Karl Mai
Karl Mai (geb. 27. Juli 1928 in Fürth; gest. 15. März 1993 in Fürth) war ein Fürther Fußballspieler und Weltmeister 1954.
Leben und Wirken
Charly Mai spielte ab 1942 für die Spielvereinigung Fürth und ab 1958 für den FC Bayern München. In der Oberliga Süd absolvierte er für Fürth 182 Spiele und erzielte dabei 17 Tore. Die Spiele in der Endrunde der Saison 1950/51 waren ein erster Höhepunkt in der Laufbahn des jungen Talentes. Der logische Fortgang war dann sein baldiger Einsatz in der Nationalmannschaft. Am 11. Oktober 1953 – ausgerechnet gleich ein wichtiges Qualifikationsspiel zur Weltmeisterschaft 1954 in der Schweiz – gab er in der DFB-Elf gegen das Saarland in Stuttgart seinen Einstand. Wohltuend war es für ihn sicherlich, neben sich die zwei Vereinskameraden Herbert Erhardt und Richard Gottinger spielen zu wissen. Da auch der erst im Sommer 1953 zum 1. FC Nürnberg gewechselte Torjäger Horst Schade im Sturm zum Einsatz kam, waren neben dem Debütanten doch genug Bekannte in der Nationalmannschaft um somit das Lampenfieber im erträglichen Rahmen zu halten. Der Sieg mit 3 : 0 Toren verhalf denn auch nicht nur den Herberger-Schützlingen zur Fahrt in die Alpenrepublik, er war auch der Beginn einer steilen Karriere des Fußballers Charly Mai in der Nationalmannschaft. Mit 30 Jahren wechselte er 1958 zum FC Bayern München und spielte da noch drei Spielzeiten in der Oberliga Süd; er kam auf 67 Spiele und 2 Tore für die Münchner. Seine Karriere ließ er ab 1961 bei den Young Fellows Zürich in der Schweiz und dem FC Dornbirn in Österreich ausklingen. Im Jahr 1963 beendete er seine Laufbahn als Fußballer.
Als linker Außenläufer war er zwischen 1953 und 1959 21 Mal für Deutschland aktiv und erzielte dabei einen Treffer.
Mai gehörte zu jenen elf Spielern, die 1954 mit der Deutschen Nationalmannschaft in Bern Fußballweltmeister wurden. Er wurde von Sepp Herberger in allen Spielen eingesetzt; lediglich im taktisch geprägten Schon-Spiel in der Gruppen-Phase gegen Ungarn am 20. Juni, bei der 3:8-Niederlage, war er nur Zuschauer. Er war im Team in den zwei Spielen gegen die Türkei, setzte sich im Viertelfinale mit dem Klasse-Innensturm der Jugoslawen (Mitic, Vukas, Bobek) und den zwei Außenläufern Cajkovski und Boskov bei dem 2:0-Erfolg auseinander und war ebenso im Halbfinale dabei als die Österreicher mit einem grandiosen 6:1-Sieg in die Schranken gewiesen wurden. Höhepunkt war aber seine Manndeckung gegen den Torschützenkönig der WM-Tage in der Schweiz, den 11-fach erfolgreichen Schützen vor dem Finale, Sándor Kocsis. Dieser selten gute Kopfballspieler und Techniker hatte im Halbfinale gegen den Titelverteidiger Uruguay beide Tore in der Verlängerung zum 4 : 2 für die Ungarn erzielt. Auch im Viertelfinale gegen Brasilien hatte er zwei Treffer beigesteuert. An die vier Tore von Kocsis gegen Deutschland im Gruppenspiel sollte auch gedacht werden, wenn man die überragende defensive Leistung von Mai im Finale würdigen möchte. Er ließ kein weiteres Tor des Torjägers zu. Das alleine für sich betrachtet, muss zugrunde gelegt werden, wenn die Bedeutung von Mai für den Erfolg in den Tagen in der Schweiz beleuchtet werden soll. Am 20. Mai 1959 beendete er mit dem Spiel gegen Polen seine Karriere in der Nationalmannschaft.
Im Oktober 1954 heiratete Karl Mai seine Else.
Im Jahr 1975 erkrankte Mai schwer an einer Magen-Darm-Erkrankung. Sechs schwere Operationen folgten. Anfang der Neunziger wurde ihm der rechte Lungenflügel entfernt. Er starb schließlich am 15. März 1993 an Leukämie.
Else Mai hütete und pflegte die WM-Kleidungsstücke ihres Gatten wie die Briten ihre Kronjuwelen. Und sie zelebrierte sogar fünf Jahre nach seinem Tod dessen 70. Geburtstag mit 70 Gästen feierlich - ihm zum Gedenken.
Karl Mai ist vielen ehemaligen Fürther Schülern (Buben) auch noch als Sportlehrer bekannt, sie hatten bei ihm Fußball ("Differenzierten Sport").
Im Oktober 2004 ehrte ihn seine Heimatstadt Fürth mit der Umbenennung der Bezirkssportanlage Schießanger in Charly-Mai-Sportanlage.
