Feuerwache
Feuerwache an der Königstraße |
- Objekt
- Städtische Feuerwache
- Baujahr
- 1908
- Baustil
- Jugendstil
- Architekt
- Georg Groß
- Geokoordinate
- 49° 28' 35.40" N, 10° 59' 28.77" E
- Quellangaben
- BLfD - Denkmalliste Fürth
Die städtische Feuerwache befindet sich in der Königstraße 103. Der Umzug in die Neue Feuerwache an der Kapellenstraße findet voraussichtlich im Frühjahr 2022 statt.
Geschichte
Das heutige Gebäude wurde im Jugendstil 1908 erbaut. Als Architekt gilt Georg Groß, unterzeichnet sind die Baupläne jedoch von Otto Holzer. Auf dem Gelände stand zuvor das Haus der Kaufmannsfamilie Gebhardt. Bis zur Fertigstellung des neuen Gebäudes war die Feuerwache im Rathaus untergebracht.
Das Gebäude enthielt ursprünglich Dienstwohnungen für den Rektor der Helmschule, den Bürgermeister und den Brandmeister. Sechs Pferde, die mit einzogen, mussten schon bald weichen, weil motorisierte Fahrzeuge ihren Platz einnahmen. Stall, Heuboden und Futterlager bekamen andere Aufgaben. Diesen ersten Umbauten folgten später noch viele weitere.
Im alten Haferlager (für die Vorspannpferde der Dampfspritze) befindet sich ein kleines Feuerwehr-Museum. Nachdem 1954 mit Stadtratsbeschluss die "Stadtfeuerwehr" Fürth in eine Berufsfeuerwehr und eine Freiwillige Feuerwehr Fürth aufgespaltet wurde, nutzte die Berufsfeuerwehr die freiwerdenden Wohnungen als Sozial- und Unterrichtsräume. In der ehemaligen Brandmeisterwohnung sind die Büros des Katastrophenschutzes untergebracht. Nur eine Wohnung gibt es noch, hier lebt die Witwe von Kraft-Alexander, dem früheren Leiter des Fürther Stadttheaters.
Das ehemalige Eichamt, (Helmplatz 6) wird seit Jahren ebenfalls von der Feuerwache genutzt, da die alte Feuerwache nicht mehr genug Platz bietet.
Seit Ende der 80er Jahre gab es Pläne für den Bau einer neuen Feuerwache, die immer wieder verschoben wurden. Jetzt soll der Neubau an der Kapellenstraße im Frühjahr 2022 bezugsfertig sein. Die Feuerwache wird bis auf Weiteres der Freiwilligen Feuerwehr Fürth zur Nutzung zur Verfügung stehen.
Besonders an der Baugeschichte ab Juli 1907 bis zur gänzlichen Vollendung am 16. November 1908 war, dass viele Arbeiten in Losen vergeben wurden. Dadurch konnten für die aufgeteilten Baumaßnahmen der Schreiner, Schlosser, Maler, Tüncher und Hafner auch kleinere Fürther Handwerksbetriebe in Fürth bedacht werden. Der jeweilige Beginn der Arbeiten musste dem Bauamt durch Anzeigen gemeldet werden. 22 derartige Anzeigen über Baumaßnahmen finden sich in der Bauakte für die Königstraße 103.
Für die Schreinerarbeiten gabt es fünf Lose, für die Schlosserarbeiten drei Lose, die Maler werden in drei Losen bedacht und die Hafner in zwei Losen. Für die Stuckatur- und Installationsarbeiten wurden ebenfalls Fürther Betriebe eingesetzt. Aus den Anzeigen ist zum Beispiel zu entnehmen, dass ab Juli 1908 die Hafner sowohl an den Feuerwehrräumen und Kutscherwohnungen (Los I), als auch in den künftigen Wohnungen des Oberbürgermeisters, Rektors und Direktors (Los II) gearbeitet haben.
