Josef Neuhierl (geb. 13. Juli 1895 in Buchhausen bei Rosenheim; gest. 21. Oktober 1957 in Fürth) war Geschäftsführer der zunächst gegründeten Mechanischen Spielwarenfabrik Josef Neuhierl und zählt mit seiner Frau Frieda und Sohn Hermann Neuhierl zu den Mitgründer der Firma Carrera. Er kam in Buchheim bei Rosenheim als fünftes Kind des Bahnbeamten Joseph Neuhierl und seiner Frau Therese auf die Welt.

Leben und Wirken

Nach Abschluss seiner Volksschule absolvierte er eine Mechanikerlehre in Bad Aibling und legte seine Gesellenprüfung ab, ehe er 1914 wie die meisten jungen wehrfähigen Männer dieser Zeit freiwillig in den 1. Weltkrieg zog. Nach dem Krieg absolvierte er seine Meisterprüfung und kam der Liebe wegen 1920 nach Nürnberg. Dort heiratete er Nürnberger Gastwirtstochter Frieda Rogner und begann in der Albrecht-Dürer-Straße 19 in Nürnberg mit der Produktion von Spielzeug in der frisch gegründeten "Fabrik für mechanische Spielwaren und Laufwerke". Im gleichen Haus befand sich der Bruder der Ehefrau, Hermann Rogner, der als Spielwarenhändler beruflich tätig war. Bereits nach nur fünf Jahren musste Neuhierl erstmal umziehen um weiter expandieren zu können, zunächst in die Voltastraße 53 und nur ein Jahr später in die Nürnberger Ottostraße, in der er zuletzt auch mit seiner Familie wohnte. Zu dieser Zeit hatte Neuhierl bereits 25 Angestellte.

Zunächst produzierte Neuhierl hauptsächlich Fahrzeuge wie Autos, Rennwagen, Lastwagen und Flugzeuge, jedoch waren diese häufig großformatig bis zu 50 cm und mit Uhrwerkantrieben versehen. Hauptkonkurrent in dieser Zeit war lediglich die Firma Schuco, sowohl in der genialen Mechanik auf kleinsten Raum wie auch in der Produktpalette und Vielfalt. 1932 siedelte das Unternehmen nach Fürth in die Waldstraße 80 um, in einen Fabrikneubau samt Wohnhaus.

Während des 2. Weltkrieges produzierte Neuhierl weiterhin immer vorbildgetreuere Fahrzeuge mit einer extrem aufwendigen Mechanik, wodurch er sich von seinen Mitbewerbern deutlich unterschied. Interessanterweise baute Neuhierl während des 2. Weltkrieges lediglich 1938 ein Militärfahrzeug (Kommandowagen mit einer Kanone als Anhänger), während seine seine Mitbewerber zum Teil deutlich mehr Militärfahrzeuge im Sortiment hatten. Gleichzeitig bot sein Unternehmen die ersten Mercedes Rennwagen nach dem damals erfolgreichen Silberpfeils an, das sog. "Caracciola-Renn-Auto". In einer 1938 geschalteten Werbeanzeige wusste Neuhierl über seinen Silberpfeil folgendes zu berichten: „Rennauto in schöner schnittiger Form nach dem original Mercedes modelliert in zwei verschiedenen Größen. Neuartige sechsfache Schaltung. Durch Verstellen der Schalthebel kann mit zwei Geschwindigkeiten vor- oder rückwärts gefahren werden. Motor läuft am Stand, das aufgezogene Uhrwerk kann abgeschaltet werden ohne abzulaufen. Kein Festhalten der Räder beim Aufziehen. Das Fahrzeug kann gebremst werden. Starker Steuereinschlag – durch Steuerrad – ermöglicht Spielen oder Vorführen auf kleinem Platz. Die größere Ausführung läuft über 20 Runden.“ 1939 wurde der Verkaufsschlager KDF-Wagen auf den Markt gebracht, der von Ferdinand Porsche entwickelte Volkswagen - später Käfer genannt.

Kriegsbedingt musste Neuhierl - wie die meisten seiner Mitbewerber - zunehmend den Betrieb einschränken. Ab 1940 kam die Produktion weitestgehend zum erliegen - und spätestens ab den ersten Luftangriffen auf die Fürther Südstadt, bei der seine Produktionsgebäude mehrfach beschädigt wurden, konnte Neuhierl den Betrieb nicht mehr aufrecht erhalten.

