Gustavstraße 15

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Die Gaststätte Tapas in der Gustavstraße 15 im Juni 2022
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Zweigeschossiger traufseitiger Satteldachbau mit Sandsteinerdgeschoss, seitlicher Sandsteingiebelfront, traufseitigem Fachwerkobergeschoss, Fachwerkzwerchhaus und zwei Fachwerkschleppgauben, um 1700, Schleppgauben von Bräutigam und Wiessner, 1910; Teil des Ensembles Altstadt Fürth.

Die beiden breiten Schleppgaupen wurden 1910 hinzugefügt, 1929 das Treppenhaus an die Hofseite verlegt. Das Rückgebäude ist ein dreigeschossiges verschiefertes Fachwerk-Wohnhaus mit Mansardsatteldach (18. Jh.), der nördlich anschließende hakenförmige Annex (zweigeschossig verputzt) wurde 1863 zu Wohnzwecken ausgebaut.

Im Gebäude war ehemals eine Wirtschaft «Zur Blauen Glocke».[1] Diese ist nicht zu verwechseln mit den beiden anderen namensgleichen ehemaligen Wirtschaften Zur blauen Glocke an der Billinganlage/Würzburger Straße 9 (ehemals) sowie in der heutigen Königstraße 72.

Um 1994 befand sich im Erdgeschoss des Gebäudes die Gaststätte Würzburger Fischhäusla.[1] Später wurde die Gaststätte unter dem Namen „Misfits“, dann bis Herbst 2011 unter „Mephisto“ geführt. Von April 2012 bis März 2013 befand sich hier das Restaurant „Gustavson“ und seit Mai 2013 das spanische Restaurant „Tapas“.

Kannegießerhof war die alte Bezeichnung für den hinter Nr. 15 und 27 gelegenen, kleinteilig umbauten Bereich.

Frühere Hausnummern[2]

Erst ab 1890 setzte sich in Fürth die alternierende Zählung der Hausnummern beiderseits der Straße durch („Pariser System“). Zuvor wurden alle Häuser in der Stadt flächendeckend fortlaufend nummeriert (Konskriptionsnummern).

  • 1717: Nr. 232 der dompropsteilichen alten Häuser (Kandelgießerhof)[3]
  • ab 1792: 202 im Kannengießershof
    • 1807: In der Bauerngaße Haus-Nr. 202[4]
    • 1819: In der Bauern-Straße Haus-Nr. 202[5]
  • ab 1827: II/195
    • 1836: Gustavstraße Nr. 195[6]
    • 1846/1850: Gustavstraße Nr. 195[7]
  • ab 1860: Gustavstraße 35
  • ab 1890: Gustavstraße 15

Wunschel-Chronik

Die Häuserchronik von Gottlieb Wunschel (sofern nicht anders belegt) berichtet über das Gebäude folgendes:

Besitzer

  • 1610: Hermann Schuch
  • 1611: Veit Neher
  • .......
  • 1717: Wolf Wellhefers Brauhaus[3]
  • 1754: Metzger Johann Friedrich Emmerling, die ½
  • 1787: dessen Witwe Kunigunda
  • 1812: der Sohn Konrad Emmerling
  • 1840: dessen Witwe Eva Emmerling
  • 1851: Georg Braun, Mühlarzt und Wirt
  • 1854: Johann Georg Braun, Gastwirt und Melber[8]
  • 1860: Friedrich Karl Emmendörfer, Wirt
  • 1867: Friedrich Auer, Schuhmacher
  • 1900: Johann Georg Auer, Wirt
  • 1910: Michael Kamm, Wirt

