August Schmidt

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August Schmidt (geb. 3. November 1892 in Fürth; gest. 17. Januar 1972 in München) war ein deutscher Offizier, zuletzt Generalleutnant im Zweiten Weltkrieg.

Teilnahme am 1. Weltkrieg

August Schmidt trat am 31. Juli 1911 als Fahnenjunker in die Königlich Bayerische Armee ein. Er kam dabei zum 21. Königlich Bayerischen Infanterie-Regiment "Großherzog Friedrich Franz IV. von Mecklenburg-Schwerin". Während dieser Zeit wurde er u. a. am 7. März 1912 zum Fähnrich befördert. Nach dem Besuch der Kriegsschule wurde er am 25. Oktober 1913 zum Leutnant befördert und als Kompanieoffizier eingesetzt.

Mit dem Infanterie-Regiment nahm er ab Anfang August 1914 am Ersten Weltkrieg teil und kam am 8. August 1914 mit der 11. Kompanie an die Front. Nur kurze Zeit im Einsatz, wurde Schmidt bereits am 25. August 1914 im Kampf verwundet. Zwei Montate später, am 29. Dezember 1914, versah er nach der Genesung seinen Dienst beim Ersatztruppenteil.

Am 29. Juni 1915 kam er wieder an die Front, und ab Anfang August 1915 als Kompanieführer im Einsatz. Am 14. Dezember 1916 erhielt er sein Patent als Leutnant, nur kurz Zeit später wurde er am 17. Januar 1917 bereits zum Oberleutnant befördert. In diesem Rang versetzte man ihn Kompanieführer zum Feldrekruten-Depot der 5. bayerischen Division. Ab dem 3. Juni [[1917] wurde Schmidt als Kompanieführer der 4. Kompanie eingesetzt und ein halbes Jahr später erfolgte der Einsatz ab dem 2. Februar 1918 als Ordonanzoffizier bei seinem Regimentsstab. Im Jahr 1918 wurde er schließlich noch als Führer verschiedener Bataillone, stellvertretender Regimentsadjutant, Kompanieführer und Ordonanzoffizier in seinem Regiment eingesetzt. Nach dem 1. Weltkrieg wurde Schmidt am 17. Dezember 1918 zuächst zum Regimentsadjutant befördert, ehe er 1923 als Oberleutnant in die Reichswehr übernommen und zum Hauptmann befördert wurde.

Teilnahme am 2. Weltkrieg

Aus aktuell unbekannten Gründen schied Schmidt im März 1933 aus dem Dienst aus, wurde aber schon kurze Zeit später - am 1. November 1933 - als Major wieder eingestellt. In den folgenden Jahren wechselte Schmidt zwischen verschiedenen Truppenkommandos, so wurde Schmidt am 1. April 1934 zunächst Bataillonskommandeur im Infanterie-Regiment 41, bevor er am 1. Oktober 1934 die gleiche Funktion im Infanterie-Regiment 7 übernahm.[1]

Am 15. Januar 1939 wurde Schmidt zum Oberst beförderte und schließlich als Kommandeur des Infanterie-Regiments 20 eingesetzt, das zur 10. Infanterie-Division (Wehrmacht) gehörte. Die Division war bereits bei der Annexion Österreichs im Einsatz, wechselte nun aber seinen Einsatzort in die neuen Ostgebiete des Reichs. Schmidt führte ab 1939 seine Verbände in den Polenfeldzug (1939) und Westfeldzug (1940).

