100%
Fritz Bernet, stellv. Intendant und Oberspielleiter des Stadttheaters, 1937

Fritz Bernet (geb. 19. Dezember 1885 in Fürth, gest. 10. Mai 1960 ebd.) war ein Fürther Volksschauspieler. Bernet war Mitglied der NSDAP (Mitgliedsnummer 3.178.146).[1] Bernet war seit dem Juni 1913 mit Anna Kröniger aus Fürth verheiratet. Aus der Ehe stammte der Sohn Heinrich (Heinz) Bernet, der 1919 auf die Welt kam.

Leben und Wirken

Nach der Schulzeit absolvierte Bernet zunächst eine Ausbildung zum Dekorationsmaler. Mit 19 Jahren trat er 1905 erstmals in Kolbermoor bei Rosenheim auf eine Bühne. Es folgten viele kleinere Bühnen, meist in Dorfwirtschaften und Kleinstadtsälen die er mit einem Wandertheater bespielte. So war er u.a. In Sonneberg, Kulmbach, Hof, und Weiden als junger Schauspieler auf der Bühne zu sehen, so auch in Fürth im Geismannsaal. Mit einem Bauerntheater tourte Bernet ebenfalls durch die Lande, so z.B. im benachbarten Ausland wie in der Schweiz und Österreich. Seine Auftrittsstandorte waren z.B. Lindau Dornbirn, Feldkirchen, Bregenz, Chur, Winterthur, Biel und Bern. Gelegentlich wechselte Bernet auch das Genre und spielte beim Varieté oder im Cabaret. Anfang der 1910er Jahre gelang Bernet im heimischen Kreis wieder Fuß zu fassen, zunächst mit einem Engagement bei den Hans-Sachs-Spielen in Nürnberg Patnersberg. Während dieser Zeit nahm Bernet in Nürnberg Schauspielunterricht bei Ferdinand Martini, um sich dann wieder einer Wanderbühne anzuschließen.

Im Sommer 1915 folgte ein Engagement am Stadttheater Nürnberg, bis er im Mai 1933 den Ruf des damaligen NS-Oberbürgermeisters Franz Jakob nach Fürth folgte. Bernet sollte dabei mithelfen, die Selbständigkeit des Stadttheaters mit aufzubauen. Zuvor hatte Bernet noch eine Nebenrolle im Stummfilm "Wenn die Abendglocken läuten", ein Heimatfilm vom bekannten Regisseur Hanns Beck-Gaden.[2] Die Filmaufnahmen entstanden in Oberstdorf und im Walsertal. Der Film galt lange als verschollen und wurde erst 2005 wiederentdeckt.[3]

Er war vor allem als Komiker bei der Bevölkerung sehr beliebt und trat auch am Fürther Stadttheater auf. Er gehörte zu den Gründungsmitgliedern der Großen Carnevalsgesellschaft Fürther Kleeblatt 1912 e. V. Seine Paraderolle war der "Frosch" in der Operette "Die Fledermaus" von Johann Strauss.

Engagement während der NS-Zeit

 
Fritz Bernet während der Kirchweih 1935

Während des Nationalsozialismus sympathisierte Bernet offen mit dem NS-Regime und wurde am 1. Mai 1933 Mitglied der NSDAP und der Reichkulturkammer.[4] Durch die besondere Affinität des damaligen Oberbürgermeisters Jakob zum Theater entscheid er sich gegen eine weitere Verlängerung des Kooperationsvertrages mit dem Stadttheater Nürnberg - für die erneute Eigenständigkeit des Fürther Stadttheaters, dass unter seiner Leitung als Theaterreferent wieder im neuen Glanze erstrahlen sollte. Hierzu holte Jakob als Intendanten den 1. Operetten-Kapellmeister Willy Seidl aus dem Stadttheater Nürnberg, ein strammer Nationalsozialist, der sich zur Aufgabe gemacht hatte „arische“ Operetten aufzuführen, ganz im Geiste „unseres Führers Adolf Hitlers“. Jakob holte sich im Mai 1933 Fritz Bernet aus dem benachbarten Theater. Gemeinsam mit Willy Seidl sollte Bernet als Oberspielleiter das Fürther Stadttheater wieder zu seiner Selbständigkeit verhelfen. Das Orchester wurde aus erwerbslosen Fürther Musikern zusammengestellt, so dass Ende 1933 im städtischen Jahresbericht festgehalten werden konnte, dass man im neuen Theater 156 Personen an künstlerischem und technischem Personal anstellen konnte. Das Publikum wurde mittels billigen Abonnements angelockt, dem sie gerne folgten.



Er wurde durch die Nationalsozialisten häufig für Veranstaltungen und Massenkundgebungen gebucht. Auch beruflich schien Bernet während der NS-Zeit Karriere zu machen. In einer Publikation des Stadttheaters aus dem Jahr 1933 wird Bernet bereits als stellvertretender Intendant und Oberspielleiter aufgeführt.[5]

Nach dem Mai 1945 wurde er zunächst inhaftiert und erhielt während der Entnazifizierung Berufsverbot.[6] Offensichtlich gelang es Bernet in der Revision das Strafmaß zu mildern, sodass er Anfang der 1950er Jahre wieder seinen Beruf als Schauspieler ausüben durfte. Seine Rolle während der NS-Zeit ist aktuell noch nicht erforscht.

Auszeichnungen

Sechs Jahre nach dem Tod des Fürther "Bernet´s Fritzla" wurde am 10. Mai 1966 im Stadtpark eine Büste von dem "populären Volksschauspieler" aufgestellt. Die Büste in Bronze hat der Fürther Bildhauer Philipp Siebenkäß 1938 „nach dem lebenden Modell“ geschaffen.[7] Um die Aufstellung der Büste, nahe der Freilichtbühne im Stadtpark, hatte sich besonders der damalige Bürgermeister Heinrich Stranka bemüht. Eingeladen zur Eröffnung der Fritz-Bernet-Gedenkstätte hatte der damalige Oberbürgermeister Kurt Scherzer - dem viele Menschen folgten.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Bundesarchiv R 9361-VIII KARTEI 2140417
  2. Wikipedia: Wenn die Alpenglocken läuten, 1930, online abgerufen am 12. Januar 2015 um 14:12 Uhr
  3. Arte TV Homepage, online abgerufen am 12. Januar 2015 um 14:11 Uhr - Arte TV
  4. Bundesarchiv R 9361 V/46337
  5. Einladungsheft zur Platzmiete 1933, Stadttheater Fürth, S. 2
  6. Ausführungen von Peter Frank vom 11. Januar 2016
  7. Fürth 1964 - 1984. Ein Rückblick auf 20 Jahre Stadtgeschichte. Stadt Fürth, Selbstverlag. 1984

Bilder