Eiermann und Tabor

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Anzeige der Firma Eiermann & Tabor aus dem Fürther Adressbuch von 1901

Die Fürther Fabrik Eiermann & Tabor, Bronce- und Blattmetallfabrik wurde 1861 von Max Eiermann gegründet. In der Erhebung über Handels- und industrielle Fabrikbetriebe in Fürth von 1866 wird sie als Evermann und Faber aufgeführt.[1]

Geschichte

Max Eiermann gründete die Firma am 9. Juli 1861. Aufgrund eines Sozietätenvertrages beteiligte sich von Anfang an der Handelsgehilfe Carl Loewi (geb. 1832) an der Betriebsgründung der Firma Eiermann und Loewi. Seine Aufgabe bestand unter anderem darin, im Auftrag der gemeinsamen Firma als Handlungsreisender in Deutschland und den angrenzenden Staaten Geschäftsabschlüsse zu tätigen. Anstelle des ausgeschiedenen Carl Loewi trat 1865 Moritz Tabor (1815 - 1894) als Teilhaber in die Firma ein. Tabor, zunächst als Reisender für die Manufakturwarenhandlung Jakob Wertheimer's Nachfolger tätig, heiratete 1851 nach dem Tod des Geschäftsinhabers Jakob Wertheimer dessen Witwe, Louise Wertheimer, geborene Heilbronn. Mit der Heirat verzichtete die Witwe auf ihre Matrikelstelle zu Gunsten von Tabor, außerdem brachte sie ein großes Vermögen in die Ehe mit.[2] Dadurch wurde es dem über kein eigenes Vermögen verfügenden Tabor ermöglicht, sich als Manufakturwarenhändler zu etablieren und später Teilhaber der Firma von Eiermann, ab dann Eiermann und Tabor, zu werden.

Da er seine Unternehmung fabrikmäßig und in großem Stil betreiben wollte, hatte Max Eiermann bereits im Juli 1861 einen Dampfkessel erworben und ihn in den gemieteten Räumlichkeiten der damaligen Hirschengasse Nr. 22 b aufgestellt.[3]

Schon ein Jahr nach dem Eintritt von Moritz Tabor, also im Jahr 1866, errichteten die Partner ihre Fabrik in der Marienstraße (Ecke Hirschen- u. Marienstraße). Zu dieser Zeit beschäftigte die Firma in Fürth 44 Arbeiter. An Maschinen standen eine 25-PS-Dampfmaschine, 15 Brokatsstämpfer, sechs Hämmer und ein Walzwerk zur Verfügung. Es wurden Reste der Blattmetallherstellung zu Pulver gerieben und zu Farben verarbeitet. Große Mengen wurden ins europäische Ausland und nach Amerika geliefert. Nordamerika verlangte vor allem nach den teuren, besonders feinen Sorten, den sog. Schliffbronzen. Diese wurden für den Bronzedruck verwendet sowie für die Herstellung von Metallpapier.[4] Den Verkauf besorgten Vertreter vor Ort bzw. die Niederlassungen in Paris, London und New York. Auf den Weltausstellungen in London 1862, Paris 1867, Wien 1873, Philadelphia 1876, Nürnberg 1882, Chicago 1893, Antwerpen 1894, Paris 1900 und St. Louis 1904 erhielten Eiermann und Tabor eine Vielzahl an Preisen.

Die von Dampfmaschinen angetriebenen Stampfhämmer und Reibmaschinen arbeiteten jedoch mit einem sehr hohen Lärmpegel. Als die Nachbarn sich immer häufiger beschwerten und, nachdem das erst im Vorjahr erweiterte Maschinenhausgebäude am 22. Februar 1873 bis auf die Grundmauern abgebrannt war, errichteten Eiermann und Tabor 1873 eine neue Fabrik mit immerhin 36 Stämpfern in Neumühle bei Oberasbach. Der Firmensitz verblieb jedoch in Fürth. In späteren Jahren bestand zwischen den beiden Fabriken eine Telefonleitung.[5] Am 12. Juni 1882 kam es abermals zu einem Brand in der Fabrik in der Marienstraße, bei dem der Dachstuhl und das obere Stockwerk des Mittelbaus eingeäschert wurden.[6] Im gleichen Jahr schied Moritz Tabor aus der Firma aus.