Nach den Einsätzen in Ostpreußen wurde die Division in einen motorisierten Verband umgewandelt. Auch während der ersten Wochen des Krieges gegen die Sowjetunion bewährte sich Schmidt als Kommandeur in den Kämpfen an der Front. Er hatte „für seine zielbewusste Führung“ und „die hervorragenden Leistungen seines Regiments“ als erster Regimentskommandeur des Heeres bereits am 27. Oktober 1939 das Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes erhalten.[2]

In Russland hatte er sich erneut beim schnellen Vorstoß über den Fluss Dnepr sowie bei den Kämpfen bei der weißrussischen Großstadt Mogilew und im Brückenkopf Propoisk - dem heutigen weißrussischen Ort Slauharad - laut seiner Vorgesetzten sich ausgezeichnet. Der Divisionskommandeur Generalleutnant Friedrich-Wilhelm von Loeper schlug deshalb vor, Schmidt bevorzugt zu befördern. Die vorgesetzten Dienststellen (General Leo Geyr von Schweppenburg - Kdr. XXIV. Panzerkorps bzw. Generaloberst Heinz Guderian - Kdr. Panzergruppe 2) befürworteten den Antrag, sodass Schmidt am 10. Oktober 1941 zum Generalmajor befördert wurde.[1]

Kurz zuvor war Schmidt - am 27. August 1941 - erneut verletzt worden, dieses Mal an der Hand. So blieb Schmidt zunächst in der Führerreserve bzw. kommandierte kurzzeitig in Vertretung die Ersatzdivision 193 und die Division 413 bevor er am 31. Januar 1942 zum neuen Kommandeur der 50. Infanterie-Division (Wehrmacht) auf der Krim versetzt wurde. Nach nur zwei Wochen brach die alte Verwundung wieder auf und machte eine Operation nötig, sodass Schmidt am 17. Februar 1942 erneut in die Führerreserve versetzt werden musste.

Nach seiner Genesung übernahm Schmidt am 5. Mai 1942 (später zurückdatiert auf den 26. April) die Führung seiner angestammten 10. Infanterie-Division. Diese Division hatte inzwischen schwere Verluste erlitten und sollte ein Jahr lang im Stellungskrieg im Raum Spas-Demensk verbringen. Auch hier wurde Schmidt von seinen Vorgesetzten (General Ferdinand Schaal - Kdr. LVI. Panzerkorps) äußerst positiv beurteilt und erneut zur vorgezogenen Beförderung empfohlen. So stieg Schmidt bereits am 1. Januar 1943 zum Generalleutnant auf. Daneben erzwang seine alte Verwundung mehrere Genesungsurlaube. Dennoch hielt Schaal Schmidt für fähig ein Korpskommando zu übernehmen. Aber der Oberbefehlshaber der vorgesetzten 4. Armee (Wehrmacht), General Gotthard Heinrici, wertete Schmidt nur als „guten Durchschnitt“ und beließ ihn auf seinem Posten.[3]

Erst im Januar 1944 führten die Kriegsumstände und der Mangel an Führungskräften dazu, dass Schmidt auf einer höheren Führungsebene aktiv eingesetzt wurde. Die 10. Panzergrenadier-Division war zur 8. Armee (Wehrmacht) am Dnepr verlegt worden. Während der Schlacht um Kirowograd (1. – 16. Januar 1944) wurde die 8. Armee von sowjetischen Truppen angegriffen, so dass Schmidts Division und eine Reihe weiterer Verbände in einen Kessel gerieten. Schmidt übernahm neben seiner eigenen Division auch die Führung über die Reste der 376. Infanterie-Division (Wehrmacht) und der 14. Panzer-Division (Wehrmacht), mit denen ihm unter schweren Verlusten ein Ausbruch aus dem Kessel gelang, nachdem die Stadt durch die russischen Truppen eingenommen worden war. Nach sowjetischen Angaben wurden im Kessel 55.000 deutsche Soldaten getötet und 18.000 gerieten in Gefangenschaft; während der ganzen Operation waren es demnach 82.000 Tote und 20.000 Gefangene.[4] Nach deutschen Angaben hingegen gelang 40.000 Soldaten der Ausbruch, lediglich 19.000 Soldaten starben oder blieben im Kessel zurück.[5] Trotz solcher verschiedenen Zahlen ist bekannt, dass die sechs deutschen Divisionen große Verluste hinnehmen mussten und das gesamte Kriegsgerät zurückgelassen wurde. Iwan Konew wurde für seine Verdienste in dieser Schlacht zum Marschall der Sowjetunion ernannt.

