material wurde auf den neuen Gottesacker geschafft; das Kirchenglöckchen wurde um 38 fl. an den Besitzer des Pfarrgartenthürmchens, auf dem es sich heutigen Tages noch befindet und bei Leichenbegängnissen der Pfarrgartenbewohner geläutet wird, abgegeben, die kleine Orgel der Schule um 33 fl. überlassen und der Bauplatz selbst eingeebnet. Auf besondere Merkwürdigkeiten, Skulputern, Denksteine u. s. w., welche für die Geschichte der Stadt Fürth hätten aufklärend sein können, weil die Kapelle viel älter als die St. Michaelskirche war, dachte man nicht; es galt ja den schleunigen Vollzug der Verordnung vom 12. Januar 1812, unter deren Benützung die Abtragung erfolgte. Zur Erinnerung an diese Kapelle wurde im Jahre 1862 eine marmorne Gedenktafel an der Michalskirche in der Nähe des Ortes, wo erstere einstmals gestanden, angebracht. [...] König Maximilian I. gab am 23. Januar [1813] sein entschiedenes Mißfallen wegen der im Vorjahre durch die Stiftungsverwaltung erfolgten Demolirung der heil. Grabkapelle zu erkennen. [...].[9]

Siehe auch

Lokalberichterstattung

Weblinks

  • Arbeitskreis Archäologie Fürth: Suche nach der Heilig-Grab-Kapelle. Altstadtverein Fürth e. V. - Homepage

Einzelnachweise

  1. Artikel Grabeskirche (Nachbildung) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  2. Artikel Heiliges Land aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  3. ohne Verfasser: Hintergrund. Was ist ein Heiliges Grab? In: Onlineangebot MDR.DE, Mitteldeutscher Rundfunk, Leipzig, vom 28. März 2024, aufgerufen am 18. Juni 2024 - Online
  4. Artikel Heilig-Grab-Kirche (Kitzingen) aus der freien Enzyklopädie Wikipedia. In der Wikipedia ist eine Liste der Autoren verfügbar.
  5. vgl. Beilage im Fürther Tagblatt vom 9. Juni 1861; als Primissarii werden dort angegeben: Wilhelm Erkel, Johann Kebitz bis 1549, Christoph Fuchs bis 1578, Johann Hager bis 1618, danach Albert Behaim
  6. zu jenen Frühmess-Belehnten zählte bis 1723 Joannes Werner (später Generalvicar), dann Dr. romanus Caspar Lobenhofer, 1725 Caspar Hebendanz, 1726 Pancraz Allersberger (Pfarrer zu Adelsdorf), 1728 Johann Christoph Dietz und 1749 Johann Adam Baumeister; vgl. Beilage im Fürther Tagblatt vom 9. Juni 1861
  7. siehe Fürther Tagblatt vom 9. Juni 1861
  8. Dies wohl, weil bereits am 29. Dezember 1776 der Cadolzburgische Oberamtmann v. Falkenhausen und der Bambergische Dompropsteiverwalter Hofrat Denzel den vereinten Vorschlag machten, eine katholische Kirche in Fürth einzurichten. Derzeit hätte man sich wohl mit der Hl. Grabkapelle begnügt. (siehe Fürther Tagblatt vom 9. Juni 1861)
  9. Fronmüllerchronik, 1887, S. 220 ff.

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