Bilderbücherfabrik Löwensohn
Bilderbücherfabrik Löwensohn | |
---|---|
Gründung: | 1844 |
Schließung: | 1937 (Verkauf an die Kunstanstalten May) |
Daten | |
Hauptsitz: | Sternstraße 19 (1852-1876) |
Neubauten: | Sommerstraße 16 / 18 (1885) |
Gesellschaftsform: | seit 1890: OHG |
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn produzierte von 1882 bis 1937 in der Fürther Sommerstraße 16 und 18 Bilderbücher in zahlreichen Sprachen.
Geschichte
Die Bilderbücherfabrik Löwensohn geht auf die Druckereigründung von Gerson Löwensohn (1817 - 1871) in Fürth im Jahre 1844 zurück. Er produzierte ab Bilderbogen, Mal- und Bilderbücher. Seine Söhne Theodor und Bernhard bauten den Verlag und eine angeschlossene Buchhandlung nach der Übernahme 1871 weiter aus. 1890 erfolgte die Umwandlung in eine OHG. Albert Rosenfelder stieg mit der für damalige Verhältnisse großen Summe von 100.000 Goldmark als Mitinhaber in die Firma ein. 1894 waren über 700 Titel in zehn verschiedenen Sprachen im Verlagssortiment. Bernhard Löwensohn formulierte prägnant in seiner Festrede zum 50-jährigen Firmenjubiläum 1894: „Aus einem Handbetrieb wurde ein Fabrikbetrieb, anstatt einer täglichen Leistung auf der Handpresse von 400 Abdrücken konnte man auf der Schnellpresse 3.000 herstellen.“[1] 1919 übernehmen die beiden Söhne von Theodor Löwensohn, Robert und Gustav Löwensohn, zusammen mit Ernst Rosenfelder, der die Anteile an der Bilderbücherfabrik von seinem Vater Albert Rosenfelder nach dessen Tod 1916 erbte, die Leitung der Bilderbücherfabrik. Die Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 brachte auch dieses jüdische Unternehmen in Schwierigkeiten, 1937 musste der Betrieb an die Kunstanstalten May (KAMAG) in Dresden verkauft werden. Die Firma wird in eine GmbH umgewandelt und tritt nun unter dem Namen Pestalozziverlag auf, ein Verlag, den die Firma Löwensohn schon Ende der 1920er Jahre übernommen hatte. Der bisherige Prokurist, Emil Franke, übernimmt die Geschäftsführung.
Gustav Löwensohn, sein Bruder Robert und dessen Frau Ella-Ruth wurden deportiert und ermordet. Der letzte Teilhaber, Ernst Rosenfelder, überlebte im Londoner Exil.
1949 werden die Eigentumsverhältnisse neu geordnet: Die Überlebenden der jüdischen Eigentümerfamilien erhalten 50 %, die anderen 50 % verbleiben bei den Kunstanstalten May, die ihren Firmensitz nach Fürth verlegt haben, nachdem der Stammbetrieb in Dresden verstaatlicht worden war. In den 1950er und 1960er Jahren entwickelt sich der Pestalozziverlag zu einem der führenden Kinderbuchverlage und ist Marktführer im Bereich von Pappbilderbüchern. Erweiterungsbauten im Hof der Sommerstraße 12 und 14 sollen ab 1964 weitere Raumkapazitäten bieten; letztendlich sind jedoch die Erweiterungsmöglichkeiten auf dem Stammareal begrenzt und man entschließt sich zu einem Neubau in Erlangen-Eltersdorf. Im Januar 1972 wird die Produktion nach Erlangen verlagert; im April ist die gesamte Verlagerung des Betriebes aus Fürth abgeschlossen und damit endete die jahrzehntelange Tradition der Bilderbuchherstellung in Fürth.
Nach der Umsiedelung nach Erlangen kaufte der Pestalozziverlag den Scholz-Mainz-Verlag (1972), den Stuttgarter Boje-Verlag (1983) und den Kinderbuchbereich von Mulder BV (1988). Nach Umsatzrückgängen erwarb 1998 die dänische Egmont-Medienholding den Verlag und führte ihn ein Jahr lang als "Egmont-P." weiter. Seit 1999 gehört er zum Egmont-Franz-Schneider-Verlag in München.
Einige ehemalige Erlanger Mitarbeiter betrieben die Druckerei dort als "BoardBook GmbH" weiter.
Leitung
Gegründet von Gerson Löwensohn, fortgeführt von Bernhard und Theodor Löwensohn, zuletzt geführt von Enkel Gustav Löwensohn. 1937/38 übernimmt der langjährige Prokurist Emil Franke die Geschäfte, 1949 setzt ein Verwaltungsrat die Leitung fort (als einziger Überlebender der Eigentümerfamilien ist Ernst Rosenfelder mit vertreten).
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Ohm: Was geht uns heute das Leben im Industriezeitalter an? Herausforderungen an die Heimatpflege. Nachlesbar: als PDF
Literatur
- Löwensohn. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 250
- Pestalozzi-Verlag. In: Adolf Schwammberger: Fürth von A bis Z. Ein Geschichtslexikon. Fürth: Selbstverlag der Stadt Fürth, 1968, S. 284
- Heyduczek, Elke: Der Pestalozzi-Verlag : Geschichte und Programm. - Erlangen-Nürnberg, Univ., Mag.-Arb., 1992
- 150 Jahre Pestalozzi-Verlag / [Hrsg.: Pestalozzi-Verlag Erlangen. Red.: Verona Jeuck]. - Erlangen, 1994
- Gutzmer, K.: Pestalozziverlag, in: Lexikon des gesamten Buchwesens, 2., völlig neu bearb. Aufl., Stuttgart, Bd. 5 (1999), S. 604
Siehe auch
Weblinks
- Kunstanstalten May - Wikipedia
- Kunstanstalten May - Home
- Gérard Langlois: Historie de la famille Löwensohn PDF (Gérard Langlois ist ein in Frankreich lebender Nachfahre der Löwensohn-Familie)
- Rudolf Rühle: Pestalozzi-Verlag - Ein Stück deutscher Zeitgeschichte In: Spielebox 2-2013
- Stadtlexikon Erlangen, Artikel über den Pestalozzi - Verlag in der Onlineausgabe, [1]