Villa Grundig

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Kongress-Centrum "Grundig Park" - Haupthaus: Eingang
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Die Villa Grundig befand sich im Fürther Stadtteil Dambach und wurde 1966 - 1967 erbaut.[1] Ab 1968[2] war sie Hauptwohnsitz des bekannten Fürther Unternehmers Max Grundig, bis dieser Ende 1985[3] nach Baden-Baden übersiedelte. Die Villa wurde im Jahr 2012 zugunsten des Wohnbauprojekts Max-Grundig-Park des Fürther Immobilien-Entwicklers P&P abgerissen.


Geschichte

Grunderwerb

Die Villa Grundig wurde im Wesentlichen 1966 - 1967 erbaut. An das Grundstück soll Max Grundig per Zufall gelangt sein als ihn der in den 1930er Jahren emigrierte Fürther Leo Bendit bei einem Geschäftstermin in Chicago auf der Straße erkannt haben soll und ansprach. In der Folgezeit soll er ihm dann das Grundstück zum Kauf angeboten haben. Ob diese Geschichte stimmt, ist nicht belegt. In der 1983 erschienenen Biografie Grundigs von Egon Fein liest sich der Grundstückserwerb wie folgt:
1955 reiste Max Grundig mit Otto Siewek und Exportleiter Claus Bussmann in die Staaten, um - wie schon erwähnt - das USA-Geschäft anzukurbeln.(...) Max Grundig steht in Chicago an einer Verkehrsampel. Neben ihm ein kleiner Mann in einem ziemlich dünnen Trenchcoat. Dabei ist es ein kalter Tag in Chicago. Der Kleine sieht ihn an, sagt: „Sie sind der Herr Grundig aus Fürth.“ - „Stimmt. Woher kennen Sie mich?“ – „Ich bin auch ein Fürther, und bei Ihnen hab' ich mal ein Radio gekauft.“ – „Soso, Sie sind ein Fürther.“ Die Ampel schaltet auf Grün, die beiden gehen über die Straße. „Erzählen Sie mir, bitte, etwas über Fürth. Wie schaut's denn da heute aus? Ich war ja so lange nicht mehr dort.“ - Nun hat Max Grundig es sehr eilig, weil er auf dem Weg zu einer Besprechung ist. Unpünktlichkeit liegt ihm nicht. Macht er also den Vorschlag: „Sind's mir bitte nicht bös, aber jetzt hab' ich gerade keine Zeit. Kommen Sie doch heute abend um acht ins Hotel Bismarck, ich lade Sie zum Essen ein. Dann können wir uns in Ruhe unterhalten.“ Um zehn vor 8 kommt Max Grundig in die Hotelhalle. Der kleine Mann sitzt schon da, lächelt ihm freundlich zu. Er stellt sich vor: „Leo Bendit“. Er habe in Fürth mit Spiegelglas gehandelt und sei nach 1933 wegen der Judenverfolgung rechtzeitig emigriert. Es wird der reinste „Heimatabend“, denn der Leo Bendit will alles wissen über seine Heimatstadt. Bei klassischen T-Bone-Steaks beantwortet Max Grundig die Fragen.(...) Ein paar Wochen später kam ein Brief aus Chicago. Absender: Leo Bendit. „... denke ich noch oft und gern an unseren netten Abend. Nun habe ich eine Frage. Unsere Familie, das sind Amalie und Kurt Bendit und ich, haben in Dambach ein Grundstück, so 6.000 Quadratmeter etwa. Das wollen wir verkaufen. Ich stelle mir etwa 30.- DM für den Quadratmeter vor. Wenn Sie Interesse haben, geben Sie mir bitte Nachricht.“ Max Grundig sah sich das Grundstück an, draußen vor den Toren der Stadt Fürth. Hübsch, sehr hübsch. Ein weites Areal, direkt am Wald, in einer angenehmen Wohngegend. Und daneben, buchstäblich nach allen Seiten, noch mehr Land, das brach lag. Vielleicht könnte man...? Naja, Max Grundig sprach's zwar nicht aus, aber er dachte halt wieder mal an den übernächsten Schritt, und deshalb tat er den nächsten so rasch wie möglich: Er kaufte Bendits Grund. Einer Haushälterin, die ein kleines Holzhaus in der Ecke bewohnt hatte, besorgte er eine Wohnung. Nun, da Max Grundig schon mal das angrenzende Land ins Visier genommen hatte, wollte er es auch haben. Nicht ganz einfach, denn die Besitzer waren hartnäckige Verhandler, die Städte Fürth und Zirndorf. Um es vorwegzunehmen: Nach fast zehn Jahren hatte Max Grundig es geschafft und in Dambach ein Grundstück von ca. 80.000 Quadratmetern erworben. Als alles vorüber war, ließ er den Besitz von einem Gärtner anlegen und baute sich ein Haus darauf. Das war 1968 fertig(...)[2]