Gebäudebeschreibung

Nürnbergerisch
Ehemals Wirtschaft zur blauen Glocke
Erbauung: wahrscheinlich schon vor 1600.
Ein zweygädiges Wirtshaus im Kannengießershof mit dem Schilde zur blauen Glocke überliefert der Grundakt 202 den jüngsten Beschrieb des Anwesens, der sich mit der Lagebezeichnung an die älteste Besitzbeschreibung anlehnt, einem Lehensbrief vom 11. Oktober 1611 für Veit Neher zu Fürth über eine Behausung zwischen Hermann Schuch und des Kandelgießershof gelegen, so er von Hermann Schuch erkaufte und eine Faßnachtshenne und 3 hlr. Hoftstattgeld gibt. Akt 1269 Rückseite 13.
[...]
Der Kannengießershof scheint vor Zeiten einmal ein Gesamtgebilde gewesen zu sein, der in der Güterzertrümmerungsperiode aufgeteilt wurde. Der Vermerk im Akt 283 Seite 819 Nr. 5: Herrmann Schuch’s Kannengießer’s Hof hat (1616) 9 Haußgenossen - spricht für eine Aufteilung und für ein Bestehen schon vor dem Jahre 1600. Leider ist, wie bei allen Nürnberger Lehen, auch über den Kannengießershof für die Zeit vor 1600 nichts vorhanden, das genauere Klärungen ermöglichen würde. Salbuch 1723 Nr. 126. Die Bezeichnung „Lichterzieherhof“ ist im Akt des Landalmosenamtes Nürnberg II 187 enthalten. Im Akt 761 sind Schlichtungsverhandlungen zwischen Joh. Val. Rohrweger und Friedr. Emmerling wegen der Holzremise, des Abortes und verschiedener anderer Kleinigkeiten enthalten, die das Landalmosenamt Nürnberg schlichtete.[9]

Namensherkunft

Weil die älteste Urkunde und auch heute noch der Volksmund diesen Teil der heutigen Gustavstraße als Kannegießerhof nennt, ist es am Platze, darauf etwas näher einzugehen. Woher eigentlich der Name stammt und wie er entstanden ist, blieb der Forschung verborgen. Ob einmal Zinngießer den Hof besiedelten oder gründeten, wovon schließlich der Name abgeleitet sein konnte, war nicht zu ergründen. Das der Name zu Ehren des ansbachischen Kammerrates Kannegießer gegeben worden sei, ist nicht sehr wahrscheinlich. Es fehlen also alle Unterlagen für diese Namensgebung.
Nun enthält Schmöller’s Wörterbuch hierüber: Die Kannel, die Kanne, die Kandel, die Kanden. Der Kanden- oder Kandelgießer, Kannengießer. Ao 1420 do man (in München) daz Känndl klayn machet und den Aymer. Also kann man auch annehmen, der Name hängt mit der Kanne zusammen, die der Bierbrauer füllt. Und weil sich hier ein Bräuhaus befand, mag die Vermutung stimmen, daß hiermit der Name zusammenhängt.
Im Fürther Dialekt nennt man aber auch die Politiker auf der Bierbank „die Kannegießer“. Die Bezeichnung des Hofes damit in Zusammenhang zu bringen, wird jedoch niemals in Frage kommen. Auch nicht mit der Möglichkeit, dass hier einstens die Biergefäße nachgeprüft wurden, weil Kanne eigentlich eine Einheit für das Volumen von Flüssigkeiten sowie Getreide war, auch Maß oder Quart genannt.[10]

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon, Verlag für Kunstreproduktionen Christoph Schmidt, Neustadt an der Aisch, 1984, Seite 396 - Auszugsansicht online
  2. nach Wunschel-Chronik, sofern nicht anders belegt
  3. 3,0 3,1 Johann Georg Vetter: Grund-Riß des Fleckens Fürth
  4. Adressbuch von 1807
  5. Adressbuch von 1807
  6. Adressbuch von 1836
  7. Adressbuch von 1846
  8. Fürther Tagblatt vom 22. Feb. 1854
  9. Wunschel-Chronik, 5. Band , Abschnitt E, S. 6
  10. Wunschel-Chronik, 5. Band , Abschnitt E, S. 6

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