Auch in den folgenden Wochen befehligte er diese “Gruppe Schmidt” mit einem improvisierten Stab, bevor Ende Februar 1944 das Generalkommando des XXXX. Panzerkorps (Wehrmacht) die Führung übernahm.[6] Am 18. Januar 1944 wurde Schmidt namentlich im Wehrmachtsbericht genannt: "Bei den Abwehrkämpfen im Südabschnitt der Ostfront hat sich die bayerische 10. Panzergrenadierdivision unter Führung des Generalleutnants Schmidt durch unerschütterliche Standhaftigkeit hervorragend bewährt."

Am 23. Januar 1944 erhielt Schmidt für seine Leistungen in den Kämpfen um Kiriwograd das Eichenlaub zum Ritterkreuz, aber gleichzeitig wurde er noch immer kritisch beurteilt. General Nikolaus von Vormann stellte in einer dienstlichen Beurteilung fest, dass Schmidt seine Leistungsgrenze wohl erreicht habe.[7]

Der spätere Generalinspekteur der Bundeswehr Ulrich de Maizière diente 1943/44 als Erster Generalstabsoffizier (Ia) in der 10. Panzergrenadier-Division und war somit Schmidts wichtigster Berater. In seinen Memoiren erinnerte er sich später an seinen Kommandeur:

Er kannte die Truppe und ihre Führer genau, mit denen ihn viele gemeinsame Erlebnisse verbanden. Als gewachsenem Truppenoffizier blieben ihm ihre Probleme vertraut. Er sprach ihre kräftige Sprache und spürte, wann er hart zuzupacken hatte und wann er sein fürsorgliches Herz sprechen lassen konnte. Körperlich knapp mittelgroß und stämmig, temperamentvoll, wohl auch gelegentlich unbeherrscht, besaß er einen Instinkt sowohl für Chancen als auch für Gefahren im Gefecht. [...] In der Truppe nannte man ihn voll Anerkennung den »Bauerngeneral«.[8]

Während der Operation von Jassy-Kischinew wurde die 10. Panzergrenadier-Division bis Ende August 1944 fast vollständig zerschlagen. Am 20. August 1944 war die sowjetische Offensive losgebrochen, am 23. August 1944 wechselte Rumänien die Seiten, sodass die deutschen Divisionen zwischen zwei Fronten gerieten. Schmidt teilte seine Division in Kampfgruppen und versuchte - ohne Verbindung zu vorgesetzten Dienststellen - sich nach Westen durchzukämpfen. Reste der Division überquerten ohne Ausrüstung und Waffen am 30./31. August die Donau ins verbündete Bulgarien. Schmidt nahm dort Verbindung zur Deutschen Militärmission in Sofia auf und konnte die Evakuierung einiger Soldaten und Offiziere erreichen, bevor auch Bulgarien wenige Tage darauf abfiel und dem Deutschen Reich den Krieg erklärte.[9]

Die 10. Panzergrenadier-Division war vernichtet; Schmidt wurde damit entbehrlich und am 2. September 1944 in die Führerreserve versetzt. Der allgemeine Mangel an Offizieren führte jedoch dazu, dass Schmidt bereits am 15. September als Kommandierender General des LXXII. Armeekorps in Ungarn erneut eingesetzt wurde. Allerdings bewährte er sich dabei nicht. In einer Beurteilung vom 12. Januar 1945 hielt der Oberbefehlshaber der 6. Armee (Wehrmacht) General Hermann Balck fest: „Seine Leistungsgrenze war bereits als Div.Kdr. erreicht. Zum Komm.Gen. fehlt das Format.“ Da auch andere Dienststellen dieses Urteil teilten, wurde Schmidt am 22. Januar 1945 in die Führerreserve versetzt.[10]

