Eigenes Heim
Die Siedlung Eigenes Heim ist Teil des Fürther Stadtteils Schwand zwischen der Vacher Straße im Osten, der Robert-Koch-Straße im Süden, der Dr.-Schumacher-Straße im Westen und den Häusern entlang der Feldstraße im Norden. Die Bebauung weiter nördlich davon, um die Riemenschneiderstraße, gehört streng genommen nicht mehr dazu, da die Häuser nicht mehr der "Baugenossenschaft Eigenes Heim" gehören. Die Siedlung Eigenes Heim wird oft als eigener Stadtteil gesehen. Historisch betrachtet sind die Gebäude jedoch Teil des Gebietes "Schwand", wie der Bereich von der Hohen Straße bis fast an den Farrnbach, über Jahrhunderte in Karten bezeichnet wurde.
Die Baugenossenschaft
Seinen Namen hat das Gebiet von der Baugenossenschaft Eigenes Heim e. G.. Diese wurde am 22. Oktober 1909 mit dem Ziel gegründet, die gesundheitlichen Verhältnisse in Fürth zu verbessern [1], indem man Einfamilienhäuser (mit Garten) baute, die später Eigentum werden sollten. Zum Vorsitzenden wählte man Friedrich Scherzer. Zuerst gab es allerdings einige Schwierigkeiten bei der Bauplatzsuche [2]. Als das mittlerweile städtische Grundstück in der "Erholung" ins Auge gefasst wurde, war im Stadtmagistrat eine starke Majorität gegen die Abgabe eines solchen Platzes für einen genossenschaftlichen Zweck. Baurat Otto Holzer wies daraufhin einige für die Stadt wertlose Parzellen auf der Hardt und am Scherbsgraben für die Genossenschaft an. Eine Ablehnung im Gemeindekollegium wäre aber dabei nur zu umgehen gewesen, wenn für einen minderwertigen Sandhügel am Scherbsgraben 25 - 30 Pfg. für den Quadratfuß gezahlt worden wären (und die Genossenschaft bestenfalls 10 - 15 Pfg. zu zahlen bereit war) [3]. Schließlich gelang es, auf der Schwand 3,03 Tagwerk Bauland für 18.000 Mark zu erwerben.
Später wäre die Finanzierung der Hausbauten fast gescheitert, wenn nicht Oberbürgermeister Theodor Kutzer extra zum Fürther Ehrenbürger Louis Alfred Nathan ins Tiroler Urlaubsquartier nachgefahren wäre und von diesem eine Bürgschaft erwirkt hätte.
Ausführung der Bauten
Die Bauausführung übernahmen die Architekten Peringer & Rogler.
Das erste Bauprogramm umfasste 31 Einfamilienhäuser (drei alleinstehende und 14 Doppelhäuser). Der überbaute Raum betrug zwischen 48 und 50 Quadratmeter, der umbaute Raum zwischen 240 und 300 Kubikmeter[4].
Bei der Raumausführung heißt es:
- "Erdgeschoß enthält 1 Wohnzimmer, 1 offene Veranda, Küche, Abort und Bad mit Emaillewanne, Badeofen mit Mischbatterie. Die Küche hat einen schönen gelben Kachelherd mit 2 Gas- und 3 Kohlenkochstellen.
- Obergeschoß: 2 Schlafzimmer, 1 bzw.2 Kammern und Treppe und Dachraum."[5]
- "Erdgeschoß enthält 1 Wohnzimmer, 1 offene Veranda, Küche, Abort und Bad mit Emaillewanne, Badeofen mit Mischbatterie. Die Küche hat einen schönen gelben Kachelherd mit 2 Gas- und 3 Kohlenkochstellen.
Die Mauerstärke wurde im Parterre mit 40 cm, im Obergeschoß mit 28 cm wiedergegeben. Für die Fußböden der Wohnzimmer verwendete man amerikanische Kiefernlangriemen, im Obergeschoß künstlich getrockenes Weichholz.