Wohngebäude

Das repräsentative Anwesen am Rand des Fürther Stadtwalds war zur Erbauungszeit noch unter der Adresse Holzackerstraße 50 angesiedelt, welche in südlicher Richtung von der aus Dambach kommenden Weiherhofer Straße abzweigte und Richtung Stadtwald verlief - einen Main-Donau-Kanal gab es zu dieser Zeit noch nicht. Die Villa bestand u. a. aus einem Haupthaus mit Eingangshalle, Konferenzraum, Max Grundigs Arbeitszimmer, Weinkeller, Partyraum und Schutzraum sowie einem Wohntrakt und einem Seitenflügel mit Schwimmbad. Später erhielt der Wohntrakt noch einen Anbau für Grundigs Tochter Maria-Alexandra, das Schwimmbad wurde überdeckt und als Besprechungszimmer ausgebaut.

Kongress-Centrum Grundig Park

Um 1986, nach Wegzug der Grundigs, wurde die Villa dem zur Max-Grundig-Stiftung gehörenden Hotel Forsthaus angegliedert und zum Kongress-Centrum Grundig Park ausgebaut.[3] Fortan konnten Räumlichkeiten und Park für Veranstaltungen genutzt werden.[4] Bei einem späteren Verkauf des Hotels Forsthaus an die damalige Astron-Hotel GmbH verblieb die Villa Grundig im Besitz der Max-Grundig-Stiftung. In den letzten Jahren stand das Anwesen jedoch zunehmend leer und wurde nur noch selten genutzt.

Max-Grundig-Park

Grundigpark im Jahr 2014

Schließlich erfolgte der Verkauf an die P&P Gruppe Bayern, welche seit 2012 das gesamte Areal unter dem Projektnamen Max-Grundig-Park neu bebaut. Die Villa Grundig und sämtliche Nebengebäude und Einrichtungen wurden in diesem Zuge ab Oktober 2012 abgerissen, eine Verortung ist nur noch anhand einer markanten Baumgruppe möglich, welche erhalten wurde. Die massive, kupferne Eingangstür der Villa mit den Initialen Grundigs wurde von P&P zur weiteren Verwendung gesichert.[5] Der Bauträger bewirbt das Neubauprojekt als "moderne Mehrfamilienhäuser und Stadtvillen in ruhiger Lage". Ende 2013 wurde bekannt, dass auf dem Areal eine stattliche Anzahl geschützer Bäume illegal gefällt wurde,[6] der Bauträger wurde daraufhin zu entsprechenden Ausgleichsmaßnahmen verpflichtet.[7]

Zeitzeugenberichte

Erinnerungen eines ehemaligen Hausangestellten im Gespräch mit FürthWiki im November 2012, aus dem Gedächtnis nacherzählt, Anmerkungen in Klammern:

