Steinach 7; Steinach 7a; In Steinach
- Objekt
- Ehem. Schloss Steinach
- Geokoordinate
- 49° 30' 52.78" N, 10° 59' 42.31" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Zweigeschossiger, teils verputzter Rechteckbau mit Satteldach, Treppenturm, Zwerchhäusern, Sandsteinerdgeschoss und Eckrustika, 1659-1661; Scheune, erdgeschossiger Fachwerkbau mit Satteldach, 18. Jahrhundert; Einfriedung, teilweise verputzte Sandsteinquadermauer mit gegiebelten Decksteinen, Eckgartenhaus, Gartenportal und dreiteiligem, rundbogigem Einfahrtstor mit bekrönendem Dekor und Voluten, zweite Hälfte 17. Jahrhundert.
Beschreibung
Ein prächtiges Barocktor öffnet den Blick in das ummauerte Schloss-Areal. Es ist von großen Rustika-Steinen eingefasst und mit einem Aufsatz aus Voluten, einer Muschel und Zierbekrönungen geschmückt. Es markierte in der ländlichen Umgebung den herrschaftlichen Bereich. Daneben gibt es noch einen kleineren Eingang für die Menschen zu Fuß. Der zweigeschossige Rechteckbau des Schlosses hat ein steiles Satteldach, das an der Ostseite mit drei Zwerchhäusern geschmückt ist. Auf der Westseite befindet sich der Treppenturm. Die Ecken des Gebäudes sind mit Rustika-Steinen betont. Das Erdgeschoss besteht aus Sandsteinquadern. Die querovalen, vergitterten Fenster gehören zum Festsaal. Das erste Obergeschoss und der Giebel sind verputzt. Am Giebel befinden sich Voluten, also Zierelemente, wie sie auch an den barocken Bauernhäusern des Knoblauchslandes zu finden sind. Eigentlich ist das Steinacher Schloss als ein überdimensioniertes Bauernhaus konzipiert. Seinen herrschaftlichen Charakter erhält es durch seine Größe, die Anlage mit den Nebengebäuden, den Garten und die Ummauerung.
Im Laufe der Zeit ist an der Fassade viel verändert worden. Es fehlen die Gesimsteilungen im Giebel mit den Voluten. Die Fenster haben ihre verkröpften Umrahmungen und das Portal hat seine Supraporta, den Schmuckaufsatz, verloren. Auch an den Nebengebäuden fanden Veränderungen statt. Vor allem das Vogthaus links neben dem Tor hat seinen 1714 erbauten Turm, der auf alten Fotos sehr dominierend wirkt, 1927 verloren. Seine gegliederte Fassade wurde hinter Eternitplatten versteckt. Anfang des 20. Jh. wurden im Schloss ein Café und eine Wirtschaft eingerichtet, die mit dem Biergarten ein beliebtes Ausflugsziel der Fürther wurde. Steinach profitierte vom Schiffsverkehr auf dem Ludwigskanal nach Kronach, denn viele Leute wanderten am Kanal weiter und kehrten dann im Steinacher Schloss ein. Über eine Freitreppe gelangt man in das Schloss. Der ursprünglich großzügige Eingangsbereich wurde verkleinert und das von zwei Putten getragene Löffelholz-Wappen über der Eingangstür zum Saal verändert. Dieser Saal ist das Schmuckstück des Schlosses. Er befindet sich nicht, wie sonst üblich, im ersten Stock, sondern im Erdgeschoss. Um die ovalen Fenster herum und an der Decke wurde er mit hervorragender, reicher, barocker Stuckverzierung geschmückt. Geflügelte weibliche Wesen mit langen gelockten Haaren und blattförmigen Beinen sind die Hauptmotive dieses bedeutenden Stuckdekors. Sie werden als Harpyien interpretiert (Habel), räuberische Winddämonen der griechischen Mythologie, die als Allegorie für Habsucht und Geiz mit Stucktüchern an den Fensterrahmungen festgebunden und damit unschädlich gemacht sind. Dieser ungewöhnliche Stuck wurde im italienischen Stil ausgeführt, wie er im Nürnberg des 17. Jh. vorkam.[1]
Geschichte
Vorgängergebäude entstanden ab dem 15. Jahrhundert, als Nürnberger Patrizier, wie auch an anderen Orten rund um Nürnberg, Herrensitze errichteten, um vor Ort das Landgebiet zu verwalten. Die Bauten waren von einem Graben umgeben, die unteren Geschosse hatten keine Fenster, nur Schießscharten. Obwohl sie gut befestigt waren, wurden sie 1552 im Zweiten Markgrafenkrieg und noch einmal 1634 im Dreißigjährigen Krieg zerstört. Das barocke Schloss aus dem 17. Jahrhundert wurde 1659 bis 1661 von der Familie Loeffelholz erbaut und lässt keinen Verteidigungswert mehr erkennen. Es wurde vielmehr als Sommersitz für die immer mehr dem Adel nacheifernden Patrizier genutzt.[2]
Auf dem Gelände des Schlosses befinden sich heute die Streetlife Studios.[3]
Literatur
- Werner Sprung: Der Weiler und das Schlößchen Steinach bei Fürth. In: Fürther Heimatblätter, 1958/1, S. 1 - 16
- Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 95-97.
Siehe auch
Weblinks
- Robert Giersch, Andreas Schlunk, Bertold von Haller: Burgen und Herrensitze in der Nürnberger Landschaft; Internetpräsentation der gleichnamigen Schriftenreihe des Altnürnberger Landschaft e. V., abgerufen am 26.04.2018 - Schloss Steinach
- Lage des Schlosses nach historischer Karte - BayernAtlas
Einzelnachweise
- ↑ Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 96-97.
- ↑ Barbara Ohm: Durch Fürth geführt, Band 2 - Die Stadt jenseits der Flüsse. VKA Verlag Fürth, 1999, 2005, S. 95.
- ↑ Vgl. Streetlife Studios
Bilder
Steinach von Osten her mit Gebäude Freiwillige Feuerwehr Steinach - Herboldshof links und Schloss Steinach Mitte im Juni 2020
Blick Straße Am Mühlweg in Steinach Richtung Süden. Rechts die alte Sandsteinmauer vom Schloss Steinach 7 / 7a im Juni 2020
Blick auf Steinach Richtung Westen mit Schloss Steinach 7 / 7a im Juni 2020
Details Mauer und Eingangspforte zum Schloss Steinach 7 / 7a im Juni 2020
Eingangspforte zum Schloss Steinach 7 / 7a im Juni 2020
Einfahrt nach Steinach mit Engstelle am Schloss Steinach 7 / 7a rechts im Juni 2020
Steinach mit Eingangspforte (am Briefkasten) zum Schloss Steinach 7 / 7a im Juni 2020
Familie Mehl im Wirtsgarten der Restauration im Schloss Steinach, 1934
Erntezeit in Steinach mit dem Schloß in der Bildmitte, Aufnahme ca. 1920