Im Sommer 1910 wurden die ersten Häuser (Vacher Straße 87 - 101) bezogen. Doch bereits die Bauphase stellte sich als beste Werbemaßnahme für die Bausgenossenschaft heraus, sodaß auf fortwährendes Drängen weitere 2,19 Tagwerk Acker zum Preis von 16.500 Mark gekauft wurden, um darauf dann noch einmal 23 Einfamilienhäuser und ein Zentralwaschhaus zu errichten. Diese konnten am 1. April 1911 bezogen werden.
Ziel war es, neben dem "eigenen Heim" jedem Genossenschaftsmitglied auch noch einen eigenen Garten zu ermöglichen, ein Konzept, das bis 1950 beibehalten werden konnte. 1913 pflanzte man zu Ehren des nach Mannheim wechselnden Oberbürgermeisters die Kutzerlinde Ecke Heimgartenstraße und Feldstraße, die heute noch steht. Der Erfolg der ersten Baumaßnahmen und eine Wohnungsnot zum Ende des Ersten Weltkriegs führten zu weiteren Bauaktivitäten der Baugenossenschaft in der Weinbergstraße, der Friedrich-Ebert-Straße, der Schwandstraße (später Damaschkestraße), dem Scherzerplatz und Am Amselschlag (später Fritz-Gräßler-Straße).
Fortgang nach dem Ersten Weltkrieg
Bereits 1919 verzichteten die sozialdemokratisch geprägten Genossen auf ihren Eigentumsanspruch, um die Gemeinnützigkeit der Einrichtung erhalten zu können. Vier Jahre später waren schon weitere 178 Wohnungen entstanden, obwohl der Genossenschaftsanteil - inflationsbedingt - 1 Million (!) Mark kostete. Die Anpassungen der Monatsmieten verliefen ähnlich inflatorisch. So betrug die Miete August 1923 das 100-fache der Julimiete (aus "Gräßler", siehe Lit.). In diesen Notzeiten hielten sich die Siedler in ihren Gärten nicht nur Hühner und Hasen, sondern auch Ziegen und Schweine. Zwischen 1924 und 1931 entstanden 207 Wohnungen und von 1935 bis 1939 wuchs der Bestand nochmals um 174 Wohnungen. Man war von den Einfamilien- und Reihenhäusern zu den Mehrfamilieneinheiten übergegangen.
Im Zweiten Weltkrieg hatten nur wenige Häuser Bombenschäden erlitten. Dies führte dazu, dass die amerikanische Militärregierung einen Teil der Häuser zur Unterbringung von Displaced Persons (DPs) beschlagnahmte, das Camp Finkenschlag. Die Räumung erfolgte erst im Oktober 1949. Es folgte dann eine weitere Periode reger Bautätigkeit in der Siedlung Eigenes Heim, in der bis 1980 noch einmal 320 Wohnungen errichtet wurden.
Denkmalschutz
- siehe: Ensemble Eigenes Heim
Literatur
Lokalberichterstattung
- Alexander Mayer: Eine neue Studienarbeit gibt Aufschluß über die Idee und Enwicklungen der Gartensiedlungen: Vom Ideal der Stadt im Grünen. In Fürther Nachrichten vom 1. Juli 1992, S. 43
- Gabi Pfeiffer: Eigenes Heim wird 100. In: Fürther Nachrichten vom 20. Oktober 2009 - online abrufbar
- Volker Dittmar: Sorge um das historische Erscheinungsbild. In: Fürther Nachrichten vom 17. Mai 2019 (Druckausgabe) bzw. Verlieren die Siedlungen ihr historisches Erscheinungsbild? In: nordbayern.de vom 19. Mai 2019 - online abrufbar
- Jim G. Tobias: Eine jüdische Stadt in Fürth. In: Fürther Nachrichten vom 28. August 2019 (Druckausgabe) bzw. Camp am Finkenschlag: Eine jüdische Stadt in Fürth. In: nordbayern.de vom 31. August 2019 - online abrufbar
Einzelnachweise
- ↑ Der Bericht über die Gründung der Genossenschaft gibt hier genaueren Einblick: Während in Rosenheim auf 59,29 Versicherten ein Erwerbsunfähiger kam, in Würzburg auf 43,83, in Hof auf 43,15, in Kaiserslautern auf 35,00, in Ludwigshafen auf 31,66, in Nürnberg auf 29,51, in München auf 29,50, in Augsburg auf 29,01, in Bamberg auf 28,51 so kam in Fürth bereits auf 22,71 Versicherten ein erwerbsunfähig Krankgemeldeter. Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 3.