Betriebsgebäude/Unterkunft für die Gärtner

Ich habe lange für Grundig gearbeitet, alles habe ich auf dem Grundstück gemacht, von der Haustechnik über die Grünanlagen bis hin zum Autowaschen. Vorn in der Pforte, die Wachmänner, das waren alte Polizisten in Rente, die hat der Grundig weiterbeschäftigt und ihnen sogar mehr bezahlt als sie vorher hatten - denen ging es nicht schlecht. Einmal hat er zu mir gesagt: Da stehen viel zu viele Bäume auf dem Grundstück, ich will hier doch einen Park haben und keinen Wald - und dann gings rund mit der Säge. Im Eingangsbereich, wo es die Treppe zum Tagungsraum hochging, stand in einer Wandnische eine große Standuhr an der der Chef wohl einen Narren gefressen hatte weil sie so exakt lief. Bei einer Feier der Hausangestellten, Grundigs waren mal wieder verreist, hat einer die Uhr umgeschmissen und sie ist die Treppe heruntergefallen und das Gehäuse total zerbrochen. Wir haben die Uhr zwar schnell repariert, aber sie hat nie mehr so richtig funktioniert. Überhaupt ging es immer recht lustig zu wenn der Chef nicht da war, die Gärtner hatten ganz hinten im Eck wo es zur Bahnlinie ging, eine eigene Hütte, da ist auch hin und wieder mal gebechert worden, zusammen mit den "Kocherli", also den Küchenmädchen. Und in der anderen Ecke stand ein Ufo aus Holz, so eine Art Baumhaus, aber das gibt es schon länger nicht mehr. Grundig mochte sehr gern Travertin (ital. Kalkstein), das war damals gerade modern, also wurden die ganzen Wege damit belegt, aber das Zeug ist immer so schnell schwarz geworden da war man dauernd am saubermachen.

Das "tückische" Mosaik

Und das Mosaik rund ums Haus, das war erst ein Glump, ständig sind irgendwo einzelne Steinchen rausgefallen, und wir mussten dann mit der Leiter hin und die wieder drankleben, da war der Chef ganz erpicht drauf. Wir hatten dafür auch einen ganzen Setzkasten voll mit Ersatzsteinen in den entsprechenden Farben. Das Schwimmbad war auch nicht lange in Betrieb, da wurde dann ein Boden drüber gelegt und ein Besprechungszimmer draus gemacht. Und die große Glastür im Erdgeschoss, der Eingang zum Arbeitszimmer, war kugelsicher, das Glas war zentimeterdick. Den eingeschossigen Anbau vorne links hat Grundig als "Kinderzimmer" für seine Tochter (Maria-Alexandra) nachträglich anbauen lassen, der ist erst vor ein paar Jahren mit neuem Marmor verkleidet worden, und jetzt kommt alles weg...am liebsten mochte Grundig das Gewächshaus was ganz vorne neben der Pforte in einem kleinen Garten stand. Den großen Mercedes mussten wir regelmäßig waschen, der hat eigentlich überhaupt nicht in die Garage reingepasst, das war immer ein rechtes Drama den da reinzubugsieren... Mit der Frau von Grundig (Chantal) gabs auch öfter Zinnober, einmal ist die Eingangshalle renoviert worden, da hingen vier große Gemälde, die haben wir abgehängt zum Malern, irgendwann waren die dann verschwunden, und es hieß die wären von den Handwerkern geklaut worden. Sogar die Kripo war damals da und hat deswegen ermittelt, da sind wir dann alle vernommen worden, rausgekommen ist natürlich nichts. Als wir dann ein paar Jahre später mal zum Arbeiten in die andere Villa nach Frankreich (Villa Les Zoraides, Roquebrune-Cap-Martin[8]) fahren mussten, haben wir die Bilder dort hängen sehen, ja ja. so war das damals....und jetzt kommt das alles weg.[5]

Abriss

Im Dezember 2012 wurde die ehemalige Grundig-Villa durch das Fürther Immobilienunternehmen P&P abgerissen, damit das insgesamt 57.000 m2 große Grundstück entlang der Straße "Am Europakanal" für mehrere Gebäude-Neubauten entwickelt werden konnte. Der Abriss des Gebäudes war nicht unumstritten und wurde im Rahmen einer Bürgerversammlung von einigen Fürthern kritisiert. Die Stadt verwies auf den aktuell rechtskräftigen Bebauungsplan, in dem die ehem. Villa als nicht erhaltenswert gekennzeichnet ist, auch ein Schutz durch Denkmalstatus sei nicht vorhanden, so ein Vertreter der Stadt Fürth auf der Bürgerversammlung. Auch der damalige Stadtheimatpfleger Alexander Mayer gab gebenüber der Presse an, dass der Abriss "keine Katastrophe" sei, da Grundig selbst hier nur für kurze Zeit gelebt hätte.[9]