Die Eröffnung
Unter Beteiligung von vielen Ehrengästen wurde die neue Feuerwehrzentrale eingeweiht. Die offizielle Bewilligung zum Bezug der Feuerwehrzentrale mit Haus Nr. 103 Königstraße hatte der Stadtmagistrat am 21. September 1908 erteilt und dem Bauamt als Bauherrn unter dem Stadtbaurat Otto Holzer eröffnet. Dem Brandmeister Heinrich Schrank, zuständig im Bauamt für die Feuerpolizei und die Feuerwehr, erhielt vom Beschluss Kenntnis. Damit konnte der Bau offiziell in Betrieb genommen, der Wachraum bzw. das Feuermeldezimmer im Erdgeschoß ständig besetzt werden. In der Chronik von Paul Käppner schrieb er zur Eröffnung: „Eröffnung des Feuerwehrhauses an der Königstraße (…). Nach einer größeren Übung an den Gebäuden Maxstraße/Friedrichstraße 24/26 rückte die Feuerwehr unter Vorantritt der Stadtkapelle in das neue Haus ein.“[1]
Die Wohnungen darüber waren schon vorher bezogen worden. Am 20. September hatte der Kommandant, der städtische Werkmeister Adam Pausch, seine neue Wohnung im 2. Stock bezogen. Er wohnte dort bis 1936. Neben ihm im 2. Stock wohnten der Kutscher Spath und im 1. Stock sowie im Erdgeschoß die städtischen Kutscher Hübschmann und Ochsenkiel in ihren (kleineren) Wohnungen schon ab 12. September 1908. Dieses Eckhaus an der Königstraße und dem Helmplatz führte seinerzeit die Adresse Helmplatz 2.
Raumnutzung
Die fünf Bauteile, die die alte Feuerwache an der Königstraße bilden, sind in den erhaltenen Bauakten in einer kleinen Skizze ersichtlich. Zwei Grundrisse aus dem Verwaltungsbericht des Stadtmagistrats Fürth für 1908 und 1909, führen die Nutzung der Räume im Einzelnen auf.
Von der Feuerwehr genutzt werden die Bauteile I, II, III und IV. Im Bauteil III im Erdgeschoß erfolgt die Fortsetzung der Geräte-/Fahrzeughalle.
Weitere Nutzung in den Bauteilen III, IV: Wohnungen für den Gymnasialrektor des anschließenden Gymnasiums (im I. Obergeschoß), für den Oberbürgermeister (im 2. OG), und für den städtischen Gaswerksdirektor (im III. OG).
Die Wohnung im I. Stock bezog Dr. Friedrich Vogel am 11. September 1908. Er wohnte dort bis 30. September 1921. Die „Herrschaftswohnung“ im 2. Stock nahm ab 20. September 1908 Oberbürgermeister Theodor Kutzer ein und verließ sie am 31. Dezember 1913, als er nach Mannheim geht. Ihm folgt Oberbürgermeister Dr. Robert Wild ab März 1914. Bei ihm wohnen zeitweise auch die Söhne Wilhelm Robert Wild, Jurastudent (1923/24), und Eduard Wilhelm Wild, ebenfalls Student (1922/23).
Im 3. Stock hatte Franz Tillmetz als Direktor der Gaswerke eine Dienstwohnung ab dem 10. September 1908.
Im Mai 1941 bezog die OB-Wohnung der Bürgermeister und kommissarische Oberbürgermeister Dr. Karl Häupler, zuvor wohnte er in der Königswarterstraße. Nach dem Krieg bewohnt die Dienstwohnung Dr. Hans Bornkessel. Nach seinem Ausscheiden aus dem Amt 1964 und Wegzug nach München zieht der Theaterdirektor Kraft Alexander in die Wohnung ein. Nach seinem Ableben bleibt die Witwe in der Wohnung.
Bauteil Helmplatz 2 Adam Pausch, der Leiter der Feuerwehr, hatte am 20. September 1908 die Dienstwohnung bezogen. Er wohnte dort bis 1936. Nachfolger wurde Diplomingenieur Johannes Rachfahl, städtischer Baurat und „Wehrführer“. Als Xaver Dimper Ende 1942 zum Hauptbrandmeister ernannt wurde, bezog er im 2. Stock eine Dienstwohnung. Er bewohnte sie mit Familie bis Ende Mai 1946. Als er im September 1953 erneut als Brandinspektor mit dem Aufbau und der Leitung der Berufsfeuerwehr betraut wurde, wohnte er wieder im Hause. Mit Ablauf November 1970 und seiner Pensionierung gab es wieder einen Wohnungswechsel. Der Amtsleiter, ab Oktober 1973 Christian Heuser, wohnte in wieder der Dienstwohnung im Haus bis zu seinem Ausscheiden Ende Oktober 1998. Nach Umbau der Dienstwohnung in Büroräume wurden diese von der Abteilung Katastrophenschutz genutzt.
Bauteil V: Ab 1908 war noch ein Prospekte-Depot des Stadttheaters im Erdgeschoß. Über dem EG befindet sich eine Terrasse, benutzbar für die Wohnung im I. Obergeschoß.
Beschreibung des Baudenkmals
Gruppenbau in Ecklage, zweiflügeliger, zwei- und dreigeschossiger Eisenbetonbau mit Mansarddach und Eckpavillonen mit Walm-, Halbwalmdächern und Walmdachzwerchhaus, straßenseitig Sandsteinfassade mit rustiziertem Erdgeschoss und reicher Bauplastik, hofseitig verputzt mit Zwerchhäusern und Erker, barockisierender Jugendstil, von Georg Groß, bez. 1908; Teil des Ensembles Altstadt.