- ↑ Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 4.
- ↑ ebenda
- ↑ Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 6.
- ↑ Siehe Baugenossenschaft "Eigenes Heim" in Fürth (Buch), Seite 6.
Siehe auch
Weblinks
- Liste der Baudenkmäler in Fürth - Ensemble Eigenes Heim - Wikipedia
- Nürnberger Institut für NS-Forschung und jüdische Geschichte des 20. Jahrhunderts: Jüdisches DP-Lager Finkenschlag
Bilder
Blick vom Regnitztal aus Richtung Eigenes Heim mit Bebauung an der Vacher Straße im Vordergrund, Dezember 2020
Rodungsarbeiten für die neue Treppenanlage Robert-Koch-Straße unterhalb des Hexenhäusla im März 2008
Rodungsarbeiten für die neue Treppenanlage Robert-Koch-Straße unterhalb des Hexenhäusla - (Reste der alten Treppen sind noch zu sehen) - im März 2008
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Jakob-Henle-Straße mit Krüppelwalmdachgebäude Jakob-Henle-Straße 40 im Mai 2005
Straßenerneuerung nach Kanalarbeiten in der Vacher Straße Richtung Billinganlage im Mai 2005
Straßenerneuerung nach Kanalarbeiten in der Vacher Straße Richtung Billinganlage im April 2005
Straßenerneuerung nach Kanalarbeiten in der Vacher Straße Richtung Billinganlage im April 2005
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla hinter dem Gebäude Vacher Straße 13, Blickrichtung Nottelbergstraße im April 2005
Straßenbau Arbeiten nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Vacher Straße an der Einmündung Jakob-Henle-Straße Richtung Norden, im März 2005
Straßenerneuerung nach Kanalarbeiten in der Vacher Straße Richtung Billinganlage im März 2005
Straßenbau Arbeiten nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Vacher Straße vor der Einmündung Jakob-Henle-Straße Richtung Norden, im Februar 2005
Eröffnung U-Bahnhof Klinikum mit künstlerischer Ausgestaltung der Tunnelwände am 4. Dezember 2004
Eröffnung U-Bahnhof Klinikum - Zugangsbereich am 4. Dezember 2004
Eröffnung U-Bahnhof Klinikum Zugangsbereich am Karmelitenplatz am 4. Dezember 2004
Prov. Straßenführung der Cadolzburger Straße an der Einmündung Lehmusstraße wegen Umbau der Billinganlage, September 2004 – li. Gebäude Würzburger Straße 44, 42, 40 und 38, im Hintergrund re. Hochhaus Cadolzburger Straße 1
Straßenbau Arbeiten nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Vacher Straße an der Einmündung Jakob-Henle-Straße Richtung Norden, links Wohnanlage Am Grüner Park im September 2004
Kanalarbeiten vor dem Gebäude Vacher Straße 23, dahinter Kindergarten Kindervilla St. Martin im September 2004
Panoramabild von der Jakob-Henle-Straße 38 über die Vacher Straße und Wiesengrund auf die Fürther Innenstadt, links vorne Kindergarten Kindervilla St. Martin im März 2007
Straßenbau Arbeiten nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Vacher Straße, rechts Gebäude Vacher Straße 23, Blickrichtung Billinganlage im September 2004
Straßenbau Arbeiten nach Abschluss der Kanalarbeiten in der Vacher Straße am Gebäude Vacher Straße 23 im September 2004
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Nottelbergstraße von der Vacher Straße aus im August 2004
Besichtigung des Luftschutzbunkers und Grüner-Kellers mit einem der alten Eisabwurfschächte, in denen Eis geworfen wurde, dass im Winter aus den umliegenden Weihern gewonnen und im Sommer an die Gasthäuser ausgeliefert wurde. Am 17. Juli 2004
Zugemauerter 2. Zugang des Luftschutzbunkers und Grüner-Kellers unterhalb des Klinikum Fürth an der Robert-Koch-Straße am 17. Juli 2004
Eingangsbereich zur Ausstellung "Monster im Untergrund" von Patrick Preller im Grüner-Keller am 17. Juli 2004
Billinganlage/Einmündung Cadolzburger Straße: Blick in die Würzburger Straße, August 2004 – re. Würzburger Straße 38 (Apotheke), Würzburger Straße 40 und 42