Im Jahr 1901 betrug die Zahl der Beschäftigten noch 103, davon 49 Frauen. Ein Jahr später fiel sie auf 87, bei 43 Frauen.[7] Dieser Personalrückgang um rund 15 % spiegelt u. a. die Schwierigkeiten wider, in denen sich die gesamte Branche damals befand. 1902 stellte man in einem neu errichteten Anbau im Werk Neumühle auch Aluminiumbronze her. Durch die gefährliche Bearbeitung des Aluminiumpulvers kam es schon im Jahr 1903 in diesem Werk zu einem Unglücksfall[8] und 1913 zu einem Großbrand.[9]

Schon ab den siebziger Jahren existierten bei Eiermann und Tabor etliche soziale Einrichtungen, z. B. eine Sparkasse, eine Krankenunterstützungskasse, eine Stiftung zugunsten der Arbeiter und später wurden im Werk Neumühl auf dem Fabrikgelände für die dort beschäftigten Arbeiter Werkswohnungen errichtet.

Während des Ersten Weltkrieges begannen Eiermann und Tabor in Teilen der Fabrik Neumühle, in denen bisher gelbe Bronze gestampft wurde, auch Aluminium für Heereszwecke herzustellen; gefertigt wurde z. B. Pyroschliff für Leuchtgranaten.

Die Firma Eiermann & Co. befand sich seit 31. Mai 1934 in Liquidation, die damaligen Inhaber Dr. Carl Eiermann und Fritz Eiermann schieden aus. Erster wandelte die alte Firma in die "Eiermann und Tabor GmbH" um, die nur sehr kurzfristig existierte, denn seit 1938 begann systematisch die "Arisierung" der deutschen Wirtschaft. Carl Eiermann wurde seines Postens enthoben, das Stammkapital in Höhe von 20.000 RM übernahm die Fürther Konkurrenzfirma Standard-Bronzefarben-Werke Carl Eckart.[10] Damit endete die bedeutende Fürther Bronzefarbenfabrik Eiermann und Tabor.

Literatur

  • Gilbert Krapf: Schmelzen, Schlagen, Stampfen - Blattgold, Blattmetalle und Bronzefarben aus Fürth - Teil IV, in 'Fürther Geschichtsblätter 1/2010' - online

Siehe auch

Einzelnachweise

  1. Hans Mauersberg: Wirtschaft und Gesellschaft Fürths in neuerer und neuester Zeit, Eine städtegeschichtliche Studie. Vandenhoeck und Ruprecht Göttingen, 1974, S. 102.
  2. Fürth Stadtarchiv, Fach 20, Nr. 4, unter Matrikelnummer 443/378, und Fach 20, Nr. 10, unter der gleichen Matrikelnummer
  3. Fürth Stadtarchiv, Fach 29, Nr. 10, unter Matrikelnummer 178/113, und Fach 20, Nr. 2, unter der gleichen Matrikelnummer
  4. Fronmüller, Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1887, S. 499
  5. Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Selbstverlag, Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach (Mittelfränkische Studien, Band 9), 1993, S. 117.
  6. Fronmüllerchronik, 1887, S. 415 und S. 565
  7. Fürth Stadtarchiv, Fach 118, Nr. 69
  8. StA Nürnberg, Rep. 212/7III, LRA Fürth, Abg. 1962, Nr. 2205
  9. Paul Rieß: Chronik der Stadt Fürth 1913
  10. Erhard Schraudolph: Vom Handwerkerort zur Industriemetropole. Selbstverlag, Historischer Verein für Mittelfranken, Ansbach (Mittelfränkische Studien, Band 9), 1993, S. 119.

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