Stadtbaurat Otto Holzer beschrieb den Bau der Feuerwehrzentrale 1908 mit folgenden Worten: „Schon die mächtigen Ausfahrtstore deuten auch dem Stadtunkundigen den Zweck des Hauses an. Ein reizendes Steinrelief, mit den Ausrüstungsgegenständen der Feuerwehr spielende Knäbchen, wird die Zweckbestimmung des Hauses wohl allen Zeiten erhalten. (…) Die guten Verhältnisse des Gebäudes, die kräftige Rustika des Erdgeschosses, der sinnige plastische Schmuck, die einfachen aber großen Dächer, die sich den älteren Gebäuden in der Nachbarschaft gut anpassen, verfehlen ihre Wirkung nicht.“ Damit meint er die Schule Helmplatz 4 aus 1881 in klassischen Neurenaissance-Formen.
Weiterhin ergänzte Holzer, nicht uneigennützig: „Auch bei diesem Plan lag Projektierung und Ausführung in den Händen des Stadtbauamtes.“
Bauliche Änderungen
1921 begann die Motorisierung, so wurde eine Magirus-Motorspritze vom Typ „Rottweil“ beschafft. 1929 folgt die zweite Motorspritze vom Typ „Ulm“. Sie wurde später der Freiwilligen Feuerwehr Fürth-Vach überlassen und existiert noch heute. Die Stallung wurde ab Januar bis Mai 1929 in eine Autogarage umgebaut.
10 Jahre später musste ab 1939 dem Luftschutz Genüge getan werden. Neben dem Einbau einer Sammelheizungsanlage und einer Schlauchwäsche im Keller wurde auch ein Luftschutzraum unmittelbar unter der Einstellhalle für die Feuerwehrfahrzeuge geschaffen. Die Pläne und Berechnungen vom Mai 1938 zeigen auf, dass dazu eine Eisenmenge von 660 kg benötigt wurde. Dieser Bedarf musste ausführlich beim Arbeitsamt Nürnberg, Abteilung Vierjahresplan, begründet werden. Nach Genehmigungen im Dezember 1938 werden dann die neuen Einrichtungen bis August 1939 geschaffen.
1971 – nach mehr als 50 Jahren – wurde erstmals in größerem Umfang umgebaut bzw. erweitert. Im I. Stock an Stelle von zwei Wohnungen (Bauteile I und III) schaffte man neue Schlaf- und Unterrichtsräume und richtete sanitäre Anlagen ein. Außerdem ragte nun der Schlauchturm mit 24 Metern hoch. Eine feste Funkstation machte die Feuerwehr unabhängig von der Polizei. Und für die Fahrzeugpflege und -reparatur wurde im Hof eine Hebebühne installiert. Die Fahrzeughalle erhielt eine Bodenheizung, damit auch bei großer Kälte die Feuerzeuge der Löschtrupps sofort einsatzbereit waren.
Aber auch Räume im Eichamtsgebäude am Helmplatz werden der Feuerwehr zur Verfügung gestellt, um das „brennende Raumproblem“ zu beheben. Die drangvolle Enge in der Feuerwehrzentrale führte aber weiter dazu, dass Fahrzeuge anderweitig untergebracht werden mussten. Im unweit gelegenen Sozialrathaus am Königsplatz sind im Untergeschoß Garagen für die Freiwillige Feuerweher eingebaut, die von der Mühlstraße aus zu befahren sind.
Das Feuerwehrmuseum
Schon in den 50er Jahren gab es eine kleine Sammlung von Feuerwehrhelmen, Rangabzeichen, Beilen bzw. Feueräxten, Signaltrompeten, wie aus einem Zeitungsartikel zum 50. Bestehen des Hauses im September 1958 hervorgeht. Zum 75-jährigen Bestehen 1983 waren es dann schon eine Vielzahl von Exponaten im Raum über den einstigen Stallungen, dem ehemaligen Heulager, später verlagert in den Keller. Aufgebaut hatte die Sammlung Erwin Tröger. Er hatte sich nicht nur bleibende Verdienste um die Erweiterung und Betreuung des Museums und Archivs erworben, sondern er zeigte auch die Historie der Fürther Feuerwehr in verschiedenen Festschriften der Freiwilligen Feuerwehr auf.
Das Museum wird gelegentlich auch extern ausgeliehen bzw. ausgestellt. So wurde während der Feuerschutzwoche 1979 die Sammlung einer breiteren Öffentlichkeit in der Schalterhalle und in den Schaufenstern der Deutschen Bank gezeigt, darunter auch Exponate wie alte Uniformen, Helme, historischen Wasserspritzen, künstlerisch gestalteten Diplome etc.