Karl Mai ist seit 2007 im "Ehrenweg Fürth" geehrt und im Winter 2010 wählten ihn die Fans in die Elf des Jahrhunderts der SpVgg Fürth. Die Wahl wurde anlässlich des 100-jährigen Jubiläums des Sportparks Ronhof durchgeführt.[1]
Postkartengrüße von Fußball-Länderspielen an den Michelspfarrer
Anlässlich des Fußball-Länderspiels am 30. März Deutschland gegen Italien in Stuttgart schrieb Charly Mai eine Postkarte an den Pfarrer von St. Michael Karl Will. Offensichtlich saß die gesamte Mannschaft am Tag zuvor im Hotel Lessing und verbrachte die Zeit mit Schreiben von Kartengrüßen. Diese wurden wohl am Tisch durchgereicht und von der gesamten Mannschaft und dem Trainer unterschrieben. (deutlich erkennbar sind die Unterschriften von Erich Juskowiak, Jupp Posipal, Herbert Erhardt, Max Morlock, Fritz Herkenrath, Hans Schäfer, Helmut Rahn und Trainer Sepp Herberger).
Karl Mai schrieb auch eine Postkarte an den Pfarrer von St. Michael anlässlich eines Fußballspieles, das fast genauso viel Furore machte wie das Endspiel in Bern im Jahr zuvor: das Länderspiel gegen die Sowjetunion am 31. August 1955. Die Sowjets gewannen zwar mit 3:2 - aber erwähnenswerter sind wohl die Begleitumstände.
Es war ein sportpolitisch brisantes Ereignis [2] im feindlich-frostigen Klima des Kalten Krieges. Es war zudem zehn Jahre nach dem Zweiten Weltkrieg das erste Spiel einer deutschen Elf in der Sowjetunion. Tausende deutsche Kriegsgefangene wurden immer noch in russischen Lagern festgehalten. Im Vorfeld hatte die Einladung der bundesdeutschen Fußball-Nationalelf nach Moskau für heftige Auseinandersetzungen gesorgt. Viele lehnten das Freundschaftsspiel ab. Im Auswärtigen Amt löste die Nachricht „helles Entsetzen“ aus, und RIAS-Berlin, der Rundfunk im amerikanischen Sektor, weigerte sich, das Spiel zu übertragen.
Einige Politiker erkannten aber die große Chance des Freundschaftsspiels als Wegbereiter für die Aufnahme diplomatischer Beziehungen. 1.500 deutsche Schlachtenbummler aus der BRD und der DDR reisten im August 1955 mit der Nationalelf nach Moskau.
Es war auch ein Spiel, bei dem viele deutsche Gefangene in den Lagern die russische Reportage verfolgen konnten, wie sie später erzählten. Als drei Wochen später Konrad Adenauer in die Sowjetunion reiste, kamen durch die Verhandlungen des Bundeskanzlers dann auch die letzten 10.000 Kriegsgefangenen aus russischen Lagern frei.
Auch im Dezember 1955 gab es ein Freundschaftsspiel gegen Italien, diesmal in Rom - und wieder gewann Italien 2:1 und wieder schreib Karl Mai eine Postkarte an Pfarrer Will. Auf dieser sind auch die Unterschriften von Fritz und Ottmar Walter, Liebrich, Eckel und Stollenwerk zu finden.
Diese Kartengrüße ans Pfarramt waren zu guten Tradition geworden. Im Juni 1956 erreichte Pfarrer Will eine Postkarte aus Norwegen. Hier findet sich neben der Unterschrift des Vereinskameraden aus der SpVgg Fürth Herbert Erhardt auch die Namenszüge der drei Torschützen Bäumler, Biesinger und Schönhöft.
Vom Länderspiel in Ägypten, das im Dezember 1958 in Kairo vor 30 000 Zuschauern mit 2:1 verloren ging, kam eine Karte ans Fürther Pfarramt, bei der neben den bereits bekannten Unterschriften zum ersten Mal auch der Name Schnellinger auftaucht.
Internationale Einsätze
Ehrungen
- 2004 Charly-Mai-Sportanlage
- 2007 im Ehrenweg Fürth
- 2010 Elf des Jahrhunderts der SpVgg Fürth
Siehe auch
Weblinks
- Karl Mai - Wikipedia
- Online-Chronik der SpVgg Fürth, Legenden der SpVgg Fürth - im Internet
- Wunder von Bern (Finale der Fußball-Weltmeisterschaft 1954) - Wikipedia
Einzelnachweise
- ↑ Karl Mai - Wikipedia
- ↑ siehe dazu auch "Ein historisches Fußballspiel - Der Kracher von Moskau. Das erste sowjetisch-deutsche Fußballspiel nach 1945, Sendung des SWR vom 13.9.2015 - online verfügbar
Bilder
Karl Ringel mit Karl Mai im DFB-Dress, vermutlich in Kairo (Autogrammfoto)
Empfang der Weltmeister 1954 an der Fürther Stadtgrenze mit Karl Mai und Herbert Erhard
Hochzeit von Karl Mai im Oktober 1954
Empfang der Weltmeister 1954 an der Fürther Stadtgrenze mit Karl Mai
Hochzeit von Karl Mai im Oktober 1954
Hochzeit von Karl Mai im Oktober 1954
Handsignierte Autogrammkarte von Karl Mai