Billinganlage Einmündung Cadolzburger Straße die Würzburger Straße rauf. Rechts Apotheke Würzburger Straße 40, daneben Würzburger Straße 42 weiter hinten die Shell Tankstelle im Juli 2004
Blick von der Vacher Straße in die im Umbau befindliche Billinganlage Richtung Hochstraße. Mitte Apotheke Würzburger Straße 40 im Juli 2004
Bauarbeiten und Zugang zum U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im April 2004
Bauarbeiten und Zugang zum U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im April 2004
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Vacher Straße mit gelben Gebäude Vacher Straße 23, davor Reihenhäuser Nr. 23f+g, Vacher Straße 12 und Vacher Straße 14 im Hintergrund im Januar 2004
Blick von der Vacher Straße in die im Umbau befindliche Billinganlage. Links Eckgebäude Billinganlage 16, Mitte Apotheke Würzburger Straße 40 im November 2003
abgeschlossene Rohrleitungsbau Arbeiten in der Vacher Straße im Oktober 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" Regenrückhaltebecken in der Vacher Straße, Käppnerweg und Wiesengrund im Oktober 2003
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Vacher Straße Häuserzeile Vacher Straße 12-2 und Gaststätte Zum Schlössla im Oktober 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" in der Vacher Straße im September 2003
Kanalarbeiten in der Vacher Straße, rechts Häuserzeile Vacher Straße 6-14, links Vacher Straße 13 und Vacher Straße 15 im September 2003
Zugang zum U-Bahnhof Stadthalle in der Kapellenstraße im Juli 2003
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Vacher Straße mit Gebäude Vacher Straße 23, Vacher Straße 12 und Vacher Straße 14 im Hintergrund, Juni 2003
Bauarbeiten und Zugang zum U-Bahnhof Klinikum an der Würzburger Straße im Juni 2003
Bauarbeiten und Zugang zum U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Juni 2003
Bauarbeiten und Zugang zum U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Juni 2003
Bohrarbeiten in der Vacher Straße im Zuge des U-Bahn Baues im Mai 2003
Bohrarbeiten in der Vacher Straße im Zuge des U-Bahn Baues im Mai 2003
U-Bahn Arbeiten im Wiesengrund vor der Unterquerung der Vacher Straße unter den Gebäude Vacher Straße 6 im Mai 2003
Rohrleitungsbau in der Vacher Straße im Mai 2003
Rohrleitungsbau in der Vacher Straße im Mai 2003
U-Bahn Arbeiten im Wiesengrund vor der Unterquerung der Vacher Straße unter den Gebäuden Vacher Straße 10 und Vacher Straße 12 im Mai 2003
Bohrarbeiten in der Vacher Straße im Zuge des U-Bahn Baues im Mai 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" in der Vacher Straße im April 2003
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Vacher Straße Häuserzeile Vacher Straße 12-2 und Gaststätte Zum Schlössla im April 2003
Bebauung der ehem. Kleingartenkolonie Schlössla Blickrichtung Vacher Straße mit Gebäude Vacher Straße 12 und Vacher Straße 14 im Hintergrund, April 2003
Rohrleitungsarbeiten in der Vacher- und Jakob-Henle-Straße im März 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" in der Vacher Straße im März 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" in der Vacher Straße im März 2003
Kanalarbeiten "Schacht D" in der Vacher Straße im März 2003
Bauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Tiefbauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Tiefbauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Tiefbauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Bauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Bauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Bauarbeiten U-Bahnhof Klinikum vor der Christkönig-Kirche im Januar 2003
Reparaturarbeiten nach den durch Blitzschlag verursachten Schäden am Gebäude Feldstraße 9 (Sachschaden 100.000 DM), Juli 1999
Pfadfinder St. Georg "Wölflinge"- 1976 Einzug 25 Jahrfeier Pfarrei Christkönig-Kirche
Pfadfinder St. Georg Stamm II - 1950 vor der alten Christkönig-Kirche