Nachkriegszeit

Am 8. April 1945 geriet Schmidt in sowjetische Kriegsgefangenschaft und kehrte erst 10 Jahre später - also 1955 - nach Deutschland aus der Kriegsgefangenschaft zurück. Er zog nach München und widmete sich der Aufarbeitung seiner Vergangenheit, wobei er sich „zutiefst“ mit seiner ehemaligen Division identifizierte.[11] Er rief einen Traditionsverband ins Leben und verfasste ein Buch über die Geschichte der 10. Panzergrenadier-Division.[12] Darüber hinaus hielt er bis zu seinem Tod weiter Kontakt zu seinem ehemaligen Stabschef Ulrich de Maizière, der inzwischen zur Aufbaugeneration der Bundeswehr gehörte.[13]

Schmidt starb 1972 in München und wurde auf dem Waldfriedhof beigesetzt.

Beförderungen

  • 31. Juli 1911 Fahnenjunker
  • 7. März 1912 Fähnrich
  • 25. Oktober 1913 Leutnant
  • 17. Januar 1917 Oberleutnant
  • 25. Januar 1923 Hauptmann
  • 1. November 1933 Major
  • 1. Dezember 1935 Oberstleutnant
  • 1. April 1938 Oberst
  • 1. Oktober 1941 Generalmajor
  • 1. Januar 1943 Generalleutnant

Auszeichnungen

  • Eisernes Kreuz (1914) II. und I. Klasse
  • Verwundetenabzeichen (1918) in Schwarz
  • Spange zum Eisernen Kreuz II. und I. Klasse
  • Ritterkreuz des Eisernen Kreuzes mit Eichenlaub
  • Ritterkreuz am 27. Oktober 1939
  • Eichenlaub am 23. Januar 1944 (371. Verleihung)

Literatur

  • Ulrich de Maizière: In der Pflicht, Verlag E. S. Mittler & Sohn, Herford/Bonn 1989
  • August Schmidt: Geschichte der 10. Division, 10. Infanterie-Division (mot.), 10. Panzergrenadier-Division 1935 – 1945, Podzun-Verlag, Bad Nauheim 1963
  • Marco Sigg: Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat - Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Verlag Ferdinand Schönigh, Paderborn 2014
  • Peter Stockert: Die Eichenlaubträger 1940 - 1945, 9 Bände, 4. überarbeitete Auflage, Bad Friedrichshall 2010/2011

Einzelnachweise

  1. 1,0 1,1 Marco Sigg: Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat - Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Paderborn 2014, S. 337
  2. Scherzer: Die Ritterkreuzträger 1939–1945. Die Inhaber des Eisernen Kreuzes von Heer, Luftwaffe, Kriegsmarine, Waffen-SS, Volkssturm sowie mit Deutschland verbündete Streitkräfte nach den Unterlagen des Bundesarchivs, Jena 2007, S. 668
  3. Marco Sigg: Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat - Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Paderborn 2014, S. 338
  4. Vorlage:Webarchiv
  5. Spiegel 1965
  6. Ulrich de Maizière: In der Pflicht, Herford/Bonn 1989, S. 88
  7. Marco Sigg: Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat - Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Paderborn 2014, S. 338 f
  8. Ulrich de Maizière: In der Pflicht, Herford/Bonn 1989, S. 84
  9. Im Detail dazu: Ulrich de Maizière: In der Pflicht, Herford/Bonn 1989, S. 91 – 95
  10. Marco Sigg: Der Unterführer als Feldherr im Taschenformat - Theorie und Praxis der Auftragstaktik im deutschen Heer 1869 bis 1945, Paderborn 2014, S. 339 f
  11. John Zimmermann: Ulrich de Maizière - General der Bonner Republik 1912 bis 2006, München 2012, S. 87
  12. August Schmidt: Geschichte der 10. Division, 10. Infanterie-Division (mot.), 10. Panzergrenadier-Division 1935 – 1945, Podzun-Verlag, Bad Nauheim 1963, passim.
  13. John Zimmermann: Ulrich de Maizière - General der Bonner Republik 1912 bis 2006, München 2012, S. 79, 87