Eine Marmortafel, die 1922 enthüllt wurde und im Museum zu sehen ist, ist zum Gedenken an die im I. Weltkrieg gefallenen Feuerwehrleute. 15 Namen sind in der Tafel eingraviert.
»Zeitverschiebung«
Hier kann per horizontaler Mauszeigerbewegung zwischen zwei deckungsgleich übereinandergelegten Fotos aus verschiedenen Epochen gewechselt werden:
- Foto alt: historische Postkarte
- Foto neu: Aufnahme von 2008 (Foto und Anpassung: Robert Söllner)
Feuerwehrmuseum
Eine Ausstellung über das Fürther Feuerwehrwesen kann in der alten Feuerwache besucht werden, Anmeldung ist im Vorfeld erforderlich.
Literatur
- Renate Trautwein: "Heiße" Fürther Gschichtn, emwe Nürnberg, 2008
Lokalberichterstattung
- Zum Jubiläum beginnt der erste große Umbau. In: Fürther Nachrichten vom 26. September 1958
- Sabine Rempe: Der Umzug war heiß ersehnt - Vor hundert Jahren wurde die Fürther Feuerwache am Helmplatz eingeweiht - Raumnot ist ein Dauerbrenner. In: Fürther Nachrichten vom 20. September 2008 - online abrufbar
- Volles Rohr - Bilderstrecke. In: Fürther Nachrichten vom 18. August 2016 - online abrufbar
- Wolfgang Händel: Eine Feuerwache als Jahrhundertereignis. In: Fürther Nachrichten vom 4. Juli 2017 (Druckausgabe) bzw. Endlich: Fürth bekommt eine brandneue Feuerwache, in: nordbayern.de vom 3. Juli 2017 - online abrufbar
- Caudia Ziob: Feuerwache bleibt im Besitz der Stadt. In: Fürther Nachrichten vom 24. November 2018 (Druckausgabe) bzw. Fürther Feuerwache bleibt im Besitz der Stadt. In: nordbayern.de vom 24. November 2018 - online abrufbar
- Claudia Ziob: Feuerwache: Ausbau läuft auf Hochtouren. In: Fürther Nachrichten vom 11. Januar 2020 (Druckausgabe) bzw. Fürther Feuerwache: Ausbau läuft auf Hochtouren. In: nordbayern.de vom 12. Januar 2020 - online abrufbar
- Claudia Ziob: Feuerwache: Ist die Vision in Gefahr? In: Fürther Nachrichten vom 19. Mai 2020 (Druckausgabe) bzw. Fürther Feuerwache: Ist die Vision in Gefahr? In: nordbayern.de vom 20. Mai 2020 - online abrufbar
- Gwendolyn Kuhn: Fürther Feuerwache: Der Umzugstermin steht. In: Fürther Nachrichten vom 23. September 2021 - online abrufbar
- Birgit Heidingsfelder: Fürther Feuerwache: Der Umzug verschiebt sich wieder. In: Fürther Nachrichten vom 21. Dezember 2021 - online abrufbar
Siehe auch
Weblinks
Bilder
Rechter Eingang zur ehem. Brandmeisterwohnung, jetzt Bereich Katastrophenschutz in der alten Feuerwache, März 2020
Hochrelief über dem rechten Eingang der alten Feuerwache mit einer Bulldogge, in der Pfote einen Schlüssel haltend
Feuerwache an der Königstraße mit geöffneten Toren und Einsatzfahrzeugen.
Ein Fassadenrelief mit dem Baujahr der Feuerwache.
Feuerwache an der Königstraße mit Fotomontage des Straßenschildes zum Dr.-Henry-Kissinger-Platz, anläßlich seines 90. Geburtstages.
Feuerwache an der Königstraße
Zug von der Wache der FFW Fürth im Sozialrathaus zur Michaelskirche.
Gebäude der Feuerwehr der Stadt Fürth (Amt für Brand- und Katastrophenschutz)
Feuerwache an der Königstraße.
Helmplatz, Rückseite der Feuerwache, Aufnahme 1980.
Blick nach Süd-Westen Rechts die Bäumenstraße bis zur Kirche "Zu Unserer Lieben Frau", 1976
Rathausturmbesteigung am 28. Juni 1976. Blick nach Süd-Westen die Königstraße entlang, 1976
Die Feuerwache (rechts) an der Königstraße. Mittig ist schemenhaft der Jugendbrunnen zu erkennen.
- ↑ Paul Käppner: Chronik der Stadt Fürth, Fürth 1900