Noch im Mai 1945 beschlagnahmte die US-Militärregierung nach dem Ende des 2. Weltkrieges sowohl seine Betriebsräume und das Wohnhaus in der Waldstraße, als auch seine Gerätschaften. Auch ein von Neuhierl unmittelbar nach dem Krieg errichteter Behelfsbau wurde durch die Militärregierung wieder beschlagnahmt. Neben Neuhierl mussten u.a. auch vier weitere Spielwarenhersteller ihren angestammten Produktionsort verlassen, jeweils begründet damit - dass in unmittelbarer Nähe sich das neu errichtete amerikanische "Medical Depot" befand. Neuhierl und seine Kollegen versuchten durch Verhandlungen an diesem Umstand etwas zu ändern, jedoch waren alle Verhandlungen selbst mit dem US-Hauptquartier in Heidelberg und unter Einschaltung des damaligen Bay. Wirtschaftsministers Ludwig Erhard nicht von Erfolg gekrönt. Erst 1947 gelang es Neuhierl in der Waldstraße 90 erneut den Aufbau eines Fabrikbehelfshauses zur Produktion neuer Spielsachen, während er sich Behelfsweise in einer Scheune im benachbarten Höfen bei einem Bauer eingemietet hatte, um wenigstens eine kleine Stückzahl an Verkaufsmaterial herstellen zu können. In der langsam wieder anlaufenden Produktion wurden die Waren fast ausschließlich für den Export nach Amerika hergestellt - stets mit dem Zusatz "Made in US-Zone Germany". Vermutlich verwendete Neuhierl in den ersten Nachkriegsjahren noch seine Werkzeuge und Formen aus der (Vor-)Kriegszeit, da es zunächst keine Neuerscheinungen gab. Neuhierl beschränkte sich zunächst auf seine "alten" Modelle - mit Ausnahme des Silberpfeils - dessen Modell vermutlich während des 2. Weltkrieges zerstört wurde. So wurde u.a. der Volkswagen (Käfer) erneut als sog. "3-Gear-Car" wieder hergestellt und exportiert. Die tatsächlich ersten Neuerscheinungen erfolgten im Jahr 1949. Die Entwicklung neuer Modelle war stets "Chefsache", dabei saß Neuhierl nach einigen Überlieferungen oft bis nach Mitternacht mit einer Zigarette rauchend am Fenster, während er an den neusten Ideen tüftelte. 1951 hatte das Unternehmen wieder eine beachtliche Größe angenommen, so beschäftigte Neuhierl wieder ca. 40 Angestellte in seinem Betrieb. Neuhierl war nach eigenen Angaben bei den Beschäftigten sehr beliebt. Täglich wurde an die Mitarbeiter ein im Wohnhaus gekochtes Essen an die Beschäftigen ausgegeben, und die Ehefrau Frieda Neuhierl gab persönlich am Freitag allen Mitarbeitern persönlich den Lohn. Die Unternehmensprinzipien Neuhierls waren: "Was die Leute arbeiten, sollen sie auch verdienen."

1950 wurde erstmals das Automodell Porsche 356 hergestellt. Die Herstellung dieses Fahrzeugs stellt einen Wendepunkt im bisherigen Unternehmen dar. Während die Fahrzeugmodelle in der Vorzeit häufig Phantasiemodelle waren bzw. nur einige Bezüge zur Realität darstellten, entwickelte Neuhierl mit dem Porsche 356 erstmals ein am Original sehr reales Fahrzeug. Mit dem Erfolg beim Verkauf dieses Fahrzeugmodells kamen weitere Spielzeugautos auf dem Markt, immer stets bemüht sich so nah wie möglich an den realen Vorbildern zu orientieren. Bekannt ist auch, dass der damalige Wirtschaftsminister Ludwig Erhard den JNF-Porsche während der Spielwarenmesse in Nürnberg positiv und wertschätzend begutachtete, was den Verkaufserfolg weiter beschleunigte. Auch der Bundeskanzler Konrad Adenauer gilt als Werber für dieses Modell, indem er 1954 während eines Amerikabesuches den Enkelkindern Präsidents Eisenhowers als Geschenk einen JNF-Porsche im Gepäck hatte.

1954 und in seinem Todesjahr 1957 erweiterte Neuhierl seine Produktionsstätte jeweils um einen Neubau in der Waldstraße Ecke Flössaustraße. Bereits zwei Jahre vorher, 1955 übernahm der Sohn Hermann Neuhierl mit die Geschäfte. Hermann Neuhierl hatte zovor in Chemie promoviert, was vielleicht den Weg in die Produktion von Fahrzeugen in Plastik ebnete. Am 21. Oktober 1957 stirbt Josef Neuhierl an den Folgen eines Herzinfarktes, der Sohn Hermann und die Ehefrau Frieda übernehmen den Betrieb.

Nach dem Tod des Firmengründers kamen ab 1959 die ersten Fahrzeuge aus Plastik auf den Markt, u.a. ein VW-Kombi aus der sog. Struxy-Modell-Reihe, das zerlegbar war. Bei einer Spielwarenmesse 1963 in Amerika nahm der Sohn Hermann Neuhierl mit der Idee einer Rennbahn und lenkbaren Fahrzeugen mit - die Geburtsstunde der Carrera-Rennbahn bzw. der Firma [[Carrera Spielwaren Neuhierl GmbH und Co KG]]. Namensgeber war das Carrera PanAmericana Rennen in Mexiko. Neuhierl durfte sowohl den Namen, als auch den Schriftzug kostenlos übernehmen.

Literatur

  • Fürther Geschichtsblätter: Karl Arnold - Fürther Spielwarenproduktion. Hrsg. Geschichtsverein Fürth e. V., Heft Nr. 3/ 2008, S. 80ff

Siehe auch

Bilder

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