Sonstiges

Die benachbarte, heute noch existierende, Villa Am Europakanal 7 ließ Max Grundig 1967 für seine Tochter aus erster Ehe, Inge Scheller, geb. Grundig erbauen;[10] zehn Jahre später, also 1977, erfolgte der Bau des Hotels Forsthaus (Zum Vogelsang 20).

Zu den Besonderheiten gehörte ein eigener Atomschutzbunker unterhalb des Gebäudes. Grundig selbst wohnte nicht lange in der Villa, da er sich auf Grund der vermeintlichen Bedrohung durch die "Rote Armee Fraktion" (RAF) auf dem Dachgeschoss des Hotels Forsthaus sicherer fühlte. Er ließ hierzu eigens das Dachgeschoss als Hochsicherheitstrakt mit einem separatem Aufzug zur Wohnung ausbauen.

In den letzten Jahren wurde die Grundig-Villa als Tagungs- und Gästehaus genutzt. Auch die Stadt Fürth nutzte gerne das Gebäude immer wieder für offizielle Veranstaltungen.

Literatur

  • Christel Bronnenmeyer: Max Grundig. Made in Germany. Berlin 1999, ISBN 978-3548358772.
  • Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, 352 S. - (teilweise) online
  • GRUNDIG-HOTELS, Grundig-Marketingzentrale, um 1990, 230 S.
  • Alexander Mayer: Grundig und das Wirtschaftswunder. Reihe Arbeitswelten, Erfurt 2008, ISBN 978-3-86680-305-3.

Lokalberichterstattung

Siehe auch

Weblinks

  • Der Grundig-Park – eine Chance neue Geschichten zu schreiben. Bei: P&P - Gruppe, Immobilien Blog - online
  • Bilderstrecke zur Villa Grundig von P&P bei Pinterest.com - online
  • Bauprojekt Max-Grundig-Park, P&P Projektseite - online
  • private Bilderstrecke zur Villa Grundig, EG Teil I - online
  • private Bilderstrecke zur Villa Grundig, EG Teil II - online
  • private Bilderstrecke zur Villa Grundig, Keller - online
  • private Bilderstrecke zur Villa Grundig, OG - online
  • private Bilderstrecke zur Villa Grundig, Außen - online
  • Villa Grundig "Les Zoraides", Roquebrune-Cap-Martin, Frankreich bei wikimapia

Einzelnachweise

  1. Geschäftsbrief Max Grundig an die Stadtwerke vom 10. Mai 1966
  2. 2,0 2,1 Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, Kapitel 5, S. 256 - 260, "Ein Bombengeschäft durch einen Zufall"
  3. 3,0 3,1 Der Spiegel, Ausgabe 50, 1985 - online
  4. GRUNDIG-HOTELS, Grundig-Marketingzentrale, um 1990, 230 S
  5. 5,0 5,1 Zeitzeugenbericht, Archiv FürthWiki, Aktennr. '12'
  6. P&P hat in Fürth 75 geschützte Bäume gefällt. In: Fürther Nachrichten vom 23. November 2013 - online
  7. P&P muss in Fürth 244 neue Bäume pflanzen. In: Fürther Nachrichten vom 21. Dezember 2013 - online
  8. Egon Fein: Sieben Tage im Leben des Max Grundig. München: Europrint Krailing/München, 1983, Kapitel 6, S. 304 - 307
  9. Volker Dittmar: Kurzer Prozess mit Grundig-Villa. In: Fürther Nachrichten vom 14. Dezember 2012 - online
  10. Geschäftsbrief Max Grundig an die Stadtwerke vom 11. Mai 1967

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